Dorothee Beck, Annette Henninger (Hrsg.): Konkurrenz für das Alphamännchen
Rezensiert von Dr. Barbara Stiegler, 21.01.2021

Dorothee Beck, Annette Henninger (Hrsg.): Konkurrenz für das Alphamännchen. Politische Repräsentation und Geschlecht.
Ulrike Helmer Verlag
(Sulzbach/Taunus) 2020.
256 Seiten.
ISBN 978-3-89741-444-0.
D: 20,00 EUR,
A: 20,60 EUR.
Reihe: Geschlecht zwischen Vergangenheit und Zukunft - 9.
Thema
Die letzten Entscheidungen der Landesverfassungsgerichte in Thüringen und Brandenburg gegen eine Quotierungsregelungen für die Landtage haben es wieder gezeigt: Trotz der Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts vor über hundert Jahren ist es noch ein langer Weg, bis die Parität, also die gleiche Teilhabe an der Macht in politischen Institutionen, für Frauen erreicht ist. Weder in kommunalen, Landes- oder im Bundesparlament noch im europäischen Parlament oder in den Parlamenten der meisten Staaten in der Welt sind die Sitze zwischen Männern und Frauen gleich verteilt. Auch wenn es langsame Verbesserungen und einzelne starke Frauen an der Spitze gibt, das Grundproblem bleibt: Die politische Macht ist überwiegend in männlichen Händen. Wie die personalen und strukturellen Widerstände genau aussehen und welche Gegenstrategien sich als erfolgreich erweisen, das wird aus wissenschaftlicher Sicht aber auch aus der Perspektive der Frauen, die es geschafft haben, dargestellt.
Herausgeber_innen
Die Herausgeber_innen arbeiten beide an der Universität Marburg: Dorothee Beck, Dr. phil. forscht am Zentrum für Gender Studies über das Verhältnis von Politik, Geschlecht und Medien. Annette Henninger, Dr. phil. ist Professorin für Politik und Geschlechterverhältnisse und forscht u.a. zu Antifeminismus. Ihr Sammelband basiert auf einem transdisziplinären Workshop, der der Frage nachging, ob der Einzug von Frauen in die Parlamente das dort herrschende, politische Alphamännchen unter Konkurrenzdruck gebracht hat.
Aufbau und Inhalt
Dieser Band enthält 10 wissenschaftliche Beiträge, die durch 6 Interviews mit Frauen, die Erfahrungen in politischen Funktionen und Positionen gemacht haben, ergänzt werden. Dadurch bekommen die Analysen der Wissenschaftler_innen einen lebendigen Gegenpart, der zum Teil auch noch Neues, nicht Erforschtes ans Tageslicht bringt.
In ihrer Einleitung geben Dorothee Beck und Annette Henninger einen knappen Überblick über den Stand der Forschung: die Dimensionen politischer Repräsentation und die Konstruktion von Geschlecht in der institutionellen Politik. Einen überraschenden Auftakt bietet dann der Beitrag von Sarah Elise Wiliarty, Dr. phil. Associate Professor an der Wesleyan University, Connecticut, USA mit dem Titel „Germany as a feminist Utopia?“. Wiliarty diskutiert zwei verschiedene aber gleichzeitig auftretende feministische Utopien, eine differenztheoretische („Frauen als bessere Männer“) und eine Gleichheitsutopie („Geschlecht spielt keine Rolle“). Aus der US-Perspektive fragt sie sich, ob die Errungenschaften in Deutschland (14 Jahre eine Kanzlerin, 1/3 Frauen in den Parlamenten, Quotenregelungen in Parteien und ein ausgebautes Sozialsystem) nicht schon als feministisches Utopia gelten könnten.
Der nächste Teil beschäftigt sich mit den Faktoren, die zur deskriptiven (an den Verhältniszahlen gemessenen) Repräsentation von Frauen führen und den Instrumenten, die diese Repräsentation voranbringen. Petra Ahrens, Gastprofessorin für Vergleichende Politikwissenschaft und für Gender & Diversity an der Universität Antwerpen, Belgien und Petra Meier, Professorin für Politikwissenschaften und Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Universität Antwerpen setzen sich mit geltenden Quotenregelungen auseinander. Sie sprechen sich in ihrem Resümee für eine Verrechtlichung der Quoten aus, fordern aber auch eine Infragestellung der männlichen Normen von Politik und in der Politik. Darüber hinaus fragen sie nach den Möglichkeiten, intersektionale Aspekte und eine Überwindung der Geschlechterbinarität in den Regelungen zu verankern.
Das Interview mit Sigrid Isser, einer ehrenamtlich in vielen Positionen innerhalb der CDU, in Frauenverbänden und Unternehmerfrauenverbänden aktiven Frau, belegt mit konkreten Erfahrungen, welche geringen Wirkungen ein Quorum (ohne Sanktionen) für die Partizipation der Frauen in der CDU hat, aber auch, welche Widerstände einer Quotenregelung entgegen stehen. Sie selbst setzt weniger auf die Quote als vielmehr auf grundsätzliche Veränderungen, etwa eine gerechte Bezahlung von Frauenarbeit oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, um die Partizipation vor allem der jungen Frauen zu ermöglichen.
Uta Kletzing, Dr. phil., Politikwissenschaftlerin, hat in verschiedenen Organisationen gearbeitet und war als Sachverständige direkt in die Paritätsgesetzgebungsberatungen in Brandenburg und Thüringen eingebunden. Ihr Beitrag „Ausschluss trotz Einschluss“ bezieht sich auf die Ergebnisse ihrer eigenen Forschungen über Bürgermeister*innen, deren Werdegänge, Lebenszusammenhänge und Handlungsressourcen stark durch ihr Geschlecht geprägt sind. Nicht ihre (vermeintlich weiblichen) Eigenschaften, sondern die Strukturen in Parteien und die Wahlverfahren bestimmen ihre Chancen und führen dazu, dass sie sich selbst in Spitzenpositionen als „Ausgeschlossene“ wiederfinden. Der Beitrag bietet darüber hinaus forschungsmethodische Überlegungen für ein „undoing gender“ an, um zu vermeiden, dass die Forschung über Frauen wiederum die traditionellen Bilder von Frauen verstärkt. Dabei gilt es, eine Balance zwischen Benennung von Geschlecht und Dekonstruktion zu finden.
Illustriert wird ein Teil dieser Ergebnisse in dem biographischen Interview mit Dr. Angelika Kordfelder. Ihre Reflexionen zu ihrer Zeit als ehemalige Bürgermeisterin in der Stadt Rheine bestätigen einerseits die These, dass es oft die schlechten Aussichten, Wahlen zu gewinnen, sind, die die Frauen in einer Partei zum Zuge kommen lassen. Sie zeigen andererseits den Kraftakt der Frau, wenn sie sich gegen die fast ausschließlich männliche Konkurrenz durchsetzen muss und dann, ohne einen Mann, der ihr den Rücken freihält, erfolgreich in der politischen Position arbeiten will.
Elke Wiechmann, Dr. phil., akademische Oberrätin am Institut für Politikwissenschaft an der Fernuniversität Hagen, greift den Anspruch einer intersektionalen Perspektive auf und stellt ihre Ergebnisse aus einer qualitativen und quantitativen Studie über Partizipation und Repräsentation von Migranten_innen vor. Ein erstes Ergebnis: eine deutliche Repräsentanzlücke. Der Anteil der Migrant_innen in den Räten ist deutlich niedriger als ihr Anteil an der Bevölkerung insgesamt. Anteilig gegenüber der männlichen Vergleichsgruppe sind Migrantinnen* allerdings besser vertreten als Frauen ohne Migrationshintergrund. Migrationshintergrund und Geschlecht als Zuschreibungskategorien erweisen sich also für die Migrant*innen nicht als doppelt diskriminierend, sondern als eher nützlich, da sie von einer doppelten Quote profitieren können. Deskriptive Repräsentanz geht für Migrant_innen auch mit substanzieller Repräsentanz einher: Schwerpunktthemen in den Räten sind für alle Migrant_innen, nicht immer aus eigenem Antrieb, Integrations- und Migrationsthemen.
In dem folgenden Interview berichtet Srita Heide, Leiterin einer indo-europäischen Strategie- und Managementberatung und aktiv in der CDU, über ihre Erfahrungen als Migrantin in der Kommunalpolitik. Letztlich scheint ihr das Merkmal Frau ein größeres Hindernis zu sein als das der Migration. Ihre Kandidatur zur Landrätin sieht sie als Gewinn, auch wenn sie die Wahl nicht gewonnen hat, dafür hat sie viel gelernt und Anerkennung in der Öffentlichkeit bekommen. Im Gegensatz zu ihren Erfahrungen in der Wirtschaft hält sie die Quote für Frauen in der Politik für notwendig.
„Konstruktion von Geschlecht im politischen Feld“ ist der Titel des nächsten Teils. Birgit Sauer, Dr. phil., Universitätsprofessorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, macht in ihrem Beitrag deutlich, wie wichtig Geschlechterverhältnisse zum Verständnis des aktuellen Erstarkens rechter Parteien in Europa sind. Diese Parteien wenden die durch Frauenbewegungen verursachten Verunsicherungen einer früher selbstverständlichen männlichen Hegemonie in einen Hass auf Feministinnen und Gleichstellungspolitik und in eine Wut gegen die „Anderen“ (Ausländer). Marginalisierten Männlichkeiten wird versprochen, dass eine neue, maskulinisierte Führung ihnen neue Selbstsicherheit verleiht. Auch auf der Diskursebene gibt es einen Zusammenhang: der rechte Rekurs auf biologisch-natürliche heterosexuelle und hierarchische Zweigeschlechtlichkeit passt zu den autoritär-völkischen Erzählungen. So, wie vermeintlich die Geschlechter sich natürlich unterscheiden, gibt es im rechten Denken auch prinzipielle Unterschiede zwischen Menschen verschiedener Herkunft und die Überlegenheit bestimmter Völker. Für ein neues demokratisches Projekt müssen demnach die klassenpolitischen Überlegungen intersektional um Geschlecht erweitert und ein materieller Kompromiss von Gleichheit und Solidarität auch im Geschlechterverhältnis gefunden werden.
Andreas Heilmann, Dr. phil., ist sozialwissenschaftlicher Berater und Coach in Berlin, und stellt in einem Experteninterview seine heutigen Gedanken zur „Normalisierung schwuler Männlichkeit in der Politik aber in einem ambivalenten Sinn“ (S. 156) vor. Dabei bezieht er sich auf seine frühe Studie (2011) über das Outing schwuler Spitzenpolitiker. Die Stereotype über schwule Männer in der Politik, die er damals entdeckte, sind durchaus mit bekannten Männlichkeitsentwürfen vereinbar: der „Männerbündler“, der den schwulen Männern ein spezielles Networking unterstellt, oder der Typus des „Machtpolitikers“, der selbstbewusst zu sich steht. Als neuer Typus kommt heute der „urbane Staatsmann“ hinzu, der für Modernität und Fortschritt steht. Alle diese Stereotype stabilisieren, auch wenn sie sich auf den schwulen Mann beziehen, das klassische Muster hegemonialer Männlichkeit. Negative Stereotype, wie das des effeminierten Mannes oder des triebhaften, übersexualisierten Schwulen, markieren klar die Grenzen, die von schwulen Männern nicht überschritten werden dürfen. Dragqueens oder Transsexuelle werden es darum in der Politik noch schwer haben, denn auch die schwulen Politiker müssen ihre Männlichkeit betonen und in festen Beziehungen leben.
Dorothee Beck beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit der geschlechterbasierten Gewalt in politischen Institutionen, die offensichtlich weit verbreitet, aber ein großes Tabuthema ist. Sie diskutiert zunächst verschiedene Gewaltbegriffe und stellt staatstheoretische und demokratietheoretische Überlegungen sowie Ansätze bezogen auf Abhängigkeit und Verletzlichkeit an, um sich dem Problem zu nähern. Ihre These ist, dass Politikerinnen* in doppelter Weise bedroht sind: in der politischen Öffentlichkeit wie auch in der Privatheit. Die vermehrte Sichtbarkeit von Frauen in der Politik fordere die hegemoniale Männlichkeit heraus und Gewaltphänomene können als Versuch interpretiert werden, die politische Macht wieder zurückzugewinnen. Da Frauen immer noch der privaten Sphäre zugeordnet werden, werden sie in der medialen Öffentlichkeit gezwungen, etwas von ihrem Privatleben preiszugeben, Hate Speech und Stalking sind die Folgen, der private Rückzugsort wird prekär, während er für Männer eher Sicherheit bedeutet.
Wie das konkret im politischen Leben aussehen kann, berichtet im Interview Ute Vogt, Rechtsanwältin, SPD Abgeordnete im Deutschen Bundestag und langjährige SPD Landesvorsitzende. Quotenregelungen in der Partei haben begünstigt, dass sie in diese Positionen gekommen ist und sie findet diese Regelungen auch mehr als nötig. Damit sind aber die speziellen Übergriffe auf die Frauen nicht abgeschafft. Sie berichtet von sexualisierten Übergriffen von Medienvertretern, von Kollegen aus der eigenen und aus anderen Parteien und von Männern, denen sie im Wahlkampf begegnet ist. Auch das Erlebnis, in der Öffentlichkeit von Männern weggedrängelt oder beiseite geschoben zu werden, gehört zu den Erfahrungen einer männlichen Dominanz durch Gesten.
Judith Götz, Literatur- und Politikwissenschaftlerin, untersucht, wie Frauen* im Kontext der Identitären auftreten und was es für sie bedeutet: einerseits bekommen sie politische Partizipationsmöglichkeiten und werden sichtbar, sie präsentieren ein hippes Frauenbild, (Stichwort Postergirl) und erleben Selbstwirksamkeit in ihrer politischen Rolle. Andererseits werden sie aber auch instrumentalisiert, wenn sie etwa in Demonstrationen bewusst in der ersten Reihe gezeigt werden, oder wenn sie „authentisch“ über ihre Bedrohung durch sexualisierte Gewalt von migrantisch markierten Tätern berichten. Sie kritisiert die mediale Berichterstattung als unkritisch, wenn das Phänomen des Auftretens vor allem junger Frauen als „neu“ charakterisiert wird, sie sexistisch nur auf ihr Äußeres reduziert und ihr eigenes, politisches Statement nicht thematisiert wird. Solche Verharmlosung in den Medien wird der Gefährlichkeit der rechten Ideologie, die Frauen im Kontext der Identitären vertreten, nicht gerecht.
Über ihre persönlichen Erfahrungen mit Vertreter_innen rechter Parteien, vor allem der AfD, in der Politik und ihre Gegenwehr berichtet Madeleine Henfling im Interview. Sie ist Mitglied des Thüringer Landtags und Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus für Bündnis90/Die Grünen. Sie beschreibt aus eigener Beobachtung, wie Frauen in der AFD geschlechterpolitische Positionen vertreten. Die einen verteidigen authentisch die traditionelle Mutterrolle, die sie von linken und liberalen Kräften bedroht sehen und werden in ihrer demonstrierten Angst vor 'hypersexualisierten Migranten' parteipolitisch instrumentalisiert. Die anderen verteidigen die Männer, die sie als die eigentlichen Opfer der Gleichstellungspolitik sehen, weil deren traditionelle Rolle (archaisch und soldatisch) infrage gestellt werde. Als „Zeuginnen des gesellschaftlichen Verfalls“ werden Frauen in ihrer Partei ernst genommen und sind wirksam. Als Gegenstrategie setzt die Autorin auf „Aufklären“ und „Entlarven“ und empfiehlt, taktisch nicht auf jede Provokation einzugehen.
Der letzte, zusammenfassende Teil umfasst zwei Beiträge. Louise K. Davidson-Schmich, PhD, Professor of Political Science, University of Miami, erweitert zunächst den Blick auf die Repräsentation in den Parteien und Parlamenten. Sie weist auf, dass es einen „Lack of gender diversity“ gibt, d.h. dass nicht nur Frauen unterrepräsentiert sind, sondern auch nur bestimmte Frauen gewählt werden: unterrepräsentiert sind z.B. Hausfrauen, Frauen mit nichtakademischem Hintergrund, Migrantinnen, Frauen mit Behinderungen. Ihre Vorschläge zur Verbesserung der Situation: die grundlegende geschlechtsbezogene Arbeitsteilung im Privaten verändern, Quotierungsregelungen schärfen und nutzen, die männliche Kultur in den Parteien verändern und familienfreundliche Arbeitsbedingungen schaffen sowie von den sozialen Bewegungen lernen, in denen sich Frauen viel mehr engagieren als in den etablierten Parteien.
Gesine Fuchs, PD, Dr. phil. Dozentin und Projektleiterin an der Hochschule Luzern-Soziale Arbeit, reflektiert zusammenfassend den Stand der politischen Partizipationsforschung und formuliert, was noch zu tun bleibt. Der Partizipationsbegriff, der heute umfassender und differenzierter geworden ist, erlaubt auch in der Geschlechterforschung erweiterte Ansätze, z.B. die Entwicklung des „magischen Dreiecks“ von Beate Höcker zeigt. Institutionelle Faktoren wie Wahlrecht und Quotenregelungen sind in ihren Auswirkungen empirisch schon gut erforscht. Diskutiert wird weiterhin, ob eine verbesserte deskriptive Partizipation (numerischer Frauenanteil steigt) auch eine verbesserte substanzielle Repräsentation (Frauenrechte werden gestärkt) zur Folge hat. Für sie bleibt die Aufgabe, das Geschlechterverhältnis in der Politik vor allem als Strukturverhältnis zu analysieren und nicht Geschlecht als isolierte Variable zu betrachten.
Diskussion
Dieses Buch ist ein Sammelband und ein Handbuch zum Thema politische Repräsentation und Geschlecht. Es gibt einen guten Überblick über den Forschungsstand und seine Entwicklung und zeigt durch empirische Studien auf, wie es weltweit real um die Geschlechterparität steht und welche Mechanismen und Regelungen zu einer Verbesserung der Repräsentanz der Frauen führen können. Auch zwei neue Tendenzen werden berücksichtigt: das Erstarken der Rechten in der Politik und die Anforderung einer intersektionalen Perspektive in der Theoriebildung, in der Forschung und in der Praxis. Klar wird, dass die Geschlechterverhältnisse nicht als zusätzlicher Faktor in die Debatte eingeführt werden sollten, sondern dass sie als elementarer Bestandteil und eng verwoben mit den neuen politischen und sozialen Veränderungen gesehen werden müssen. Die Beiträge spiegeln den Diskussionsstand zu diesen neuen Phänomenen wider, dabei werden viele Fragen aufgeworfen, und nicht alle können abschließend beantwortet werden, denn es fehlt noch an entsprechenden Forschungsarbeiten. Nicht alle Autor_innen schreiben so, dass es leicht zu verstehen wäre, aber umso entlastender ist der angebotene Wechsel zu den jeweils thematisch passenden Interviews, die konkret und lebendig die subjektiven Erfahrungen von „Betroffenen“ wiedergeben.
Fazit
Wer bisher glaubte, die Repräsentationsfrage sei eine für Spezialist_innen, die sich gern mit Regelungen beschäftigen und damit ein trockener Stoff, wird mit dieser Lektüre eines Besseren belehrt. Wer sich für Demokratie interessiert, die Teilhabe aller dabei wichtig findet und eine rationale Auseinandersetzung mit den dabei auftretenden Problemen sucht, dem/der kann dieser Band wärmstens empfohlen werden. Frauen*, die in der Politik mitmischen möchten, können die Beiträge ermutigen, denjenigen, die es bereits tun, können sie Bestätigung und Trost bieten. Manche Männer* werden vielleicht ermutigt, ihre Vormachtstellung in der Politik zu reflektieren.
Rezension von
Dr. Barbara Stiegler
Bis zu ihrer Pensionierung Leiterin des Arbeitsbereiches Frauen- und Geschlechterforschung
Friedrich Ebert Stiftung, Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik
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