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Iris van Baarsen, Sven Hantel: Fang an zu führen!

Rezensiert von Prof. Dr. Harald Christa, 23.03.2021

Cover Iris van Baarsen, Sven Hantel: Fang an zu führen! ISBN 978-3-96186-033-3

Iris van Baarsen, Sven Hantel: Fang an zu führen! Eine Geschichte über Zweifel, Mut und Handeln. WALHALLA Fachverlag /metropolitan Verlag (Regensburg) 2019. 179 Seiten. ISBN 978-3-96186-033-3. D: 29,95 EUR, A: 29,95 EUR.

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Inhaltsverzeichnis bei der DNB.

Thema

Da Führung auf den Menschen bezogen ist, werden in Managementratgebern wie in etablierten Lehrbüchern nahezu durchgängig Kooperation, Kollegialität und Wertschätzung als Grundlagen und als Basis guter Führung und erfolgreicher Unternehmen propagiert. Es stellt sich jedoch vielen Managerinnen und Managern die Frage, ob und wie dies in der Praxis umzusetzen ist.

Entstehungshintergrund

Iris van Baarsen und Sven Hantel wollten die Idee verwirklichen, ein Sachbuch zum Thema Führung zu veröffentlichen, welches weder wie ein Lehrbuch konzipiert, noch mühsam zu lesen ist. Ohne erhobenen Zeigefinger sollte im Rahmen einer unterhaltsamen Erzählung verdeutlicht werden, wie Dinge im Führungsbereich besser gemacht werden könnten. Nicht zu kurz sollten trotz des angestrebten Romancharakters allerdings die wesentlichen Methoden und Werkzeuge aus der modernen Führungslehre kommen.

Autorin und Autor

Iris van Baarsen ist diplomierte Betriebswirtin und als Business Coach tätig. Freiberuflich arbeitet sie als Beraterin und Begleiterin für Führungskräfte und leitende Mitarbeitende.

Sven Hantel ist diplomierter Bauingenieur und Vorstand in der DB Station&Service AG in Berlin.

Aufbau und Inhalte

Die Publikation enthält sechs Kapitel und einen Anhang.

Das mit „Bin ich das noch? Eine Diskrepanz zwischen den eigenen Werten und denen des Unternehmens“ überschriebene erste Kapitel führt in die Geschichte ein. Es wird Gero Weinbauer als Protagonist des Romans vorgestellt und seine Karriere als hochrangiger Manager skizziert. Bald kommt das Thema auf einen zentralen Punkt des Führens und Leitens in modernen Unternehmen und einen wesentlichen Grund für den Helden der Geschichte, seine bisherige Wirkungsstätte zu verlassen. Es geht ihm um eine am Menschen orientierte Führung und das Unbehagen an Unternehmen ohne klare Ausrichtung an Werten und ohne echte Wertschätzung. In diesem Kapitel geht es darüber hinaus um Kulturwandel und Kosmetik: „Und so war Gero nur einer von vielen, der sich von seinem Unternehmen getäuscht fühlte und weniger Verbundenheit spürte als je zuvor“. Diese Problematik stellt sich im unternehmerischen Alltag zweifellos umso mehr, wenn in Zeiten des Nachwuchsmangels viele Unternehmen Mitarbeiterorientierung proklamieren, diese aber nicht praktizieren.

Das zweite Kapitel trägt die Überschrift „Connect – mehr als ein Spiel. Kooperative Zusammenarbeit braucht starkes Vertrauen.“ Gero wechselt also als Führungskraft in ein anderes Unternehmen. Noch zu Beginn seiner neuen Tätigkeit macht Gero gute erste Erfahrungen im neuen Unternehmen, auch mithilfe der sog. „Connect-Methode“. Immer mehr werden Gero dabei die wirklich wichtigen ethischen Ansprüche an seine Arbeit deutlich, aber auch, dass er in seinem neuen Wirkungskreis die Chance hat, diese (und damit auch sich selbst) besser zu verwirklichen: „Karriere, Anerkennung und Geld sind als Triebfeder in Ordnung. Wenn es jedoch die einzige Triebfeder ist, dann gerätst du schnell in ein Fahrwasser, was wenig von moralischen oder menschlichen Grundsätzen hält“. Klar wird schließlich, dass Führungskräfte sich gegenseitig vertrauen und respektvoll miteinander umgehen müssen, um das beste Ergebnis aus ihrer Arbeit heraus zu holen.

Das dritte Kapitel „Rückschlag. Geld ist auch nur eine Farbe, die glänzt“ berichtet zunächst von einer Mitarbeitendenbefragung, deren Ergebnis vernichtend ausfällt. Bezeichnenderweise wollten trotz der negativen Einschätzungen viele Managerinnen und Manager aus der Bereichsleitung des neuen – und überdies durchaus sanierungsbedürftigen- Unternehmens keine ernsthaften Veränderungen anstoßen: „Es war eine im Stillen beschlossene Verständigung herangereift, die schlechten Ergebnisse wie ein versehentlich erschossenes Reh totzuschweigen“. Im Kontext dieser Umstände wird der Held der Geschichte weiter mit Fragen wie Visionen, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Ehrenkodex, Sinn und Zweck des Führens usw. konfrontiert. Schließlich und endlich stößt Gero auch auf den Begriff der „radikalen Verantwortung“ und den Potenzialen, die darin für Führungskräfte in schwierigen Situationen liegen können.

In Kapitel „Teamwork. Clear-cut-message oder Authentische Kommunikation leicht gemacht“ beschließt Gero, dass es keinen Weg gibt, an den Ergebnissen der Mitarbeitendenbefragung vorbeizukommen. Er stellt sich der Problematik u.a. im Rahmen systemischer Organisationsentwicklung und der Kohärenz im Arbeitsleben. Wieder spielen Werte, Visionen und Ziele eine große Rolle, insbesondere für das Zusammenkommen von Management und Mitarbeitenden in Fragen von Hierarchie, Autorität und Autonomie: „Wenn jedem der eigene Verantwortungsbereich klar ist und dieser transparent gemacht wird, braucht es kein Veto“.

Das fünfte Kapitel ist überschrieben mit „Schwarmintelligenz. Wie ein gesamtes Unternehmen in die Wertediskussion geht“. Der Held der Erzählung nutzt dabei als „Grundprinzip, dass das kollektive Gedächtnis intelligenter ist als sein Individuum“. Gero geht mithin davon aus, dass „eine gesamte Firma bessere Lösungen finden würde als der kleine Managementkreis“. Deutlich wird dabei indes, dass das Management eine Abkehr von der Idee praktizieren muss, immer alles besser zu wissen. Zum Einsatz kommt ein Verfahren zur kulturellen Umkehr in Richtung Kundenzufriedenheit, Qualität, Zielorientierung, Einsatzbereitschaft, Integrität und balanciertes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen in verschiedenen Stufen Fragen wie „Was wollen wir gemeinsam erreichen?“ und „Wo ist unser Platz in der Zukunft?“, aber auch „Was kann ich persönlich tun, damit wir unsere Werte leben und unsere Ziele erreichen?“.

Im sechsten und letzten Kapitel „Entscheidung. Ein Wandel wird real“ thematisiert die Erzählung Fragen von Instinkt, Verantwortung und Ehrlichkeit: „Es begann damit, dass ich in meiner Rolle als CEO gelernt habe, loszulassen, Verantwortung abzugeben und Fehler einzugestehen“. Unser Held erkennt, dass er nur gemeinsam mit praktisch allen Mitarbeitenden des Unternehmens mit der technologischen Entwicklung und den immer rascher sich vollziehenden Turbulenzen in der Umwelt der Organisation Schritt halten kann. Nicht zuletzt geht es in diesem Abschnitt auch um die Entscheidung, Führungskraft zu sein (oder nicht), also um innere Einstellungen und damit korrespondierenden Visionen und Wertestrukturen von Menschen in gehobener Position.

Der Anhang enthält die im Text aufgeführten Reflexionsfragen im Überblick und Abbildungen, die Zuge der Erzählung eine wesentliche Rolle gespielt haben.

Diskussion

Das Buch von Iris van Baarsen und Sven Hantel kann nicht als herkömmliches Exemplar aus dem Bereich der akademisch-trockenen Lehrwerke oder der trivialen Ratgeberliteratur zum Thema „Führung“ angesehen werden. Es unterscheidet sich schon alleine durch den Umstand, dass eine – teilweise auch unterhaltsam und spannend angelegte – Geschichte erzählt wird, in der ein Manager Wege und Irrwege, manchmal auch Umwege, geht, um das Beste aus seiner Organisation zu machen und dabei einem humanistischen Ideal von Führung und Leitung verbunden zu bleiben. Angemerkt sei noch, dass diese Publikation ohne jeglichen belehrenden oder moralisierenden Ton auskommt, wenn sie zeigt, dass moderne Führung in der Praxis funktionieren kann.

Das angenehm zu lesende Werk zeichnet als „narratives Lehrbuch“ durchaus fundiert an Führungsmethodik orientiert die wesentlichen Pfade einem zu Wir-Gefühl im Unternehmen vor, es macht Zweifelnden Mut und regt Suchende an zu neuen Wegen in Richtung eines wertebasierten kooperativen Managements.

Fazit

„Fangen an zu führen“ ist ein interessantes „Lehrbuch in Romanform“ zu Fragen der wertebasierten und verantwortungsvollen Führung. Das Buch ist als Lektüre auch zu empfehlen für Verantwortliche im Bereich der Sozialwirtschaft.

Rezension von
Prof. Dr. Harald Christa
Professor für Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden mit Schwerpunkt Sozio-Marketing, Strategisches Management, Qualitätsmanagement/ fachliches Controlling.
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Es gibt 158 Rezensionen von Harald Christa.

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ISSN 2190-9245