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Bernd Halfar, Gabriele Moos et al.: Controlling in der Sozialwirtschaft

Rezensiert von Olga Wartalska, 05.07.2021

Cover Bernd Halfar, Gabriele Moos et al.: Controlling in der Sozialwirtschaft ISBN 978-3-8487-6248-4

Bernd Halfar, Gabriele Moos, Klaus Schellberg: Controlling in der Sozialwirtschaft. Praxishandbuch. Nomos Verlagsgesellschaft (Baden-Baden) 2020. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. 291 Seiten. ISBN 978-3-8487-6248-4. 44,00 EUR.

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Thema

Controlling in sozialwirtschaftlichen Organisationen erfordert die Ausrichtung an den qualitativen Zielsetzungen und besonderen Rahmenbedingungen von Institutionen und Organisationen des sozialen Sektors. Das Praxishandbuch setzt an diesen Besonderheiten und Spezifika sozialer Dienstleistungsunternehmen an und bietet ein umfassendes Kennzahlenglossar, welches den Aufbau eines eigenen kennzahlenbasierten Controllings unterstützt. Dabei setzen die Autoren auf die Vermittlung durch Fallstudien, anhand derer sie typische Problemfelder sozialwirtschaftlicher Organisationen praxisnah darstellen.

AutorInnen

Bernd Halfar ist Professor für Sozialökonomie an der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Partner einer Unternehmensberatung und Mitglied in Aufsichtsräten sozialwirtschaftlicher Unternehmen.

Gabriele Moos ist Professorin für Sozialmanagement am RheinAhrCampus in Remagen, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Management und Controlling in der Sozialwirtschaft, Mitglied in Aufsichtsräten sozialwirtschaftlicher Unternehmen und Mitglied des Arbeitskreises „Ökonomie im Gesundheitswesen“ der Schmalenbach Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V.

Klaus Schellberg ist Professor für Betriebswirtschaftslehre für Sozialunternehmen an der Evangelischen Hochschule Nürnberg, Partner einer Unternehmensberatung, Studiengangsleiter, Mitglied eines Kommunalparlaments und Aufsichts- bzw. Beiratsmitglied in Kommunal- und Sozialunternehmen.

Entstehungshintergrund

Die Bedeutung ökonomischer Fragestellungen und Konzepte nimmt in Organisationen der Sozialwirtschaft weiterhin zu und zeigt, dass das Thema Controlling seit der Erscheinung der ersten Auflage des Buchs vor sechs Jahren nichts an Aktualität verloren hat. Die nun vorliegende zweite, aktualisierte und erweiterte Auflage des Praxishandbuchs zielt deshalb darauf ab, „nicht nur die Lücken einer ersten Auflage auszugleichen, sondern auch weiterzudenken und weiterzuentwickeln“ (S. 5). Im Zuge dessen wurden die Kapitel zum betriebswirtschaftlichen Controlling und zu den Spezifika der Sozialwirtschaft überarbeitet und weiterentwickelt. Zusätzlich wurde in der Neuauflage ein Stichwortverzeichnis eingefügt. 

Aufbau und Inhalt

Das vorliegende 292 Seiten starke Buch gliedert sich in drei in sich geschlossene Teile.

Teil A widmet sich auf 108 Seiten den Themen Funktionen, Spezifika und Aufbau von Controlling in sozialwirtschaftlichen Organisationen. In den vier Kapiteln

  1. Besonderheiten des sozialwirtschaftlichen Controllings;
  2. Spezifika des Dienstleistungscontrollings in der Sozialwirtschaft;
  3. Methodischer Aufbau eines Controllingsystems für sozialwirtschaftliche Organisationen und
  4. Betriebswirtschaftliches Controlling in der Sozialwirtschaft

erläutern die Autoren die jeweiligen Themen kurz und übersichtlich anhand praxisorientierter und bildhafter Beispiele.

Im ersten Kapitel führen die AutorInnen in das Thema Controlling in der Sozialwirtschaft ein. Sie skizzieren und definieren die jeweiligen Aufgaben, Zielsetzungen und Sichtweisen des klassischen Controllings im Rahmen des sozialen Sektors. Ein grundlegendes Arbeitsverständnis und Einsatzmöglichkeiten des Controllings in der Sozialwirtschaft werden so entwickelt. Das erste Kapitel endet mit einer Einführung in das Kennzahlensystem.

Das zweite Kapitel widmet sich in sieben Unterkapiteln den Besonderheiten und Unterschieden der personenbezogenen sozialen Dienstleitungen. Dabei werden relevante Aspekte wie Intangibilität und Immaterialität, Fixkostenproblematik/​Gemeinkostenproblematik, Integration des externen Faktors oder die akzeptierte Ineffizienz angeführt und beleuchtet.

Im dritten Kapitel bieten die AutorInnen u.a. Werkzeuge, Methoden und Modelle für die Verortung und Einbettung des Controllings in die organisationalen Strukturen, formulieren personalrelevante Anforderungen an den Controller bzw. die Controllerin und führen in die Entwicklung und Festlegung von Wirkungszielen ein. Hierbei wird nicht nur das finanzwirtschaftliche Interesse erwähnt, sondern besonders die Möglichkeit, die eigenen Kernprozesse und qualitativen Zielsetzungen gewinnbringend einzusetzen, betont.

Das letzte Kapitel des ersten Teils beleuchtet die betriebswirtschaftlichen Aspekte von Sozialen und Non-Profit Organisationen u.a. in Form einer Definition von Gewinnzielen, einer Bilanzanalyse und Empfehlungen zur Gestaltung von Kostenrechnungen.

Teil B behandelt auf 72 Seiten in fünf Kapiteln fiktive Fallstudien aus den Problemfeldern

  1. Strategie und strategisches Controlling – Der Prozess der strategischen Planung aus Sicht des Controllings;
  2. Kostenanalyse, Kostenmanagement, Cash-Management;
  3. Personalcontrolling;
  4. QM – Kennzahlengestütztes QM und
  5. Berichtswesen zur Zielkontrolle durch den Aufsichtsrat.

Jedes Kapitel bearbeitet dabei bis zu sieben Fallbeispiele innerhalb der jeweiligen Fallstudie. So beschäftigt sich das zweite Kapitel in insgesamt sieben Unterkapiteln u.a. mit den Fallbeispielen Tariferhöhung in einer stationären Wohneinrichtung, Analyse des operativen Cash-Flows und der kennzahlengestützten Analyse der Verwaltungskosten und ist damit das ausführlichste der fünf Kapitel. Die jeweiligen Fallbeispiele werden hierbei systematisch anhand von vier Unterpunkten – Fallbeispiel, Analyseverfahren, Management und Controlling, sowie Kennzahlen – praxisnah und kennzahlenorientiert dargelegt und erläutert.

Teil C stellt das umfassende Kennzahlenglossar dar. Auf 80 Seiten werden in elf Kapiteln über 120 Kennzahlen präsentiert, die in zehn Dimensionen unterteilt sind. Die zehn Dimension beinhalten jeweils zwischen drei und dreißig Aspekte. Dabei wird für jede Kennzahl eine Ermittlungsformel abgebildete und erläutert. Die Kennzahlen sind thematisch wie folgt gegliedert:

  • Kennzahlen der Dimension Finanzen
  • Kennzahlen für die Dimension Personal
  • Kennzahlen für die Dimension Prozesse
  • Kennzahlen für die Dimension Kunden/​Klienten
  • Kennzahlen für die Dimension Administration
  • Kennzahlen für die Werkstatt für Behinderte Menschen
  • Kennzahlen für die Dimension Waren- und Materialwirtschaft
  • Kennzahlen für die Dimension Hauswirtschaft
  • Kennzahlen für die Dimension fachliche Leistungsplanung
  • Kennzahlen für die Dimension Ehrenamtlichkeit

Quantifizierbare Ergebniskennzahlen werden hierbei von den AutorInnen genauso dargestellt wie subjektive Leistungstreiber (vgl. S. 207). Zusätzlich wurde eine Priorisierung der Kennzahlen vorgenommen die eine Einordnung in zentrale Berichtskennzahlen (A), ergänzende Informationen (B), in Kennzahlen zur vertiefenden Datenanalyse (C) und in Kennzahlen für die Analyse des Jahresabschlusses (J) ermöglicht und daraus folgend einen, den jeweiligen Kennzahlen entsprechenden, Berichtsrhythmus empfiehlt. 

Das Buch wird durch ein Abbildungsverzeichnis (35 Abbildungen), ein Tabellenverzeichnis (60 Tabellen) und das erwähnte neue Register mit 216 Stichwörtern abgerundet.

Diskussion

Umfassend und kompakt zugleich führen Halfar, Moos und Schellberg in aufeinander aufbauenden Schritten die LeserInnen verständlich in das Thema Controlling in der Sozialwirtschaft ein. Dabei werden Sinn, Zweck und Nutzen von Controlling genauso thematisiert wie die Schwierigkeiten und Probleme branchentypischer Rahmenbedingungen und Zielsetzungen. Anhand unterschiedlicher Fallbeispiele und mit Hilfe des umfassenden Kennzahlenglossar werden Lösungswege angeboten und angeregt. Durch die Verbindung dieser theoretischen und praxisorientierten Inputs werden sozialwirtschaftliche Organisationen bestmöglich beim Aufbau eines eigenen Controllingsystems unterstützt.

Studierende erhalten durch die Einführung in die Thematik und den hohen praxisorientierten Bezug einen umfangreichen Überblick über die spezifischen Charakteristika des sozialwirtschaftlichen Controllings. Für ein vertieftes Verständnis der umfassenden und zugleich komprimierten kennzahlenbasierten Informationen bedarf es jedoch betriebswirtschaftlicher Vorerfahrungen. 

Lehrenden als auch erfahrenen PraktikerInnen bietet dieses Buch durch sein umfassendes Glossar konkrete Unterstützung bei der Umsetzung der Kennzahlen in die Praxis und dient dabei als besonders gut strukturiertes Nachschlagewerk.

Fazit

„Controlling in der Sozialwirtschaft“ ist ein umfassendes Praxishandbuch, das durch einen verständlichen und sehr gut strukturierten Aufbau den LeserInnen aufzeigt wie Schlüsselprozesse sozialer Organisationen in verwertbare Kennzahlen umgewandelt und nutzbar gemacht werden können. Das Autorenteam trägt der Heterogenität der unterschiedlichen Institutionen und Organisationen Rechnung und regt mit praxisrelevanten Fallbeispielen und einem profunden Kennzahlenglossar zur individuellen Umsetzung an.

Das Praxishandbuch kann somit genau als solches verstanden werden. Wer auf der Suche nach einführender Literatur in die Thematik Controlling oder Sozialwirtschaft ist, wird hier nicht fündig. Für diejenigen, die die Besonderheiten von Controlling in der Sozialwirtschaft kennen lernen und verstehen wollen oder Unterstützung bei der Implementierung oder Weiterentwicklung des Controllings in einer sozialwirtschaftlichen Organisationen benötigen, kann dieses Buch als umfassendes Nachschlagewerk empfohlen werden.

Rezension von
Olga Wartalska
Derzeit Studentin an der Hochschule Koblenz des Masterstudiengangs Kindheits- und Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt „Management und Beratung“.
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Es gibt 1 Rezension von Olga Wartalska.

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ISSN 2190-9245