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Tonius Timmermann: C. G. Jung, die Musik und die Musiktherapie

Rezensiert von Prof. Dr. Raika Lätzer, 11.12.2020

Cover Tonius Timmermann: C. G. Jung, die Musik und die Musiktherapie ISBN 978-3-95490-457-0

Tonius Timmermann: C. G. Jung, die Musik und die Musiktherapie. Dr. Ludwig Reichert Verlag (Wiesbaden) 2020. 213 Seiten. ISBN 978-3-95490-457-0. D: 29,90 EUR, A: 30,70 EUR.
Reihe: Zeitpunkt Musik.

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Thema

Der weithin bekannte und nach wie vor viel zitierte und rezipierte Psychologe Carl Gustav Jung hat in seinem Werk künstlerisches Gestalten als therapeutisches Mittel angewandt. „C. G. Jung, die Musik und die Musiktherapie“ beschäftigt sich nun auf einer theoretischen Ebene mit der Verbindung von Carl Gustav Jungs Werk und Musik und erläutert die Zusammenhänge.

Autor

Tonius Timmermann ist nach einem Pädagogikstudium und einem Studium der Musiktherapie seit 1981 als Musiktherapeut in freier Praxis tätig. Er war außerdem wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Ulm und promovierte ebendort. Tonius Timmermann ist heute Professor für Musiktherapie an der Universität Augsburg, publiziert regelmäßig und umfangreich, leitet Tagungen und Weiterbildungen und ist auch weiterhin musiktherapeutisch tätig.

Entstehungshintergrund

Verschiedene Wahrnehmungs- und Ausdruckswelten erfahren und erfuhren in der Sekundärliteratur zu Carl Gustav Jungs Werk umfassende Beachtung. Anders hingegen der akustisch-musikalische Bereich: Obwohl Carl Gustav Jung selbst Tonius Timmermann zufolge die Musik aus seinen Überlegungen zumindest nicht ausschloss (S. 9), fehlte bislang eine ausgiebige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Carl Gustav Jungs Werk und der Musik. Diese legt Tonius Timmermann mit seinem „C. G. Jung, die Musik und die Musiktherapie“ nun vor.

Carl Gustav Jung spielte außerdem in der persönlichen Biografie von Tonius Timmermann eine zentrale Rolle in Form einer lebenslangen „Beschäftigung mit den verschiedenen Aspekten seines Werkes“ (S. 9). Zum Schreiben angeregt hat den Autoren somit insbesondere seine fast 50-jährige Beschäftigung mit Carl Gustav Jung (S. 10)

Aufbau

Das Buch ist nach Vorwort und Einführung in insgesamt 7 Großkapitel mit zahlreichen Unterkapiteln unterteilt: 1. Das Unbewusste als schöpferischer Raum und die Psychotherapie, 2. C. G. Jungs Beziehung zur Musik und zur Musiktherapie, 3. Zur Bedeutung wichtiger Begriffe der Jung’schen Psychologie für die Musik und die Musiktherapie, 4. Musikalische Symbolisierungen, Mythen und Rituale, 5. Musikherapeutische Praxeologie und jungianische Reflexionen, 6. Musik und musiktherapeutische Vorgehensweisen im Rahmen von Individuation und Selbstverwirklichung sowie 7. Fazit und Perspektiven. Das Buch enthält außerdem ein umfangreiches Literaturverzeichnis.

Allen Kapiteln vorangestellt – und auch dem gesamten Buch – sind Zitate, die auf den Kapitelinhalt einstimmen.

Inhalt

Tonius Timmermann setzt sich in allen Kapiteln ausgiebig mit der wissenschaftlichen Literatur zu und von Carl Gustav Jung auseinander und bezieht sie auf das Feld der Musiktherapie. Immer wieder reflektiert der Autor das Verhältnis von Carl Gustav Jung zu Musik: Letzterer sei Musik mit Respekt und Distanz begegnet und habe wohl auch geäußert, dass er keine Musik mehr höre, weil sie ihn zu sehr errege und erschöpfe (S. 16).

In der Einführung macht der Autor auf Carl Gustav Jungs Bedeutung für die Musiktherapie aufmerksam: Tonius Timmermann betrachtet ihn als Pionier der Psychotherapie mit künstlerischen Medien. Künstlerischen Medien schreibt Tonius Timmermann im therapeutischen Prozess eine eigene Dynamik zu: „Es entstehen Produkte und Werke, die für sich selbst wirken und als ein Drittes den Therapieprozess mitgestalten.“ (S. 15).

Zwei Kapitel seien exemplarisch vorgestellt: In Kapitel „1. Das Unbewusste als schöpferischer Raum und die Psychotherapie“ etwa verortet Tonius Timmermann zunächst das Werk von Carl Gustav Jung wissenschaftlich, geht dann in „1.2 Schöpferischer Geist und archetypische Struktur“ auf die verschiedenen menschlichen Wahrnehmungsebenen ein und erläutert verschiedene Symbolisierungsebenen. Er erläutert archetypische Muster und Musik und erläutert generell die Möglichkeiten von Kunst als Therapie.

In Kapitel „5. Musikherapeutische Praxeologie und jungianische Reflexionen“ beleuchtet der Autor den Musikbegriff in der Musiktherapie, reflektiert über Musik und ihre Elemente als klangsymbolische Wirkungsimpulse. Er berichtet weiterhin am Beispiel einer Klientin über die Wirkweisen von Improvisationen in der musiktherapeutischen Praxis und beschreibt „Klingende Systeme aus personalen, nicht personalen und archetypischen Repräsentationen“ (S. 146). Diesen Aspekt illustriert Tonius Timmermann mit einigen Beispielen. Im letzten Unterkapitel beleuchtet und beschreibt er die therapeutische Beziehung anhand des einerseits jungianischen und andererseits musiktherapeutischen Aspekts (S. 154 ff).

Obwohl Tonius Timmermann Carl Gustav Jung als einen „der bedeutendsten und einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet (S. 17), thematisiert der Autor außerdem die Aktualität seiner Auseinandersetzung mit dem schon 1961 verstorbenen Carl Gustav Jung: Dessen Bedeutung für die aktuelle Zeit sieht Tonius Timmermann in der Fokussierung der Individuation als einem einmaligen Ganzwerdungs- und Sinnfindungsprozess jedes Menschen (S. 9).

Diskussion

Insgesamt richtet sich das Buch insbesondere an eine Fachleserschaft. Vermutlich aus diesem Grund liegt dem Buch ein Schreibstil zugrunde, der an (musik-)therapeutische Zusammenhänge erinnern kann: Der Schreibstil wirkt assoziativ und ineinander verwoben. Durch den Schreibstil lassen sich vermutlich die Inhalte gut auf musiktherapeutische Prozesse übertragen, beim Lesen allerdings entstehen einige Längen.

Sehr positiv fällt insgesamt auf, dass Tonius Timmermann teilweise jeweils die weibliche oder jeweils die männliche Form wählt.

Fazit

„C. G. Jung, die Musik und die Musiktherapie“ stellt neue Erkenntnisse für die Psychologie und insbesondere für die Musiktherapie zur Verfügung. Für ein einschlägig vorgebildetes Fachpublikum ergeben sich durch die Lektüre interessante tiefenpsychologisch orientierte An- und Einsichten, die in die aktive (musik-)therapeutische Arbeit einfließen können.

Rezension von
Prof. Dr. Raika Lätzer
Professorin für Musikpädagogik in der Sozialen Arbeit, Katholische Stiftungshochschule München
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Es gibt 17 Rezensionen von Raika Lätzer.

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Zitiervorschlag
Raika Lätzer. Rezension vom 11.12.2020 zu: Tonius Timmermann: C. G. Jung, die Musik und die Musiktherapie. Dr. Ludwig Reichert Verlag (Wiesbaden) 2020. ISBN 978-3-95490-457-0. Reihe: Zeitpunkt Musik. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/27213.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.


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