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Klaus Doppler, Luyanda Mpahlwa: Die Logik der Anderen

Rezensiert von Elisabeth Vanderheiden, 14.07.2021

Cover Klaus Doppler, Luyanda Mpahlwa: Die Logik der Anderen ISBN 978-3-593-51273-0

Klaus Doppler, Luyanda Mpahlwa: Die Logik der Anderen. Warum wir Andersheiten akzeptieren und verstehen müssen, um zukunftsfähig zu sein. Campus Verlag (Frankfurt) 2020. 304 Seiten. ISBN 978-3-593-51273-0.

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Thema

Klaus Doppler und Luyanda Mpahlwa machen in ihrem Buch deutlich, wie fruchtbar das Verständnis von Andersheiten zwischen den Menschen für alle Seiten ist. Sie präsentieren in der Publikation ihre psychologische Erklärung für die häufige Skepsis gegenüber „fremden“ Denk- und Lebensweisen. Sie zeigen auch – anhand der Geschichte ihrer Freundschaft –, wie ein gemeinsamer Verständigungsprozess gestaltet werden kann. Ihr Fazit macht deutlich, dass wenn Menschen, Eltern, Arbeitnehmer*innen oder Unternehmer*innen erfolgreich sein, dies notwendiger Weise die Akzeptanz von Andersheiten und das Verständnis der Logik der Anderen voraussetzt.

Autoren

Klaus Doppler ist Psychologe und arbeitet seit vielen Jahren als selbstständiger Organisations- und Managementberater; er ist Mitbegründer und langjähriger Mitherausgeber der führenden Fachzeitschrift »OrganisationsEntwicklung« und Autor (Website des Autors).

Luyanda Mpahlwa ist Architekt und Stadtplaner aus Kapstadt. Er wurde 1981 im Gefängnis von Robben Island inhaftiert wegen seines Kampfes gegen die Apartheid. Nach 5 Jahren Haft ging er ins Exil nach Deutschland und lebte 15 Jahre in Berlin. Zu seinen Bauten gehören die Nordischen Botschaften und die Botschaft von Südafrika in Berlin (Verlagsangaben).

Aufbau

Neben dem Vorwort, das die Intention des Buches vorstellt und drei einführenden Texten, die aus je spezifischer Perspektive beschreiben, was Klaus Doppler und Luyanda Mpahlwa zum Schreiben dieses Buches bewegt hat bzw. sie in ihrem Leben antreibt, und einem gemeinsamen Text, der beschreibt, was die beiden Autoren verbindet, umfasst das Buch drei Teile.

Teil 1 stellt Veränderungen und Andersheiten in den Mittelpunkt:

  • Kapitel 1: Neue Welt, neuer Kontext, neue Herausforderungen
  • Kapitel 2: Zunehmende Vielfalt von Andersheiten – eine bedrohliche Bereicherung
  • Kapitel 3: Das ist doch logisch! – oder: Der Kampf um Deutungshoheit
  • Kapitel 4: ICH und DIE ANDEREN – eine komplexe Gemengelage
  • Kapitel 5: WIR – edler Deckel auf einem undurchsichtigen Topf
  • Kapitel 6: Eine Beziehung aufbauen – eine Brücke mit drei Pfeilern
  • Kapitel 7: Der kontrollierte Dialog – eine herausfordernde Übung
  • Kapitel 8: Ein gemeinsamer Außenfeind – emotionaler Schnellkleber
  • Kapitel 9: (Leit-)Kultur – ein gemeinsames Fundament für Andersheiten?
  • Kapitel 10: Vom Wollen zum Handeln: Auslöser und Anreize.

Teil 2 nimmt praktische Beispiele und aktuelle Handlungsfelder in den Blick:

  • Kapitel 11: Das Coronavirus: Eine aktuelle Fallstudie und was wir daraus lernen könnten
  • Kapitel 12: Das Projekt Delancey Street
  • Kapitel 13: Das Projekt West-Eastern Divan Orchestra
  • Kapitel 14: Ubuntu – eine afrikanische Lebensphilosophie
  • Kapitel 15: Die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika – ein zukunftsfähiges Modell?
  • Kapitel 16: Architektur – Design für sozialen Wandel

Teil 3 betont, dass die Zukunft jetzt beginnt und erörtert dies in drei Kapiteln:

  • Kapitel 17: Digitalisierung und Emotionen
  • Kapitel 18: Wie wir uns schützen können in der Vielfalt von Andersheiten
  • Kapitel 19: Ein Plädoyer

Ein Nachwort und Anmerkungen schließen das Werk ab.

Inhalt

Die Publikation ist vom Prinzip her eher dialogisch aufgebaut bzw. essayistisch. Viele Kapitel beleuchten einzelne Themen sehr komprimiert auf wenigen Seiten.

Beispielhaft sollen hier zwei Kapitel vorgestellt werden: einerseits Kapitel 11 „Das Coronavirus: Eine aktuelle Fallstudie und was wir daraus lernen könnten“ und zum Zweiten Kapitel 14 „Ubuntu – eine afrikanische Lebensphilosophie“.

Kapitel 11 beleuchtet die COVID-19-Pandemie. Hier ist zu berücksichtigen, dass das Buch im November 2020 veröffentlich wurde und sich somit lediglich auf den damaligen Kenntnisstand und Erfahrungsraum bezüglich der Pandemie beziehen kann, also die ersten Monate nach Auftreten der Pandemie. Die Autoren skizzieren zunächst die aktuellen Herausforderungen und Wahrnehmungen, die die ersten Monate nach Auftreten derPandemie erkennbar waren. Es schließen sich Annahmen an, wie sich das Leben darstellen könnte, nachdem das Virus besiegt und die Restriktionen wieder zurückgenommen sein werden. Hier fordern die Autoren auf, das Gespräch insbesondere mit Andersdenkenden, wie Verschwörungstheoretiker*innen, zu suchen. Im Anschluss denken die Autoren darüber nach, was sich aus der Pandemie für positive Lerneffekte ergeben könnten, z.B. an neuen Einsichten über die Abhängigkeit von Lieferketten, eine andere Wertschätzung von Menschen, die im Gesundheitssystem tätig sind u.Ä. Im nächsten Schritt fordern sie auf, zu Handeln statt zu Hoffen und betonen dabei drei Aspekte: Alle waren und fühlten sich betroffen, es gibt keine ausgereifte und bewährte Lösungen, Zeit ist ein entscheidender Faktor. Zum Abschluß des Kapitels schlagen sie sieben Handlungsschritte vor:

  1. Nicht den „alten“ vorpandemischen Normalzustand wieder als Ausgangssituation wiederherstellen
  2. „Neue“ Ideen für die Herstellung einesneuen Normalzustands einbeziehen
  3. Agile Organisationsformen nutzen
  4. Unbürokratisches schnelles Handeln ermöglichen
  5. Bei zunehmender Digitalisierung die menschliche Seite nicht vergessen
  6. Für den neuen Weg keine ungeteilte Begeisterung voraussetzen, sondern mit Widerstaänden rechnen
  7. Nachhaltigkeit sichern.

Kapitel 14 konzentriert sich auf „Ubuntu“. Ubuntu ist eine afrikanische Lebensphilosophie, die vor allem in Südafrika verortet wird. Luyanda Mpahlwa beschreibt sieals: „Teilen, Anteilnahmen und Empathie sind wichtige Element von Ubuntu. Die afrikanische Gesellschaft in Südafrika baut auf dieser Philosophie auf: Menschen teilen ihre Freude, ihre Trauer und ihre Ressourcen miteinander, und sie sorgen auch füreinander.“ (198). Mpahlwa beschreibt Ubuntu in Abgrenzung zu der eher individualistisch geprägten Kultur in Deutschland, nimmt aber auch für den südafrikanischen Kontext einen Trend wahr in Richtung Entfernung von Ubuntu als Grundhaltung, z.B. veranlasst durch die zunehmende Verstädterung und die Verbreitung anderer, westlicher Wertvorstellungen. Als Beispiel für die Prägung durch Ubuntu verweist er auf das südafrikanische Rechtsystem, dass weniger auf Strafverfolgung als auf Ausgleichende Gerechtigkeit und Konsensbildung ausgerichtet sein. Als besondere Herausforderung für die Zukunft fragt der Autor danach, wie es gelingen kann das Ubuntu-Prinzip in die zunehmende Digitalisierung zu integrieren.

Fazit

Das vorliegende Buch ist zum einen Zeugnis der Freundschaft und inspirierenden Dialoge der beiden Autoren und zum anderen ein Plädoyer für die Wertschätzung des „vermeintlich Fremden und Anderen“. Es wird eingeladen, zu einer offenen und Vielfalt-unterstützenden Sichtweise, Kommunikation und Handlungsweisen. Das dialogische Prinzip der Publikation ist insofern ein guter Spiegel dieses Postulats.

Rezension von
Elisabeth Vanderheiden
Pädagogin, Germanistin, Mediatorin; Geschäftsführerin der Katholischen Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz, Leitung zahlreicher Projekte im Kontext von beruflicher Qualifizierung, allgemeiner und politischer Bildung; Herausgeberin zahlreicher Publikationen zu Gender-Fragen und Qualifizierung pädagogischen Personals, Medienpädagogik und aktuellen Themen der allgemeinen berufliche und politischen Bildung
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Es gibt 184 Rezensionen von Elisabeth Vanderheiden.

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ISSN 2190-9245