Suche nach Titel, AutorIn, RezensentIn, Verlag, ISBN/EAN, Schlagwort
socialnet Logo

Markus Fischer, Jürgen Sauer et al.: Grundkurs Berufsrecht für die Soziale Arbeit

Rezensiert von Prof. Dr. Judith Dick, 11.09.2020

Cover Markus Fischer, Jürgen Sauer et al.: Grundkurs Berufsrecht für die Soziale Arbeit ISBN 978-3-8252-5145-1

Markus Fischer, Jürgen Sauer, Reinhard J. Wabnitz: Grundkurs Berufsrecht für die Soziale Arbeit. UTB (Stuttgart) 2019. 180 Seiten. ISBN 978-3-8252-5145-1. D: 24,99 EUR, A: 25,70 EUR, CH: 32,50 sFr.
Reihe: UTB - 5145.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Kaufen beim socialnet Buchversand
Kaufen beim Verlag

Thema

Der „Grundkurs Berufsrecht für die Soziale Arbeit“ stellt praxisbezogen und leicht verständlich Regelungen dar, die für die Soziale Arbeit als Beruf häufig bedeutsam sind: Arbeitsrecht, Schweigepflichten, Aufsichtspflichten, Staatliche Anerkennung als Sozialarbeiter*in, Versicherungsrecht und Erlaubnis zur Rechtsdienstleistung und Rechtsschutz.

Autoren und Aufbau

In dieser Erstauflage arbeitet Reinhard J. Wabnitz, der aus seinen Grundkursen zum Kinder- und Jugendhilferecht und Familienrecht und Recht für die Soziale Arbeit in der inzwischen 4. Auflage bekannt ist mit seinen Kollegen an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden Jürgen Sauer und Markus Fischer zusammen. Sie ergänzt damit die vorhandenen Grundkurse. Dementsprechend werden andere für die Soziale Arbeit wichtige Regelungen wie zum Beispiel das Sozialrecht in anderen Grundkursen von Herrn Wabnitz behandelt.

Das Inhaltsverzeichnis zeigt gleich an, dass der Schwerpunkt der schmalen 180 Seiten im Arbeitsrecht liegt, die Prof. Dr. Markus Fischer bearbeitet hat, der an der Hochschule in Wiesbaden auch ein das Berufspraktische Semester begleitendes Seminar Berufsrecht im Bachelor Soziale Arbeit anbietet. Jürgen Sauer hat dankenswerter Weise die tendenziell unterrepräsentierten Themen Annerkennungsgesetze der Länder und Rechtsdienstleistungsgesetz bearbeitet.

Der Band bietet grafisch hervorgehobene Listenübersichten und praktische Fälle und Lösungsvorschläge zu jedem Kapitel und ist damit für die Zielgruppe der Studierenden die sich einen schnellen Einstieg wünschen gut geeignet.

Inhalte

Im Arbeitsrecht werden die wichtigsten Fragen zu den Folgen von nach dem AGG „unerlaubten Fragen“ beim Bewerbungsgespräch dargestellt, sowie die wichtigsten Rechte und Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis, u.a. im Fall von Mobbing und der Kündigungsschutz. Dass auf 12x18,5 cm, also kleines Standardbuchformat keine Konkurrentenklagen erörtert werden, ist die richtige Schwerpunktsetzung. Aus Beratungsperspektive, in der soziale Arbeit immer wieder die Brücke zur Rechtsberatung ist, wünscht man sich, dass die teils kurzen Klagefristen vorkommen, z.B. die dreiwöchige Klagefrist nach einer Arbeitsvertragskündigung nicht nur in der Lösung des Rechtsschutzfalls. In der Praxis sind verpasste Fristen einer der wenigen Gründe von erfolgreichen Haftungsklagen im Beratungssetting.

Im Haftungsrecht liegt der Schwerpunkt auf deftigen Fallgestaltungen, Körperverletzung und Autounfall. So bietet der Grundkurs einen guten Einstieg in das Schadensersatzrecht. Zu komplexeren Sozialarbeitsfachfragen die im Haftungsrecht eine Rolle spielen, weil es auf die Sorgfalt bei der Sozialen Arbeit ankommt einschließlich einer sorgfältigen Anleitung dazu, nimmt der Band keine Stellung.

Die berufliche Schweigepflicht, § 203 StGB und die diese einschränkenden Offenbarungsbefugnisse hat Jürgen Sauer bearbeitet. Für die studentische Zielgruppe ist eine Erweiterung um die Schweigepflicht für Studierende im Praktikum nach § 203 Abs. 4 StGB wünschenswert. Welch schwierige Praxisfragen sich stellen, zeigt das Fallbeispiel, wenn im Rahmen des rechtfertigenden Notstandes abgewogen werden muss, ob eine Erpressung durch einen Mitschüler durch ein milderes Mittel abgewendet werden kann als die Datenweitergabe an die Schulleitung. Datenschutzfragen, wie sie im Fall der Zeugnisverweigerung einer Jobcenterangestellten sich stellen (S. 162f), werden in dem Band kein eigenes Kapitel gewidmet.

Wabnitz erläutert bei den Faktoren, die den Umfang der zivilrechtlichen Aufsichtspflicht bestimmen auch dass mit zunehmenden Alter für Entwicklung junger Menschen Gefahren in Kauf genommen werden können, um einer Erziehung zur Selbstständigkeit unter Berücksichtigung der Entwicklungsbedürfnisse fachlich gerecht zu werden. Das Kapitel zur strafrechtlichen Aufsichtspflicht bringt auch eine Übersicht in der Sozialen Arbeit relevanter Straftatbestände von der Verletzung der Unterhalts- oder Erziehungspflicht, §§ 170, 171 StGB bis zur Jugendgefährdenden Prostitution, § 184g StGB. Seinen Schwerpunkt hat es bei der Garantenstellung und Begehung durch Unterlassen, wobei es darauf ankommt, ob sozialarbeiterisch fachlich vertretbar gehandelt wurde. In den Fallbeispielen greift er den Kevinfall aus Bremen auf.

Rechtdienstleistungen müssen erlaubt sein, was für die Soziale Arbeit nach § 6 - § 8 RDG häufig der Fall ist und meist die Anleitung durch Volljuristen erfordet, wie es Jürgen Sauer zeigt. Er bietet in Kapitel 12 bietet einen guten ersten Überblick zu den Anerkennungsgesetzen der Länder und der Auswirkung auf die Studienabläufe, Eingruppierung und Laufbahnrecht.

Versicherungsrecht mit aufzunehmen ermöglicht die Orientierung zwischen Sozialversicherung insb. Gesetzlicher Unfallversicherung und Versicherungsvertragsgesetz insb. Privater Diensthaftpflichtversicherung.

Das Rechtsschutzkapitel geht auf Zivil-, Arbeits- und Strafrechtsverfahren ein und bietet einen Mobbingfall mit Eisenstangeneinsatz in dem die*der Leser*in alle drei Verfahren anhand von Schadensersatz auch gegen den Arbeitgeber, Kündigungsschutz und Gefährlicher Körperverletzung nochmal durchdenken kann.

Diskussion

Gelungen ist dieser Grundkurs, weil er wichtige Bereiche des für Sozialarbeitende relevanten Rechtes einführend vorstellt und Orientierung bietet. Mit den Fällen wird diese Einführung praktisch verwertbares Wissen. Sobald echte Fachlichkeit notwendig ist, will der Grundkurs nicht die ausführliche Fachliteratur ersetzen. Konsequenter Weise ist das Sozialrecht und das Datenschutzrecht, das hierfür entscheidend ist, gar nicht erst aufgenommen worden. An mancher Stelle wird diese Schnittstelle angesprochen, z.B. bei der Schweige- und der Aufsichtspflicht. Letztlich muss aber der Zusammenhang von z.B. Fachlichkeit und Haftung in der Tiefe erfasst werden und sollte in Fachliteratur z.B. zum Kinder- und Jugendhilferecht aufgearbeitet werden.

Auch ist die Praxisnähe des Grundkurses zu loben. Die Zusammenstellung bleibt an Rechtsgebieten orientiert und bietet so eine einfache Struktur. In der Praxis muss diese an die Lebenslage der Sozialarbeitenden angepasst umgesetzt werden. Gerade dafür bleibt eine Ergänzung mit den anderen Grundkursen oder einem Gesamtüberblick durch Studienbücher oder Handbücher notwendig. In Zeiten des coronabedingten Online-Studierens muss zudem betont werden, dass Fallbesprechungen jegliche Literatur ideal ergänzen, um vom Recht wissen zum Recht anwenden zu kommen, zur Not auch online, aber hören und sprechen.

Fazit

Kaufempfehlung für Studierende die Orientierungsliteratur mit arbeitsrechtlichem Einschlag suchen. Sozialarbeiterische Fallbezüge werden umfangreich mitliefert. Der utb Verlag liefert zum Preis von 24,99 € (e-book für 19,99 €) eine handliche, fast hosentaschentaugliche Grundorientierung die motivierende Lernerlebnisse möglich macht.

Rezension von
Prof. Dr. Judith Dick
Evangelische Hochschule Berlin, Professur für Sozialrecht
Website
Mailformular

Es gibt 10 Rezensionen von Judith Dick.

Besprochenes Werk kaufen
Sie fördern den Rezensionsdienst, wenn Sie diesen Titel – in Deutschland versandkostenfrei – über den socialnet Buchversand bestellen.


Zitiervorschlag
Judith Dick. Rezension vom 11.09.2020 zu: Markus Fischer, Jürgen Sauer, Reinhard J. Wabnitz: Grundkurs Berufsrecht für die Soziale Arbeit. UTB (Stuttgart) 2019. ISBN 978-3-8252-5145-1. Reihe: UTB - 5145. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/26806.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.


Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns. Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.


socialnet Rezensionen durch Spenden unterstützen
Sie finden diese und andere Rezensionen für Ihre Arbeit hilfreich? Dann helfen Sie uns bitte mit einer Spende, die socialnet Rezensionen weiter auszubauen: Spenden Sie steuerlich absetzbar an unseren Partner Förderverein Fachinformation Sozialwesen e.V. mit dem Stichwort Rezensionen!

Zur Rezensionsübersicht