Gert Kaluza: Salute! Was die Seele stark macht
Rezensiert von Dr. phil. Gernot Hahn, 30.10.2020
Gert Kaluza: Salute! Was die Seele stark macht. Programm zur Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen.
Klett-Cotta Verlag
(Stuttgart) 2020.
240 Seiten.
ISBN 978-3-608-89262-8.
D: 28,00 EUR,
A: 28,80 EUR.
Reihe: Leben lernen - 242.
Thema
Das Buch geht auf das ab den 1990er Jahren entwickelte Manual zur Gesundheitsförderung „Salute! – was die Seele stark macht“ unter dem Motto „Gesundheit fördern durch Schatzsuche statt Fehlerfahndung“ zurück, ein Förder- und Präventionsprogramm mit konsequent ressourcenorientierter Ausrichtung, das die psychosozialen Gesundheitsressourcen der TeilnehmerInnen stärken will. Ursprünglich hatte der Autor das Manual im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes erarbeitet. Für die vorliegende Neuauflage des zuerst 2011 publizierten Werks wurden die theoretischen Grundlagen zur Stressforschung, zu Resilienz und Selbstwirksamkeit des Kursleitermanuals aktualisiert und die in den letzten Jahren gesammelten Praxiserfahrungen durch die Fortschreibung der didaktischen Hinweise, Übungen und Arbeitsblätter eingearbeitet.
HerausgeberInnen und AutorInnen
Prof. Dr. Gert Kaluza ist Psychologischer Psychotherapeut, Ernennung zum Prof. (apl.) an der medizinischen Fakultät der Universität Marburg (2002), Coach und Buchautor im Bereich Stressbewältigung, sowie individueller und betrieblicher Gesundheitsförderung, seit 2002 in eigenem Fortbildungsinstitut.
Aufbau und Inhalt
Das Gruppenprogramm zur Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen ist in drei Abschnitte unterteilt die eine Einführung und Grundlagen der Gesundheitsförderung (Teil A), fünf Module des Programms (Teil B) und einen Anhang mit Arbeitsblättern (Teil C) beinhalten. Daneben finden sich Vorworte zur Erst- und Neuausgabe, sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis
Einführung und Grundlagen
Der erste Abschnitt gibt in zwei Kapiteln eine Einführung in Grundlagen der Gesundheitsförderung und das „Salute!“-Gesundheitsförderungsprogramm, dessen Ziele, Zielgruppen und Einsatzfelder, den inhaltlichen Aufbau und formuliert Überlegungen zur Ressourcenorientierung als professionelle Haltung, sowie konkrete Durchführungshinweise und organisatorische Tipps zur Durchführung. Gesundheit wird dabei- in Übereinstimmung mit gängigen Gesundheitsdefinitionen und Beratungsformaten zur Gesundheitsförderung- nicht als „bloße Abwesenheit von Krankheit“ (17) verstanden, sondern -in Übereinstimmung der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“ (17f). Entsprechend versteht sich das Salute!-Programm nicht nur als Angebot zur Krankheitsverhütung durch Reduktion bekannter Risikofaktoren, sondern als Förderprogramm personaler und sozialer gesundheitlicher Protektivfaktoren. Diesem Ansatz entsprechend richtet sich das Programm an alle Bevölkerungsgruppen ohne besondere Zuspitzung oder Einschränkung und zielt auf eine gesellschaftliche breite Förderung der Gesundheit. Als Rahmenkonzept werden vier Module vorgestellt und mit Umsetzungshinweisen zur Kursdurchführung versehen, welche sich auf die Selbstfürsorge, soziale Netzwerke und Unterstützung, Selbstwirksamkeit und Sinnorientierung richten. Theoretisch ist das Gesundheitsförderungsprogramm im biopsychosozialen Ansatz verortet, dessen Prinzipien mit Verweis auf gängige Konzepte und Autoren umrissen wird. Als zentrales Konzept geht Kaluza auf das Konzept der Salutogenese von Antonovsky ein, dessen Struktur und Basismodelle (u.a. Kohärenzsinn, generalisierte Widerstandsfaktoren etc.) im Überblick vorgestellt werden.
Gruppenpraxis
Im folgenden Abschnitt werden die Kursmodule „Einstiegssitzung“, „Selbstfürsorge“, „Soziales Netzwerk und soziale Unterstützung“, „Selbstwirksamkeit“, „Wert- und Zielorientierung“, sowie „Abschlusssitzung“ dargestellt. Die als Kursleitermanual konzipierte Veröffentlichung gibt hier detaillierte Tipps zur Gestaltung der Ein- und Ausgangssequenzen eines Gruppenprogramms, präsentiert die unterschiedlichen Methoden (z.B. Arbeit mit Bildmotiven, Erstellen von Landkarten und Szenarios, Kleingruppenarbeit etc., die auch detailliert erörtert werden). Die Ausrichtung der einzelnen Gruppenmodule ist dabei konsequent ressourcenorientiert gestaltet, z.B. in Bezug auf die Gruppeneröffnungssequenz: „Bereits in der Vorstellungsrunde wird die Aufmerksamkeit der TN auf gesundheitsrelevante Ressourcen gelenkt. Sie werden nach Verhaltensweisen, nach Erfahrungen, nach Fähigkeiten gefragt, die das eigene Wohlbefinden steigern, Kraft spenden und gesundheitlich guttun – es geht also um Fähigkeiten und Erfahrungen, die die TN schon mitbringen und vielleicht noch stärker wertschätzen oder ausbauen können“ (77). Die einzelnen Module werden ausführlich hinsichtlich Zielsetzung (z.B. Sensibilisierung der Teilnehmenden in Bezug auf alltägliche Quellen für Wohlbefinden und angenehme Erlebnisse im Modul Selbstfürsorge, oder Vermittlung des Werts sozialer Beziehungen für Gesundheit und Wohlbefinden im Modul Soziales Netzwerk/Soziale Unterstützung), Übersicht der thematischen Inhalte, Ablauf der Moduleinheiten mit konkreten Gestaltungsmöglichkeiten und Übungseinheiten erläutert. In diesem Rahmen erfolgt auch die Vorstellung der Arbeitsmaterialien und Arbeitsblätter, welche im Abschnitt C gesammelt sind (z.B. Checkliste Selbstfürsorge oder Liste angenehmer Erlebnisse).
Arbeitsmaterialien
Abschnitt C beinhaltet die Arbeitsblätter und -materialien, die speziell für das Gesundheitsförderungsprogramm entwickelt wurden, insgesamt 26 Arbeitsbögen. Das Material aus dem Anhang steht zudem als Datei zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Zielgruppe des Buches
Fachkräfte, die im Bereich der Gesundheitsförderung arbeiten.
Diskussion
Die Neuauflage des „Salute!-Programm“ beinhaltet die theoretischen Grundlagen der Gesundheitsförderung, konkrete Manuale zur Gestaltung von Gruppen zu diesem Thema, ausführliches Arbeitsmaterial und bezieht die seit knapp zehn Jahren praktischen Erfahrungen aus der Anwendung des damals publizierten Programms konsequent ein (siehe die Rezension zur Erstauflage https://www.socialnet.de/rezensionen/11732.php). Dabei leistet Gert Kaluza (erneut) eine praxisbezogene, knappe, dabei sehr gute und ausreichend umfangreiche Zusammenführung von Theorie und Praxis, umgesetzt in bewährte, klar strukturierte Module, Methoden und Techniken. Durch die weite Zielgruppendefinition (praktisch keine Einschränkungen in Bezug auf die angesprochenen Teilnehmenden) ist das Programm fast in allen Praxisfeldern einsetzbar. Integriert werden bewährte Konzepte und Ansätze lösungsorientierter, ressourcenstärkender, achtsamkeitsbasierter und verhaltensorientierter Verfahren und Praktiken, welche in Bezug auf konkrete Anwendung und Umsetzung erschlossen werden. Damit stellt Gert Kaluza ein erprobtes Programm als Kursleitermanual zur Verfügung, das darüber hinaus eine methodische Schatzquelle (um im Sprachgebrauch des Autors zu bleiben) für unterschiedliche Anwendungen auch jenseits der Gruppenprogrammstruktur zur Verfügung. Wie bereits in der Rezension zur Erstauflage angemerkt spricht das Programm ausschließlich Ansätze zur Selbstachtsamkeit, -förderung und -optimierung an. Gesellschaftliche und Umweltfaktoren und deren Beeinflussung werden auch in der Neuauflage nicht thematisiert, kollektive Veränderungsansätze bleiben weiter unberücksichtigt, bzw. bleiben einer weiteren Neuauflage vorbehalten.
Fazit
Die Neuauflage des „Salute!“-Programms zur Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen bietet die theoretischen Grundlagen, eine klare Programmstruktur und vielfältige Anleitungen und Arbeitsmaterialien für die praktische Gruppenarbeit. Eine sehr gute praxisorientierte Hilfe für LeiterInnen von Kursen zur Gesundheitsförderung in praktisch allen Arbeitsbereichen des Sozial- und Gesundheitsbereichs.
Rezension von
Dr. phil. Gernot Hahn
Diplom Sozialpädagoge (Univ.), Diplom Sozialtherapeut
Leiter der Forensischen Ambulanz der Klinik für Forensische Psychiatrie Erlangen
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Zitiervorschlag
Gernot Hahn. Rezension vom 30.10.2020 zu:
Gert Kaluza: Salute! Was die Seele stark macht. Programm zur Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen. Klett-Cotta Verlag
(Stuttgart) 2020.
ISBN 978-3-608-89262-8.
Reihe: Leben lernen - 242.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/27165.php, Datum des Zugriffs 04.12.2024.
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