Gitta Jacob, Laura Seebauer: Selbstwert
Rezensiert von Dr. Winfried Leisgang, 15.04.2021
Gitta Jacob, Laura Seebauer: Selbstwert, 75 Therapiekarten.
Beltz Juventa
(Weinheim und Basel) 2020.
75 Seiten.
49,95 EUR.
Lehr- oder Lernkartenset. EAN 401-917210037-7
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Autorinnen
Dr. Gitta Jacob ist psychologische Psychotherapeutin, Supervisorin für Verhaltenstherapie und zertifizierte Schematatherapeutin.
Dr. Laura Seebauer ist ebenfalls psychologische Psychotherapeutin und zertifizierte Schematatherapeutin. Sie führte eine eigene Praxis für Psychotherapie.
Aufbau
Der Inhalt der Kassette umfasst ein Anleitungsheft mit 22 Seiten und 75 Bildkarten.
Inhalt
Das Heft bietet zu Beginn eine Einführung in das Thema Selbstwert. Unabhängig von einer Störung oder Diagnose hat „das Erleben der Patienten immer einen Bezug zum Selbstwert.“ (S. 4) Daher sind sie häufig motiviert, an ihrer Selbstwertthematik zu arbeiten, das man als Therapeut*in aufgreifen sollte.
Danach benennen die Autorinnen gleich die zentralen Themen der Arbeit mit den Karten: Der überkritische Umgang mit mir selbst und das Scheitern beim Erreichen von Zielen,
Eingesetzt werden können die Karten in der Arbeit mit Menschen von „Achse-1-Störungen Depression, soziale Phobie etc.“ (S. 5.)
Inhaltlich verteilen sich die Karten auf fünf Module.
- Den eigenen Selbstwertproblemen auf die Spur kommen (Karten1-21)
- Sich selbst der beste Freund werden (Karten 22–36)
- Übermäßige Standards abbauen, realistische Standards aufbauen (Karten 37–46)
- Ziele besser erreichen (Karten 47–58)
- Selbstbewusster werden im Umgang mit anderen (Karten 59–75)
Kapitel 3 Das therapeutische Arbeiten mit den Karten
Die Karten sind verständlich beschrieben, sodass auch die Patient*innen einen Zugang finden können. Damit lassen sie sich sowohl im therapeutischen Kontext als auch in der Beratung oder anderen niedrigschwelligen Angeboten sowie in der Selbsthilfe einsetzen (S. 7).
Die Autorinnen weisen darauf hin, dass man die Karten sehr flexibel einsetzen und falls notwendig modifizieren kann. Dadurch lassen sie sich inhaltlich an die akute Thematik der Patient*innen anpassen. Es ist in keiner Weise notwendig, alle Karten zum Einsatz zu bringen. Damit lässt sich Überforderung vermeiden.
Kapitel 4 Die 75 Karten im Überblick
Das Modul 1 umfasst 21 Karten, die sich mit den eigenen Selbstwertproblemen befassen. Dabei wird zunächst darauf eingegangen, was der Selbstwert ist und wie dessen wichtigste Säulen aussehen. Die Rückmeldung durch andere ist wichtig ebenso wie soziale Vergleiche. Da der Selbstwert durch andere mitgestaltet wird, geht eine Karte auf die Erfahrungen in der Kindheit und das innere Kind ein. Weitere Ebenen der Karten sind der eigene Körper, soziale Kontakte, der Umgang mit Gefühlen, die Entwicklung und Bedeutung von Werten und der Vorteil eines geringeren Selbstwerts.
Modul 2 beschäftigt sich damit, wie man selbst sein bester Freund werden kann. Die 15 Karten befassen sich mit der Achtsamkeit sich selbst gegenüber. Dabei werden verschiedene Techniken vorgestellt, wie dies gelingen kann, wie zum Beispiel die zwei Handtechnik, das Positiv – Tagebuch, Belohnungen im Alltag, Freunde finden und die Spiegel Übung für das eigene Körpergefühl.
Modul 3 geht darauf ein, wie man zu hohe eigene Erwartungen verändern kann und zu einer realistischeren Einschätzung kommt. Diese zehn Karten beschreiben den inneren Richter, der permanent bewertet, setzen sich damit auseinander, wie die Botschaften des inneren Richters relativiert werden bzw. abgewehrt werden können. Zum Beispiel kann dieser in eine Witzfigur umgewandelt werden. Außerdem wird darauf eingegangen, wie Gedankenkreisen beendet und auch negative Gefühle akzeptiert werden können. Die letzte Karte befasst sich damit, wie man sich aus der Opferrolle befreit.
Modul 4 hat das Thema Ziele zum Inhalt. Die elf Karten befassen sich damit, wie man seine Ziele sicherer erreichen kann. Vom Ziele Setzen bis zur Umsetzung in eine Handlung ist hier alles beschrieben. Man kann Ziele zunächst imaginieren, die Zielerreichung planen und sich mit den Vorteilen einer Veränderung auseinandersetzen. Wichtige weitere Aspekte sind die soziale Unterstützung und die Auseinandersetzung mit dem inneren Schweinehund, der dies verhindern kann. Auch weitere Widerstände, die einer Umsetzung entgegenstehen, werden bearbeitet. Und schließlich darf eine Zielformulierung nach dem SMART-Prinzip nicht fehlen.
Die 17 Karten eines selbstbewussten Umgangs mit seiner Umwelt bilden den Abschluss der Module. Dabei wird darauf eingegangen, wie man in der Kommunikation sowohl verbal, als auch in der Körpersprache, selbstsicherer auftreten kann. Weitere Aspekte sind die Frage, wie man Lob annehmen und selbst Kritik üben kann, ohne von Schuldgefühlen geplagt zu werden. Auch die Abgrenzung von anderen und das Neinsagen werden besprochen. Schließlich geht es auch darum, eigene und fremde Bedürfnisse und Interessen wahrzunehmen und für die persönlichen Interessen einzustehen und sie durchzusetzen. Dies ist nicht immer ohne Konflikte zu haben, weshalb man auch hin und wieder seine Komfortzone verlassen muss und Schamgefühles bewältigt werden müssen. Die letzten Karten thematisieren dann die Einbindung in soziale Netzwerke und Gruppen und die Liebesbeziehung zu einem anderen Menschen.
Diskussion
Das Begleitheft führt sehr knapp und komprimiert in die Thematik ein. Zu einer Vertiefung fehlt hier mit Sicherheit der Platz, damit es nicht zu umfangreich wird. Daher sollten die Nutzer*innen über theoretische Hintergründe verfügen. Vor allem im Bereich der Kommunikation, des sozialen Kompetenztrainings und der Motivationspsychologie. Hier hätte man sich auch eine umfangreichere Literaturliste zur Vertiefung gewünscht. Die Karten allerdings erfüllen den Anspruch der Autorinnen und sind verständlich und klar formuliert. Damit kann man hervorragend mit den Klient*innen arbeiten.
Fazit
Insgesamt ein sehr hilfreiches Instrument für Therapeut*innen, aber auch in der psychosozialen Beratung, das die Arbeit am Thema Selbstwert strukturiert und unterstützt. Nötig dazu ist allerdings ein gewisses Vorwissen.
Rezension von
Dr. Winfried Leisgang
Dipl. Soz.-Päd., Master of Social Work (M.S.W.)
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Zitiervorschlag
Winfried Leisgang. Rezension vom 15.04.2021 zu:
Gitta Jacob, Laura Seebauer: Selbstwert, 75 Therapiekarten. Beltz Juventa
(Weinheim und Basel) 2020.
Lehr- oder Lernkartenset. EAN 401-917210037-7
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In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/27670.php, Datum des Zugriffs 20.01.2025.
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