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Gabriele Frohme: Wie die Seele den Körper heilt

Rezensiert von Thomas Reinhardt, 04.12.2020

Cover Gabriele Frohme: Wie die Seele den Körper heilt ISBN 978-3-432-11140-7

Gabriele Frohme: Wie die Seele den Körper heilt. Selbstheilungskräfte aktivieren - psychische und körperliche Erkrankungen überwinden. Trias (Stuttgart) 2020. 188 Seiten. ISBN 978-3-432-11140-7. D: 19,99 EUR, A: 20,60 EUR.

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Autorin, Thema und Entstehungshintergrund

Gabriele Frohme ist seit über 30 Jahren in eigener Praxis als Psychotherapeutin und Heilpraktikerin in Wuppertal tätig. Als Transaktionsanalytikerin hat sie sich unter anderem auch in Gestalttherapie und Bioenergetik weitergebildet. Sie verbindet zusätzlich die klassische Homöopathie mit ihrer psychotherapeutischen Praxis und mit Körperarbeit. Der Untertitel fasst ihr zentrales Anliegen zusammen: Wie können Selbstheilungskräfte mobilisiert werden um Psyche und Körper zu heilen? Die Autorin möchte aufzeigen, wie Lebensereignisse und Krankheit zusammenhängen und Wege zur Heilung vorschlagen, indem der Mensch in seiner Individualität und Komplexität betrachtet wird.

Aufbau

Ausgehend von wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Frage „Was hält gesund?“ spannt die Autorin den Bogen von „Geheimnis Gesundheit“ zur Aufforderung „Keine Angst vor Psychotherapie“ und schließt mit Serviceseiten ab. Der Text ist lesefreundlich in Spalten aufgeteilt, informative Grafiken sind eingefügt und Definitionen oder „Tipps“ dezent grün hervorgehoben, theoretische Konzepte blau. Die Autorin betont: die „erwähnten Fallbeispiele sind authentische Heilungs- und Krankheitsverläufe.“ (Seite 7)

Branding und Design des Bändchens entsprechen einem Ratgeberbuch wie es für den wissenschaftlich ausgerichteten Mutterverlag Thieme angemessen erscheint.

Inhalt

Die angestrebte „ganzheitliche“ Betrachtung der Zusammenhänge von Körper, Geist und Seele führt die Autorin von einer Einführung in die Psychosomatik zur Bedeutung von Stress und Burnout bis hin zu Überlegungen zur Epigenetik. Dort versteigt Gabriele Frohme sich etwas mit der Behauptung: „Das bedeutet: Wir können über unsere Ernährung (mehr Gemüse, weniger Fleisch), unser Verhalten (Plastik vermeiden, weniger Flugreisen), durch unsere Prägungen, unsere Glaubenssätze, unsere inneren Überzeugungen (Beratung oder Therapie in Anspruch nehmen) und über unsere Umwelteinflüsse (radiästhetische Untersuchung des Schlafplatzes, WLAN nachts ausschalten) unsere Gene durch diese Ein- und Ausschaltung mitsteuern. Wir können also Einfluss auf den Kontrollmechanismus der Steuerproteine übernehmen.“ (Seite 43) Sie beruft sich bei dieser und einer weiteren Aussage auf den Neurobiologen Peter Spork, der mit seinen populärwissenschaftlichen Büchern die Epigenetik bekannt gemacht hat. Gabriele Frohme schreibt über die Macht der Gene: „Dramatische, traumatische oder toxische (giftige) Einflüsse haben also bis drei Monate vor der Zeugung einen Einfluss auf unsere Gene.“ (Seite 44). Sie relativiert diese Macht sogleich: „Wir können unsere Gene und damit unsere langfristige Gesundheit also maßgeblich durch unser Verhalten, unsere Ernährung und unseren Umgang mit Stress beeinflussen.“ (a.a.O.).

Gabriele Frohme folgt der alten, je nach Standpunkt überhöhten oder verlachten WHO Definition von Gesundheit als Zustand eines „vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“. Sie beschreibt Wege zur Erfüllung der psychischen Grundbedürfnisse und streut Übungen z.B. zur Selbstreflexion in den Text ein. Passende Fallbeispiele aus ihrer Praxis illustrieren die theoretischen Ausführungen. Die Wirkung innerer Konflikte auf das psychische und physische Wohlbefinden mündet schließlich in die Darstellung der Transaktionsanalyse, die wie ein roter Faden durch die nächsten 70 Seiten führt. Dazwischen folgen viele Übungen und Anregungen, die kompatibel mit den vorgestellten Modellen sind, so zur Bedeutung der Berührung, zur Achtsamkeit und zur täglichen Psychohygiene. Ausführungen zur Rolle innerer Glaubenssätze, der Macht der Sprache und der Notwendigkeit alte Verhaltensmuster zu erkennen und gegebenenfalls zu verändern verknüpft die Autorin mit dem Modell des transaktionsanalytischen Skripts. Sie beschreibt Entstehung und Möglichkeiten diesen unbewussten Lebensplan (Skript) wahrzunehmen, um zu erkennen, ob er sich hilfreich oder schädigend auswirkt. Auf Seite 125 und 126 folgt ein passendes und lesenswertes „Fallbeispiel“ das zum nächsten Kapitel führt, zu den „unterschiedlichen Gefühlen“. Die Patientin im Beispiel verwechselte Wut mit Trauer. Die Reflexionsübung auf Seite 128 zum Erkennen und Unterscheiden von Gefühlen sei hier besonders hervorgehoben, da diese Übung aus Sicht des Rezensenten ein Schlüssel zur Schulung in Selbstwahrnehmung ist.

Die Lebenspositionen („Ich bin ok, du bist ok“) leiten über zum Dramadreieck von Stephen Karpmann das mit den drei Polen „Opfer“,„Retter“ und „Verfolger“ eine Blaupause zur Beschreibung konflikthafter Beziehungsmuster bietet. Folgerichtig landet Gabriele Frohme bei der Fähigkeit „vergeben“ zu können. In den Ausführungen im blau unterlegten Theorieteil zur „Posttraumatischen Verbitterungsstörung“, („Mittlerweile wird diskutiert, ob ‚posttraumatische Verbitterungsstörung‘ als neues Krankheitsbild in das Diagnoseverzeichnis (ICD) mit aufgenommen wird“ (Seite 145) wird ein neuer, von Michael Linden entwickelter Ansatz der kognitiven Verhaltenstherapie erwähnt, die „Weisheitstherapie“. Als prominentes Praxisbeispiel dient Nelson Mandela der „im Gefängnis durch seine Empathie für Mithäftlinge sein Lebenskonzept der Problemlösung durch Gewalt in das der Problemlösung durch Vergebung verändert und sich dadurch zu einem weisen Menschen entwickelt.“ (Seite 147).

Gedanken zu den Konzepten der „Lebensenergie“ und zu komplementären, resp. alternativen Heilverfahren, insbesondere aus dem asiatischen Raum und einer einfachen Atemübung ergänzen die transaktionsanalytischen Ausführungen. Der größte Buchabschnitt „Geheimnis Gesundheit“ wird mit Empfehlungen zur Ruhestandsfähigkeit abgeschlossen.

Auf den folgenden knapp 20 Seiten wird „Keine Angst vor Psychotherapie“ erläutert und es werden Hinweise gegeben, wie man einen geeigneten Therapeuten oder eine geeignete Therapeutin für sich findet. Gabriele Frohme beschreibt die rechtliche Situation in Deutschland und beklagt, dass lediglich drei psychotherapeutische Verfahren mit der gesetzlichen Krankenkasse abrechenbar sind, obwohl in Kliniken durchaus auch andere Methoden erfolgreich angewendet werden, wie z.B. auch die von ihr praktizierte Transaktionsanalyse.

Diskussion

„Wie die Seele den Körper heilt“ von Gabriele Frohme ist ein gut geschriebenes eklektizistisches Ratgeberbuch, das unterschiedliche therapeutische Methoden und die Wirkung von Einstellungen, Gedanken, unbewussten Lebensplänen auf Gesundheit und Wohlbefinden beschreibt. Es liefert theoretische Grundlagen und verbindet diese mit praktischen Übungen zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Originalität gewinnt das Buch durch die Fallbeispiele aus der über 30-jährigen Praxis der Autorin. Interessant wäre gewesen, wenn sie noch ein Wort zur klassischen Homöopathie gesagt hätte, die auf dem Klappentext als verbindendes Glied zur Psychotherapie und Körperarbeit angekündigt wurde. Dazu findet sich jedoch nichts.

Fazit

Insgesamt legt Gabriele Frohme eine gute Sammlung von Methoden und hilfreichen Konzepten zum Thema vor. Das Buch ist für Fachpersonen ein gelungenes Nachschlagewerk in Sachen Psychosomatik und Psychohygiene und für Ratsuchende eine geeignete Orientierungshilfe mit praktischen und sofort umsetzbaren Übungen.

Rezension von
Thomas Reinhardt
Diplomierter Berater für Organisationsentwicklung. Arbeitet als interner Coach im Universitätsspital Basel und freiberuflich in den Bereichen Organisationsentwicklung, Gesundheitsmanagement, Konfliktmoderation, Coaching für Führungsverantwortliche, Teamentwicklung und Supervision. Schwerpunkte: Gesundheit und Führung, Change Management, Leadership, Kommunikation, Psychohygiene und Glück.
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Es gibt 33 Rezensionen von Thomas Reinhardt.

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ISSN 2190-9245