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Susanne Hölzl, Birgit Lattschar (Hrsg.): 90 Impulskarten Biografiearbeit

Rezensiert von Elisabeth Vanderheiden, 09.04.2021

Cover Susanne Hölzl, Birgit Lattschar (Hrsg.): 90 Impulskarten Biografiearbeit

Susanne Hölzl, Birgit Lattschar (Hrsg.): 90 Impulskarten Biografiearbeit. Ressourcenorientierte und ermutigende Impulse für die Praxis. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2020. 90 Seiten. 29,95 EUR.
EAN: 401-917240001-9

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Thema

Anliegen dieses Kartenset mit 90 Bildkarten und einem Booklet ist es, zur Biografiearbeit aus ressourcenorientierten Perspektive einzuladen. Das Set enthält Text- und Bildimpulse für Selbstreflexion, Beratungs- und Gruppenarbeit.

AutorIn oder HerausgeberIn

Susanne Hölzl ist Vorsitzende der Gesellschaft für Biografiearbeit e.V., Persönlichkeits- und Projektentwicklerin, Unternehmensberaterin, Trainerin, Moderatorin und Biografischer Coach.

Birgit Lattschar ist Heilpädagogin, Dipl.-Pädagogin, systemische Beraterin und Supervisorin (SG) (Verlagsangaben).

Entstehungshintergrund

Die Fotos aus der Box stammen aus einem Kalenderprojekt des Vereins „LebensMutig e.V.“, in dem sich Trainer*innen für Biografiearbeit zusammengeschlossen haben.

Aufbau und Inhalt

Die Box umfasst ein Kartenset mit 90 Bildkarten und ein 24-seitiges Booklet: Das Booklet bietet folgende Schwerpunkte:

  • eine Einführung in das Biografische Arbeiten,
  • Prinzipien der Biografiearbeit,
  • Struktur der Impulskarten,
  • Hinweise zur Auswahl und zum Einsatz der Karten,
  • methodische Anregungen für den konkreten Einsatz der Karten,
  • eine Übersicht nach Methoden bzw. Schlagwörtern sowie
  • weiterführende Literaturangaben und Links.

Die Autorinnen führen zunächst kurz in die Optionen für die Arbeit mit der Box ein und widmen sich dann einer Annäherung an den Begriff der Biografiearbeit. Die Autorinnen betonen die dreifache zeitliche und zugleich inhaltliche Ausrichtung der Biografiearbeit, nämlich

  • Biografiearbeit als Erinnerung des Vergangenen,
  • Biografiearbeit als Wahrnehmen und Reflektieren des Gegenwärtigen und
  • Biografiearbeit als Gestaltungsoption für das Zukünftige.

Es werden im Anschluss Prinzipien der Biographiearbeit eingeführt, wie z.B. Ressourcenorientierung, Prozesshaftigkeit, Vertraulichkeit oder der Respekt vor den subjektiven Bewertungen der Biografie durch ein Individuum.

Ein Anschlusskapitel führt in die Struktur der Impulskarten ein, die dem nachstehenden Prinzip folgen:

  1. Einführung ins Thema/​Zitat,
  2. konkreter Gedanke,
  3. Aufgabe und
  4. Impulssatz.

Zum Abschluss werden noch einige methodische Anregungen präsentiert, wie die Fotos und Karten eingesetzt werden können. Dabei fokussieren diese durchaus vielfältige Methoden und Sozialformen, wie z.B. biografisches Arbeiten, kreatives Gestalten, Bewegung oder Gruppenaktivitäten.

Beispielhaft sollen hier drei Karten vorgestellt werden.

Karte 2 führt das „Frühbeet für Ideen“ ein, das ursprünglich vom russischen Künstler Ilya Kabakov entwickelt wurde und Teil einer Installation in der Zeche Zollverein ist. Das Frühbeet ist ein mit Erde gefüllter unterteilter Holzkasten, der in verschiedene Fächer unterteilt ist und aus dem verschiedenste Zettel und Notizen mit Ideen herauswachsen. Die Vorderseite der Karte zeigt ein Foto mit einem solchen „Frühbeet für Ideen“, auf der Rückseite wird zunächst die Idee vorgestellt und dann eine Einladung an die Leser*innen ausgesprochen, diese Idee für sich selbst ganz real umzusetzen und anhand einiger Leitfragen zu realisieren.

Karte 3 präsentiert die Methode des Zevenaars. Das Zevenaar Gedicht ist ein klassisches Formgedicht, welches aus sieben Zeilen (zeven= Niederländisch= sieben) besteht:

  • In der ersten Zeile wird ein Ort eingeführt,
  • in der zweiten Zeile das lyrische Ich und eine Handlung beschrieben,
  • in der dritten Zeile wird eine Frage oder ein Vergleich formuliert,
  • in der vierten Zeile wird ein Detail beschrieben,
  • in der fünften Zeile wird das Detail noch näher ausgeführt,
  • in der sechsten Zeile wiederholt sich die erste Zeile,
  • und in der siebten Zeile wiederholt sich die zweite Zeile.

Die Autorinnen stellen auch ein Beispiel für ein Zeveenaar vor und führen aus, welche Möglichkeiten sich in Hinblick auf reflektive Zusammenhänge ergeben können. Die Vorderseite der Karte ziert eine Perspektive durch ein offenes Fenster auf ein baumbestandenes See- oder Flussufer im Sonnenlicht. 

Karte 37 zeigt eine bemalte Handfläche vor einem Farbkasten. Der Titel der Impulskarte lautet „Landschaften und Plätze unseres Lebens“. Die Impulskarte beschreibt die besondere Relevanz von Lieblingsorten und -plätzen eines Menschen und schlägt als kreative Übung vor, die Linien und Flächen der eigenen Hand mit Wasserfarbe und Pinsel nachzumalen. Es werden Hinweise ergänzt, wie diese Erfahrung und Beobachtung bearbeitet und bedacht werden kann.

Diskussion

Für die Karten sind sehr vielfältige Einsatzoptionen denkbar: Einzel- als auch Gruppenarbeit mit Erwachsenen ebenso wie in diversen Coaching- oder Beratungskontexten, sicherlich auch die Bildungsarbeit oder in selbstreflexiven Kontexten.

Die Fotos sind von sehr unterschiedlichem Charakter und auch technischer Qualität, manche wirken fast inszeniert, andere wie zufällig am Wegesrand aufgenommen, wieder andere als dem Familienalbum entlehnt – das macht jedoch den Reiz der Sammlung aus und gibt ihr Authentizität. Diese Vielfalt und Weite spiegelt sich auch in den Impulsen wider, die neben manch bekannter Idee doch viele neue und inspirierende Impulse vorstellt.

Fazit

Die Box praktiziert durchgängig einen wohltuend ressourcenorientierten und auch ermutigenden Blick auf biografische Ereignisse und Zusammenhänge. Das ist nicht nur erkennbar an der Gestaltung der Textkarten oder der Impulssätze und Aufgaben, sondern auch an der konkreten Umsetzung des Schlagwortverzeichnisses, das sich auf entsprechend ressourcenreiche Begrifflichkeiten oder neutrale Formulierungen konzentriert. Dabei sind die Impulse vielseitig und anregend. Die Box ist definitiv ein methodisches Füllhorn für Menschen aller Fachrichtungen, die mit biografischen Methoden arbeiten. Hier finden nicht nur Neueinsteiger*innen, sondern auch erfahrene Expert*innen in der Biografiearbeit sicherlich noch vielfältige neue Inspirationen.

Rezension von
Elisabeth Vanderheiden
Pädagogin, Germanistin, Mediatorin; Geschäftsführerin der Katholischen Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz, Leitung zahlreicher Projekte im Kontext von beruflicher Qualifizierung, allgemeiner und politischer Bildung; Herausgeberin zahlreicher Publikationen zu Gender-Fragen und Qualifizierung pädagogischen Personals, Medienpädagogik und aktuellen Themen der allgemeinen berufliche und politischen Bildung
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Es gibt 184 Rezensionen von Elisabeth Vanderheiden.

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ISSN 2190-9245