Corine Pelluchon: Wovon wir leben
Rezensiert von Prof. em. Dr. habil. Hans-Ernst Schiller, 24.08.2021

Corine Pelluchon: Wovon wir leben. Eine Philosophie der Ernährung und der Umwelt.
wbg Wissenschaftliche Buchgesellschaft
(Darmstadt) 2020.
415 Seiten.
ISBN 978-3-534-27241-9.
D: 50,00 EUR,
A: 51,40 EUR.
Übersetzer: Heinz Jatho.
Thema
Fragen des Umwelt- und Tierschutzes sind in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend wichtig geworden. Auch Philosophen beteiligen sich an dieser Diskussion und stehen dabei, was den Umgang mit Tieren betrifft, in einer beeindruckenden Tradition, die von Horkheimer und Adorno über Schopenhauer und Rousseau bis in die Antike zurückreicht.
Autorin
Corine Pelluchon ist eine französische Philosophin, die an der Universität Paris-Est-Marne-la-Vallée lehrt und sich mit Ethik und Politik auf den Gebieten der Ökologie und des Tierschutzes beschäftigt. In Deutschland ist sie durch ein „Manifest für die Tiere“, München 2020, bekannt geworden.
Aufbau und Inhalt
Das Buch ist gegliedert in eine Einleitung und zwei Teile. Ein Schlusskapitel und ein Nachwort schließen die Untersuchung ab.
Ausgangspunkt von Pelluchons Überlegungen ist die Einsicht, dass menschliches Leben nicht voraussetzungslos, dass es ein „Leben von“ ist und dass sowohl die Körperlichkeit des Subjekts wie die biologischen und sozialen Bedingungen zu einer „Phänomenologie des Lebens“ gehören. Es geht ihr, inspiriert von dem französischen Philosophen Levinas, um eine „Philosophie der Existenz“, die den Dualismus von Kultur und Natur überwindet. Schlüsselbegriff ist die „Nahrung“ in einem die eingeschränkte Bedeutung von Nahrungsmitteln übersteigenden, dem Begriff der Umwelt angenäherten Sinn. Im Verhältnis zur Nahrung realisiert sich eine Lebenshaltung, es ist der „ursprüngliche Ort der Ethik“. (S. 23) Eine Philosophie der Ernährung muss auch bedenken, „wie ich die Erde bewohne und mit den anderen Arten zusammenlebe“. (S. 15) In der Philosophie der Existenz werden Ernähren und Wohnen zu „Existenzialien“ (S. 13), d.h. bei allen Menschen gültigen, abstrakten Grundbestimmungen der „Existenz“, existentialistisch verstanden als Selbstverhältnis des je eigenen Seins. Von hier aus sollen nicht nur die Grundprobleme der Ethik, sondern auch die der Sozialphilosophie lösbar sein. Darüber hinaus möchte Pelluchon „Vorschläge unterbreiten, die die Demokratie erneuern können“ (S. 32) und „zu ethischen, politischen und rechtlichen Neuerungen führen, die uns helfen können, der aktuellen Umweltkrise zu begegnen.“ (31)
Teil I
Der erste Teil beschäftigt sich unter dem Titel „Eine Phänomenologie der Nahrung“ mit der Körperlichkeit des Subjekts, seiner Angewiesenheit auf Andere und auf die Natur (1. Kapitel), mit der Bedeutung von Städtebau und Architektur für die Lebensweise sowie dem Zusammenleben mit anderen Lebewesen (2. Kapitel), schließlich mit „Irrwegen der Ernährung“, wobei einerseits der Hunger im globalen Süden, andererseits die bekannten Essstörungen Anorexie, Bulimie und Adipositas besprochen werden (3. Kapitel).
Die zentrale These des 1. Kapitels lautet, „dass man seinen Körper nicht achtet, wenn man der Art und Weise, wie man isst, keinen Respekt entgegenbringt.“ (S. 63) Essen ist kein bloß physiologischer Vorgang der notwendigen Kalorienaufnahme, sondern eine Frage des Geschmacks und des Genusses. Wir jedoch „haben den Geschmack in den Alltäglichkeiten verloren, weil wir den Kontakt mit der Welt als Nahrung verloren. Wir haben vergessen, dass die Welt Nahrung ist, weil wir uns vom Fühlen abgeschnitten haben und uns die Objekte der Welt vorstelllen, indem wir sie handhaben, sie objektivieren.“ (S. 58) In Wahrheit ist Leben „leben von“ und „leben von“ ist genießen. (S. 42)
Als Leitgedanke des 2. Kapitels kann die These gelten, dass die Existenz auf ein „aktives Netz“ verweist, „in dem sich die Geschichte und die soziale sowie umweltbedingte Dimension unseres Lebens miteinander verbinden.“ (S. 90) Neben einer „Philosophie der Architektur“ geht es v.a. um die Gemeinschaft, die wir mit anderen Lebewesen bilden. Wir müssen „dem Tod der Tiere ins Gesicht sehen“ (113) und Empathie und Mitleid zu ihnen entwickeln. (S. 114–124; 150–164) Das Einsperren und die Verstümmelung der Tiere beweist „die Illegitimität des Systems der industriellen Züchtung“. (S. 125) Weil die Tiere fühlende Wesen sind, mit denen wir in Gemeinschaft leben, besteht ihnen gegenüber ein „Pflicht zur Gerechtigkeit“. (S. 130) Diese Pflichten müssen in die Formulierungen des politischen Rechts, in den Gesellschaftsvertrag, eingehen, womit sich der Staat zu einer „Zoopolis“, einem Staat der Lebewesen erweitert, in dem die Haustiere zu Mitbürgern werden. (S. 141) Pelluchon wendet sich dagegen, „die Pflichten gegenüber unseren menschlichen Geschwistern mit denen zu verwechseln, die wir gegenüber den Tieren haben“ (S. 132), aber sie lässt auch keinen Zweifel daran, dass die Misshandlung fühlender Wesen auch die Täter versehrt. (S. 128)
Im 3. Kapitel werden zunächst die Landwirtschaft und insbesondere der globale Hunger thematisiert. Er liegt, so Pelluchon, am unfairen Welthandel, insbesondere an den Subventionen in den fortgeschrittenen Ländern und den uneingeschränkten Gesetzen von Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt. Als Heilmittel gelten Höchstpreise für Lebensmittel und das Verbot von Spekulationen mit Getreide (S. 179), letztlich die Sicherung der Eigenversorgung jedes Landes mit Nahrungsmitteln. (S. 174) Das Grundproblem verortet die Autorin darin, dass sich der Kapitalismus nur um den ökonomischen Wert kümmert, aber nicht um den kulturellen Wert. Hinter dieser Kritik „steht die Vorstellung, dass die Art, wie man die Nahrung (…) produziert, weiterverarbeitet, vertreibt und konsumiert, nicht einfach ihren Warencharakter ausdrückt, sondern dass diese mit der jeweiligen Art des Guts übereinstimmen soll.“ (189) Der Warencharakter soll also durch einen ethischen Charakter ergänzt werden, denn Essen und Nahrung betreffen die Lebenseinstellung und sind Teil der Ethik. (S. 187) Das Kapitel endet mit Überlegungen zu dem Sinn, d.h. dem existentiellen Selbstverständnis, das sich in Anorexie und Bulimie ausdrückt.
Teil II
Der zweite, wiederum in drei Kapitel gegliederte Teil möchte die Lehre vom Gesellschaftsvertrag so weiterentwickeln, dass sich Ökologie und Tierfrage in die republikanische Ordnung einbeziehen lassen. Es geht um nicht weniger als darum, die Demokratie zu erneuern. (S. 32)
Das 1. Kapitel geht aus von der Idee, dass „ein Gesellschaftsvertrag notwendig ist“ (S. 216) – wobei eine Verfassung als ein Gesellschaftsvertrag gedacht werden kann, dem die Individuen eines Landes als Staatsbürger stillschweigend beigetreten sind. Pelluchon rekurriert auf Hobbes und Locke – den sie vorzieht – auf Rousseau und John Rawls. In jedem Fall geht es um das Allgemeinwohl, in das, so die Forderung, Tiere und – der Umweltschäden wegen – künftige Generationen einbezogen werden müssen. (S. 245) Weil Rawls zufolge das Vertragsschließen in einem Urzustand fiktiv ist und nur als Darstellungsmittel fungiert, kann man sich, so Pelluchon, auch vorstellen, dass die Individuen, die ihn schließen, nicht wissen, ob sie im wirklichen Leben Tiere oder Menschen sein werden. (S. 257) Ob Tiere überhaupt Mitglieder einer Gesellschaft sein können und was es bedeutet, ein solches Mitglied zu sein, wird nicht diskutiert und geht im trüben Begriff einer Gemeinschaft des Zusammenlebens von Tieren und Menschen unter. Das Kapitel schließt ab mit der Formulierung von insgesamt neun „Prinzipien der Gerechtigkeit als Teilen der Nahrung“, wozu zum Beispiel auch die Suche nach Konsens, die Schadensvermeidung (no harm principle), das Verbot der Enteignung von Wohnraum und die Forderung gehört, dass Ernährung „wohlschmeckend sein und ansprechend serviert werden muss“. (S. 278)
Das 2. Kapitel beschäftigt sich mit dem Wiederaufbau der Demokratie, ohne auf ihren metaphorisch unterstellten Zusammenbruch näher einzugehen. Zu den eingangs angekündigten Neuerungsvorschlägen gehört auf institutioneller Ebene die Errichtung einer dritten Kammer, deren Mitglieder nicht gewählt, sondern ernannt werden, und deren Aufgabe es ist, den Rechten der Umwelt Gehör zu verschaffen. (S. 89 ff.2) Zweitens müsse das öffentliche Argumentieren und Diskutieren im Sinne eines deliberativen Demokratieverständnisses gestärkt werden. Unter Berufung auf Habermas, Rawls und Kant gibt die Autorin der Hoffnung Ausdruck, „dass man den öffentlichen Raum anders organisieren kann, als ihn dem Markt, den miteinander konkurrierenden Lobbies und der Herrschaft zu überlassen.“ (S. 307) Schließlich müsse in demokratischen Prozessen auch der kulturelle Aspekt berücksichtigt werden, der sich auf den Diskussionsstil bezieht.
Im 3. Kapitel geht es um die globale Dimension der Politik. Die atomare Drohung soll uns nach Pelluchon verdeutlichen, „dass die Liebe zum Leben (…) das grundlegende Prinzip der Ethik und der Politik sein muss.“ (S. 332) Statt die Interessen offen zu legen, durch welche die internationalen Gegensätze verschärft werden, und statt den Scharfmachern, die Situationen gefährlicher Missverständnisse fördern, entgegen zu treten, räsonniert die Autorin ganz allgemein über die Obsoletheit des Prinzips der staatlichen Souveränität, dessen Infragestellung im Namen moralisch notwendiger Interventionen tatsächlich das sicherste Mittel ist, Misstrauen und Spannungen anzuheizen. Das Kapitel klingt aus in Überlegungen zum Kosmopolitismus als individueller Einstellung (S. 352) und zur Utopie, die uns den Sinn für Alternativen stärken kann. (S. 356)
Diskussion
Viele Ansichten der Autorin kann man sich spontan zu eigen machen. Die Esskultur der industrialisierten Welt des Kapitals ist wirklich geschmacklos – gerade auch dort, wo sie etwas ganz Besonderes sein will und Steaks aus Blattgoldfolien gegessen werden. Die Behandlung der Tiere, ihre Massenhaltung und industrielle Schlachtung, ist nach wie vor in vielen Fällen skandalös. Und ganz gewiss bedarf es institutioneller Änderungen, um die milliardenfache Ernährungsnot auf diesem Globus zu beheben. Schließlich muss das Bewusstsein der atomaren Drohung wachgehalten und daran gearbeitet werden, ihr zu begegnen.
Dennoch setzt sich die Konzeption von Pelluchon grundsätzlichen Bedenken aus. Es seien nur einige genannt, die einer gründlichen Diskussion bedürften.
Die Grundkonzeption der Autorin läuft darauf hinaus, die Welt anders zu interpretieren, sie mit einem aparten Sinn aufzuladen, statt die Sinne von dem Druck, den Reichtum in Gestalt des Geldes zu vermehren, zu befreien. Es gelte, den „Sinn des Lebens“ wiederzufinden (S. 360); angestrebt ist eine „Sinngebung“ (S. 247) durch die Philosophie des „Lebens von“. Die geforderte Einbeziehung von Umwelt- und Tierschutz als Staatsziele in die Verfassung ist in Deutschland seit 1994 bzw. 2002 Realität. Durch die vorgebliche Ableitung solcher Einbeziehung aus den allgemein menschlichen „Existenzialien“ (S. 247 etc.) der Nahrung und des Wohnens, erhält sie einen höheren Sinn, aber keine strategische Konkretisierung. Wirklich verdienstvoll wäre eine Analyse der ökonomischen und kulturellen Widerstände, die sich den seit Mitte des letzten Jahrhunderts bekannten ökologischen Problemen und Notwendigkeiten entgegenstellen.
Abstrakte Konsequenzlosigkeit gilt für nahezu alle Vorschläge, die von der Autorin gemacht werden. Die dritte Kammer etwa, die sich der ökologischen Problematik als Mahner und Warner oder auch als Kläger vor dem Verfassungsgericht annehmen soll (s.o. S. 289 ff.), scheint ein sehr konkreter Vorschlag zu sein. Tatsächlich schwebt er über der wirklichen Problematik, die nirgendwo dargelegt wird. Sie besteht nicht zuletzt darin, dass sich jede ökologische Politik mit dem Widerstand der Energie- und Autokonzerne (inklusive der in ihnen Beschäftigten) auseinandersetzen muss, die im globalen Ranking der umsatzstärksten Unternehmen 2019 ( laut Wikipedia) sechs der zehn vorderen Plätze eingenommen haben. Gegenüber der Forderung, dass sich die Investitionen dieser Giganten lohnen, blieben die Versuche, die verkündeten Klimaziele zu verwirklichen, bislang relativ erfolglos. Energie- und Machtfragen zu ignorieren, heißt aber nach dem Motto zu verfahren: Auf das Wichtigste kommt es nicht an.
Eine besondere Rolle spielt Pelluchons Überzeugung, Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln dürften nicht den denselben Regeln gehorchen wie die von Fabrikware. (S. 264) In Bezug auf die Produktion läuft dies auf eine Deindustrialisierung der Landwirtschaft hinaus und man muss sich schon fragen, wie die Lebensmittelbedürfnisse von Milliarden Städtern dann noch befriedigt werden können. In Bezug auf die Vermarktung bzw. den Handel ist es wahrscheinlich vernünftig, den Export von subventionierten Lebensmitteln auf die Weltmärkte zu verhindern, die Spekulation etwa mit Getreide zu verbieten und vielleicht sogar Höchstpreise einzuführen, um die Lebensmittel den Gesetzen des Marktes (Preiskonkurrenz) zu entziehen. (s.o. II, 3) Aber man sollte auch den Konsequenzen nachgehen, die wohl darin bestehen, dass eine Produktion mit privaten Investoren, die Gewinn machen wollen, dann gar nicht mehr möglich wäre. Auch hier wird man auf Machtstrukturen stoßen, die in die ökonomischen Strukturen eingelassen sind. Da ist es zweifellos einfacher, auf die Veränderung von Konsumgewohnheiten zu setzen, obwohl diese ohne Zweifel auch eine Frage des Geldbeutels und des Arbeitsdrucks sind – worauf die Autorin freilich nicht eingeht. „Da unsere Beziehung zur Nahrung den Ausgangspunkt für die Ethik und die Gerechtigkeit bildet, muss man den Gesellschaftsvertrag darauf gründen, dass die Individuen zustimmen, ihre Konsumgewohnheiten zu ändern.“ (S. 223) Schon die „Krise des Geschmacks“ in den Mittelpunkt einer Kritik an „unserem“ Entwicklungsmodell zu stellen (S. 63), bedeutet, dass man dem Konsum den Primat in der Analyse und bei der Änderungsstrategie gibt. Dass Konsumenten keine Entscheidungen über das Was und Wie der Produktion treffen können, weil sie nicht über die Produktionsmittel verfügen, wird ignoriert. Zugegeben, die Konsumgewohnheiten sind vielfach schlecht, ja abstoßend. Sie so wie bei Pelluchon zu gewichten, geht an der Realität jedoch vorbei.
Abschließend sei näher auf die Frage der Tierethik eingegangen. Der Ansatz Pelluchons, dass die Tiere als schmerzempfindende Wesen uns mitleidsethisch gewisse Pflichten auferlegen, die auch strafrechtlich bewehrt sein müssen, ist, ohne originell zu sein, nachvollziehbar und richtig. Tiere stellen einen intrinsischen Wert dar, der Beachtung fordert unabhängig davon, dass ihre grausame Behandlung und die absichtliche oder in Kauf genommene Ausrottung von Arten auch negative Folgen für die Menschen selber hat. Wie weit die Verpflichtung gegenüber Tieren geht, ist umstritten. Pelluchon meint, dass man sie nicht ohne Not um des Verzehrs willen töten darf (S. 139), schlägt aber nicht vor, Zuwiderhandlung strafrechtlich zu verfolgen. De facto behandelt sie die Tötung der Tiere als politisch abwägbar, was sie bei Menschen wahrscheinlich nicht zugeben würde.
Pelluchons allgemeine Begründung für den Tierschutz ist in wesentlichen Punkten nicht überzeugend. Sie behauptet, dass Tiere eine moralische und politische Gemeinschaft mit uns bilden (S. 135), weshalb sie auch als Subjekte des (nach Rawls) fiktiven Gesellschaftsvertrags im fiktiven Urzustand gedacht werden können. (s.o. S. 257) Das ist, rundheraus gesagt, absurd. Zur moralischen Gemeinschaft gehört das Verständnis von praktischen, für alle geltenden Regeln. Weder kann man Tieren praktische Vernunft in diesem Sinne zuschreiben noch besitzen sie die Fähigkeit zur Abwägung und Entscheidung. Dass Tiere die Fähigkeit zu fiktionalen Vorstellungen haben, ist offenkundig falsch und jedenfalls nicht erweisbar. Ihnen ein „Ich“ zuzuschreiben (S. 137), kann nur zur Verdunstung des in der Philosophie gut etablierten Begriffs des Ichs als Prinzip der Einheit des Bewusstseins führen. Schließlich ist es auch höchst problematisch, den Status einwilligungsunfähiger, „unvernünftiger“ Menschen mit dem von Tieren gleich zu setzen. Die Achtung, die wir solchen Personen – und anders übrigens auch den schlimmsten Verbrechern – schulden, ist in ihrer Zugehörigkeit zur menschlichen Gattung begründet, deren Mitglieder typischerweise praktische Vernunft hervorbringen. Wer diese Überlegungen in Analogie zu Rassismus und Sexismus als „Speziesismus“ (257) bezeichnet – nicht nur Pelluchon spricht so – entwertet die Opfer rassistischer und sexistischer Gewalt und Diskriminierung.
Fazit
Pelluchons Veröffentlichung befasst sich mit wichtigen Fragen moderner Gesellschaften: mit dem Verhältnis zur außermenschlichen Natur, insbesondere zu den Tieren; mit den Prinzipien der Ethik und des Gesellschaftsvertrags, mit der atomaren Drohung, der Belebung der Demokratie und vielem mehr. Ob ihr Anspruch eingelöst wurde, mit den zu Existenzialien erhobenen Begriffen der Nahrung und des Wohnens den Schlüssel zur Lösung all jener Probleme gefunden zu haben, muss bezweifelt werden.
Rezension von
Prof. em. Dr. habil. Hans-Ernst Schiller
Vormals Professor für Sozialphilosophie und -ethik
Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften
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Es gibt 31 Rezensionen von Hans-Ernst Schiller.
Zitiervorschlag
Hans-Ernst Schiller. Rezension vom 24.08.2021 zu:
Corine Pelluchon: Wovon wir leben. Eine Philosophie der Ernährung und der Umwelt. wbg Wissenschaftliche Buchgesellschaft
(Darmstadt) 2020.
ISBN 978-3-534-27241-9.
Übersetzer: Heinz Jatho.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/27682.php, Datum des Zugriffs 04.10.2023.
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