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Wolfgang Kröll, Johann Platzer et al. (Hrsg.): Die Corona-Pandemie

Rezensiert von Prof. Dr. Dr. habil. Peter Eisenmann, 17.06.2021

Cover Wolfgang Kröll, Johann Platzer et al. (Hrsg.): Die Corona-Pandemie ISBN 978-3-8487-6941-4

Wolfgang Kröll, Johann Platzer, Hans-Walter Ruckenbauer, Walter Schaupp (Hrsg.): Die Corona-Pandemie. Ethische, gesellschaftliche und theologische Reflexionen einer Krise. Nomos Verlagsgesellschaft (Baden-Baden) 2020. 448 Seiten. ISBN 978-3-8487-6941-4. 89,00 EUR.
Reihe: Bioethik in Wissenschaft und Gesellschaft - Band 10.

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Thema

In dem als Band 10 der Reihe „Bioethik in Wissenschaft und Gesellschaft“ deklarierten Werk der Herausgeber werden Antworten auf die Frage danach gesucht, welche aus der Corona-Pandemie resultierenden Beeinträchtigungen auf ethische, gesellschaftliche und theologische Fragestellungen gefunden werden können.

Dabei ist es das angestrebte Ziel der Herausgeber, zum einen nachzufragen, „wie weit die Solidarität zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen hält, die unterschiedlich durch Corona betroffen sind“ (S. 8); zum anderen geht es darum, zu hinterfragen, inwieweit die Corona-Krise als kollektive traumatische Erfahrung zugleich neue Chancen eröffnet? Es sollen sowohl Versäumnisse und „blinde Flecken“ aufgedeckt werden, wie auch gewürdigt werden, „was in der Krise, unter Bedingungen rascher Handlungszwänge und eines oft mangelhaften Wissens, richtig gelaufen ist“ (ebd.).

Herausgeber

Wolfgang Kröll lehrt als Professor für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Medizinischen Universität Graz

Johann Platzer ist Universitäts-Lecturer für Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzen-Universität Graz

Hans-Walter Ruckenbauer ist Studienleiter für Angewandte Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzen-Universität Graz

Walter Schaupp  ist em. Univ.-Prof. für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzen-Universität Graz

Entstehungshintergrund

Bei Drucklegung des Bandes waren mehr als 14 Millionen Menschen mit dem Corona-Virus infiziert, weshalb es sich die Herausgeber zur Aufgabe gemacht haben, unter den verschiedensten Aspekten Fakten zusammenzutragen, die eine möglichst rasche Reflexion ermöglichen, um für etwaige weitere Wellen von Covid-19 aus multidisziplinärer Perspektive gerüstet zu sein. Dabei nehmen die Autoren in Kauf, dass aus einer möglichst aktuellen analysierenden Untersuchung heraus mögliche weiterreichende Entwicklungsverläufe nicht berücksichtigt werden können.

Aufbau

Das Werk gliedert sich in sechs Hauptkapitel, die in den Kapiteln eins bis vier in fünf weitere Kapitel untergliedert sind und in den letzten beiden Hauptkapiteln jeweils vier Unterkapitel aufweisen. Dem vorangestellt ist eine ausführliche Einleitung und die Beschreibung der Einzelbeiträge durch die Herausgeber.

Den Abschluss bildet ein Verzeichnis der Autorinnen und Autoren.

Inhalte

Die Herausgeber umreißen in ihrer Einleitung ein durch die Pandemie für die politisch Handelnden erzwungenes rasches Handeln, zum anderen gilt es für sie, die mit dem Shutdown verbundene soziale Isolation von Menschen in bestimmten gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere in Alten- und Pflegeheimen zu thematisieren. Ausgehend davon, dass die Corona-Krise als eine kollektive traumatische Erfahrung bezeichnet werden kann, ergeben sich für die Herausgeber ethische, gesellschaftliche wie auch theologische Reflexionen, die das nötige Rüstzeug für das Auftreten weiterer Wellen von Covid-19 ergeben sollen. Die diese Zielsetzung verfolgenden Einzelbeiträge werden zu thematischen Sektionen zusammengefasst, was sich wiederum in den Überschriften der Hauptkapitel widerspiegelt.

Im ersten Teil bzw. der Sektion I geht es um 'Empfehlungen von Expertengremien' als Erstes um die Legitimation eines Shutdown, verbunden mit der Forderung einer ständigen Re-Evaluierung der Maßnahmen, welche offenkundig in Grund- und Freiheitsrechte der Menschen eingreifen.

So referieren die ersten drei Beiträge die jeweilige Position der deutschen, österreichischen und schweizerischen Ethikkommissionen. Als Erstes äußert sich das ehemalige Mitglied des Deutschen Ethikrates (DER) Eberhardt Schockenhoff (Prof. für Moraltheologie, Uni Freiburg) unter anderem auch zu einer drohenden Triage-Situation, welche insbesondere im nächsten Beitrag des österreichischen Intensivmediziners Andreas Valentin (u.a. Mitglied der Bioethikkommission beim österreichischen Bundeskanzleramt) mit dem Statement einer strikten Ablehnung eines Behandlungsausschlusses allein aufgrund des chronologischen Alters thematisiert wird.

Der dritte Beitrag der Autoren Nadine Brühwiler (Wiss. MA am Zentrum f. Religion, Wirtschaft. Politik, Uni Basel), Simon Romagnoli (Philosoph u. Bioethiker, wiss. MA der Nationalen Ethikkommission, Bern) und Jean-Daniel Strub (selbstständiger Ethiker, Co-Gründer von ethix-Lab für Innovationsethik, Zürich) geht auf die Verlautbarungen der 'Schweizer Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin' insbesondere hinsichtlich der Nutzung einer Smartphone Tracing-App ein.

Die Sektion I wird mit den Beiträgen von Franz Ploner  (Facharzt f. Anästhesiologie u. Intensivmedizin, KHs Brixen u. Sterzing) zur Versorgungssituation in Norditalien und mit einer Darstellung einer spezifisch pflegeethischen Perspektive im Bereich der stationären Altenhilfe durch Stefan Dinges (Leiter des Zentrums f. Ethikberatung u. Patientensicherheit, Uni Wien) angeschlossen.

Die Sektion II des Bandes befasst sich mit 'normativen Perspektiven aus Ethik und Recht' und wird von Martin M. Lintner (Prof. für Moraltheologie, Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen) mit Darlegungen zu den unterschiedlichen Positionen bzgl. der Triage-Situation in Oberitalien und der Empfehlung, sich bei der Behandlung von Covid-19-Patienten auf die italienische Verfassung und den deontologischen Kodex der Ärztekammer zu stützen, eingeleitet.

Einer der Herausgeber, Wolfgang Kröll, stellt sodann den Zusammenhang zwischen erhöhten intensivmedizinischen Anforderungen und den knappen Ressourcen in der Katastrophe her. Er weist dabei darauf hin, dass selbst im alltäglichen Routinebetrieb entschieden werden müsse, wem eine Behandlung bzw. intensivmedizinische Versorgung zuteilwerden kann.

Die Autoren Alois Birklbauer  (Prof. für Strafrechtswissenschaft u. Medizinstrafrecht, Uni Linz) und Manfred Novak ((Ass.-Prof. für Universitätsrecht, Uni Linz) lenken den Blick auf die rechtlich relevanten Perspektiven. So fragt Ersterer nach der 'Verhältnismäßigkeit der Covid-19-Maßnahmen aus strafrechtlicher Sicht' (beispielsweise im Hinblick auf das Besuchsverbot im Strafvollzug befindlicher Gefangener), während Letzterer 'Unions-, verfassungs- und universitätsrechtliche Aspekte zu Corona-Maßnahmen' hinsichtlich der Frage nach einer Rechtfertigung der seitens der Regierung eingeführten Beschränkungen mittels Eingriff in die Grund- und Freiheitsrechte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, der Sicherheit und der Gesundheit, erläutert.

Von einer besonderen Spezifik geht der Beitrag von Werner Wolbert (Prof. für Moraltheologie, Uni Salzburg) aus: es geht um die Diskussion um die drohenden Triage-Situationen, die mittels der Kantischen 'Ethik der Würde' in der Genegenüberstellung mit unterschiedlichen Ansätzen des Utilitarismus diskutiert werden, wobei der Autor insbesondere auf den prinzipiellen Gegensatz der beiden Ansätze eingeht. Schließlich kommt er zu drei Schlussfolgerungen, die sich für ihn aus den vorhergehenden Überlegungen ergeben: zunächst gilt es sich auf eine bestimmte Version des Utilitarismus-Verständnisses zu beziehen, um sodann zu klären, „ob die Einwände und Gegenargumente tatsächlich nicht-utilitaristischer oder nicht-teleologischer Art“ (S. 134) sind und um sich schließlich auf die Kompatibilität einer von Kant inspirierten Ethik mit einer teleologischen Theorie einzulassen.

In Sektion III des Bandes werden die unterschiedlichen 'Deutungen des Sozialen' thematisiert.

Hier spielt vor allem der Gedanke an krisenhafte Entwicklungen bezüglich des Klimas und der Umwelt eine hervorgehobene Rolle.

Als erster geht Jochen Ostheimer (Ass.-Prof. für Ethik u. Gesellschaftslehre, Uni Graz) auf die strukturellen Unterschiede zwischen der Corona-Pandemie und der Klimakrise ein. Er konstatiert, dass es sich den Covid-19-Erkrankungen in Europa um „ein einfach strukturiertes Problem“ handelt, während er die Erderwärmung als „ein vertracktes Problem“ zu erkennen glaubt (S. 179). Für ihn stellt sich die Corona-Pandemie als ein Phänomen mit akut sichtbarem und dramatischem Charakter dar, während der Klimawandel durch eine gewisse Unsichtbarkeit gekennzeichnet ist. Ostheimer relativiert die Auswirkungen der Pandemie (z.B. Rückgang an Treibhausemissionen oder Videokonferenzen anstatt Dienstreisen etc.) auf die Klimakrise und den erforderlichen Klimaschutz, da sich beispielsweise nichts an den Strukturen der Wachstumswirtschaft ändern würde. Stattdessen sieht er im Zusammenhang mit den Imponderabilien der Pandemie die einzige Chance in einer Umgestaltung der Gesellschaft in eine klimakompatible und nachhaltige Gesellschaft (vgl. S. 196).

Michael Rosenberger  (Prof. für Moraltheologie, Kath. Privat-Uni Linz) legt in diesem Zusammenhang einen größeren Optimismus an den Tag. Er erkennt neu entdeckte Potenziale einer modernen Gesellschaft auch und gerade im Umgang mit der Umwelt. Neue Präventionsstrategien nach Corona sowohl für den Klimaschutz wie auch hinsichtlich epidemischer bzw. pandemischer Ereignisse werden als positive Aus- und Nachwirkungen erkannt – und die Zuversicht, aus primären, schicksalhaften Grenzsetzungen sich ergebende neue Möglichkeiten der gesellschaftlichen (Um-) Gestaltung und des politischen Handelns geäußert.

Die nachfolgenden Beiträge thematisieren die Diskrepanz zwischen übersteigerter und fehlender Solidarität (Willibald J. Stronegger, Prof. am Institut f. Sozialmedizin u. Epidemologie. Med. Uni Graz), den Transzendenzmangel in den Werthaltungen der Menschen in Österreich im Hinblick auf die Zeit nach der Pandemie (Regina Polak, Ass.-Prof. f. Praktische Theologie, Uni Wien) und die Frage danach, ob die Zärtlichkeit am Ende ist (Isabella Guanzini, Prof. für Fundamentaltheologie, Kath. Privat-Uni Linz) – was seitens der Autorin so zu verstehen ist, dass die Hände als Hauptsymbol der Ansteckung gelten und somit (zärtliche) Berührungen ausgeschlossen sind, weshalb sich andere zwischenmenschliche Kontakte – beispielsweise durch einen vertieften Augenkontakt – eröffnen.

Die Sektion IV ist überschrieben mit 'Vulnerabilität und Spiritual Care. Hier geht es im Wesentlichen um Erfahrungsberichte bezüglich der Krankenhausseelsorge aus verschiedenen Gesundheitseinrichtungen in Österreich – vgl. die Beiträge von Maria Berghofer (Theologin, Diözese Graz-Seckau), Sabine Petritsch (Dr. theol. Krankenhausseelsorgerin, Diözese Graz-Seckau), Detlev Schwarz (Dr. theol., Vorsitzender der ARGE der Kath. KH-Seelsorge Österreichs) – und um die Rolle der Krankenhausseelsorge angesichts von Besuchsverboten (Gerhard Hundsdorfer, Leiter KH-Seelsorge, Uniklinikum Salzburg).

Auch die beiden nachfolgenden Beiträge handeln von der KHS; zum einen im Bezug auf die Angehörigen der pflegenden Berufe (Christoph Seidl, Dr. theol., Seelsorger für Berufe im Gesundheits- u. Sozialwesen, KH- u. Hospizseelsorge, Diözese Regensburg) und zum anderen bezüglich der Frage nach einer möglichen Veränderung der Konzeption spiritueller Sorge durch Covid-19 (Eckhard Frick SJ, Facharzt f. Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Lehrbeauftragter, Hochschule f- Politik und TU München) im Sinne einer Dominanz medizin- und gesundheitspolitischer Diskurse.

Der zuletzt genannte Beitrag leitet quasi über in Sektion V, welche sich mit religiösen Perspektiven beschäftigt.

Ulrich H. J. Körtner (Prof. für Systematische Theologie u. Religionswissenschaft, Uni Wien) sieht in seinem Beitrag zunächst die Corona-Pandemie als ethische Herausforderung und Bewährungsprobe und erkennt eine 'diakonisch-ethische Perspektive'. Dabei weist er der Kirche und der christlichen Ethik eine besondere Aufgabe und Verpflichtung gerade darauf zu, wie Menschenwürde, Freiheit und Verantwortung in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden können. Letztendlich plädiert Körtner dafür, dass sich gerade die Religionsgemeinschaften „aktiv am gesellschaftlichen und politischen Diskurs über den Umgang mit der Corona-Pandemie zu beteiligen“ haben (S. 356).

Anschießend beschäftigt sich Martin Splett (Referent für Hospizarbeit u. Trauerpastoral, Bistum Osnabrück) mit dem Wandel 'vom existentiellen Sinn in der Krise zur existentiellen Sinn-Krise und zurück'. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass einem der Glauben an Gott es in Krisenzeiten nicht unbedingt leichter macht, wenngleich man in diesem Glauben letztlich „den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim1,7; S. 367) erfährt.

Der 5. Teil wird von Stephan Winter (Theologe am Lehrstuhl f. Liturgiewissenschaft, Uni Tübingen) mit einer Sichtung aus einer liturgiewissenschaftlichen Perspektive abgeschlossen. Dabei geht es dem Autor um den Gottesdienst und das rituelle Handeln sowohl in analoger wie auch virtueller Vernetzung und um die Feststellung, dass eine interdisziplinäre Vernetzung rituell-gottesdienstlichen Handelns zu Zeiten einer Pandemie angemessen zu reflektieren ist.

Die letzte Sektion VI ist mit 'Leitungsverantwortung in der Krise' überschrieben. In diesem Teil des Werkes gerät das Gesundheits- und Pflegewesen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Hier geht es um die von Führungspersönlichkeiten und unmittelbar Betroffenen aus der täglichen Praxis heraus gemachten Erfahrungen, die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehen.

In einem ersten Teil werden Christa Tax (Pflegedirektorin, Uniklinikum Graz), Gebhard Falzberger (Betriebsdirektor, Landeskrankenhaus-Uniklinikum Graz) und Wolfgang Köle (Ass.-Prof. u. Ärztlicher Direktor, LK-Uniklinikum Graz) von dem Mitherausgeber Wolfgang Kröll zu dem 'Umgang mit der Covid-19-Krise aus der Sicht der kollegialen Führung eines Universitätsklinikums', nämlich des LKH Universitätsklinikum Graz, befragt. Dieses Klinikum verfügt über 7.500 Mitarbeiter, davon allein 3.700 Pflegepersonen.

In einem zweiten Teil befragt Wolfgang Kröll Führungskräfte einer Sonderkrankenanstalt, nämlich der 'Albert-Schweitzer-Klinik als Teil der Geriatrischen Gesundheitszentren Graz (GGZ)', als da sind: Walter Schippinger (Ärztlicher Direktor), Gerald Pichler (Leiter der Abteilung für Neurologie), Hartmann J. Hohensinner (Pflegedienstleiter), Annika Thonhofer (Departmentleitung/​Pflege der Apallic Unit) und Karin Gubisch (Gesundheits- u. Krankenpflegerin) zu der dort spezifischen Problematik, hochbetagte, demente und kognitiv stark eingeschränkte Menschen angesichts Covid-19 nicht nach Hause entlassen oder in ein anderes Krankenhaus verlegen zu können und sich stattdessen verstärkt diesen Patienten zuzuwenden.

Die Sektion wird durch einen Beitrag über den Alltag eines Pflegeheimes – ebenfalls in Interview-Form – abgeschlossen. So befragt Johann Platzer die Leiterin des südoststeirischen Pflegeheimes Zerlach Barbara Derler und die Pflegedienstleiterin Brigitte Pichler über die Situation angesichts Cluster-Häufungen von Covid-19-Erkrankungen und ihren daraus resultierenden beruflichen und persönlichen Erfahrungen.

Diskussion

Den Herausgebern ist es gelungen, vorwiegend ProfessorInnen und Fachkräfte sowohl aus der praxis- als auch einer wissenschaftsorientierten Forschung zu versammeln und mittels deren Einzelbeiträgen eine umfassende Darstellung der Kernthemen und Problemfelder, die die Corona-Pandemie ausmachen, zu liefern.

Da das Werk zu einem Zeitpunkt erschienen ist, zu dem die weitere Entwicklung der Virus-Epidemie hin zu einer die gesamte Welt in unterschiedlichem Ausmaß erfassenden Pandemie so noch nicht völlig erkennbar und damit analysierbar war, gestaltete sich das Projekt der Anstrengung ethischer, gesellschaftlicher und theologischer Reflexionen hinsichtlich einer umfassenden Krisensituation, nicht nur schwierig, sondern vor allem auch gewagt.

Da von Anfang an weder die Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens, wie auch konkrete und evidenzbasierete Erkenntnisse und sich daraus ableitende seriöse Analysen und politisch wie auch rechtlich durchsetzbare und haltbare Folgerungen äußerst schwierig generierbar und plausibel transferierbar waren, musste das vorliegende Werk in gewisser Weise im Stückwerkartigen verhaftet bleiben.

Und dennoch gilt es festzuhalten, dass es völlig falsch wäre, den Herausgebern unterstellen zu wollen, dass es ihnen lediglich um einen publizistischen Schnellschuss gegangen sein könnte. Schließlich steht die ausgewiesene Fachkompetenz aller Autoren der spezifischen Beiträge, wie auch der interviewten, in der täglichen Praxis Stehenden dafür, dass sich aus all dem eine wichtige Zwischenbilanz auf dem Weg der sich im Laufe der Monate nach Erscheinen der Publikation immer weiter wellenartig ausbreitenden Pandemie ergibt. Dabei ist es sicher nicht unwichtig, aus den zum damaligen Zeitpunkt ergebenden Tatbeständen und daraus resultierenden Reflexionen wichtige Rückschlüsse bis in unsere heutigen Tage ziehen zu können.

Fazit

Das vorliegende Werk der Herausgeber Kröll/Platzer/Ruckenbauer und Schaupp erfüllt den Anspruch, eine Analyse einer multikrisenhaften Lage aufgrund einer allumfassenden Covid-19-Pandemie liefern zu können, eben nur dann, wenn man diese als ein erstes Zusammentragen von in jener Zeit erkennbaren Tatbeständen und Entwicklungen begreift, die über den gegebenen Zeitpunkt hinaus Aufschlüsse und Folgerungen für den weiteren Verlauf der Pandemie bis heute ermöglichen. Insofern zeichnet sich das Werk in seiner durch eine sich aus der Praxis der Konfrontation mit der Pandemie ergebenden Materialfülle – auch und gerade im Hinblick auf eine spätere Aufarbeitung der Krise – besonders aus.

Es wäre durchaus wünschenswert (und vielleicht auch denkbar!?), dass sich die Herausgeber nach Überwindung der Pandemie und der damit verbundenen ethischen, gesellschaftlichen und theologischen Krise mittels eines zweiten Bandes der Thematik unter Berücksichtigung einer Evaluierung des Vorherigen und des Nachfolgenden, mit dem abschließenden Ziehen eines Resümees hinsichtlich sich tatsächlich erkennbarer ethischer, gesellschaftlicher und psychologischer Entwicklungen und Auswirkungen erneut annehmen würden.

Rezension von
Prof. Dr. Dr. habil. Peter Eisenmann
Professor (em.) für Andragogik, Politikwissenschaft und Philosophie/Ethik an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften
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ISSN 2190-9245