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Monika Kraus-Wildegger: Feelgood Management

Rezensiert von Thomas Reinhardt, 19.08.2020

Cover Monika Kraus-Wildegger: Feelgood Management ISBN 978-3-96186-020-3

Monika Kraus-Wildegger: Feelgood Management. Mit Wertschätzung und Menschlichkeit erfolgreich in die Arbeitswelt von morgen. WALHALLA Fachverlag /metropolitan Verlag (Regensburg) 2019. 187 Seiten. ISBN 978-3-96186-020-3. D: 29,95 EUR, A: 29,95 EUR.

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Inhaltsverzeichnis bei der DNB.

Thema

Ausgehend von der Überlegung «Die Zukunft gehört Organisationen, die es verstehen, neben interessanten Aufgaben und Herausforderungen den Nachweis für Menschlichkeit führen zu können.» (Seite 9) beschreibt die Autorin Monika Krauss-Wildegger die Notwendigkeit und die Entwicklung eines menschlichen Arbeitsumfeldes. In diesem Buch wird dafür das Konzept des Feelgood Managements genutzt und beschrieben.

Entstehungshintergrund und Autorin

Monika Krauss-Wildegger gründete 2012 die Firma GOODplace (www.goodplace.de) und entwickelt zusammen mit dem Fraunhofer Institut die Fachausbildung für Feelgood Manager. Die Volkswirtin und Wirtschaftsinformatikerin arbeitete als Nachhaltigkeitsexpertin in Asien. Dort, «wo die längste Werkbank der Welt steht (…) ist das ‚Arbeithaben‘ kein Selbstverständnis und sind internationale Sozialstandards immer noch ein Luxus. Wenn das Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz ohne Verletzungsgefahr, Recht auf Toilettengang, Recht auf Pausen oder Recht auf bezahlte Überstunden nicht selbstverständlich sind, ist der Wunsch nach mehr Menschlichkeit selbstredend.» (Seite 21) Gespickt mit vielen Zitaten entwickelt Krauss-Wildegger das Konzept dieses Managementansatzes. Dieser beruht, wie im Eingangswort von Maike van den Boom (Glücksforscherin und Autorin des Buches «Acht Stunden mehr Glück» im Kapitel «Was wir von den Skandinaviern lernen können») eindrücklich illustriert, auf der Grundhaltung des Vertrauens. Diese Mentalität in den «high-trust» Ländern wurde uns im Frühjahr 2020 durch den schwedischen Weg in der Coronapandemie weltweit vor Augen geführt, dachte ich als Rezensent beim Lesen dieser Eingangsworte. «Vertrauen» so wie es die Wikinger vorleben: «Erst machen, dann entschuldigen» (Seite 14).

Inhalt

Das durch grosszügige Verteilung der Textblöcke übersichtlich und dadurch lesefreundlich gestaltete, in 10 Kapitel aufgeteilte Buch, hilft den roten Faden des Themas rasch zu finden. Der rote Faden ist dabei in Lila und diese Farbe (incl. dem Lesebändchen) hebt die wesentlichen Gedanken deutlich hervor. Passende Zitate, eingestreute zusammenfassende Grafiken und die Umsetzung vermittelnde Fotografien machen es zur Freude, das Buch zu lesen. Feelgood-Management wird ausführlich erklärt und von «Mitarbeiterbespassung, Bällebad à la Google, Massage, Kicker(…)» abgegrenzt. Monika Krauss-Wildegger setzt sich mit der Entwicklung von Arbeit heute und zukünftig auseinander und rezitiert die bekannten Fakten von der Veränderung der Arbeitswelt um auf «Fünf Treiber für mehr Menschlichkeit» zu fokussieren:

  • Vierte Industrielle Revolution
  • Digitalisierung
  • Demografie
  • Wissen
  • Wertewandel

Sie schliesst diese Gedanken damit ab, um darauf hinzuweisen, dass Achtsamkeit mehr ist als nur ein Trend. Doch welche Kultur braucht es für diese neue Arbeitswelt, in der die Freude an der Arbeit eine viel grössere Bedeutung gewinnen soll als es (vielleicht) in der Vergangenheit der Fall war?

Zentrales Element für Monika Krauss-Wildegger ist dabei die «Menschlichkeit» in der Führung und für diese braucht es ein neues Verständnis, das fünf achtsame Führungsregeln voraussetzt (Seite 55 ff):

  • Sei anwesend!
  • Mache mehr mit anderen!
  • Finde deinen Weg!
  • Sei ein Lernender!
  • Praktiziere Wahrnehmung!

Bereits in diesem Teil des Buches flechtet die Autorin in Leseboxen Umsetzungsbeispiele ein, so z.B. die Achtsamkeitssensibilisierung für Führungskräfte bei SAP und sie schreibt: «Nach konservativen Berechnungen liegt der Return of Investment des Mindful Leadership-Programms bei 200 Prozent.» (Seite 55). Diese Aussagen werden jeweils via Fussnoten mit Quellen belegt, in diesem Fall mit einem Video auf Youtube.

So soll es sein: «Die primäre Aufgabe von Feelgood Management ist es, den Nährboden für Menschlichkeit zu bereiten.» (Seite 100). Analysen zu Risiken und Chancen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vergleichen Unternehmen mit geringer und Unternehmen mit ausgeprägter Menschenorientiertheit. Dies will belegen: «Wenn die Arbeit und das Arbeitsumfeld Spass machen, dann stellt sich der Erfolg von ganz alleine ein.» (Seite 102).

Monika Krauss-Wildegger hat ein GOOD-Place Modell entwickelt um, «die Umsetzungslücke zwischen Kultur- und Werte-Strategie und der tatsächlichen Umsetzung und Verankerung in die Organisation zu schliessen.» (Seite 109). Dabei geht legt sie eine «Feelgood-Kultur-Map» zu Grunde, die ein Manifest und den Plan-Do-Check-Act-Zyklus mit den Prinzipien «Vernetzung», «Offenheit», «Partizipation» und «Agilität» (VOPA-Prinzipien) verbindet. Daraus entstehen acht GOODplace Disziplinen:

  • Flexibiltät
  • Arbeitskultur
  • Fairness
  • Offenheit
  • Zusammenarbeit
  • Arbeitsplatz
  • Nachhaltigkeit
  • Gemeinschaft.

Sie geht also über die fünf Merkmale des internationalen Forschungs- und Beratungsinstitut «Great-Place-To-Work» hinaus. Dort sind es die folgenden fünf Prinzipien, die Kriterien für die Gestaltung eines guten Arbeitsplatzes liefern sollen: «Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Stolz, Teamgeist».

Ihr GOOD-Place Modell habe den Vorteil, dass der Anwender oder die Anwenderin rasch ins Tun kommen und dass es den Nährboden für mehr Menschlichkeit schaffe. Dieser brauchen die neuen Mitarbeitenden, die Monika Krauss-Wildegger als «Herzensmitarbeiter» bezeichnet und hebt, wiederum in Lila, hervor: «Die Kernleistung des GOOD-Place Modells ist die neue Freude am Gestalten in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, den neuen Herzensmitarbeitern.» (Seite 121).

Das Kapitel 8 räumt zunächst mit Klischees über Feelgood Manager auf und stellt dann sowohl ein Job-Profil dieses neuen Berufs als auch Ausbildungsmöglichkeiten, z.B. in ihrer eigenen Feelgood Manager Ausbildung, vor. Sie bemerkt: «Das Jobprofil ‚Feelgood Manager‘ als Kulturgestalter habe ich aus Qualitätsgründen gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation, im Rahmen des Projekts Kopfarbeit Index (KAI) entwickelt.» (Seite 137).

Monika Krauss-Wildegger schliesst dieses Kapitel mit einem Ausblick auf Jobmöglichkeiten und Gehaltsperspektiven ab und orientiert sich auch in diesem Abschnitt an realen Bedingungen.

Neben den in den Text eingestreuten Praxisbeispielen endet das Buch mit etwas ausführlicheren Darstellungen von Feelgood-Management Umsetzungen in sehr unterschiedlichen Organisationen, sowohl was Grösse als auch Art und Geschäftsmodell betrifft. Dabei geht es immer um Kulturentwicklung.

Diskussion

Das als Imprint des Walhalla Fachverlags bei metropolitan erschienen Buch ist ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit und Freude an der Arbeit. Es räumt gleichzeitig mit falschen Vorstellungen über eine «Wohlfühlkultur» auf, da es die Notwendigkeit, in dieser neuen Form zusammen zu arbeiten aus gesellschaftlichen, technischen und demografischen Entwicklungen heraus begründet und als unverzichtbar postuliert, wollen Unternehmen zukunftsfähig bleiben. Alte Arbeitsmodelle sind nicht mehr wirtschaftlich tragfähig und machen die Menschen auch nicht glücklich.

Wertvoll ist diese doppelte Sichtweise: Menschlichkeit und Glück auf der einen, wirtschaftlicher Erfolg auf der anderen Seite. Monika Krauss-Wildegger gelingt es mit ihrem GOOD-Place Modell ein Konzept vorzulegen, das ohne Bezug zur «Gesundheitsförderung» («Gesundheit» wird in Verbindung mit guter menschlicher Wärme behandelt (Seite 71ff)) auskommt. Sie setzt an der Entwicklung von Kultur an.

Es gibt genügend Belege dafür und der Trend geht auch generell in unseren Breiten in diese Richtung, dass es diese neuen Formen der Arbeitsorganisation, der Zusammenarbeit und des Kulturwandels braucht. Freilich bleibt dabei die Machtfrage draussen vor, will heissen: Was passiert mit dem Mehrwert, der durch Arbeit erzeugt wird? Wie gestalten sich die Einkommensverhältnisse? Wo endet die vielbeschworene Partizipation?

Fazit

Zunächst sehr skeptisch habe ich diese Rezension, begleitet von diesen Fragen, begonnen und die Lektüre hat mich persönlich zunehmend überzeugt. Monika Krauss-Wildegger meint auf Seite 99: «Feelgood Management ersetzt keinen Betriebsrat. Ganz im Gegenteil: Durch die verschiedensten Feedback-Kanäle des Feelgood Management-Systems werden Mitarbeiterthemen und -bedürfnisse systematisch präventiv aufgenommen und bedürfnisorientierte Massnahmen initiiert.»

In diesem Sinne ist auch der Appell an die Unternehmer am Ende des Buches: «Erkennen Sie Ihre Herzensmitarbeiter» zu lesen. Ich möchte diese Rezension jedoch mit dem «Appell an die Mitarbeiter: Zukunft wird heute gemacht» auf Seite 184 abschliessen:

«Jetzt beginnt die Zukunft für mutige Mitarbeiter und Führungskräfte gleichermassen!

Jetzt ist es an der Zeit, den Spielraum zu nutzen und das eigene Arbeitsumfeld aktiv zu gestalten – jetzt mit Feelgood Management loszulegen!»

Rezension von
Thomas Reinhardt
Diplomierter Berater für Organisationsentwicklung. Arbeitet als interner Coach im Universitätsspital Basel und freiberuflich in den Bereichen Organisationsentwicklung, Gesundheitsmanagement, Konfliktmoderation, Coaching für Führungsverantwortliche, Teamentwicklung und Supervision. Schwerpunkte: Gesundheit und Führung, Change Management, Leadership, Kommunikation, Psychohygiene und Glück.
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Es gibt 32 Rezensionen von Thomas Reinhardt.


Zitiervorschlag
Thomas Reinhardt. Rezension vom 19.08.2020 zu: Monika Kraus-Wildegger: Feelgood Management. Mit Wertschätzung und Menschlichkeit erfolgreich in die Arbeitswelt von morgen. WALHALLA Fachverlag /metropolitan Verlag (Regensburg) 2019. ISBN 978-3-96186-020-3. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/26761.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.


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