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Katja Koch, Danja Krampe: Handbuch Pflegeberatung

Rezensiert von Prof. Dr. sc.hum. Nina Fleischmann, 16.04.2021

Cover Katja Koch, Danja Krampe: Handbuch Pflegeberatung ISBN 978-3-8029-7598-1

Katja Koch, Danja Krampe: Handbuch Pflegeberatung. Beratung, Schulung und Anleitung strukturiert organisieren und durchführen. WALHALLA Fachverlag /metropolitan Verlag (Regensburg) 2020. 2., aktualisierte Auflage. 256 Seiten. ISBN 978-3-8029-7598-1. 34,95 EUR.
Reihe: Wissen für die Praxis.

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Thema

Pflegeberatungen sind umfassende Beratungen im Sinne eines Fallmanagements durch die Pflegekassen für Ratsuchende mit Beratungsbedarfen zur Pflege. Im Rahmen des SGB XI ist hier ein vielfältiges Arbeitsfeld für Personen entstanden, die in unterschiedlichen Kontexten Pflegeberatung durchführen.

Autoren

Katja Koch und Danja Krampe sind Krankenschwestern, Mitinhaberinnen eines Dienstleisters zur Beratung und selbstständige Pflegeberaterinnen.

Aufbau und Zielgruppe

Auf 256 Seiten im DIN A4-Format werden vier inhaltliche Teile dargelegt:

  • Teil I als Theorieteil zeigt Beratungsformen sowie die notwendige Organisation
  • Teil II als Praxisteil enthält Checklisten, Musterprotokolle, Vorlagen und Formulierungshilfen (im Buch selbst wie auch als digitaler Download)
  • Teil III erläutert häufige leistungsrechtliche Fragen
  • Teil IV als Nachschlageteil beinhaltet die aktuellen Vorschriften, Richtlinien und Empfehlungen

Das Buch richtet sich an Berufseinsteiger, aber auch erfahrene Pflegeberatende sowie ambulante Pflegedienste, die Beratungs- und Schulungsleistungen strukturiert organisieren und als Nachweis für die Qualitätsprüfung nutzen möchten.

Inhalt

Mit dem Buch wollen die beiden Autorinnen zum einen für die Durchführungen der Pflegeberatung und Schulungen sensibilisieren und zum anderen mit dem Praxisteil konkrete praktische Unterstützung bieten. Sie verstehen es selbst als einen Werkzeugkoffer für angehende oder etablierte Pflegeberatende.

Pflegeberatung verfolgt die Ziele, pflegende Angehörige zu unterstützen und zu beraten, die Pflegequalität in der Häuslichkeit zu verbessern, die Leistungsangebot für den Versicherten durch ein Fallmanagement zu optimieren und die Ausgaben der Kranken- und Pflegekassen durch ein Kostenmanagement zu begrenzen. Der Einstieg in die theoretischen Grundlagen gelingt über die Relevanz: welche Rolle spielt Pflegeberatung in Deutschland? Was ist überhaupt Beratung? Welche Beratungsangebote gibt es? Welche Aufgaben hat die Pflegekasse dabei? Die Antworten auf diese Fragen stehen hier zunächst im Mittelpunkt, bevor die Autorinnen sich konkreter auf die wichtigsten Anteile aus dem SGB XI beziehen. Je nach zugrunde liegendem Paragraphen unterscheiden sich die Beratungsanlässe, die Ausgestaltung des Casemanagements, die Rolle der beratenden Person, die Methoden und die Inhalte voneinander. Koch und Krampe versäumen es auch nicht, auf die Schwächen in der Sozialgesetzgebung und die Folgen aufmerksam zu machen: Pflegende Angehörige sind sehr nah an ihren Belastungsgrenzen und im Vergleich häufiger krank oder kennen Angebote nicht bzw. nutzen sie nicht. Hier machen beratende Personen auf den Anspruch auf Beratung und Wissensvermittlung aufmerksam

Der Praxisteil geht zunächst auf das Stellenprofil einer beratenden Person in einem ambulanten Pflegedienst ein. Eine beispielhafte Stellenbeschreibung zeigt Inhalte der einzelfall- und patientenbezogenen Tätigkeiten, Beratungsinhalte und betriebsbezogene Tätigkeiten auf. Erforderliche IT-Ressourcen und Software werden beleuchtet und auch das Thema Datenschutz findet einen Platz. Sehr konkret und praxisbezogen wird es dann zu den Bedarfserhebungen. Mit einem generellen Bedarfserhebungsbogen und einer Vorlage für Wochenberichte sowie sieben Checklisten zu speziellen Themen wie Sturzrisiko, Demenz oder Kontinenz sind beratende Personen in ihrem Handeln unterstützt.

Ein weiterer Aspekt, den das Buch bearbeitet, sind die Pflegekurse nach § 45 SGB XI – mit 40 Seiten der größte Abschnitt. Hier zeigen die Autorinnen Inhalte von Kursen zur Orientierung „Was tun bei Pflegebedürftigkeit?“, Basispflegekurse und spezielle Themen wie Pflege eines onkologischen Patienten, der „schwierige“ Patient oder Entspannungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige.

Typische rechtliche Fragen, die beratenden Personen begegnen können, sind die Begutachtung zur Pflegebedürftigkeit, Feststellungsverfahren und Widersprüche, Weiterzahlung von Pflegeleistungen bei Unterbrechungstatbeständen, Versicherungspflichten der Pflegepersonen, rechtliche Grundlagen ambulanter Abschlussversorgung und Pflegehilfsmittel. Im Nachschlageteil sind die wesentlichen gesetzlichen Grundlagen kompakt zusammengefasst.

Diskussion

Noch immer ist nicht allen Menschen, die auf privater und auch professioneller Ebene Pflege ausüben klar, was Pflegeberatung beinhaltet und welche Aufgaben hier verortet sind. Insbesondere für das Feld der Pflegeberatung als Tätigkeitsfeld in ambulanten Pflegediensten bringt dieses Buch Licht ins Dunkel.

Positiv hervorzuheben sind die Bezüge in die alltägliche Berufswelt von beratenden Personen als Gastbeiträge im Theorieteil. Beratung im Setting ambulanter Pflege und im Kontext des SGB XI steht klar im Mittelpunkt. Viele, insbesondere rechtliche Aspekte sind hier sehr speziell, sodass eine Übertragung in andere Felder der Beratung erschwert wird. Die Autorinnen sehen in den Listen im Praxisteil eine sinnvolle Vorbereitung von Beratungsgesprächen und individuellen Schulungen. Offen bleibt, ob hier evidenzbasiertes Wissen die Grundlage war – einen Bezug zu validierten Instrumenten ist nicht erkennbar bzw. ist keine Quelle benannt. Der Abschnitt zur Kommunikation im Theorieteil ist mit etwas über einer Seite recht kurz gehalten und verbleibt oberflächlich. Hier würde ich mir für die nächste Aktualisierung eine deutliche Erweiterung wünschen, da diesbezügliche Kompetenzen für beratende Person essentiell sind. Das Layout könnte insgesamt lesefreundlicher gestaltet werden.

Die vorliegende Auflage von Oktober 2020 wurde zur ersten aus Juni 2019 aktualisiert. Im Kapitel VI.5 wird auf Sonderregelungen während der Coronapandemie eingegangen, die Ausführungen zu Pflegekursen skizzieren einen digitalen Spezialkurs zur Unterstützung für pflegenden Angehörige in der Pandemie und es gibt einen Leitfaden für strukturierte telefonische Schulungen. Zudem sind neueste Entwicklungen wie die regionalen Pflegekompetenzzentren beschrieben

Fazit

In einer Pflegeberatung werden Ratsuchende über die Möglichkeiten der Pflege informiert. Es gibt allgemeine und individuelle Pflegeberatungen, die im Sozialrecht unterschiedlich verankert sind. Dem Anspruch an einen umfangreichen Werkzeugkoffer zum Thema Pflegeberatung wird dieses Buch in einem Feld ständiger Reformen gerecht. Theoretische und praktische Aspekte bieten beratenden Personen vielfältige Anregung für ihr Arbeitsfeld.

Rezension von
Prof. Dr. sc.hum. Nina Fleischmann
Hochschule Hannover Fakultät V - Diakonie, Gesundheit und Soziales
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Es gibt 86 Rezensionen von Nina Fleischmann.

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ISSN 2190-9245