Bernhard Hauser: Spiel in Kindheit und Jugend
Rezensiert von Sandra Krollmann, 27.04.2022
Bernhard Hauser: Spiel in Kindheit und Jugend. Der natürliche Modus des Lernens. UTB (Stuttgart) 2021. 320 Seiten. ISBN 978-3-8252-5260-1. 24,99 EUR. CH: 32,50 sFr.
Thema
Das vorliegende Werk beschäftigt sich mit der Definition des Spiels als solchem, den diversen Spielformen des Kindheits- und Jugendalters sowie schwerpunktmäßig dem Lernen im Spiel.
Autor
Der Autor Bernhard Hauser lehrt an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen und forscht zum Thema Spiel und Lernen im Spiel.
Aufbau und Inhalt
Hauser widmet das gesamte erste Kapitel einer intensiven Auseinandersetzung mit der Definition des Spiels und dessen Merkmalen. Er legt dar, warum eine klare Definition notwendig ist und betrachtet diverse Definitionsversuche anderer Autor:innen. Dabei wird das Spiel in der Kindheit und der Jugend stets in Verbindung mit Lernen gesehen. Des Weiteren benennt Hauser Merkmale des Spiels wie z.B. Wiederholung und Variation oder Fokussierung und positive Aktivierung.
Im zweiten Kapitel beschreibt Hauser die Funktionen des Spiels. Dabei unterscheidet er biologische und kulturelle Funktionen.
In den folgenden Kapiteln drei bis zehn betrachtet Hauser diverse Spielformen. Er beginnt dabei mit den
- frühen Spielformen wie dem Eltern-Kind-Spiel (Kap. 3),
- widmet sich dem Funktionsspiel (Kap. 5),
- dem Symbolspiel (Kap. 6) und dem
- Regelspiel (Kap. 7) und geht dann über zu den
- Spielformen der späteren Kindheit: Bewegungsspiele (Kap. 8),
- Digitale Spiele (Kap. 9) und
- Gewalthaltige Spiele (Kap. 10).
Die Spielformen der Kapitel drei bis zehn werden wissenschaftlich beleuchtet und detailliert beschrieben. Anhaltspunkte sind dabei jeweils die biologischen Grundlagen zur Ausführung der Spielform, die Entwicklung, die Merkmale, die Wirkungen und die Rolle der Erwachsenen. Auch pädagogische Aspekte der jeweiligen Form werden benannt.
Kapitel vier des Buches beschreibt die Exploration als sichere Basis des Spiels.
Kapitel elf widmet Hauser dem Lernen im Spiel. Er stellt dabei insbesondere die Bereiche der sozialen Entwicklung, das Erlernen von Selbststeuerung und den Erwerb sprachlicher sowie mathematischer Kompetenzen in den Vordergrund.
In Kapitel zwölf schließlich setzt Hauser sich mit der Spielförderung in der Familie und in Institutionen auseinander.
Diskussion
Hauser macht durch eine ausführliche Darlegung der unterschiedlichen Spieldefinitionen anderer Autor:innen deutlich, wie schwierig eine vollständige und allumfassende Definition ist. Er setzt sich intensiv mit den einzelnen Definitionsversuchen auseinander und betrachtet diese wissenschaftlich. So arbeitet er Merkmale heraus, die das Spiel charakterisieren und zu seiner Definition herangezogen werden können. Bei der Beschreibung und Analyse der einzelnen Merkmale orientiert sich Hauser an vorhandener Fachliteratur, führt aber auch diverse empirische Befunde an, die es nahelegen, die genannten Merkmale zur Spieldefinition heranzuziehen. Auch bei der Beschreibung der einzelnen Spielformen geht Hauser sehr detailliert vor. Er wählt stets aktuelle Beispiele, die seine Aussagen belegen und kann so Nachvollziehbarkeit gewährleisten.
Das Kapitel vier zum Thema Exploration wirkt beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses zunächst eingeschoben in die Darlegung der verschiedenen Spielformen. Entwicklungspädagogisch gesehen ist der Einschub aber sinnvoll, da sich das dort beschriebene Explorationsverhalten als Grundlage für weitere Spielformen erst entwickeln muss.
Kapitel elf des Werkes soll den Zusammenhang von Spiel zu Entwicklung und Lernen aufzeigen. Hauser beschränkt sich dabei auf ausgewählte Bereiche. Die Inhalte des im Vergleich zu den Vorgängerkapiteln recht kurz gehaltenen Abschnitts sind knappgehalten, dennoch kann der Autor die Bedeutung von Lernen im Spiel prägnant darstellen.
Als konsequente Weiterführung eines stringenten und durchdachten Inhaltsverzeichnisses folgt in Kapitel zwölf des Buches die Thematik der Spielförderung in Familie und Institutionen. Auch hier zieht Hauser wissenschaftliche und empirische Befunde heran, um seine Aussagen zu stützen. Schade ist, dass sich der Bereich der Institutionen auf frühpädagogische Einrichtungen wie die Kindertagesstätte beschränkt. Gemäß dem Titel des Werkes wäre zu erwarten gewesen, hier ebenfalls Hinweise zur Spielförderung im späteren Kindheits- und Jugendalter bzw. dem Schulalter zu finden, auch wenn der Einfluss der fördernden Personen mit steigendem Alter vermutlich exponentiell abnimmt.
Das Buch schließt mit einem umfangreichen Literaturverzeichnis über vierzig Seiten, was die große Wissenschaftlichkeit des Werkes zeigt.
Fazit
Das Werk „Spiel in Kindheit und Jugend“ ist ein wissenschaftlich fundiertes Fachbuch, welches sich intensiv mit dem Spiel, seiner Definition, seinen Merkmalen und seinen Ausprägungsformen auseinandersetzt. Schwerpunkte sind außerdem das Lernen im Spiel und die Förderung des Spiels in der Familie und in frühpädagogischen Einrichtungen.
Insgesamt verwendet Hauser eine sehr wissenschaftliche Sprache, die an einigen Stellen durchaus Fachkenntnisse erfordert. Das Buch ist daher nur bedingt als schnelles Nachschlagwerk geeignet, es wird vielmehr dem ihm zugedachten Zweck als Studien- oder Lehrbuch pädagogischer Fachrichtungen gerecht.
Rezension von
Sandra Krollmann
Sandra Krollmann, M. A. Kindheits- und Sozialwissenschaften, Erzieherin, Qualitätsmanagerin
Mailformular
Es gibt 4 Rezensionen von Sandra Krollmann.
Zitiervorschlag
Sandra Krollmann. Rezension vom 27.04.2022 zu:
Bernhard Hauser: Spiel in Kindheit und Jugend. Der natürliche Modus des Lernens. UTB
(Stuttgart) 2021.
ISBN 978-3-8252-5260-1.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/27809.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.
Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt.
Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns.
Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen
für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.