Ansgar Klein, Rainer Sprengel et al. (Hrsg.): Engagement und gesellschaftlicher Zusammenhalt
Rezensiert von Dr. phil. Hubert Kolling, 19.10.2020

Ansgar Klein, Rainer Sprengel, Johanna Neuling (Hrsg.): Engagement und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Der Beitrag der Zivilgesellschaft.
Wochenschau Verlag
(Frankfurt am Main) 2020.
215 Seiten.
ISBN 978-3-7344-0902-8.
D: 24,90 EUR,
A: 25,60 EUR.
Reihe: Jahrbuch Engagementpolitik - 2020.
Thema
Das „Jahrbuch Engagementpolitik 2020“ thematisiert schwerpunktmäßig den Zusammenhang von bürgerschaftlichem Engagement und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei neben theoretischen Überlegungen auch zentrale unterschiedliche Handlungshorizonte aus den Bereichen Sport, Kultur, Integration und politische Bildung.
Herausgeber- und Autor*innen
Das „Jahrbuch Engagementpolitik 2020“, das Beiträge von rund 30 Autor*innen aus Politik, Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen vereint, wird von Ansgar Klein, Rainer Sprengel und Johanna Neuling herausgegeben, die allesamt bereits zahlreiche Arbeiten zu den Themenbereichen Engagement und Zivilgesellschaft publiziert haben.
Dr. Ansgar Klein ist Geschäftsführer des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) und Privatdozent für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Während Dr. Rainer Sprengel Leiter der Abteilung „Information und Kommunikation/​Newsletter“ BBE sowie Fellow am Maecenata Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin ist, arbeitet die Politikwissenschaftlerin, Lektorin und Redakteurin Johanna Neuling als freie Mitarbeiterin im BBE.
Entstehungshintergrund
Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) ist ein Zusammenschluss von Akteuren aus Bürgergesellschaft, Staat und Wirtschaft mit dem Ziel, die Bürgergesellschaft und bürgerschaftliches Engagement in allen Gesellschafts- und Politikbereichen nachhaltig zu fördern. Das am 5. Juni 2002 gegründete Netzwerk (vgl. www.b-b-e.de), zu dem heute rund 270 Mitglieder, Akteure und Organisationen gehören, versteht sich als Wissens- und Kompetenzplattform für bürgerschaftliches Engagement.
Das „Jahrbuch Engagementpolitik“ erscheint seit 2012 und wendet sich an alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich mit Engagementpolitik und Engagementförderung befassen. Es berichtet aus der Arbeit des Netzwerks und gibt Diskursen ein Forum, die weit in alle gesellschaftlichen Bereiche hineinreichen.
Aufbau
Das „Jahrbuch Engagementpolitik 2020“ gliedert sich nach der Einleitung in die folgenden vier Bereiche:
- Engagementpolitische Diskurse im politischen Mehrebenensystem
- Schwerpunktthema: Engagement und gesellschaftlicher Zusammenhalt – der Beitrag der Zivilgesellschaft
- Kalendarium
- Aus dem Netzwerk BBE.
Inhalte
Der erste Bereich („Engagementpolitische Diskurse im politischen Mehrebenensystem“), der knapp zwanzig Beiträge vereint, die das engagement- und demokratiepolitische Spektrum von den Kommunen bis zur Europaebene abdecken und ein besonderes Augenmerk auf die Europawahl 2019 legen (S. 9–132), beginnt mit einer Dokumentation der „Berliner Agenda der europäischen Zivilgesellschaft“ (S. 11–24), die im März 2019 im Berliner Roten Rathaus in enger Kooperation des BBE mit dem European Civic Forum als gesamteuropäischer Vernetzungszusammenhang der Zivilgesellschaft unter Berücksichtigung zahlreicher relevanten Bereichsagenden erstellt wurde. Gefordert wird darin unter anderem ein innovativer und mutiger Plan für ein gemeinsames Europa: „Ein Europa der Demokratie und Freiheit, der Rechte und Gleichberechtigung, der sozialen Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit, der Solidarität und Teilhabe, des Friedens und der ökologischen Nachhaltigkeit.“
Die sich anschließenden Beiträge von sechs Spitzenkandidat*innen der Europawahl 2019 (S. 25–46) werden ergänzt durch Betrachtungen auf der Ebene von Bund und Ländern (S. 47–86), wobei unter anderem der Zusammenhang von bürgerschaftlichem Engagement und Sozialkultur, die überfällige Reform des Gemeinnützigkeitsrechts, die Frage ob Freiwilligendienst (mit Rechtsanspruch?) oder Pflichtdienst sowie die Kooperation von Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen diskutiert werden.
Sodann wird die demokratiepolitische Perspektive der Engagementpolitik auf Länderebene und im kommunalen Raum erörtert (S. 87–15), darunter die Herausforderungen und Perspektiven in Ostdeutschland sowie bürgerschaftliches Engagement als wichtiger Pfeiler für Baukultur in Deutschland, die durch zwei Berichte aus Forschung und Bildung (S. 116–132) ergänzt werden.
Die fünf Beiträge des Schwerpunktthemas im zweiten Bereich „Engagement und gesellschaftlicher Zusammenhalt – der Beitrag der Zivilgesellschaft“ (S. 133–172) drehen sich um die Rolle bürgerschaftlichen Engagements und zivilgesellschaftlicher Aktivitäten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wobei neben theoretischen Überlegungen auch zentrale unterschiedliche Handlungshorizonte aus den Bereichen Sport, Kultur, Integration und politische Bildung thematisiert werden.
Das „Kalendarium“ (S. 173–186), der dritte Bereich, bietet für den Zeitraum vom 16. Juni 2018 bis 15. Juni 2019 sowohl einen Überblick über wichtige engagementpolitische Ereignisse und Weichenstellungen auf bundes- und europapolitischer Ebene als auch über Fachdebatten, die im BBE geführt wurden.
Der vierte Bereich „Aus dem Netzwerk BBE“ (S. 187–212) berichtet schließlich über die Arbeit des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (S. 189–208) und stellt eine Anleitung für eine gendersenible Sprache im BBE (S. 209–212) vor.
Diskussion
Das „Jahrbuch Engagementpolitik“ des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement, das mittlerweile zu einer festen Institution geworden ist, informiert über engagementpolitische Themen, Ereignisse und Diskussionen von bundesweiter oder europäischer Relevanz und erlaubt seiner Leserschaft eine kontinuierliche Übersicht über die Weiterentwicklung und die erreichten Ziele der Engagement- und Demokratiepolitik. Wie die Herausgeber*innen einleitend schreiben, möchte das Jahrbuch zu einer stetigen und fachlich orientierten Weiterentwicklung der Engagementpolitik unter Mitwirkung aller Akteur*innen beitragen. Zur Bedeutung und Intention der Veröffentlichung halten sie sodann wörtlich fest: „Das ‚Jahrbuch‘ ist ein Instrument, um die im BBE vernetzten Akteur*innen, die Fachöffentlichkeit, Journalist*innen und Entscheidungsträger*innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft über den State oft he Art zu informieren. Durch seine thematisch-inhaltlichen wie serviceorientierten Teile soll das ‚Jahrbuch‘ eine unentbehrliche Hilfe für jeden sein, der sich mit Engagement- und Demokratiepolitik beschäftigt“ (S. 8).
Seinem selbst gewählten Anspruch wird das aktuelle Jahrbuch in jeder Beziehung gerecht. Dabei stört es keineswegs, dass der weitaus größte Teil der Beiträge bereits in den „BBE-Newsletter“ und den „BBE Europa-Nachrichten“ veröffentlicht wurden. Im Gegenteil sind so sämtliche Beiträge in einem Band dokumentiert und damit für die breite Öffentlichkeit wesentlich leichter zugänglich.
Insbesondere die Beiträge zum Schwerpunktthema „Engagement und gesellschaftlicher Zusammenhalt“ mit Beispielen aus den Bereichen Sport, Kultur, Integration und politische Bildung verweisen auf die große Bedeutung, die bürgerschaftliches Engagement und zivilgesellschaftliche Aktivitäten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben.
Das „Jahrbuch Engagementpolitik 2020“, das nicht zuletzt die Arbeit des BBE umfassend dokumentiert, sollte von allen wahrgenommen werden, die sich für Engagement- und Demokratiepolitik interessieren beziehungsweise mit diesen Politikfeldern beruflich oder ehrenamtlich befasst sind. Zu denken ist dabei vor allem an die Akteure aus Verbänden, Stiftungen und Vereinen, aus Ministerien, öffentlichem Dienst, kommunalen Fachstellen für Engagementförderung und Freiwilligenargenturen, aber auch an engagementfördernde Unternehmen, Wissenschaft und Medien.
Fazit
Gut, dass es das „Jahrbuch Engagementpolitik“ gibt. Die aktuelle Ausgabe 2020 weist auf unterschiedlichen Ebenen und anhand von Beispielen aus verschiedenen Aktionsfeldern auf die große Bedeutung hin, die bürgerschaftliches Engagement und zivilgesellschaftliche Aktivitäten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben.
Rezension von
Dr. phil. Hubert Kolling
Krankenpfleger, Diplom-Pädagoge und Diplom-Politologe
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