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Werner Fleischer, Benedikt Fleischer et al.: Gesprächsführung

Rezensiert von Peter Schröder, 08.06.2021

Cover Werner Fleischer, Benedikt Fleischer et al.: Gesprächsführung ISBN 978-3-17-035769-3

Werner Fleischer, Benedikt Fleischer, Martin Monninger: Gesprächsführung. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2020. 113 Seiten. ISBN 978-3-17-035769-3. 14,00 EUR.
Reihe: Fleischer, Werner: Wirksam führen - Pflege - Band 2.

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Thema

„Wirksam führen. Pflege“ heißt die kleine Reihe, in der auch der 2. Band zum Thema „Gesprächsführung“ erscheinen ist. Sprache, so schreiben die Autoren im Vorwort, sei der Schlüssel für zentrale „Instrumente“ der Mitarbeiterführung. Allerdings fühlen sich viele Führungskräfte leicht überfordert, wenn es um eine konstruktive, gut reflektierte Gesprächsführung geht. Da bietet sich der Band als Hilfe an: „Wir möchten Ihnen mit diesem Buch Strategien an die Hand geben, auch solche Situationen lösungsorientiert zu meistern. Sie erfahren, wie aktives Zuhören Sie zu einer souveränen Führungskraft macht und wie Sie auch schwierige Gespräche leiten, ohne Ihrem Gegenüber schlechte Gefühle zu vermitteln“ (S. 6). An diesem Anspruch wird sich das Buch messen lassen müssen.

Autoren

Werner Fleischer ist Diplompädagoge, der als Berater, Coach und Moderator deutschlandweit in Kliniken arbeitet.

Benedikt Fleischer ist B.Sc. in Wirtschaftspsychologie und ebenfalls als Coach und Berater im Pflegebereich tätig.

Martin Monninger ist in der Anästhesie, Intensiv- und Notfallpflege tätig.

Aufbau und Inhalt

Das erste Kapitel ist überschrieben mit „Grundlagen der Gesprächsführung in der Theorie. Emotional intelligent und erfolgreich kommunizieren“. Unter dieser Überschrift folgen zwei Seiten zum Thema, die vor allem die Ermahnung enthalten, sich auch im Alltag von Führungskräften in der Pflege die Zeit für Gespräche zu nehmen, weil Systeme Führung brauchen und Führung Gespräche.

Kapitel 2 trägt die Überschrift: „Wege der Kommunikation: Die wichtigsten Modelle“. Auf den folgenden 16 Seiten werden abgehandelt: Die Maslowsche Bedürfnispyramide, die Ergänzungen von Frederick Herzberg, die Rolle der Motivation, die Kommunikationsaxiome von Watzlawick, das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun, das Johari-Fenster und die Transaktionsanalyse.

Kapitel 3 ist überschrieben mit „Gesprächstechniken – richtig erkennen und einsetzen“. Stichworte aus dem Kapitel: Atmosphäre, die richtige Anrede, die Wortwahl, aktives Zuhören, Ich-Botschaften, systemische Fragen, TZI und anderes.

Das vierte und umfangreichste Kapitel beschäftigt sich mit Gesprächsanlässen und -formaten im Klinikalltag: Jour fixe mit Mitarbeitenden, Team- und Abteilungsgespräche, Briefing und De-Briefing, Übergabegespräche, Gespräche mit schwierigen Mitarbeitern, Feedbackgespräche, Mitarbeiter-Jahresgespräche, Krankenrückkehrgespräch, Bleibegespräch, Entwicklungsgespräche, Gespräche mit höheren Hierarchieebenen.

Kapitel 5 ist überschrieben mit „Wenn’s mal schwierig wird – von Emotionen im Klinikalltag“ hier wird die Rolle von Emotionen in Gesprächen thematisiert.

Das sechste Kapitel schließlich beschäftigt sich mit „Konfliktgesprächen und Krisenmanagement“ und referiert unter anderem die Konflikteskalationsstufen nach Glasl, das Eisbergmodell der Kommunikation, das Harvard-Konzept und andere Konfliktdeeskalationsmethoden.

Im Anhang finden sich „Hilfreiche Gesprächsleitfäden und Checklisten zur Vor- und Nachbereitung sowie zur Durchführung von Gesprächen“. Ein Literatur- und ein Stichwortverzeichnis beenden den Band.

Diskussion

Gut 100 Seiten in Oktavheftgröße sind kein günstiges Format für den Anspruch, den die Autoren mit ihrem Buch erheben. Es wird viel Wichtiges angesprochen, aber nicht annähernd hinreichend ausgeführt. Streckenweise liest sich das Buch wie eine Stichwortsammlung zum Thema Kommunikation oder wie das Curriculum einer ca. dreijährigen Weiterbildung. Bei Axiomen, Modellen wie dem 4-Ohren-Modell oder dem Johari-Fenster mag die Kürze noch angehen, wenn aber die Transaktionsanalyse auf eineinhalb Seiten behandelt wird, wird es bedenklich. Diese Kürze zieht sich allerdings auch durch andere Kapitel: den „systemischen Fragen“ werden ebenfalls eineinhalb Seiten gewidmet, der Konflikteskalation immerhin zwei, dem Stichwort „Problemlösungen“ eine ganze Seite. Am Ende der einzelnen Kapitel finden sich konkret formulierte Anregungen für eine gelingendere Kommunikation in kurzen Textkästen.

Kürze muss kein Manko sein, sie muss sich allerdings, wie oben schon gesagt, an dem formulierten Anspruch der Autoren messen lassen. Sie wollen einen „praxisorientierten Leitfaden durch den Arbeitsalltag“ vorlegen (S. 5). Und: „Wir möchten Ihnen mit diesem Buch Strategien an die Hand geben, die helfen, auch solche Situationen lösungsorientiert zu meistern“, die unangenehm, konfliktreich und unbehaglich sind. Aber wo landet man, wenn ein Leitfaden zu kurz ist oder zu dünn? Und sind es wirklich „Strategien“, die in der Kommunikation hilfreich sein? Kommunikation gelingt m.E. nicht durch Tools und Strategien, sondern durch Haltung.

Die Auswahl der Themen zeigt ein gutes Spektrum und öffnet in der Tat grundlegende Perspektiven. Das reicht aber nicht aus, um eine Führungskraft im Pflegebetrieb auch nur annähernd gut auszurüsten für die kommunikativen Anforderungen des Alltags. Aber vielleicht macht es der einen oder dem anderen Lust, sich intensiver mit der Materie zu befassen, das Gelesene zu vertiefen und weiter zu lernen. Vielleicht macht es auch Führungskräfte aufmerksam, wie komplex das Thema „Kommunikation“ bei näherem Hinsehen ist. Damit das Buch wirklich hilfreich wird, braucht es gewiss begleitende Weiterbildungsangebote, damit das Beschriebene auch wirklich umgesetzt werden kann.

Fazit

Das Buch ist gut geeignet, wenn sich jemand einen ersten Überblick über das Thema „Gesprächsführung“ verschaffen möchte. Die verschiedenen Modelle und Konzepte können eine Einladung zur eigenen Weiterarbeit sein. Und möglicherweise wird manches in den folgenden Bänden der Reihe noch vertieft und erweitert.

Rezension von
Peter Schröder
Pfarrer i.R.
(Lehr-)Supervisor, Coach (DGSv)
Seniorcoach (DGfC) Systemischer Berater (SySt®)
Heilpraktiker für Psychotherapie (VFP)
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Es gibt 136 Rezensionen von Peter Schröder.

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ISSN 2190-9245