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Zentralrat der Juden in Deutschland (Hrsg.): Mutige Entdecker bleiben

Rezensiert von Prof. Dr. habil. Gisela Thiele, 01.09.2020

Cover  Zentralrat der Juden in Deutschland (Hrsg.): Mutige Entdecker bleiben ISBN 978-3-95565-369-9

Zentralrat der Juden in Deutschland (Hrsg.): Mutige Entdecker bleiben. Jüdische und muslimische Senioren im Gespräch. Hentrich & Hentrich Verlag (Berlin) 2019. 81 Seiten. ISBN 978-3-95565-369-9. D: 12,90 EUR, A: 13,30 EUR.
Schalom Aleikum Buchreihe - Band 1.

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Thema

Die vorliegende Publikation greift ein Thema auf, das bisher wenig bearbeitet und beachtet wurde: Dem jüdischen und muslimischen Dialog zur Prävention und dem Abbau von Antisemitismus und Extremismus. Es ist ein gesellschaftlicher Kompass für ein sehr aktuelles Gegenwartsproblem der deutschen Geschichte.

Aufbau und Inhalt

Neben einem Grußwort der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration von Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, enthält die Publikation ein weiteres Grußwort des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deuschland von Herrn Dr. Josef Schuster. Es folgt ein Artikel von Daniel Botmann und Dr. Dimitrij Belkin mit dem Titel „Schalom Aleikum, mutige Entdecker“ sowie ein „Minority Report: Juden und Muslime in Deutschland“ von Prof. Jannis Panagiotidis.

Im Grußwort der Staatsministerin wird betont, jede*r eingewanderte*r Jude*Jüdin oder Moslem*Muslima hätte seine eigene Geschichte und sie teilten doch viele Gemeinsamkeiten. Das Besondere an dieser Broschüre sei, dass Juden und Muslime aus unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen zusammen kämen und ins Gespräch fänden.

Der Präsident des Zentralrats der Juden spricht sich in seinem Grußwort für den offenen Dialog zwischen Menschen aus, denn das sei die Grundlage für gegenseitiges Verstehen und den Abbau von Antisemitismus und menschenfeindlichen Vorurteilen.

Botmann und Belkin gehen davon aus, dass die Erwartungen an das Konzept aufgegangen seien, weil der Dialog funktioniere und zwar paritätisch, d.h. mit der gleichen Anzahl jüdischer und muslimischer Teilnehmer*innen, auf Augenhöhe und jenseits der Funtionärsebene, d.h. es werden Vertreter der Zivilgesellschaft und nicht die professionellen Akteure des Dialogs zusammen gebracht. Weiter sollte dem Vorhaben „Schalum Aleikum“ und dem Dialog die notwendige Nachhaltigkeit verliehen werden und deswegen gäbe es auch dieses Buch und diese Reihe des Zentralrats der Juden.

Prof. Jannis Panagiotidis von der Universität Osnabrück arbeitet kurz die Geschichte des Dialogs heraus. Die Juden im Nachkriegsdeutschland hätten auf „gepackten Koffern“ gelebt, viele von ihnen packten diese widerwillig aus, andere gingen wieder weg und wieder andere kamen hinzu. Die Gemeinschaft bekam seit den 1950er Jahren Zuwachs, besonders durch Rückkehrer aus Israel und anderen Zufluchtsländern. Weitere kämen aus dem kommunistischen Osteuropa, vor allem aus Polen, Rumänien und Ungarn, ab den 1970er Jahren auch aus der UDSSR (S. 18). Gemeinsam sind sie die religiöse Minderheit in einer christlichen Mehrheitsgesellschaft, was sich auch auf die gesellschaftlichen Debatten auswirke.

Es werden im Folgenden zehn Fallvignetten, jeweils zwei Frauen und drei Männer, von jüdischen und muslimischen Bürger*innen, die in Deutschland eingewandert sind mit ihrer spezifischen Geschichte und Lebensweise vorgestellt. Es werden in der Regel die gleichen Fragen an sie gestellt, die in etwa so lauten: Wie fühlte sich der Start in Deutschland an, was war schwer für Sie, welche Rolle spielt für Sie die Religion, welche Möglichkeiten sehen Sie für einen Dialog, haben Sie Diskriminierung erfahren oder haben es junge Menschen heute leichter. Auf diese Fragen gibt es sehr facettenreiche Antworten, hat es doch jeder anders bzw. spezifisch erlebt. Alle zehn werden mit jeweils drei Bildern porträtiert, die sehr aufschlussreich den Charakter unterstützen.

Fazit

Es ist eine durchaus lesenswerte Lektüre, die einen sehr guten Einblick in die Denk- und Verhaltensweisen der Interviewten wiederspiegelt. Die Broschüre liest sich flüssig und ist sehr interessant, wie vielfältig die Gefühle und das Erlebte von eingewanderten jüdischen und muslimischen Menschen waren, wie unterschiedlich sie in Deutschland aufgenommen wurden und welche Hilfen sie im Alltag erfahren haben. Alle sind jetzt gern in Deutschland und sind dankbar dafür, hier leben zu können. Sie alle setzen sich in differenzierte Art und Weise für ein Ehrenamt innerhalb ihrer jüdischen oder muslimischen Gemeinde ein.

Rezension von
Prof. Dr. habil. Gisela Thiele
Hochschule Zittau/Görlitz (FH)
Berufungsgebiete Soziologie, Empirische Sozialforschung und Gerontologie
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Es gibt 201 Rezensionen von Gisela Thiele.

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Zitiervorschlag
Gisela Thiele. Rezension vom 01.09.2020 zu: Zentralrat der Juden in Deutschland (Hrsg.): Mutige Entdecker bleiben. Jüdische und muslimische Senioren im Gespräch. Hentrich & Hentrich Verlag (Berlin) 2019. ISBN 978-3-95565-369-9. Schalom Aleikum Buchreihe - Band 1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/27210.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.


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