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Ansgar Klein, Rainer Sprengel et al. (Hrsg.): Zivilgesellschaft in der Corona-Krise und ihre Gestaltungsaufgaben

Rezensiert von Dr. phil. Hubert Kolling, 29.03.2021

Cover Ansgar Klein, Rainer Sprengel et al. (Hrsg.): Zivilgesellschaft in der Corona-Krise und ihre Gestaltungsaufgaben ISBN 978-3-7344-1167-0

Ansgar Klein, Rainer Sprengel, Johanna Neuling (Hrsg.): Zivilgesellschaft in der Corona-Krise und ihre Gestaltungsaufgaben. Jahrbuch Engagementpolitik 2021. Wochenschau Verlag (Frankfurt am Main) 2020. 224 Seiten. ISBN 978-3-7344-1167-0. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR.

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Thema

Das „Jahrbuch Engagementpolitik 2021“ thematisiert schwerpunktmäßig die Zivilgesellschaft in der Corona-Krise und ihre Gestaltungsaufgaben. Dabei stehen nach grundsätzlichen Überlegungen zu den notwendigen öffentlichen Handlungsräumen der Zivilgesellschaft ausdrücklich unterschiedliche Handlungs- und Erfahrungshorizonte im Mittelpunkt der jeweiligen Beiträge: die Förderprogramme der Bundesländer, die Herausforderungen des Klimaschutzes für die Zivilgesellschaft, Engagementkampagnen und die Anforderungen bei der Digitalisierung der Zivilgesellschaft.

Herausgeber und Autor*innen

Das „Jahrbuch Engagementpolitik 2021“, das Beiträge von mehr als 30 Autor*innen aus Politik, Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen vereint, wird von Ansgar Klein, Rainer Sprengel und Johanna Neuling herausgegeben, die allesamt bereits zahlreiche Publikationen zu den Themenbereichen Engagement und Zivilgesellschaft veröffentlicht haben.

Dr. Ansgar Klein ist Erster Geschäftsführer Fachpolitik des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE), Privatdozent für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Publizist. Während Dr. Rainer Sprengel Leiter des Bereichs „Information und Kommunikation/​Newsletter“ im BBE sowie Fellow am Maecenata Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin ist, arbeitet die Politikwissenschaftlerin, Lektorin und Redakteurin Johanna Neuling als freie Mitarbeiterin im BBE.

Entstehungshintergrund

Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) ist ein Zusammenschluss von Akteuren aus Bürgergesellschaft, Staat und Wirtschaft mit dem übergeordneten Ziel, die Bürgergesellschaft und bürgerschaftliches Engagement in allen Gesellschafts- und Politikbereichen nachhaltig zu fördern. Das am 5. Juni 2002 gegründete Netzwerk, zu dem heute rund 280 Mitglieder, Akteure und Organisationen gehören, die sich für eine Förderung des bürgerschaftlichen Engagements einsetzen, versteht sich als Wissens- und Kompetenzplattform für bürgerschaftliches Engagement (vgl. www.b-b-e.de).

Das „Jahrbuch Engagementpolitik“, das seit 2012 in der vom BBE herausgegebenen Reihe „Engagement und Partizipation in Theorie und Praxis“ erscheint, wendet sich an alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich mit Engagementpolitik und Engagementförderung befassen. Es berichtet aus der Arbeit des Netzwerks und gibt Diskursen ein Forum, die weit in alle gesellschaftlichen Bereiche hineinreichen.

Aufbau

Das „Jahrbuch Engagementpolitik 2021“ gliedert sich wie üblich nach der Einleitung in die folgenden vier Bereiche:

  1. Engagementpolitische Diskurse im politischen Mehrebenensystem
  2. Schwerpunktthema: Zivilgesellschaft in der Corona-Krise und ihre Gestaltungsaufgaben
  3. Kalendarium
  4. Aus dem Netzwerk BBE.

Inhalte

Der erste Bereich (Engagementpolitische Diskurse im politischen Mehrebenensystem), der 12 Beiträge vereint, die das Spektrum von der Bundes- bis zur Europaebene abdecken (S. 9-109), beginnt mit der Rede „30 Jahre Friedliche Revolution“ (S. 11-22), die Markus Meckel am 16. Oktober 2019 anlässlich einer Festveranstaltung des Landtages Mecklenburg-Vorpommern in Waren gehalten hat. Der Autor, Pastor und Bürgerrechtler in der DDR, Mitglied der Volkskammer und 1990 Außenminister der DDR sowie von 1990 bis 2009 Mitglied des Bundestages, erinnerte dabei zunächst an die Situation vor drei Jahrzehnten. Wie alle Veränderung sei auch die Friedliche Revolution 1989 nicht vom Himmel gefallen, sondern habe klein angefangen, in jahrelanger kleinteiliger Arbeit. Wörtlich führte er dazu weiter aus: „Wo Menschen Initiative ergreifen, Mut und etwas im Kopf haben und beharrlich bleiben, gibt es Hoffnung. Der Erfolg war nicht vorprogrammiert – aber, das Anfangen der Einzelnen, der oft kleinen, aber wachen Minderheit, ihr ‚Die-Initiative-Ergreifen’ war die Voraussetzung dafür, dass etwas geschah und Zukunft sich eröffnete. Das war damals so und gilt auch heute, ja, ist auch heute vonnöten! Und Herausforderungen gibt es genug. Nichts muss bleiben, wie es ist!“ (S. 15). Zugleich betonte Meckel, dass die damalige Revolution nicht nur eine deutsche, sondern vielmehr eine mitteleuropäische war, weshalb man nicht an sie erinnern könne, ohne den Zusammenhang mit Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei sowie der Sowjetunion zur Sprache zu bringen.

In den sich anschließenden Beiträgen, die hier einzeln nicht alle vorgestellt werden können, thematisieren die Autor*innen auf Bundesebene Ansätze und Ziele für eine Reform des Gemeinnützigkeitsrechts (S. 23-28), zielführende Förderkooperationen zwischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft (S. 29-35), die Vorgeschichte der neu errichteten „Deutschen Stiftung für Ehrenamt und Engagement (DSEE)“ (S. 36-46) sowie die „Open Government Partnership (OGP)“ (S. 47-53).

Die drei sich anschließenden Beiträge fragen nach der zivilgesellschaftlichen Teilhabe auf europäischer Ebene (S. 54-62), betrachten den Europarat als Fundament des gemeinsamen Hauses Europa (S. 63-67) und arbeiten die Bedeutung des Europarates für die Demokratie und Zivilgesellschaft heraus (S. 68-71). In vier Beiträgen zur Engagementforschung werden sodann die Notwendigkeit einer Partizipation der Zivilgesellschaft in Wissenschafts- beziehungsweise Forschungspolitik (S. 72-83) thematisiert, Überlegungen zum Begriff „Zivilgesellschaft“ (S. 84-95) vorgestellt sowie konkrete Forschungsergebnisse zur Engagementförderung und Demokratiestärkung in ländlichen Räumen (S. 96-102) und zu Willkommensinitiativen und Engagementlandschaften für Geflüchtete in Deutschland (S. 103-109) präsentiert.

Bei den sechs Beiträgen des Schwerpunktthemas im zweiten Bereich (Zivilgesellschaft in der Corona-Krise und ihre Gestaltungsaufgaben) stehen neben zwei umfassenden Analysen „Zivilgesellschaft im Ausnahmezustand: Corona und die Folgen“ (S. 113-120) und „Zivilgesellschaft in der Corona-Bewährungsprobe“ (S. 121-127) – unterschiedliche Handlungs- und Erfahrungshorizonte im Mittelpunkt: die Förderprogramme der Bundesländer (S. 128-136), die Herausforderungen des Klimaschutzes für die Zivilgesellschaft (S. 137-143), Engagementkampagnen und Digitalisierung in der Zivilgesellschaft (S. 144-148) und Engagement und Anerkennung (S. 149-155).

Das „Kalendarium“ (S. 157-172), der dritte Bereich, bietet für den Zeitraum vom 1. Juni 2019 bis 30. April 2020 sowohl einen Überblick über wichtige engagementpolitische Ereignisse und Weichenstellungen auf bundes- und europapolitischer Ebene als auch über Fachdebatten, die im BBE geführt wurden.

Der vierte Bereich („Aus dem Netzwerk BBE“, S. 173-197) berichtet schließlich über die Arbeit des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement, die Organisation und Finanzierung der Netzwerkarbeit und die laufenden Projekte, die Veranstaltungen und Publikationen sowie über Förderer und Unterstützer. Ergänzt wird dieser Teil durch wichtige „Dokumente“ (S. 198-217) zum BBE, darunter beispielsweise die engagementpolitische Positionierung des BBE-Koordinierungsausschusses und das Organigramm der BBE-Geschäftsstelle gGmbH 2020.

Diskussion

Das „Jahrbuch Engagementpolitik“ des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement, das mittlerweile zu einer festen Institution geworden ist, informiert über engagementpolitische Themen, Ereignisse und Diskussionen von bundesweiter oder europäischer Relevanz und erlaubt seiner Leserschaft eine kontinuierliche Übersicht über die Weiterentwicklung und die erreichten Ziele der Engagement- und Demokratiepolitik. Wie die Herausgeber*innen einleitend schreiben, möchte das Jahrbuch zu einer stetigen und fachlich orientierten Weiterentwicklung der Engagementpolitik unter Mitwirkung aller Akteur*innen beitragen. Neben der Orientierung auf politische Prozesse und die dort herausragenden Diskurse werde Wert gelegt auf Praxisbezug und Serviceleistung zur Information von Multiplikator*innen. So könne die Leserschaft im Nachhinein eine kontinuierliche Übersicht über die Weiterentwicklung und die erreichten Ziele der Engagement- und Demokratiepolitik gewinnen. Zur Bedeutung und Intention der Veröffentlichung halten sie sodann wörtlich fest: „Das ‚Jahrbuch‘ ist ein Instrument, um die im BBE vernetzten Akteur*innen, die Fachöffentlichkeit, Journalist*innen und Entscheidungsträger*innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft über den State oft he Art zu informieren. Durch seine thematisch-inhaltlichen wie serviceorientierten Teile soll das ‚Jahrbuch‘ eine unentbehrliche Hilfe für jeden sein, der sich mit Engagement- und Demokratiepolitik beschäftigt“ (S. 8).

Seinem selbst gewählten Anspruch wird das Jahrbuch Engagementpolitik in jeder Beziehung gerecht. Etwa die Hälfte der Beiträge wurden zuvor bereits im „BBE-Newsletter“, den „BBE Europa-Nachrichten“ oder anderen Fachzeitschriften wie dem „Forschungsjournal Soziale Bewegungen“ veröffentlicht. Dies stört jedoch keineswegs; im Gegenteil sind so sämtliche Beiträge, aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht, in einem Band versammelt und damit auch für die breite Öffentlichkeit wesentlich leichter zugänglich.

Nachdem sich das Jahrbuch Engagementpolitik im vergangenen Jahr (2020) mit dem Schwerpunkt „Engagement und gesellschaftlicher Zusammenhalt“ auseinandersetzte (vgl. https://www.socialnet.de/rezensionen/​27478.php), bietet die aktuelle Ausgabe 2021 mit „Zivilgesellschaft in der Corona-Krise und ihre Gestaltungsaufgaben“ ein hochaktuelles Thema, von dem letztlich alle betroffen sind. Die Corona-Pandemie zeigt eindrücklich, dass wissenschaftliche Expertisen eine wichtige Grundlage vernunftgeleiteter Politik sind. Vor diesem Hintergrund sind dem „Jahrbuch Engagementpolitik 2021“, das nicht zuletzt die Arbeit des BBE umfassend dokumentiert, viele Leser*innen zu wünschen. In jedem Fall sollte die Veröffentlichung von allen wahrgenommen werden, die sich für Engagement- und Demokratiepolitik interessieren beziehungsweise in irgendeiner Weise mit diesen Politikfeldern beruflich oder ehrenamtlich befasst sind. Zu denken ist dabei vor allem an die Akteur*innen aus Verbänden, Stiftungen und Vereinen, aus Ministerien, öffentlichem Dienst, kommunalen Fachstellen für Engagementförderung und Freiwilligenargenturen, aber auch an engagementfördernde Unternehmen, Wissenschaft und Medien.

Fazit

Beim „Jahrbuch Engagementpolitik“ handelt es sich um eine wichtige Publikation, die man nicht vermissen mag, weist sie doch auf unterschiedlichen Ebenen und anhand von Beispielen aus verschiedenen Aktionsfeldern immer wieder auf die große Bedeutung hin, die bürgerschaftliches Engagement und zivilgesellschaftliche Aktivitäten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt haben. Mit dem gewählten Schwerpunkt „Zivilgesellschaft in der Corona-Krise und ihre Gestaltungsaufgaben“ bietet die Ausgabe 2021 die probate Möglichkeit, sich mit einem aktuellen Thema unter engagement- und demokratiepolitischen Gesichtspunkten auseinanderzusetzen.

Rezension von
Dr. phil. Hubert Kolling
Krankenpfleger, Diplom-Pädagoge und Diplom-Politologe
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Es gibt 192 Rezensionen von Hubert Kolling.

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ISSN 2190-9245