Jasmin Donlic, Irene Strasser (Hrsg.): Gegenstand und Methoden qualitativer Sozialforschung
Rezensiert von Prof. Dr. Bernhard Klingmüller, 06.08.2021
Jasmin Donlic, Irene Strasser (Hrsg.): Gegenstand und Methoden qualitativer Sozialforschung. Einblicke in die Forschungspraxis. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2020. 232 Seiten. ISBN 978-3-8474-2326-3. D: 15,00 EUR, A: 15,50 EUR.
Thema und HerausgeberInnen
Der von Donlic und Strasser herausgegebene Sammelband vereint eine Sammlung aktueller Aufsätze von Autorinnen und Autoren, die mit der Universität Klagenfurt und der „Privatuniversität Sigmund Freud“ in Wien verbunden sind, erweitert um einen Überblicksartikel von Jo Reichertz, der mehrfach Gastprofessuren an der Universität Wien hatte.
Aufbau
Wie der Untertitel hervorhebt, handelt es sich bei der Auswahl um Arbeiten, die nicht nur theoretische und methodische Reflexionen qualitativer Methoden behandeln, sondern diese mit einem jeweilig konkreten Forschungsbezug verbinden. Nach einem Einführungsartikel von Donlic und Strasser diskutierte Reichertz theoretische Probleme und Hintergründe der Qualitativen Methoden. Der Hauptteil des Sammelbands besteht aus den einzelnen Fachbeiträgen.
Inhalt
Donlic, Jasmin/​Strasser, Irene „Vom Vermitteln zum gemeinsamen Erfahren: qualitative Forschungszugänge lehren und lernen“
In ihrem Einführungsartikel nehmen Donlic und Strasser eine politische Einordnung der Qualitative Methoden vor. Ihnen gehe es um die Kritik an „Machtverhältnisse und Definitionsmacht“ (S. 7), weil wir nur so „erfahren“, „wie wir in sozialen Gefügen innerhalb unserer Gesellschaft interagieren und uns aufeinander beziehen“ (S. 8). Donlic und Strasser betonen, dass qualitative Methoden als „offener partizipativer Zugang“ (S. 10) das Ziel haben, dass „an dessen Ende theoretische und konzeptionelle Überlegungen zu konkreter Lebenspraxis in Relation gesetzt werden“.(S. 11).
Qualitative Methoden stellen für Donlic und Strasser zudem eine „vage Kritik an quantitativen Methoden dar“ (S. 8), was allerdings nicht präzisiert wird.
Reichertz, Jo „Qualitative und interpretative Sozialforschung: ein nicht neutraler Überblick“
Den einzelnen forschungsorientierten Artikeln des Sammelbandes geht eine Überblicksdarstellung von Jo Reichertz voraus. Qualitative und interpretative Sozialforschung befindet sich seiner Vorstellung nach in permanentem Wandel. Deshalb sieht er auch keinen Erkenntnisfortschritt, sondern bei dieser Art von Forschung einen andauernden Paradigmenwechsel.
Diese Bewegung wird seiner Ansicht nach getrieben von
- den handelnden Wissenschaftlern, von
- den durch die Forschung Betroffenen und von
- den Auftraggebern. (S. 16)
Dabei hat sich diese Forschung durch verschiedene Faktoren besonders ausdifferenziert:
- durch den Generationenwechsel bei den Forschenden
- durch die neue Medien
- durch die Datafizierung fast aller Lebenswelten,
- durch ein neues Selbstverständnis in der Theorie,
- durch Internationalisierung,
- durch neue Gegenstände (Gerüche, Sounds, Stoffe, Atmosphären, Stimmungen),
- durch Berücksichtigung der Handlungs- und Kommunikationsmacht.
Unterschiedliche Schwerpunktsetzung innerhalb der qualitativen/​interpretativen Forschung sieht Reichertz darin, dass sich entweder die soziale Lage und deren Beeinflussung seitens der Erforschten oder eine radikale Orientierung auf die subjektive Sicht der Betroffenen (bzw. deren Tiefenstrukturen) den Ausgangspunkt bildet. Dementsprechend unterscheidet er zwischen einer frühen Phase der qualitativen Forschung, in der sich die Forscher als „Teil einer breiten sozialen und kritischen Bewegung“ (S. 29) verstanden und der heutigen Situation, die er als von Mitspielern gekennzeichnet sieht, in der „alle Beteiligten miteinander (teilweise erbittert) um symbolisches, mediales und ökonomisches Kapital konkurrieren“. Dabei ist es zu einer „Ökonomisierung des Feldes“ (S. 29) gekommen, bei der die Veröffentlichungen „oft der Logik gestalteter (Werbe-)Texte (gehorchen): flüssig und pointenreich geschrieben, gut illustriert und gezielt vermarktet“ (S. 29).
Krainer, Larissa und Ruth Lerchster „Fragen und Zuhören – Methode oder Tugend?“
Ausgehend von der „Tugend“ (S. 37) Zuhören zu können diskutieren die Autorinnen zunächst sehr allgemeine Fragen eines Forschungsprozesses, wobei sie auf den Unterschied wert legen zwischen den Haltungen:
- die Praxis hat ein Problem und die Wissenschaft hat eine Antwort und
- ihrer Perspektive, dass die Antwort in den „Menschen“ (also den Interviewten) bereitliegen und die Aufgabe der Forscher in der Mäeutik besteht, diese Antworten nur zu „entbinden“ (S. 38), durch „partnerschaftliches Generieren von Ergebnissen“ (S. 39).
Ein Einstieg in eine Interviewsituation wird dementsprechend auf zwei Ebenen gesehen, auf einer inhaltlichen und auf einer Beziehungsebene. Zum Verlauf differenzieren sie sechs verschiedene Frageformen (S. 43) und für die Nachbereitung acht Zusatzinformationen (S. 43). Hervorzuheben ist, dass sie einen Katalog möglicher Unzufriedenheiten mit verlaufenden Interviews benennen. (S. 44). Ähnlich formulieren sie Fragestellungen, die auf der Auswertungsebene zur Hypothesenbildung beitragen (S. 47). Abschließend benennen sie die Schritte der „diskursiven Überprüfung im Kollektiv des Forscherteams“ (S. 47f). Als Quintessenz ihrer Auffassung von Forschung sehen sie „Fragen und Zuhören“ als eine „Tugend, die einer verständigungsorientierten Kommunikation dient“ (S. 48) an.
Zwei Kritikpunkte seien angemerkt:
- Praxisfelder, bei denen durch eine verständigungsorientierte Kommunikation das Feld weiter entwickeln kann, sind ein Idealfall. Insofern wird hier aus der Not eine Tugend gemacht, denn die Organisationen, bei denen was im Argen liegt, würden im Zweifelsfall durch eine solche Intervention kaum verändert werden, denn, wie die Autorinnen richtig beschreiben, besteht eine hohe Stabilität innerhalb solcher Organisationen, das „Eingemachte“ zu schützen. Prototypisch ist eher, dass große soziale Organisation sich mit der Wahl ihrer Unternehmensberatung den Partner wählen, dessen Ergebnis zu den „vested interests“ (dem Eigenbedarf der Handelnden auf allen Ebenen von der Leitung bis zu den untersten Positionen einschließlich des Betriebsrates/der Personalvertretung) passen, sodass letztlich dann nur die PR verändert wird.
- Forschungsteams, bei denen die hier beschriebene „Tugend“ z.B. zu einer selbstlernenden Struktur führt, sind selten. Eher passiert es, dass aus der Tugend eine Not gemacht wird. Für die nicht fest angestellten Team-Mitarbeiter*innen ist die Arbeitssituation eine berufliche und oft prekäre Durchgangssituation. Sie werden grosse Teile ihrer Selbstdarstellung mit Fleiß auf diese Tugend ausrichten, da sie vor allem dadurch die Chance zu einer beruflichen Festigung erhöhen. Insofern ist ihr Problem nicht nur, dass sie „Personen ohne Fachkenntnisse“ (S. 40) sind, sondern dass sie als Forscher ihre eigenen Interaktionsstrategien in die „Partnerschaftlichkeit“ einbringen. ebenso wenig kann man bei den festangestellten Forschungsleiter davon ausgehen, dass die Partnerschaftlichkeit automatisch generiert wird. Zum einen verfügen sie selten über Organisationserfahrung außerhalb akademischer Organisationen, zum zweiten stehen sie in akademischer Konkurrenz um hochschulinterne und externe Ressourcen.
Diese Kritik bedeutet nicht, dass eine zuhörens-orientierte Interventionsforschung immer scheitern muss, sondern dass sie eher als ein Ideal angesehen werden sollte. Zudem ist ein Erfolg relativ stark abhängig von Leistungsparametern innerhalb des Praxisfeldes. Ziemlich eindeutige Parameter wie Umsatz oder ökonomischer Gewinn, Wählerstimmen, Spendenaufkommen erleichtern die gemeinsame Definition in der Kooperation von Praktikern und Forschern. Zufriedenheit von Betreuten, Resozialisation, Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung, Aktivierung von Partizipation, Gesundheitserziehung usw. sind demgegenüber oft polyvalent. Als Kooperationsvorgaben sind sie viel schwieriger zu realisieren, wenn man auf der Grundlage des „Zuhören“ das Feld verstehen möchte.
Merz, Martina/​Sorgner, Helena „Komplexe Organisationen zum Sprechen bringen: Experteninterviews zu Großforschungsprojekten in der Teilchenphysik“
Vom Titel her spannend läßt sich erwarten, dass die Autorinnen einen aufschlussreichen Ansatz wählen, um komplexe Organisationen zu verstehen, hier bezogen auf einen bedeutsamen Aspekt des wissenschaftlichen Outputs. Die hier untersuchte Organisation hat zwei bedeutsame Formen des Outputs, die in einem spezifischen Verhältnis zueinander stehen, nämlich a) die physikalischen Erkenntnisse und b) die Veröffentlichung physikalischer Erkenntnisse. Für den Output physikalischer Erkenntnisse ist der Hauptfaktor der Leistungsfähigkeit der Forschenden, hier vor allem als Arbeitsergebnis in Arbeitsgruppen fast quantitativ beschreibbar. Für den Output der Veröffentlichung der gewonnenen Ergebnisse kommt noch ein wesentlicher zweiter Faktor hinzu, nämlich die Fähigkeit die eigene Karriere zu gestalten zum einen durch Veröffentlichungen und zum zweiten durch die Gestaltung der Beziehungen zu den Gatekeepern der Veröffentlichungen und der Forschungsressourcen. Im Bereich physikalischer Forschung kann die Inhaltlichkeit so eindeutig sein, dass die Gatekeeper-Funktion kaum mit Macht verbunden ist. Dennoch zeigen die Forscherinnen, dass ihnen bestimmte Zugänge zum Ablauf der Selektion von Veröffentlichungen verschlossen blieben, sodass sich auch in diesem Bereich die Gatekeeper-Funktion mit bestimmten Machtmitteln und Karrieren verbindet. Je näher Forschungsinstitutionen abhängig sind von moralischen und politischen Ansichten der Gatekeeper, also den Bereichen der Geistes- und Sozialwissenschaftler, desto stärker wird auch die Herrschaftsmöglichkeit der Gatekeeper. Hier steht das von den Autorinnen vorgenommene Verfahren in einem Dilemma, in dem damit entweder diese Herrschaftsstruktur aufgedeckt werden kann oder klandestin weiter verarbeitet werden kann, insbesondere dann wenn die politischen und moralischen Ansichten mit denen der Forscher harmonieren.
Allerdings: Wenn man versuchen sollte, dieses Schema auf Projekt anzuwenden wie diesen Sammelband, der immerhin die Szenerie qualitativer Methoden in einem universitären Forschungssetting zu erfassen sucht, dann ist man darauf angewiesen von der inhaltlichen und insbesondere der politischen Moral her Rückschlüsse auf die Strukturierung der Veröffentlichungspolitik und damit dem möglichen Zugang zu Ressourcen zu schließen und damit auch auf die Machtposition der Gatekeeper, vor allem, wenn diese zwischen Innovatismus und Revolte oszilliert.
Sigot, Marion „Junge Frauen mit Lernschwierigkeiten im Spannungsfeld von Selbst- und Fremdbestimmung – Partizipative Forschung“
Ein Vierteljahrhundert nach dem Duisburger Kongress zur Selbstbestimmung mit seiner „Duisburger Erklärung“, muss man in der Lebenswelt von „Menschen mit Lernschwierigkeiten“ immer noch von einem Spannungsfeld von Selbst- und Fremdbestimmung sprechen. Ausgehend von diesem Konflikt hat die Autorin mit qualitativen Methoden untersucht, wie sie mit partizipativen Forschungsmethoden jungen Frauen mit Lernschwierigkeiten auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung beitragen kann. Relativ detailliert beschreibt sie, welche Bereicherung in einer Partizipation gefunden werden kann und wie sich Partizipation von ähnlichen Aktivitäten abzugrenzen hat. Bei Frauen mit Lernschwierigkeiten verweist sie auf die Möglichkeiten, die durch „leichte Sprache“ erreicht werden kann und dass man insbesondere berücksichtigen muss, dass „ausreichend Zeit“ zur Verfügung stehen muss, um sich sprachlich, inhaltlich und thematisch zu orientieren.
Im Forschungsdesign ist sie zweistufig verfahren. Zunächst hat sie eine „Referenzgruppe“ gebildet. Diese Gruppe bestand aus vier Frauen mit Lernschwierigkeiten, die umfassend in den Forschungsprozess einbezogen wurden und mit denen Detailfragen diskutiert wurden. Interviewt wurden zwanzig Frauen, die so ausgewählt wurden, dass möglichst umfassendes Wissen über die Möglichkeiten der Selbstbestimmung gewonnen wurden. Im Ergebnis konnte die Forschergruppe vier verschiedene Verhaltenstypen gewinnen:
- Orientierung A: „Orientierung am vorgegebenen, stark strukturierten, vertrauten Rahmen, der auf individuelle, oft phantasievolle, im Detail selbstbestimmte Weise ausgestaltet wird“. (Sigot 2017, S. 91).
- Orientierung B: „Ambivalente Orientierung an Selbstbestimmung und Autonomie in einzelnen Lebensbereichen bei gleichzeitigem Wunsch nach Bezug von Unterstützungs- und Versorgungsleistung durch das soziale Umfeld.“ (a.a.O.)
- Orientierung C: „Starke Orientierung an Selbstbestimmung, Partizipation und Normalisierung bei gleichzeitigem Bedürfnis nach Erhalt eines vertrauten Rahmens, um Konflikte und/oder negative Erfahrungen außerhalb dieses Kontexts zu vermeiden“. (a.a.O.)
- Orientierung D: „Starke Orientierung an Selbstbestimmung und Autonomie, die in allen Lebensbereichen umfassend aktiv, reflektiert und konsequent angestrebt wird.“ (a.a.O.)
Nach der Vorstellung der Autorin kennzeichnen die vier verschiedenen Verhaltenstypen eine unterschiedliche Stufe auf dem Weg zu einer selbstbestimmten Partizipation. Dabei benennt sie verschiedene förderliche und einschränkende Faktoren.
Kritische Anmerkungen:
Indirekt lässt sich ihr Raster so interpretieren, dass die Orientierung D. das prädikative Ziel der Intervention darstellt und dass dementsprechend die Haltungen A. B. und C. nur als Vorstufen aufgefasst werden. Überlegungen zur Bedeutung von Erziehung im Elternhaus und in pädagogischen Einrichtungen werden allerdings nicht reflektiert, was ein Problem der Pädagogik der Geistigen Behinderung ist, nachdem sie sich zunehmend auf Konzepte von „Selbstbestimmung“ aus der von politisch orientierten „Menschen mit Körperbehinderungen“ der „independent living“-Bewegung orientiert hat, einschließlich des zugehörigen politischen Konzepts der Dekategorisierung.
Eine andere Möglichkeit ist es, diese Typisierung als Erkenntnisgewinn zu betrachten, sodass alle vier Typen jeweils als eine angemessene Antwort von Frauen mit Lernschwierigkeiten erachtet werden kann. Das würde dem Lebensalltag dieser Menschen möglicherweise wesentlich mehr entsprechen. Abgesehen davon ist zu fragen, ob die Vorstellung, dass das Problem der sprachlichen, inhaltlichen und thematischen Orientierung bei den Frauen mit Lernschwierigkeiten nur eines der Zeit ist, was der Begriff der „Schwierigkeiten“ suggeriert. Zum zweiten verschließt sich das Paradigma der Partizipation schon in der Sozialarbeit den Klienten, deren persönliche Verfassung nicht geeignet ist, Schaden von den Kindern, den Partnern oder sich selbst fernzuhalten. Zum dritten geht die Argumentation der Autorin auf das Dogma der Verschiedenheit zurück, also nur der Differenz und nicht auf möglicherweise lebens- und selbstbestimmungsfördernde Berücksichtigung unterschiedlicher Kompetenz. Es ist insofern politisch korrekt, aber es verschließt sich in der Tendenz aus moralischen Gründen den Erfahrungen.
Blumenthal, Sara-Friederike/​Sting, Stephan „Die Grounded Theory als Methode der Datenerhebung und -auswertung am Beispiel einer Studie zu Wanderungs-, Bleibe- und Rückkehrmotiven von jungen Erwachsenen aus Kärnten“
Im ersten Teil des Artikels wird die Grundidee der „grounded theory“ dargestellt, insbesondere über das Problem der Induktion, Deduktion und Abduktion im Verhältnis zur erfahrungsfundierten Forschung und Theoriebildung. Anschließend werden 80 leitfadengestützte biografisch orientierte Interviews mit jungen Erwachsenen aus Kärnten analysiert, wobei mit offener, axiale und selektiver Kodierung gearbeitet wird, aus dem dann ein Muster der Wanderungsorientierung gewonnen werden konnte und unterschiedliche Pull- und Push-Faktoren präzisiert werden konnten.
Kritische Anmerkungen: Die Attraktivität der „grounded theory“ liegt m.E. nicht in der wissenschaftstheoretischen oder interaktionstheoretischen Begründung, sondern in der Feststellung von Glaser und Strauss, dass soziologische Institute „bloße Ruhestätten der Theorien der 'großen Männer'“ seien (S. 88). Diese Formel, die sich inzwischen um drei Attribute erweitert hat („alt“ „weiß“ und deren Gendering „alte weiße Männer und Frauen“) erzeugt implizit das Tabu sich mit diesen Soziologen überhaupt zu beschäftigen und erhebt dadurch, dass es immer wieder zitiert wird, zudem Glaser und Strauss inzwischen selbst in den Status zu setzen wären, den sie damals kritisierten.
Der zweite Teil des Artikels und der Untersuchung ist m.E. völlig verstehbar ohne die erste Hälfte. Und im Zweifelsfall findet man in alten Untersuchungen ähnliche Muster zur Wanderungsorientierung oder wenn man in Kärnten an verschiedenen Stellen mit jungen Erwachsenen ins Gespräch kommt.
Hamenter, Katharina/​Wroubscheck, Markus/​Rodax, Natalie „Zum Umgang mit Rassismuserfahrungen im Spannungsfeld antitürkischer antimuslimischer Diskurse: dokumentarische Methode“
Hameter/​Wroubscheck/​Rodax gehen davon aus, dass bisherige Forschung folgendermaßen zu beschreiben sei: „Positionierung der Forschungssubjekte in einem hegemonialen Diskurs und ihrem Umgang nicht nur, aber auch mit dieser Positionierung“. Dagegen widmet sich die Dokumentarische Methode, insbesondere durch die Fokussierung auf deren subjektive Residuen. Konkret bedeute das, „jene Ebene, die zentral in die Alltagserfahrungen der Forschungssubjekte hineinspielte, überhaupt begreifbar zu machen“ (S. 113).
Interviewt wurden 22 Frauen unterschiedlicher sozialer und bildungsbezogener Hintergründe. Acht der Interviews wurden transkribiert. Es wird für die Genauigkeit der Transkription plädiert, aber nur theoretisch begründet, nicht inhaltlich. Sie gewinnen dann eine „rekonstruierte“ Vierer-Typologie auf der Grundlage von drei Erfahrungsebenen:
- Ebene der biografischen Erfahrung. (S. 114)
- Ebene der Ausschlusserfahrungen
- Ebene des Umgangs mit den Ausschlusserfahrungen.
Typen von „rekonstruierten Formen des Umgangs mit alltäglichen Rassismuserfahrungen“:
- Rückzug und Reduktion.
- Bagatellisierung und Assimilation.
- Kommunikation und Gegenrede.
- Ironie und subversive Auflösung. (S. 115)
So sei sie auch dazu gekommen, „widerständige Praktiken und Ressourcen sichtbar“ gemacht zu haben.
Skeptisch sei anzumerken, dass das Fokussieren auf das Erleben von Stigmatisierung nicht in den Zusammenhang gestellt wird der Kompetenz der Betroffenen mit ihrer Lebenssituation in dem Zielland umzugehen. Das Problem ist doch, wie diese Erfahrungen sich im Zusammenhang mit Integration darstellen und verarbeitet werden. Wenn man das Problem der Integration in eine Gesellschaft diskutieren muss, muss man von den jeweiligen Gesellschaftlichkeiten beider Gesellschaften ausgehen und kann sich dann überlegen, welche Modelle von Gesellschaftlichkeit von Migranten erwartet werden können, damit Integration klappt. Dazu gehört natürlich auch die Bedeutung der Rassismus-Erfahrungen. Wenn nur ca. ein Viertel der Jugendlichen mit Migrationserfahrung eine sozial-pädagogisch geförderte handwerkliche Ausbildung erfolgreich abschließt, dann sollte man das Problem der Rassismus-Erfahrung zunächst in diesem Bereich rahmen.
Die Resilienz gegenüber der Funktionalisierung von Rassismus-Erfahrungen, die wahrscheinlich wesentlich damit zusammen hängt, wie man sein Leben in der selbst gewählten Welt produktiv gestaltet, liegt möglicherweise außerhalb des Interesses der Autoren/​innen.
Peterlini, Hans-Karl „Phänomenologie als Forschungshaltung: Einführung in Theorie und Methodik für das Arbeiten mit Vignetten und Lektüren“
Der Artikel beginnt mit einer sehr ausführlichen, lexikonartigen Darstellung der Phänomenologie, mit dem Ziel Vignetten und Lektüren um Kinder im Schulunterricht zu verstehen. Das unvoreingenommene sich drauf einlassen, den anderen verstehen in seinem Denken und wie er einen „berührt“ steht im Gegensatz zu einer vorgegebenen Phantasie von der „Kraft der Kinder“ als Antwort auf unsere Zeit. Kinder als der „wahren Natur“ des Menschen entsprechende und dadurch zu „Systemsprengern“ prädestinierten Agenten des Fortschritts zu sehen, ist spätestens seit Rousseau als Programm formuliert worden.
Dennoch: Wenn der allgemeine Kontext einbezogen wird (S. 134), dann nur als Thema innerhalb des Denken des Kindes, quasi als Gegentext gegen die Gesellschaftlichkeit. Bei aller Liebe ist diese Art der Übertragung der Phänomenologie in eine politische Moral subjektivistisch, weil Kinder und deren Sozialisation herausgelöst wird aus der Gesellschaftlichkeit, ihrer Geschichte und ihrer Zukunft herausgelöst wird. Das Subjekt wird zudem nur naiv gefasst, wie Goffman auf der letzten Seite von „Frame Analysis“ Merlau-Ponty vorhält. (Goffman 1974, S. 576. Der deutsche sonst sehr gute Übersetzer hat sich an der Stelle verhaspelt.)
Rauch, Franz „Aktionsforschung: am Beispiel eines Universitätslehrgangs im Bildungsbereich“
Die Aktionsforschung soll hier zur „Erweiterung des kollektiven Wissens der Profession dienen.“
Wobei der Anspruch auf verschiedenen Ebenen realisiert werden soll: „um sowohl die einzelne Lehrkraft zu unterstützen, als auch neu erkannte Lösungsstrategien auf einer breitere Basis zu stellen, regional, gegebenenfalls auch national und international zu verbreiten.“(S. 141)
Und das unter „Einhaltung von Werten wie Partizipation, Wissensaustausch und Emanzipation“. (S. 141)
Dementsprechend wird in Rahmen von Richtlinie 1 formuliert: „Gute Aktionsforschung verfolgt wertvolle praktische Ziele,… indem sie zu Aktionen führt, die in ein humanistisches Wertsystem eingebettet sind“ (S. 141). Andererseits soll sie „unterschiedliche Perspektiven verschiedener Interessengruppen bei der Suche nach zufriedenstellenden Problemlösungen“ berücksichtigen. (S. 142). Das hängt natürlich sehr davon ab, was mit „humanistisches Wertsystem“ gemeint ist und mit welchem Anspruch mit dessen konkrete Ausformung anderen gegenüber aufgetreten wird, insofern ist auch die Forderung nach „ganzheitliche inklusive Reflexion“ (S. 143) extrem abhängig von dessen Füllung, zumal die Autoren Innovation mit Verbesserung gleichsetzen (paradigmatisch Karl Marx: Thesen ad Feuerbach 11) und nicht das Verhältnis von Bisherigem und Zu Verbesserndem bestimmen. („Im Kern zielen Aktionsforschungsarbeiten darauf ab, Unterrichtspraxis durch Zyklen der Planung und Durchführung innovativer Maßnahmen… zu verbessern.“ (S. 144). Die „reflexive Gestaltung der Gesellschaft“ (S. 145) bleibt insofern einseitig, selbst wenn sie sich in einer Community (S. 147) Unterstützung holt.
Schober, Anna „Das Bild im Plural: Methoden der qualitativen Forschung und Leitfragen der Analyse“
Ausgehend von den sich „von der herrschenden Kultur benachteiligt verstehende Gruppen“ (S. 153) beabsichtigt sie „wie über visuelle Repräsentation und über Akte von Wahrnehmung“ „Zuordnungen hinsichtlich der Normalität, Natürlichkeit und Legitimität von Körpern durchgesetzt werden.“ (S. 153)
Dieser Zuordnung setzt sie eine „Demokratisierung des Bildes“ (S. 157) gegenüber, indem das „Dominante Regime der Repräsentation herauszufordern, anzufechten und zu verändern“ zu ändern ist.
Zur „Palette an Theorie-Traditionen“, auf die sich die „Visual Culture Studies“ stützen, gehören „die Kunstgeschichte und -theorie, Filmtheorie und Filmwissenschaft, Medienwissenschaft, Philosophie, Psychoanalyse, Anthropologie, Ethnologie, Geschichte oder Soziologie.“ (S. 159)
Ihre Bildbeispiele „geben dabei Zeugnis davon ab, dass sich unsere Gewissheiten in Bezug auf Geschlechtlichkeiten, kulturelle Differenz und Körper, sowie in Bezug auf Gestaltungsmöglichkeiten von Wissenschaft, Medizin oder unsere eigene Lebensführung generell verändern.“ (S. 172)
Sie erzeugen damit eine „bildhafte Einstiegsstelle für eine Auseinandersetzung mit neuen Diskursen und Praktiken und deren Auswirkungen auf uns als verkörperte Subjekte. Zugleich ermöglichen sie es, Ängste und Sehnsüchte in Zusammenhang mit gegenwärtigen Prozessen von Körpertraining, Risikomanagement und Selbst-optimierung zu artikulieren.“ (S. 172).
Obwohl ihre Interpretation in Teilen angemessen und offenbarend ist, muss man fragen, warum sie meint, ihr Raster generalisieren zu können, was sie faktisch macht, aber nicht diskutiert. Zudem ist ihre hochsprachliche Herangehensweise sicherlich geeignet, den Referent*innen bei Ausstellungseröffnungen eine Reihe von Stich- und Schlagworten zur Verfügung zu stellen, insbesondere wenn das umschreibbare Publikum sich in der entsprechenden Stimmungslage befindet. Zum dritten findet die „Demokratisierung“ des Bildes heute größtenteils im öffentlichen Raum statt: T-Shirts, Tattoos, Sprays, Design-orientierte Slogan-Reklame usw.
Kastner, Monika/Schlögl, Peter „Forschung zwischen Dienstleistung und wissenschaftlichem Gestaltungsbeitrag: Evaluation, Praxis- und Begleitforschung“
Auf der Grundlage einer Unterscheidung von
- Wissenschaft als Dienstleistung und
- Wissenschaft als Kooperation im Sinne „geteilter Interessen zur innovativen und/oder gedeilichen (Weiter-)Entwicklung eines pädagogischen Feldes“
wird klassische Innovation als Überwachung eingeordnet: „Evaluationsforschung bezeichnet den gezielten Einsatz sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden zur Verbesserung der Planung und der laufenden Überwachung sowie zur Bestimmung der Effektivität und Effektivität von Gesundheits- Bildungs-, Sozialhilfe- und anderen sozialen Interventionsmaßnahmen“ (S. 180, Zitat nach Peter Rossi u.a. ).
Die Prägnanz ihrer Argumentation gegenüber ist dennoch Skepsis angebracht. Überwachung heißt im englischen Original „supervision“ und bezieht sich auf Verlaufskontrolle und Katamnese von Interventionen. Natürlich handelt es sich hier um Kontrolle, aber vor allem um Kontrolle der Mittelverwendung von gemeinschaftlich, z.B. steuerlich oder kollektiv gewonnenen Mitteln. Für diejenigen, die diese Mittel verbrauchen ist es natürlich u.U. hochattraktiv, wenn sie sich dieser Kontrolle entziehen können. Insofern hat Wissenschaft als Dienstleistung ihre Berechtigung, was die Autoren übrigens differenziert beschreiben. Natürlich gibt es Bereiche, in denen partizipative Forschung ihren Sinn hat und auch dafür bieten die Autoren ausreichend Belege.
Ukowitz, Martina „Gesundheitspädagogische Angebote auf dem Green Care Auszeithof. Qualitative Forschung im Kontext transdisziplinärer Forschungskonstellationen“
Die Autorin beschreibt ein Forschungsvorhaben des Vereins „Green Care Österreich“. Dieser Verein ist an die Landwirtschaftskammer „angegliedert“ und entwickelt in Zusammenarbeit mit Länderkammern das Konzept „Auszeithöfe“. Das „junge“ Konzept der „Green Care Auszeithöfe“ möchte das „Zusammenspiel von Natur, Landwirtschaft, pädagogischen Angeboten, und Gesundheitsangeboten“ ihren „Gästen“ vermitteln. Durch das Forschungsvorhaben sollen die „Faktoren für eine positive Wirkung der Angebote“ herausgearbeitet werden (S. 199), am Beispiel eines Auszeithofs in Kärnten.
- Die Forschungsvorstellung ist partizipativ orientiert und geht von drei normativen Vorgaben aus: – „ein politisch-emanzipatorisches Anliegen“,
- die Vorstellung, dass „allein wissenschaftliches Wissen dafür nicht ausreicht“ und
- „die Intention mit Forschung gesellschaftliche Veränderung herbeizuführen“. (S. 200)
Wissenschaft wird hier als an „sozialer Wahrheit“ „zum Wohle gesellschaftlicher Entwicklung“ definiert. (S. 201)
Insofern geht es vor allem darum, „stakeholder“ zu finden, ihnen „zu (er-)klären, was man wissen oder erreichen möchte und zu erfahren, wie man die Sache denn beginnen könne“.(S. 201)
Deshalb ergeben sich zwei „methodische Grundprinzipien“:
- „Das Organisieren vom sozialen System, Inhalten und Prozessen“
- „Das Erstellen einer Systemlandschaft und Einrichten einer Projektstruktur“.
Interessant an der Erhebung ist, dass von „dem gastgebenden Arzt“ auch medizinische Parameter erhoben werden.
Insgesamt handelt es sich um ein „vergleichsweise kleines Projekt… mit ca. 150 kalkulierten Stunden auf Seiten der Forschung und etlichen Stunden Eigenleistung aller Beteiligten“.
Ergebnisse werden nicht mitgeteilt.
In einer kritischen Perspektive stellen sich verschiedene Fragen an die Autorin. Sie spricht von einem „jungen“ Konzept. Aber man sollte die dazugehörige Geschichte nicht ausklammern, gerade um Möglichkeiten und Grenzen zu verstehen. Die Green-Care-Bewegung hat eine Vielzahl von Vorläufern, nicht nur die „Bauernhofpädagogik“ vom Ende des letzten Jahrhunderts, die „biologisch-dynamische Landwirtschaft“ als Lebensmodell, die Lebensreformbewegung vom Anfang des letzten Jahrhunderts, die Landkommunen des neunzehnten Jahrhunderts in den USA usw., die Schulgärten von Hecker im achtzehnten Jh. oder Furtenbachs „Paradiesgärtlein“ aus dem siebzehnten Jh. Zum zweiten wird nicht klar, ob es der Autorin nur um die Bindung der „Gäste“ an das „Green Care Auszeithof“-Konzept geht oder um den Komplex Gesundheit, Natur und Landwirtschaft.
Harbig, Inke Alenka/​Scherpf, Andreas Leopold/​Spannring, Nicola Janina „Die visuelle Darstellung von qualitativen Daten“
Die Autoren gehen von der Vorstellung aus, dass „eine Einbettung der Erkenntnisse in Fließtext… manchmal nicht die beste Variante (ist), um einen Überblick über Daten zu vermitteln“ (S. 214) Sie stellen die meistgenutzten Modelle dar: 60 % Matrizen, Netzwerkdiagramme (ca. 13 %), Flussdiagramme (ca. 9 % und Infoboxen (ca. 8 %.) (S. 214.)
Übliche Gliederung ist:
- Einleitung
- Methodenteil
- Ergebnis- und Diskussionsteil.
Die Autoren veranschaulichen diese Darstellungsweise mit zwei Beispielen.
Diagramme:
Hier unterscheiden sie vier Typen:
- Mengendiagramm (Venn-Diagramm),
- Taxonomie
- Netzwerkdiagramm
- -Flussdiagramme.
Abgerundet wird die Darstellung mit einer Beschreibung von metaphorischen Darstellungen, wie z.B. unter Verwendung eines Baumes.
Zu den verschiedenen Darstellungen werden jeweils die Möglichkeiten der Umsetzung durch Anwendung verschiedener Programme erwähnt.
So weit so gut. Wer sich allerdings mit diesem Thema beschäftigt, sollte vielleicht auch auf die Fundamentalkritik von Gerhard Henschel („Die Wirrsten Grafiken der Welt“) eingehen.
Zum anderen lassen alle grafische Darstellungen Beziehungen zwischen den verschiedenen Faktoren sprachlich unbestimmt, sodass die Interpretation oft ungenau und beliebig wird. Fließtext ist halt nur „manchmal nicht die beste Variante“ (S. 214), wie die Autoren am Beginn ihres Artikels konstatieren.
Diskussion
Im Rückblick zeigt sich bei fast allen Texten ein fast homogenes Raster: Mehr oder weniger zwei Drittel der Texte bestehen aus esoterischem (L. Fleck) Code der unterschiedlichsten Theorie-Traditionen, deren Gemeinsamkeit in einer starken Betonung eines Innovatismus besteht, meistens verbunden mit einer progressiven post-modernen Ethik, die darauf orientiert ist, die „großen Erzählungen“ zu retten, zumal wenn sie der Revolte nahe stehen (Gary B. Madison/​Marty Fairbairn: The Ethics of Postmodernity, Philip Felsch: Der lange Sommer der Theorie) ohne allerdings das Wissen der meisten „alten weißen Männer“ überhaupt geprüft zu haben (was auch für die beiden exemplarisch zitierten Quellen zutrifft).
Da Donlic und Strasser ihre Argumentationen und damit den Rahmen für die Methode und den Sammelband politisch einordnen, sei kritisch auf eine zentrale Stelle ihrer Argumentation eingegangen. Sie stellen qualitative Methoden in einen marxschen Zusammenhang: Mit Bezug auf ein Marx-Zitat sehen sie Gesellschaft als „Summe der Beziehungen und Verhältnisse, in denen die Individuen zueinander stehen und unter denen sie leben.“(S. 8, Marx 1953, S. 176). Allerdings priorisiert Marx diesen Gesellschaftsbegriff auch an dieser Stelle monokausal „in Bezug auf die ökonomischen Bedingungen.“ (a.a. 175). Marx denkt hier also bei genauer Betrachtung nicht soziologisch, denn er berücksichtigt nicht das Wechselspiel zwischen Ökonomie und Gesellschaft, bzw. die schon von Montesquieu hervorgehobene Bedeutung von Recht und Sitten, sondern reduziert seine Perspektive auf ökonomisch ableitend.
Gegenüber dem elaborierten Aufwand der theoretischen Teile wirken die dargestellten Forschungsergebnisse größtenteils banal, sodass möglicherweise die gleiche oder sogar eine umfangreichere Informationsdichte mit weniger Aufwand durch Kneipengespräche, Autobiografien, Medieninformationen und deren Reflexion zu gewinnen sein dürfte.
Fazit
Der Sammelband vereint eine Reihe Artikel zu interessanten Fragestellungen, die mit unterschiedlichen qualitativen Methoden untersucht wurden. Die Mehrzahl der Artikel gehen dabei von einem je unterschiedlichen theoretischen Hintergrund, der meistens umfangreich und differenziert beschrieben wird. Insofern ist diese Veröffentlichung sowohl interessant für Studierende, die sich in einen bestimmten Ansatz tiefer einarbeiten wollten oder die sich fragen, welcher dieser Ansätze für sie attraktiv sein könnte. Ebenso kann dieses Buch eine Hilfe sein, sowohl wenn man sich fragt, welches Thema man vielleicht behandeln möchte oder welche der vorgestellten Methoden ein Thema vielversprechend sein könnten und welche Theorietradition attraktiv sein könnte. Die HerausgeberInnen und der größere Teil der AutorInnen verstehen die Bedeutung von Qualitativen Methoden explizit politisch (s.o.).
Literatur
Erving Goffman, Frame Analysis. An Essay on the Organziation of Experience. (Harper & Row) New York 1974.
Philip Felsch: Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte 1960–1990. Frankfurt 2016.
Gerhard Henschel: Die Wirrsten Grafiken der Welt. Hamburg 2003.
Gary B. Madison/​Marty Fairbairn: The Ethics of Postmodernity. Current Trends in Continental Thought.( Northwestern University Press) Evanston, Illinoia, 1999.
Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. Berlin 1953.
Marion Sigot, Junge Frauen mit Lernschwierigkeiten zwischen Selbst- und Fremdbestimmung. Ergebnisse eines partizipativen Forschungsprozess. Opladen 2017.
Rezension von
Prof. Dr. Bernhard Klingmüller
Mailformular
Es gibt 14 Rezensionen von Bernhard Klingmüller.
Zitiervorschlag
Bernhard Klingmüller. Rezension vom 06.08.2021 zu:
Jasmin Donlic, Irene Strasser (Hrsg.): Gegenstand und Methoden qualitativer Sozialforschung. Einblicke in die Forschungspraxis. Verlag Barbara Budrich GmbH
(Opladen, Berlin, Toronto) 2020.
ISBN 978-3-8474-2326-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/27295.php, Datum des Zugriffs 16.01.2025.
Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt.
Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns.
Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen
für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.