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David Kergel, Birte Heidkamp-Kergel: E-Learning, E-Didaktik und digitales Lernen

Rezensiert von Marc-Dominique Barth, 29.09.2020

Cover David Kergel, Birte Heidkamp-Kergel: E-Learning, E-Didaktik und digitales Lernen ISBN 978-3-658-28276-9

David Kergel, Birte Heidkamp-Kergel: E-Learning, E-Didaktik und digitales Lernen. Springer VS (Wiesbaden) 2020. 105 Seiten. ISBN 978-3-658-28276-9. D: 44,99 EUR, A: 46,25 EUR, CH: 50,00 sFr.
Reihe: Diversität und Bildung im digitalen Zeitalter. Research.

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Thema

Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit dem Thema E-Learning, seinem lerntheoretischen Zugang, verschiedenen didaktischen Ansätzen sowie der Theorie des E-Learning. Neben der theoretischen Abhandlung werden im Buch einige praktische und spezifisch für das E-Learning relevante didaktische Ansätze vorgestellt.

AutorIn oder HerausgeberIn

  • M.A. Dr. David Kergel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Siegen, mit den Schwerpunkten Internetkultur, Prekarisierungsforschung, qualitative Bildungs- und Lernforschung, Diversitätsforschung. Zudem ist er Herausgeber der Reihe „Diversität und Bildung im digitalen Zeitalter“ zu der auch das hier rezensierte Werk zählt.
  • M.A. Birte Heidkamp-Kergel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Rhein-Waal, wo sie auch als Koordinatorin für das E-Learning Zentrum an der Hochschule tätig ist. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind neben dem E-Learning das Forschende Lernen mit digitalen Medien, Diversität im digitalen Zeitalter, qualitative Bildungs- und Lernforschung. Wie der Co-Autor ist sie Herausgeberin der Reihe „Diversität und Bildung im digitalen Zeitalter“.

Entstehungshintergrund

Vor dem Hintergrund der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung, die zu einem grundlegenden gesellschaftlichen Wandel führt, ist es für die Medienpädagogik und E-Learningforschung essentiell sich mit der Komplexität von Diversität und Bildung im Rahmen des digitalen Zeitalters interdisziplinär auseinanderzusetzen. Hierbei spielt die Auseinandersetzung mit pädagogischen Theorien eine wesentliche Rolle. In diesem Kontext ist das vorliegende Buch einzuordnen, und soll als Teil der Reihe „Diversität und Bildung im digitalen Zeitalter“ Raum für transdisziplinären Dialog zwischen Bildung und Diversität liefern.

Aufbau

Birte Heidkamp-Kergel und David Kergel legen den Schwerpunkt auf die theoretische Aufarbeitung pädagogischer Theoriekonzepte als Orientierung für die Praxis. Nach einem lerntheoretischen Zugang zum E-Learning im ersten Kapitel, schließt sich eine Kriterien-Checkliste auf Basis dieser Lerntheorien an. Ein wichtiger Baustein für das Autorenteam ist die Qualitätssicherung. Diesem Aspekt wird ein eigenes Kapitel gewidmet, welches dabei einen Bogen zum e-didaktischen Forschen schlägt. Den inhaltlichen Schwerpunkt legen Birte Heidkamp-Kergel und David Kergel auf die Theorie des E-Learning und eine Auswahl an E-Didaktischen Ansätzen. Im siebten Kapitel stellen die Autoren E-Learning Strategien vor, welche sie in Zusammenarbeit mit Lernenden entwickelt haben, um aufzuzeigen, dass eine dialogische Entwicklung zusammen mit den Akteuren, interessante E-Learningszenarien hervorbringt. Das Buch schließt mit einem Ausblick, der die idealisierte Vorstellung des Lernenden thematisiert. Abgeschlossen werden die einzelnen Kapitel mit einem Frageblock, der zur Reflexion über das soeben Gelesene einlädt, und den Anreiz schafft sich weitergehend mit der Thematik zu beschäftigen.

Inhalt

Lerntheoretischer Zugang zum E-Learning

Nachdem die Autoren in einer kurzen Einleitung die Motivation und den Entstehungshintergrund des Buches darstellen, widmen sie sich in einem ersten Kapitel verschiedenen lerntheoretischen Zugängen und deren Nutzen bzw. Übertragbarkeit im Kontext E-Learning. Dabei kommen die folgenden Lerntheorien zur Sprache:

  • behavioristische Ansätze
  • kognitivistische Ansätze
  • konstruktivistische Ansätze
  • sozial-konstruktivistische Ansätze

Neben den vier genannten Ansätzen wird auf den Konnektivismus nach dem kanadischen Mediendidaktiker Siemens verwiesen, der eine Möglichkeit darstellt Lernprozesse, im digitalen Zeitalter zu beschreiben. Mit der Verknüpfung zwischen Lerntheorie und Didaktik und dem Hinweis, dass Didaktik mehr als ein Rezept ist, dem stur gefolgt werden kann, nehmen die Autoren schon einen Teil des folgenden Kapitels vorweg.

E-Didaktik – Eine Kriterien-Checkliste

Das zweite Kapitel mag auf den ersten Blick zunächst im Widerspruch zu den vorherigen Aussagen der Autoren stehen, kein fertiges Rezept für die E-Didaktik abliefern zu wollen. Bei genauerer Betrachtung ist dies hier jedoch auch nicht geschehen. Vielmehr liefern Birte Heidkamp-Kergel und David Kergel dem/der Leser*in in diesem Kapitel eine an den konstruktivistisch, konnektivistisch und bildungsorientiert didaktischen Modellen orientierte Liste von Kriterien, die als Orientierungshilfe für die Gestaltung von Lehr- und Lernszenarien dienen kann. Die Auswahl der vorgestellten didaktischen Modelle wird erläutert, ebenso ein Beleg für die Abgrenzung zu Instructional-Design Modellen vorgenommen.

Die Autoren unterteilen die Kriterien der Checkliste in verschiedenen Dimensionen, die in sich noch einmal differenziert werden. Dazu ein Beispiel: Ein konstruktivistisches Kriterium ist die Dimension „Selbstgesteuertes Lernen“. In dieser Dimension finden sich dann die Aspekte „Handlungsorientierung“ und „Fehlerkultur“ mit einer jeweiligen kurzen Definition wieder.

Indem Birte Heidkamp-Kergel und David Kergel auf die Lernzielbestimmung mit Hilfe der E-Didaktik Kriterien-Checkliste eingehen, schaffen sie die Verbindung zur Praxis. Abschließend gibt das Autorenteam einen kurzen Überblick über den Ansatz des Constructive Alignment.

Qualitätssicherung

Das Qualitätsverständnis, das die Autoren für die in Kapitel drei vorgestellte Qualitätssicherung zu Grunde legen, basiert auf dem gleichen Lehr- und Lernverständnis, das bereits im vorausgegangenen Kapitel in Bezug auf die E-Didaktik Kriterien-Checkliste verwendet wurde. Die Autoren gliedern die Qualitätskriterien in zwei Ebenen: Die formale Ebene und die Ebene des Lernerlebnisses. Während erstere sich anhand der Kriterien-Checkliste validieren lässt, ist für die Ebene des Lernerlebnisses eine qualitativ-hermeneutische Erhebung erforderlich. Die dabei zu beachtenden Aspekte werden von Birte Heidkamp-Kergel und David Kergel kurz zusammengefasst. Ein kurzer Absatz des Kapitels widmet sich zudem dem didaktischen Forschen mit Hilfe des Design-Based-Resarch Ansatzes.

Theorie des E-Learning

Die Autoren beschreiben in diesem Kapitel zunächst die Medientheorie und mediale Struktur des Lernens, bzw. stellen verschiedene Theorien dazu vor. Zu den zitierten Verfassern gehören etwa Mersch, Bächle und insbesondere Baudrillard. Der Gegensatz zwischen unidirektionaler Kommunikation und einer symmetrischen Kommunikationsstruktur wird thematisiert, was in einem Vergleich verschiedener Arbeitsformen im e-didaktischen Kontext mündet, insbesondere sind dies:

  • kooperativ
  • kollaborativ

Die Verfasser stellen dazu passende E-Tools vor.

Ein weiterer wichtiger Baustein der theoretischen Abhandlung des Buches beschäftigt sich mit der Operationalisierung von Medienkompetenz nach Baacke. Dies mündet schließlich in einer Abhandlung über die Distanz zwischen Medienpädagogik und E-Learning.

Als Beispiel für ein kollaboratives Lernprojekt haben Birte Heidkamp-Kergel und David Kergel das Internet angegeben. Dabei gehen sie auf die technische Entwicklung des Internets ein, sowie auf eventuelle Fallstricke, die sich im Zuge der Kommerzialisierung des Internets ergeben können. Darüber hinaus werden Konzepte wie die Memex-Maschine und Hypertext-Struktur für den Leser aufbereitet. Diese dienen als Strukturkonzepte für E-Learning-Konzepte. Das umfangreiche Kapitel schließt mit der Vorstellung der Open Educational Ressources (OER), und der kurzen Erläuterung des damit verbundenen Lizensierungsmodells.

E-Learning in der Praxis

In diesem Kapitel wird dem/der Leser*in ein kurzer Überblick über die geschichtliche Entwicklung des E-Learning geboten. Hierbei findet auch eine Differenzierung zwischen E-Learning 1.0 (Verständnis auf Basis von konventionellen Formen des Lernens) und E-Learning 2.0 (Nutzung und Fokus auf kollaborative Potenziale) statt. Eine Auswahl an E-Didaktischen Ansätzen schließt sich an.

Zunächst fokussieren sich die Autoren dabei auf die sogenannten Learning Management Systeme und stellen verschiedene Umsetzungen davon vor, u.a.:

  • MOOCs (Multi-Open-Online-Courses)
  • Flipped Classroom
  • Webinare

Weiterführend wird die Entwicklung hin zum Web 2.0 als Basis für E-Learning 2.0 beschrieben, und einige entsprechende Medien vorgestellt. Nach dieser umfassenden Einleitung befasst sich das Kapitel mit Ansätzen, die den Anforderungen an E-Learning 2.0 gerecht werden. Das wären unter anderem:

  • cMOOCs (connectivist MOOCs)
  • E-Portfolio
  • Personal-Learning-Enviroments
  • Forschendes Lernen mit digitalen Medien
  • EduCamps
  • Agiles E-Learning
  • Mobile Learning

Die einzelnen Ansätze und Methoden werden jeweils mit ihrem theoretischen Hintergrund beschrieben, und zentrale Aspekte anhand eines Schaubildes dargestellt. Jeder Ansatz ist in einem kurzen Fazit zusammengefasst.

Kreativer Umgang mit E-Learning

Im Kapitel „Kreativität und Spaß – Ergebnisse aus der didaktischen Werkstatt“ stellen die Autoren drei E-Learningszenarien vor, welche gemeinsam mit Studierenden entstanden sind. Anhand dieser Beispiele (einem Seminarblog, dem konstruktiven Feedback und einer Twitterdebatte) möchten Birte Heidkamp-Kergel und David Kergel aufzeigen, dass die interessantesten E-Learningszenarien nicht aus Lehrbüchern entnommen werden, sondern dialogisch mit den beteiligten Akteuren entstehen. Ein Aufruf zu mehr Kreativität bei der Gestaltung von E-Learningszenarien.

Ausblick

Im letzten Kapitel gehen Birte Heidkamp-Kergel und David Kergel auf das Spannungsverhältnis zwischen der Idealvorstellung eines/einer Lernenden und der Nutzungsgewohnheit dieser Gruppe hin. Diese weist einen eher passiv-rezipierenden Charakter auf, woraus die Autoren ihre Überlegung ableiten, welche Schritte von Nöten sind, damit E-Learning für Lehrende und Lernenden gewinnbringend umgesetzt werden kann.

Diskussion

Digitalisierung und E-Learning sind Themen, die fester Bestandteil eines öffentlichen Diskurses sind. Das Buch setzt genau an dieser Stelle an. Dabei verstehen die Autoren ihr Werk weniger als eine konkrete Anleitung für die Praxis, sondern als theoretisches Werk. Dem Leser werden Möglichkeiten an die Hand gegeben theoriegeleitet eine E-Didaktik zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Lernenden, sowie dem Lernziel gerecht werden, und passend zum jeweiligen Kontext sind. Dies gelingt den Verfassern durch die übersichtliche und ausführliche Darstellung der Lerntheorie und Didaktik, die anschließend eine Brücke zu E-Didaktischen Ansätzen aus der Praxis schlägt, und dabei den/die Leser*in durch Frageblöcke am jeweiligen Kapitelende auffordert, sich aktiv mit der Thematik zu befassen, Gelesenes zu reflektieren. Damit richtet sich das Buch weniger an Leser*innen, die auf der Suche nach konkreten Handreichungen für die Praxis sind (wenngleich es auch für diese Zielgruppe, insbesondere in Kapitel 6, einige interessante Konzepte bereithält), sondern vielmehr an jene, die sich eingehender mit der Materie des E-Learning beschäftigen möchten und auf Grundlage einer breiten theoretischen Basis, eigene kreative Schritte in die Welt des E-Learning wagen wollen.

Fazit

Durch das Buch „E-Learning, E-Didaktik und digitales Lernen“ Teil der Buchreihe „Diversität und Bildung im digitalen Zeitalter“ erhält der/die Leser*in einen fundierten Einblick in die theoretische Auseinandersetzung mit den Grundlagen des E-Learning. Dabei gelingt es der Autorin und dem Autor, das Thema so ausführlich aufzuarbeiten, dass ein Einstieg in die Thematik möglich ist, und gleichzeitig die Neugierde an einer intensiveren Auseinandersetzung geweckt wird. Zudem werden dem/der Leser*in eine breite Auswahl an E-Didaktischen Ansätzen an die Hand gegeben, welche für die eigene Planung verwendet werden können. Insbesondere Leser*innen, die an einen breiten theoretischen Zugang zum Thema E-Learning interessiert sind, werden bei diesem Werk fündig.

Rezension von
Marc-Dominique Barth
staatlich anerkannter Erzieher, M.A. Kindheits- und Sozialwissenschaften, Fachberatung für Kindertagesstätten
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Es gibt 5 Rezensionen von Marc-Dominique Barth.

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ISSN 2190-9245