Andreas Walther, Barbara Stauber et al. (Hrsg.): Reflexive Übergangsforschung
Rezensiert von ao. Univ.Prof. Dr. i.R. Gerhard Jost, 24.06.2021

Andreas Walther, Barbara Stauber, Markus Rieger-Ladich, Anna Wanka (Hrsg.): Reflexive Übergangsforschung. Theoretische Grundlagen und methodologische Herausforderungen.
Verlag Barbara Budrich GmbH
(Opladen, Berlin, Toronto) 2020.
306 Seiten.
ISBN 978-3-8474-2304-1.
D: 35,00 EUR,
A: 36,00 EUR.
Reihe: Reflexive Übergangsforschung - doing transitions - Band 1.
Thema
Übergänge zwischen Lebensphasen und Statuspositionen sind Bestandteil von Lebensläufen. Sie emergieren durch Veränderungen von sozialstrukturellen Positionierungen oder des Lebensalters und beziehen sich vielfach auf normative zeitliche (Ablauf-) Ordnungen. In modernen Gesellschaften treten Übergänge z.B. dann auf, wenn eine Elternschaft entsteht, eine Kindertageseinrichtung im Kleinkindalter genutzt, mit der schulischen Ausbildung begonnen oder in den Arbeitsmarkt bzw. nach dem Erwerbsleben in den Ruhestand eingetreten wird – um nur einige der geläufigsten Übergänge zu nennen. Über Studien werden dann häufig Voraussetzungen und Bedingungen für (erfolgreiche) Übergänge (empirisch) bearbeitet und auf dieser Grundlage sozialpolitische Interventionen ausgearbeitet, denn Übergänge beziehen sich meist auf Phänomene sozialer Ungleichheit oder Exklusion. In diesem Buch werden die Perspektiven der traditionellen Übergangsforschung im Überblick dargestellt, allerdings um sozialtheoretische Perspektiven erweitert. Mit diesen wird insbesondere die Frage verstärkt aufgenommen, welche Funktion Übergänge haben, wie sie hergestellt und gestaltet werden.
Entstehungshintergrund
Das Buch entstand durch eine gemeinsame Initiative der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Eberhard Karls Universität Tübingen zu einem DFG-Graduiertenkolleg mit dem Titel „Doing Transitions: Formen der Gestaltung von Übergängen“. Wie auf der Homepage zu diesem Kolleg angeführt, soll die Gestaltung von Übergängen nicht nur getrennt auf der Ebene von Diskursen, Institutionen und Individuen diskutiert werden, sondern auch das Wechselspiel der Ebenen im Hinblick auf Formen und Konstitution von Übergängen betrachtet werden. Mit „Doing Transitions“ wird – wie schon einleitend angesprochen – die Perspektive stärker darauf gerichtet, wie Übergänge individuell und institutionell hergestellt werden. In dem vorliegenden (ersten) Band einer Reihe sollen Diskussionen bzw. Reflexionen aus Workshops und Konferenzen aus dem Kontext des Kollegs veröffentlicht werden und grundlegende Perspektiven für ein Forschungsprogramm einer „reflexiven Übergangsforschung“ vorgestellt werden.
Aufbau und Inhalt
Die HerausgeberInnen des Bandes leiten zunächst die sozialtheoretischen und method(olog)ischen Perspektiven in der Einleitung ein, indem die „Perspektiven und Ziele einer reflexiven Übergangsforschung“ (S. 11 ff.) vorgestellt werden. Mit einem Rückblick auf den Forschungsbereich erfolgt eine Fokussierung der bestehenden Entwicklungslinien und Ansätze, die dann im Buch im Einzelnen vertieft diskutiert und ausgeführt werden. Gleichzeitig wird bereits ein erster Einblick in weitergehende (sozialtheoretische) Entwicklungen und Ansprüche gegeben, die die Ausrichtung einer „Doing Transitions“ -Übergangsforschung verdeutlichen.
Der erste Beitrag zu den traditionellen Ansätzen der Übergangsforschung beschäftigt sich mit dem anthropologischen Ansatz, der sich auf Statuspassagen bezieht. In dem Artikel von Barbara Friebertshäuser wird in besonderem Maße die Promotion fokussiert und danach gefragt, wie kulturelle Initiationsriten zur Reproduktion und Transformation von Positionen in der Gesellschaft beitragen. Von Interesse ist dabei auch das Individuum, und zwar insbesondere der Wandel seines Welt- und Selbstbezugs beim Vollzug von Statuspassagen. Mit dem Ritual des öffentlichen Prozessierens von Übergängen werden Übergänge nicht nur kulturell und sozial prozessiert, sie werden für alle sichtbar und erkenntlich – man sorgt für eine Bilderwelt und für praktisches Wissen, die die Grundlage von Einstellungsmuster und sozialem Handeln bilden. Mit dem „symbolisch-performativen Charakter“ von Ritualen wird aber auch gemeinsame Wirklichkeit hergestellt. Mit Verweis auf Bourdieu wird der methodische Anspruch gestellt, eine reflexive Haltung im Forschungsprozess einzunehmen, um mögliche Verzerrung des Wissenschaftsfeldes und der handelnden Person zu minimieren.
Im zweiten Beitrag, den Birigit Becker verfasst hat, wird die Lebens(ver)lauf(s)forschung umfassend dargestellt. Sie vertritt eine Ausrichtung, die die Abfolge von Übergängen im Hinblick auf Muster von Lebensverläufen fokussiert und dabei die Unterscheide zwischen verschiedenen sozialen Gruppen und Gesellschaften vergleicht. Es wird nach den gesellschaftlichen, sozio-ökonomischen und institutionellen Voraussetzungen und Folgen, aber auch dem Wandel von Lebens(ver)läufen („trajectory“) gefragt. Grundsätzlich ist der Lebensverlauf das Resultat zeitlicher Interdependenzen, des Handelns in mehreren Lebensbereichen und institutioneller bzw. gesellschaftlicher Strukturen. Der Fokus ist daher besonders auf die Stellung und Wirkung des Übergangs im gesamten Lebensverlaufsmuster gerichtet. Für diese Perspektive steht u.a. die soziologische Lebensverlaufsforschung, die auf quantitativen (Längsschnitt-)Daten beruht: diese Daten werden entweder retrospektiv oder in Form von Panelstudien erfasst und mit den entsprechenden statistischen Verfahren analysiert.
Im dritten Artikel, von Frank Oswald und Anna Wanka, wird auf Vorstellungen der Psychologie der Lebensspanne und der Ökologischen Psychologie zurückgegriffen, um Übergänge zu beleuchten. Eine der Grundüberlegungen ist, dass „bestimmte Phasen an bestimmte Themen der Lebensführung orientiert sind“ (S. 83), wie das bereits Charlotte Bühler vertreten hat. Phasen sind mit (über-)individuellen Entwicklungsaufgaben verbunden, sodass altersspezifische Aufgaben oder psychosoziale Krisen (Erikson) zu bewältigen sind. Quantitative Analysen kognitiver Leistungen, u.a. im hohen Alter, und Forschungen um die Bewältigung kritischer Lebensereignisse (z.B. früher Elternverlust) lassen sich diesen Ansätzen hinzurechnen. Bei beiden Ansätzen rückt (meist) die Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit und der Wirkung auf andere Lebensphasen in den Mittelpunkt. Im Weiteren führen die AutorInnen aus, dass insbesondere eine Ökologische Psychologie nicht nur die Person, sondern das Verhältnis Person-Umwelt adressiert. Letztlich wird in diesem Artikel thematisiert, wie sich diese Ansätze im Hinblick auf eine reflexive Übergangsforschung einordnen lassen, welche Anregungen und Punkte sich für Konzeptionen ergeben.
Christiane Hof stellt im nächsten Artikel die biografietheoretischen Perspektiven dar, die in der Übergangsforschung ebenfalls bedeutend sind. Im ersten Teil werden die sozialwissenschaftlichen Grundlagen einer biographischen Zuwendung zu Übergängen expliziert. Ausgangspunkt von (interpretativen) Analysen sind in der Regel narrative Darstellungen von (lebensweltlichen) Erfahrungen. Auf grundlegende Vorstellungen dazu wie z.B. Prozessstrukturen des Lebenslaufs, sequenzanalytische Fallrekonstruktionen oder kollektive Deutungs- und Orientierungsmuster wird kurz eingegangen. Danach wird expliziert, wie Übergänge in biografieanalytischer Herangehensweise eingestuft werden: einerseits ist in der Darstellung von Übergängen die subjektive Bewältigung und die (sinnhafte) Integration in die Biografie zu sehen, andererseits kann die Vielschichtigkeit von Entwicklungen zum Ausdruck kommen, ob etwa (überhaupt) ein Übergang oder ein biographischer Wendepunkt vorliegt. Abschließend wird behandelt, inwieweit und wie biografische Forschung zur – im Bereich des „Doing Transitions“ anvisierten – Betrachtung der Herstellung und Gestaltung von Übergängen beiträgt bzw. beitragen kann
Kindheit kann – wie von Sabine Andresen im fünften Beitrag des Buches fokussiert – als Abfolge von Übergängen in einer Lebensphase, in der man besondere Fürsorglichkeit benötigt, betrachtet werden. Zunächst bringt sie kindheitshistorische Betrachtungen ein und skizziert Rekonstruktionen der Deutungen von Kindheit in unterschiedlichen Zeitepochen. Danach wird der Aspekt, dass die Kindheit durch komplexe und spannungsreiche Übergänge gekennzeichnet ist, weiter ausgeführt. Institutionalisierungsprozesse, wie z.B. die allgemeine Schulpflicht tragen zu transformierten Übergängen, aber u.a. auch zu Veränderungen in Familienstrukturen und gesellschaftlichen Rollen bei. Besondere Aufmerksamkeit erhält der (vielseitige) Autor Janusz Korczak, der die „Eigenwilligkeit“ des Kindes betont und mit dem Werk „Bobo“ eine für die Pädagogik sehr wertvolle Erzählung und hermeneutische Analyse von Übergängen des ersten Lebensjahres vorlegte. Von besonderem Interesse waren für ihn die Punkte, wann Erziehung „kippt“ und sich in Form von gewalttätigen Handlungen gegen das Kind richtet. Besonders bedeutend ist es, weil Kinder durch sichere Beziehungen ein „Grundvertrauen in sich selbst und ihre Umwelt entwickeln“ (S. 137). Schließlich reflektiert die Autorin in ihrer Abhandlung noch das Verhältnis von Kindheits- und Übergangsforschung.
Andreas Walther stellt in seinem Beitrag zu Übergangsregimen, die sich in Wohlfahrtsstaaten in unterschiedlicher Form ausbilden, die Wirkungszusammenhänge zwischen mehrere Dimensionen (sozio-ökonomisch, institutionell, kulturell und sozial) in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Das staatliche Handeln und die Institutionen im Wohlfahrtsstaat, die nationalstaatlich divers ausgeprägt sind, stellen die Rahmenbedingungen für Lebenslauf- bzw. Übergangsregime dar, d.h. reproduzieren und transformieren die Verhältnisse. Die Repräsentationen auf der Subjektebene, Lebensverläufe und Biographien sind jedoch nicht linear von der Meso- und Makroebene ableitbar; auch umgekehrt existiert – von der Mikroebene des Handelns ausgehend – ein komplexer Wirkungszusammenhang. Der Autor referiert dabei einzelne Erkenntnisse aus einer vergleichenden Forschung, in denen „vier Regimetypen, d.h. Cluster von nationalen Konstellationen der Gestaltung von Übergängen herausgearbeitet wurden“ (S. 149 f.). Abschließend diskutiert der Autor, inwieweit Vorstellungen und Modi des Konzepts „Doing Transitions“ mit jenem des Konzepts „Übergangsregime“ vergleichbar sind.
Bernhardt Schmidt-Hertha fokussiert methodische Frage in der Übergangsforschung. Ausgehend von Erwartungen und Argumenten, dass Mixed-Methods „monomethodalen“ (paradigmenspezifischen) Zugängen überlegen wären und qualitative gemeinsam mit quantitativen Methoden in einer Reihe von Studien angewandt werden, wird zunächst auf diese „Forschungsstrategie“ (S. 166) eingegangen. Danach werden erkenntnistheoretische Aspekte und Positionen reflektiert, schließlich einige Beispiel konkreter Forschungsdesigns von durchgeführten Studien besprochen und die kombinierten Methodenanwendungen diskutiert. Allgemeine Qualitätskriterien für die Forschungsdesigns mit Mixed-Methods fehlen, der Autor verweist aber auf vier Begründungsmuster für die Wahl einer solchen Methodenkombination: Illustration von Befunden; Absicherung und Validierung von Ergebnissen; Ergänzung von Facetten und Blickwinkeln auf den Gegenstand; aufeinander aufbauende Forschungsschritte mit differenten Methoden. Abschließend wird die Frage diskutiert, inwieweit Mixed-Methods an reflexive Übergangsforschung gut anschlussfähig ist.
Mit dem Beitrag „Grundzüge einer praxistheoretischen Übergangsforschung“ wird von Anna Wanka ein zweiter Teil im Buch, und zwar „Theoretisch-konzeptionelle Perspektiven“, eingeleitet. Praxistheoretische Ansätze betonen die Herstellungs- und Gestaltungsmodi von Übergängen im Sinne eines „Doing Transitions“ stärker. Praxeologisch wird dabei an Vorstellungen von kulturalistisch und poststrukturalistisch einzuordnende AutorInnen angeknüpft. Soziale Praktiken sind mit praktischem Wissen gekoppelt und in Praxiskomplexen gebündelt. Übergangspraktiken haben das Ziel, Personen in einen anderen Status oder in eine andere Lebensphase zu leiten. Lebensphasen und Lebensläufe können dann als große Praxiskonstellationen verstanden werden, die durch Identifizierungs-, Adressierungs- und Repräsentationspraktiken entstehen und eine spezifische, prozessuale Ordnung aufweisen. Es stellt sich die Frage, wer oder was an der Gestaltung und dem Aufbau von Übergängen beteiligt ist und an welchen Standorten sie stattfinden (S. 201). Ein wichtiger Punkt im Sinne einer reflexiven Übergangsforschung erscheint, dass Übergänge nicht nur verändern, sondern selbst wandelbar sind. Dafür soll Forschung in dieser Ausrichtung stärker Bezug nehmen und beobachten, ob und wie dazu beigetragen wird.
Markus Rieger-Ladich beschäftigt sich mit Subjektivierungspraktiken, und welche Vorstellungen für die Übergangsforschung daraus hervorgehen. Der Autor verweist zunächst auf die theoretisch begründete „Distanzierung vom Subjekt“, während soziale Praktiken, die das Subjekt erzeugen, zentral fokussiert werden. Foucault und Butler leisteten bedeutsame Beiträge für theoretische Grundlagen einer solchen Ausrichtung, die Übergänge vor allem in machtstrukturierte Prozesse der Subjektivierung eingebettet sieht. Die repressiven und widerstreitenden Momente in den Subjektivierungspraktiken werden in den beiden Theorierichtungen allerdings unterschiedlich betrachtet. Der Autor bringt drei Fallstudien ein, und zwar Studien von Wacquant, Eribon und Bourdieu, die sich mit Übergängen in verschiedenen Feldern beschäftigten. Mit dem Verweis auf die Studien und den Zugang werden fünf zentrale Dimensionen von Subjektivierungsprozessen abgeleitet. Dabei wird die Bedeutung eines solchen Zugangs nochmals hervorgehoben: Machtstrukturen in Übergängen betreffen nicht individuelle Lebensläufe, sondern ganze Kollektive, die Diskriminierungen bzw. Exklusionen erfahren.
„Differenz(ierungs)theoretische Grundüberlegungen für die reflexive Übergangsforschung“ – so der Titel des Beitrags – behandelt Barbara Stauber. In ihrem Artikel thematisiert sie zunächst, wie gesellschaftliche Differenz in und durch Übergänge (re-)produziert wird und wie diese durch differenzsensible Ansätze bearbeitet werden können. Praktiken der Herstellung von Übergängen beruhen häufig auf pauschalisierende und verallgemeinernde Differenzsetzungen, die soziale Ungleichheit legitimieren bzw. verfestigen und stellen daher herrschaftliche Mechanismen dar. Aber Praktiken der Differenzsetzung sind nicht immer zu vermeiden. Möglich wäre aber, statt in Differenzen zu denken und zu kommunizieren, im „fragenden Modus“ zu verbleiben (S. 240). Dem Ansatz („Doing Difference“) geht es wesentlich darum, solche in Wissens- und Anerkennungsordnungen eingehenden Differenzsetzungen mit Blick auf die Macht solcher Prozesse zu reflektieren. Insofern ist es wichtig, in Übergängen – auch und der Übergangsforschung – zur Anwendung kommende differenzerzeugende Kategorien ergebnisoffen zu reflektieren, um für Machtprozesse sensibel zu bleiben.
Im letzten Artikel – vor dem Resümee der HerausgeberInnen – diskutiert Petra Bauer, was einereflexive Übergangsforschung an Erkenntnissen für das Verständnis und die Gestaltung von Beratung zur Verfügung stellen kann. Vielfach werden Beratungen gerade in Feldern angeboten, in denen es aufgrund von „Biographisierung und Entstandardisierung des Lebenslaufs“ (S. 256) zu Übergängen kommt. Mit Ergebnissen der Forschung kann und wird – wie der Artikel zeigt – Rolle der Beratung im Zusammenhang von Übergängen reflektiert. Beratung ist aber in der Weise zu konzipieren, dass wissenschaftliche Wissen „fallspezifisch und situativ zu transformieren und dem Alltagswissen der Ratsuchenden hinzuzufügen“ ist (S. 261). In einer transformierten, praxistheoretisch fundierten und damit relationalen Ausrichtung der Forschung könnten vermehrt Erkenntnisse über räumliche, zeitliche und soziale Komponenten der Herstellung von Beratungsgesprächen erstellt werden und speziell dadurch die Praxis der Beratung unterstützt werden.
Diskussion
Die HerausgeberInnen, Barbara Stauber, Anna Wanka, Andreas Walther und Markus Rieger-Ladich führen abschließend die theoretischen und methodologischen Reflexionen zu einer „relationalen Perspektive als Bestandteil einer reflexiven Übergangsforschung“ (S. 281) zusammen. In einer solchen Ausrichtung sollten Übergänge nicht nur als Gegenstand thematisiert werden, sondern genauso das „Gewordensein“ des Gegenstands als Frage ermöglicht werden Zur Erfassung der sozialen Konstitution von Übergängen ist es notwendig, die zeitlichen bzw. prozessualen und materiellen Dimensionen der Praktiken stärker zu fokussieren und die Forschungsperspektive im Hinblick auf den Konstitutionsaspekt zu verschieben. Die HerausgeberInnen verweisen darauf, dass für einen solchen reflexiven Forschungsstil eine „Atmosphäre solidarischer Kritik“ notwendig sei bzw. ein „hegemenoialer Denkstil“ zurückgestellt werden soll (S. 292 f.), skizzieren abschließend noch die Erträge einer solchen reflexiven Forschung.
Fazit
Aus der Sicht des Rezensenten liegt mit dem Buch ein interessanter und bedeutsamer Impuls vor, vorhandene Ansätze der Übergangsforschung um konstitutions-, macht- und subjektivierungstheoretische Überlegungen zu erweitern. Die Reflexionen vermitteln aber auch das Potenzial der Übergangsforschung und ihrer bisherigen (theoretischen) Grundlagen generell. Ausgehend von diesem Band ist zu erwarten, dass in der Übergangsforschung im nächsten Schritt vermehrt die empirische Umsetzung der theoretischen Reflexionen bzw. einer relationalen Perspektive erfolgt. Publikationen in diese Richtung wird – so ist zu erwarten – (weiterhin) Aufmerksamkeit und Neugierde entgegengebracht werden.
Rezension von
ao. Univ.Prof. Dr. i.R. Gerhard Jost
Mitarbeiter am Institut für Soziologie und empirische Sozialforschung, WU, Wirtschaftsuniversität Wien, Department für Sozioökonomie.
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