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Daniel Walter, Manfred Döpfner: Schulvermeidung

Rezensiert von Prof. Dr. Christa Paulini, 16.02.2021

Cover Daniel Walter, Manfred Döpfner: Schulvermeidung ISBN 978-3-8017-2810-6

Daniel Walter, Manfred Döpfner: Schulvermeidung. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG (Göttingen) 2020. 154 Seiten. ISBN 978-3-8017-2810-6. 24,95 EUR.

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Thema

Schulvermeidung bei Kindern und Jugendlichen ist ein sehr häufiges Problem in unserer Gesellschaft. Die Abwesenheitsdauer variiert von einigen Schulstunden wöchentlich bis hin zu Monaten oder gar Jahren. Ohne Behandlung ist das Risiko für die Betroffenen sehr hoch, dass sich dieses Verhalten verfestigt. Die häufigsten mit Schulverweigerung assoziierten psychischen Störungen sind Angststörungen, depressive Störungen sowie Störungen des Sozialverhaltens. Die Behandlung von Schulvermeidung stellt – so die Autoren – aufgrund der vielfältigen Symptomatik und Ursachen eine therapeutische Herausforderung dar. Dabei präferieren die Autoren die kognitive Verhaltenstherapie als Methode ihrer Wahl.

Autoren

Daniel Walter, geb. 1972. Er studierte Psychologie in Bonn und ist seit 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Uniklinik Köln. Promotion 2004, Habilitation 2012. Er erhielt die Lehrberechtigung im Fach Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und hat seit die 2009 Leitung des Ausbildungsbereiches des Ausbildungsinstituts für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie AKiP an der Uniklinik Köln. Er ist Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Dozent und Supervisor

Manfred Döpfner, geb. 1955. Studium der Psychologie in Mannheim. 1990 Promotion, Habilitation 1998. Seit 1989 ist er leitender Psychologe an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln. Seit 1999 ist er Professor für Psychotherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und seit 1999 Leiter des Ausbildungsinstituts für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (AKiP) an der Universitätsklinik Köln. Er ist Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Dozent und Supervisor

Aufbau und Inhalt

Der Leitfaden unterteilt sich insgesamt in fünf Kapitel:

  • Im ersten Kapitel stellen die Autoren sehr informativ den Stand der Forschung hinsichtlich von Definitionen, Häufigkeiten, krankheitsauslösenden Faktoren und Therapien dar.
  • Die Autoren gehen im zweiten Kapitel näher auf die Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle von Schulvermeidung vor. Im ersten Teil des Kapitels (Seite 23–55) erfolgt die Anleitung für eine intensive Beobachtung der/des Patienten, der Eltern und der beteiligten Lehrer*innen. Diese werden als Leitlinien L1 – L7 vorgestellt. Der zweite Teil des Kapitels wird von den Autoren ebenso in Leitlinien gegliedert und umfasst Informationen zu einem Fragebogenverfahren zur Erfassung der schulvermeidenden sowie der komorbiden Symptomatik (L2). Weiter werden Empfehlungen zu einer zusätzlichen Diagnostik (L 3) formuliert sowie unter L 4 dargestellt, wie der/die Patient*in und seine/ihre Eltern angemessen über die Ergebnisse informiert werden könnten. Es folgen Informationen über Verlaufskontrolle und Qualitätssicherung (S. 55–79) und anschließend sehr ausdifferenziert Leitlinien zur Therapie (L8-L13), die abschließend auch Hinweise für eine medikamentöse Therapie umfassen. Das Kapitel schließt mit Hinweisen zur Einbeziehung der Jugendhilfe und schulrechtliche Maßnahmen ab.
  • Das dritte Kapitel stellt die Verfahren zur Diagnostik und Therapie (S. 118–120) näher dar.
  • Das vierte Kapitel umfasst die Auflistung von Materialien, die eine Checkliste zur Exploration von Schulvermeidung ebenso enthalten wie einen Behandlungsvertrag.
  • Im fünften Kapitel stellen die Autoren exemplarisch ein Fallbeispiel dar. Sie stellen fest, dass in diesem Fallbeispiel sieben Monate nach Beginn der ambulanten Therapie mit allen Beteiligten eine positive Bilanz gezogen werden konnte und die Behandlung erfolgreich beendet werden konnte, denn sowohl das Verhalten des Mädchens als auch das Erziehungsverhalten ihrer Eltern hatte sich positiv verändert.

Zielgruppen

Das Buch richtet sich (so der Verlag) unter anderem an Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, Kinder- und Jugendpsychiater*innen, Kinder- und Jugendmediziner*innen, Schulpsycholog*innen, Lerntherapeut*innen, Ich halte das Buch für diese Gruppe für sehr geeignet.

Für die Zielgruppe der Lehrkräfte, Heilpädagog*innen, Sozialpädagog*innen sowie Mitarbeiter*innen der Jugendhilfe, die vom Verlag ebenfalls als Zielgruppe genannt werden, ist diese Veröffentlichung nur bedingt geeignet. Das Buch enthält zwar sehr viele Informationen und Hintergrundwissen zur Thematik der Schulvermeidung und deren therapeutischen Umgang. Leider liegt der Fokus des Buches eindeutig auf den therapeutischen Interventionen. Selbst der Verweis auf „hilfreiche Materialien“ bezieht sich größtenteils entweder auf diagnostische Abklärungsmöglichkeiten und/oder weitere Fragebögen.

Diskussion

Die Beschäftigung mit dem Thema Schulvermeidung kennt viele Facetten und die unterschiedlichsten Fachkräfte müssen sich mit dieser Thematik in ihren Berufsvollzügen auseinandersetzen. In den letzten Jahren sind viele interessante Veröffentlichungen zum Thema Schulvermeidung oder Schulabsentismus erschienen. Dies zeigt die gesellschaftliche Brisanz des Problems sehr deutlich. Die Fachöffentlichkeit ist gefordert und Lehrer*innen, Vertreter*innen der Jugendhilfe aber auch Erziehungs- und Lebensberatungsstellen suchen nach Unterstützung in diesem Bereich. Das vorliegende Buch fasst die fachlichen Erfahrungen der therapeutischen Begleitung und Behandlung von Kindern, Jugendlichen sowie deren Eltern prägnant zusammen. Der Schwerpunkt des Buches liegt – auch aufgrund der beruflichen Erfahrungen der Autoren – auf der therapeutischen Intervention. Die Informationen zu Eltern- und familienzentrierte Interventionen sowie weitergehende schulzentrierte Interventionen stehen ebenso unter diesem Fokus.

Fazit

Es handelt sich um ein Buch, dass für therapeutisch arbeitende Fachkräfte sehr gut geeignet ist. Für andere Berufsgruppen, die ebenso mit schulvermeidenden Kindern und Jugendlichen im Rahmen ihrer pädagogischen Tätigkeit zu tun haben, ist dieses Buch nur bedingt geeignet. Die interessierten Fachkräfte aus diesen Bereich sind herausgefordert die fachlich sehr interessanten Informationen für ihren Bereich in mögliches pädagogisches Handeln umzusetzen und herunter zu brechen. Fachkräfte, die sehr stark an therapeutischen Verfahren interessiert können von diesem Buch durchaus profitieren. An dem Buch ist jedoch die unübersichtliche Gestaltung des zweiten Kapitels und dessen Aufgliederung in Leitlinien zu kritisieren. Es wäre gut gewesen, wenn sich die einzelnen Unterpunkte der Leitlinien auch im Inhaltsverzeichnis wiedergefunden hätten. Zu kritisieren ist, dass die einzelnen Kapitel vom ihrem Umfang sehr unterschiedlich ausgefallen sind. Letztendlich hätte eine Darstellung der Leitlinien verteilt auf zwei Kapitel sicher für mehr Übersicht gesorgt.

Rezension von
Prof. Dr. Christa Paulini
HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit
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Es gibt 14 Rezensionen von Christa Paulini.

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Zitiervorschlag
Christa Paulini. Rezension vom 16.02.2021 zu: Daniel Walter, Manfred Döpfner: Schulvermeidung. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG (Göttingen) 2020. ISBN 978-3-8017-2810-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/27273.php, Datum des Zugriffs 05.06.2023.


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