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Marjan Alemzadeh: Wahrnehmendes Beobachten in Krippe und Kindertagespflege

Rezensiert von Dr. phil. Bianca Bloch, Dipl. Päd. Nicole Dern, 20.05.2021

Cover Marjan Alemzadeh: Wahrnehmendes Beobachten in Krippe und Kindertagespflege ISBN 978-3-451-38789-0

Marjan Alemzadeh: Wahrnehmendes Beobachten in Krippe und Kindertagespflege. Partizipatorische Didaktik. Verlag Herder GmbH (Freiburg, Basel, Wien) 2021. 224 Seiten. ISBN 978-3-451-38789-0. D: 25,00 EUR, A: 25,80 EUR, CH: 35,90 sFr.

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Thema

Im Mittelpunkt des Sammelbandes steht das prozessorientierte Beobachtungsverfahren „Wahrnehmende Beobachtung“ als ein zentrales Element einer partizipatorischen Didaktik für die Bereiche Krippe und Tagespflege. Ziel des Beobachtungsinstrumentes ist es, die frühkindlichen Lern- und Bildungsprozesse von Kindern im Alltag zu erfassen und auf dieser Grundlage die eigene pädagogische Arbeit an den individuellen Möglichkeiten und Ressourcen der Kinder auszurichten. Außerdem dient es dazu, das eigene pädagogische Handeln zu reflektieren sowie zu verstehen und es sich dadurch bewusst zu machen (auch für künftiges Handeln).

Als Zielgruppe für das 224-seitige Buch werden alle Personen, die mit Kindern in der Praxis aktuell oder zukünftig arbeiten sowie in der Lehre, Weiterbildung oder Forschung im Bereich der Frühpädagogik tätig sind, aber auch interessierte Eltern, angegeben.

Herausgeberin und Autor*innen

Die Herausgeberin Marjan Alemzadeh ist Professorin an der Hochschule Rhein-Waal im Studiengang Kindheitspädagogik und darüber hinaus als Fortbildnerin im Bereich der FBBE (Frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung) tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Interaktionen Gleichaltriger, pädagogische Handlungspraktiken und frühkindliche Bildungsprozesse.

Die Autor*innen haben mit dem Bereich der FBBE zu tun und sind in verschiedenen Kontexten dort tätig: pädagogische Fachkräfte, Fortbildner*innen, Fachreferent*innen, Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Professor*innen.

Entstehungshintergrund

Das Buch markiert ein Innehalten, um sich ausgewählte Resultate einer 20-Jährigen Entwicklung des Verfahrens „Wahrnehmende Beobachtung“ vor Augen zu führen. Es verdeutlicht eine fruchtbare Zusammenarbeit und wechselseitige Beeinflussung zwischen Theorie (Universität zu Köln, wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Studierenden) und Praxis (Kindertageseinrichtungen, Verbänden, Fortbildungen, pädagogischen Fachkräften, Kindern). Das Beobachtungsverfahren wurde in den letzten zwei Jahrzehnten durch verschiedene Projekte, Untersuchungen und Forschungsvorhaben entwickelt, kritisch hinterfragt und stetig weiterentwickelt. Und wird auch weiterhin aufgrund der immer wieder neuen und veränderten Bedürfnisse der Kinder und pädagogischen Fachkräfte sowie aktueller frühpädagogischer Fragestellung und Interessen weitergedacht.

Aufbau

Der Sammelband stellt das Beobachtungsverfahren „Wahrnehmendes Beobachten“ in Krippe und Kindertagespflege vor und nimmt eine theoretische Verortung vor. Zusätzlich werden viele praktische Beispiele aus dem U3-Bereich gegeben, die einen Fokus auf kindliche Lern- und Bildungsprozesse sowie alltägliche Fachkraft-Kind-Interaktionen (in schwierigen Situationen) legen.

Hieraus ergibt sich eine Zweiteilung des Buches:

  1. Theoretische Einbettung (Teil 1): Beschreibt und erklärt den Entstehungshintergrund sowie die theoretischen Grundlagen zur Wahrnehmenden Beobachtung ausführlich. Hierbei wird u.a. auf die Entstehungsgeschichte des Wahrnehmenden Beobachtens, die partizipatorische Didaktik, die praktische Anwendung des Verfahrens und anregende Bildungsräume eingegangen.
  2. Praktische Beispiele (Teil 2): Hier werden in drei thematischen Unterkapiteln (frühkindliche Bildungsprozesse, Fachkraft-Kind-Interaktionsprozesse, schwierige Alltagssituationen) zahlreiche praktische Beispiel aus dem Krippen- und Tagespflegebereich geben, die im Kontext der Arbeit mit der und der (Weiter-) Entwicklung der Wahrnehmenden Beobachtung in verschiedenen Einrichtungen der FBBE entstanden sind. Wie kann eine Wahrnehmende Beobachtung ge- und beschrieben werden? Wie sieht die darauf aufbauende Reflexion (mit dem Reflexionsbogen) aus? Welche Schlüsse, Anregungen, Empfehlungen, Tipps ergeben sich hieraus für die pädagogische Praxis/das eigene Handeln?

Gerahmt werden diese durch ein Vorwort (von Gerd E. Schäfer) und eine Einleitung sowie ein Schlusswort (durch die Herausgerberin).

Inhalt

In der Einleitung (Marjan Alemzadeh) wird auf den Entstehungskontext des Buches, die Resonanz des Beobachtungsverfahrens durch Praktiker*innen und den Entstehungshintergrund der im Buch enthaltenen praktischen Beobachtungen eingegangen. Die Struktur des Bandes wird ebenfalls kurz vorgestellt.

Teil 1 „Theoretische Einbettung“ des Sammelbandes besteht aus sieben Kapiteln, die aus verschiedenen Perspektiven das Wahrnehmende Beobachten erläutern.

Im ersten Kapitel beschreiben Marjan Alemzadeh, Gerd E. Schäfer, Antje Steudel und Julia Tiedeken „Die Entstehung und Entwicklung des Wahrnehmenden Beobachtens“. Dabei werden die vier Phasen bei der Entwicklung des Konzeptes detailliert dargestellt: Phase 1 „Wir tasten uns heran“, Phase 2 „Theoretische und praktische Konsolidierung“, Phase 3 „Ausdifferenzierung in zwei Praxisprojekten“ und Phase 4 „Ein Übungsfeld für pädagogische Haltungen“.

Im Beitrag „Partizipatorische Didaktik in der Krippe“ (Kapitel 2) führt Marjan Alemzadeh aus, wie eine kindzentrierte, partizipatorische Didaktik, die sich an den didaktischen Überlegungen in der Reggio-Pädagogik und dem Bildungsverständnis von Gerd. E Schäfer orientiert, aussehen kann. Sie ist Teil einer Kultur des Lernens (Schäfer 2019), die sich an den kindlichen Bedürfnissen und Interessen ausrichtet und Partizipation ermöglicht. Durch das Zusammenwirken von mindestens fünf Potenzialen (Selbstbildungs-, Beziehungs-, Sach-, Struktur- und Kulturpotenziale) können kindliche Selbstbildungsprozesse vollzogen werden. Es wird dargestellt, was unter diesen fünf Potenzialen jeweils verstanden wird und auf welchen Ebenen sie sich im pädagogischen Alltag zeigen. Welche Rolle bzw. Chance das Wahrnehmende Beobachten in diesem Zusammenhang spielt bzw. bietet, wird aufgezeigt.

„Fotodokumentation: Mit Licht und Schatten explorieren“ (Kapitel 3) nimmt unter Bezugnahme auf die Begleitung naturwissenschaftlicher Bildung bei Kindern im Krippenalter acht pädagogische Handlungsweisen in den Blick. Diese werden von Marjan Alemzadeh mittels klarer Stichpunkte knapp umrissen und durch Fotos von Diana Schiborr anschaulich in Szene gesetzt und damit auch auf eine konkrete Handlungsebene zurückgeführt.

Gerd E. Schäfer beschreibt im folgenden 4. Kapitel „Grundlegendes zum Wahrnehmenden Beobachten“. Der Beitrag ist eine Überarbeitung des bereits 2012 erschienenen gleichnamigen Beitrags aus dem Werk „Wahrnehmendes Beobachten. Beobachtung und Dokumentation am Beispiel der Lernwerkstatt Natur“. Hier spannt er den Bogen vom Grundanliegen der Wahrnehmenden Beobachtung, ein pädagogisches Instrument zur Erfassung von Bildungsprozessen zu sein, und der damit verbundenen Abgrenzung von einer defizitorientierten Sichtweise, über die Konstruktion „Wahrnehmung“ und die Beobachtung als subjektiv geprägt, bis hin zu Schlussfolgerungen für das Verfahren. Dieses wird unter Bezugnahme auf die Verwobenheit der beteiligten Personen in eigene biographische, kulturelle, zeitgeschichtliche, situationsspezifische Zusammenhänge – hierbei wird gerade auch die beobachtende Person mit einbezogen – als soziales Geschehen markiert. Wahrnehmende Beobachtung ist demnach an der Wahrnehmung von Handlungszusammenhängen (Szenen) orientiert, in denen sich Beziehungen zu Personen oder der sachlichen Umwelt manifestieren, die beschrieben werden können. Das Verfahren selbst wird dabei als soziale Praxis (S. 57) definiert, die den Ausgangspunkt einer „Pädagogik des Innehaltens“ (S. 59) bildet. Gemeint ist eine Haltung der „aktiven, aufmerksamen Zurückhaltung“ (ebd.), die von der Sinnhaftigkeit kindlichen Handelns ausgeht.

In Kapitel 5 schließt in logischer Folge „Die praktische Anwendung des Wahrnehmenden Beobachtens“ an. Marjan Alemzadeh richtet den Fokus damit auf das „Herzstück einer Partizipatorischen Didaktik“ (S. 61). Zunächst wird auch in diesem Beitrag eine Haltung beschrieben, die von innerer Beteiligung am Geschehen ausgeht und dabei die „doppelte Perspektive“ (ebd.) als wichtigen Faktor markiert. Gemeint ist die Beobachtung des Kindes einerseits, die Selbst-Beobachtung andererseits. Hervorzuheben ist, dass Alemzadeh deutlich macht, dass der Zugang zum eigenen biographischen Geworden-Sein, zu den eigenen unhinterfragten Selbstverständlichkeiten, zu den eigenen Gefühlen keineswegs unproblematisch sein muss. Angesprochen sind hier Professionalisierungsprozesse. Im Folgenden geht die Autorin differenziert auf die vier Schritte des Wahrnehmenden Beobachtens ein: Beobachten, Beschreiben, Reflektieren und Dokumentieren. Dabei bleibt die Darstellung praxisnah und verliert den Blick für die praktische Anwendung auch außerhalb des konkreten Beispiels nicht. Das Verfahren der Wahrnehmenden Beobachtung wird in einem letzten Schritt als Möglichkeit der Gestaltung von spiralförmigen Lernprozessen/​Projektlernen vorgestellt. Der Beitrag schließt mit einem Fazit, das den Zusammenhang zur Professionalisierungsdebatte aufgreift.

Claudia Fleck führt im Beitrag „Der Dokumentationskreislauf“ (Kapitel 6) aus, wie Dokumentation als pädagogische Haltung verstanden werden kann. In der von ihr geleiteten Einrichtung werden mittels verschiedener Methoden der Dokumentation für Kinder wie auch für Eltern Bildungsprozesse sichtbar gemacht.

„Anregende Bildungsräume in der Krippe schaffen, die Selbstbildungspotenziale herausfordern“ lautet der Titel des 7. Kapitels, mit welchem Angelika von der Beek den ersten Teil des Sammelbandes abschließt. Die Gestaltung von Räumen als Bildungsräume wird zunächst als Gestaltung von Räumen für eine spezifische Gruppe von Kindern (Alter, Gruppengröße etc.) in einer spezifischen Einrichtung (Altersmischung, Organisationsform) definiert. Mit vielen anschaulichen Bildern werden dann Möglichkeiten und Grundsätze konkreter Orte aufgezeigt. Die Wahrnehmende Beobachtung wird in ihrem Potenzial für eine kindzentrierte Raumgestaltung beschrieben, die in spiralförmigen Prozessen für eine kontinuierliche Evaluation durch die Kinder sorgt.

Teil 2 „Praktische Beispiele“ des Buches gibt nach drei thematischen Unterkapitel sortiert zahlreiche Beispiele zum Wahrnehmenden Beobachten, die in den letzten acht Jahren in verschiedenen Kontexten im U3-Bereich entstanden sind. Die wahrnehmenden Beobachtungen sind mit vielen Bildern zur Beobachtung verknüpft.

Der erste Themenbereich fokussiert auf frühkindliche Bildungsprozesse und beinhaltet sieben Beispiele (Wahrnehmende Beobachtung und Reflexion). Ziel der Beispiele ist es, zu verdeutlichen, wie es gelingen kann die eigenen Beobachtungen mit theoretischen Aspekten frühkindlicher Bildung zu verknüpfen, um sich so den kindlichen Bildungsprozessen und Sichtweisen anzunähern und sie daran anschließend pädagogisch unterstützen zu können. Zu jedem Beispiel werden am Ende pädagogische Empfehlungen zur Raumgestaltung und Materialauswahl für den jeweiligen Bildungsbereich gegeben.

  1. „Tjorben baut in die Höhe“ von Nina Langer, Jennifer Rißmann & Petra Figur (Thematik u.a.: Bauen, Konstruieren, gleiches Material in großen Mengen, logisches und abstraktes Denken)
  2. „Das Sammeln von Erfahrungswissen beim Tonen“ von Madita Döring & Angela Franzen (Thematik u.a.: Gestalten mit Ton, Naturmaterialien, sinnliche Erfahrung; als Video verfügbar)
  3. „Katharina malt an der Staffelei“ von Bettina Uhlig & Marjan Alemzadeh (Thematik u.a.: Malen, ästhetische Bildung, verschiedene ästhetische Gestaltungspraxen, innere Bilder und Erfahrungen zum Ausdruck bringen; als Video verfügbar)
  4. „Matti, der Treppenmeister!“ von Michael Heutz (Thematik u.a.: Motorik, Bewegung, Gleichgewicht, sensitive Responsivität, Interaktion) Zu dieser Beobachtung gibt es noch eine „Theoretische Reflexion der Interaktionsgestaltung zwischen Matti und seinem Erzieher und weiterführende Gedanken zur Bedeutung von Bewegung“ von Kathrin Meiners als Vertiefung.
  5. „‘Meins! Nein, meins!‘“ von Julia Seidel, Marjan Alemzadeh & Petra Best (Thematik u.a.: Konfliktsituationen, Aushandlungsprozesse, sozial-kommunikative Entwicklung, Sprache, Symbol- und Rollenspiel, Freispiel; als Video verfügbar)
  6. „Wir telefonieren miteinander“ von Annegret Neuhof, Marjan Alemzadeh & Petra Best (Thematik u.a.: Peer-Interaktion, sozial-kommunikative Entwicklung, sprachlich-kognitive Entwicklung, Sprache, Symbol- und Rollenspiel; als Video verfügbar)
  7. „Freudiges Spritzen und Forschen an der Wasserrinne“ von Sabrina Werner, Sarah Luckhardt & Marjan Alemzadeh (Thematik u.a.: sinnliche Erfahrungen mit Wasser, Konzept der Materie, Naturmaterialien)

Der zweite Themenbereich beinhaltet drei Beispiele, bei denen die pädagogischen Fachkräfte im Geschehen mit involviert sind. Der Fokus liegt auf Fachkraft-Kind-Interaktionen in Alltagssituationen. Ziel der Beispiele ist es zu zeigen, wie mit Hilfe der Reflexionsfragen (v.a. zur Interaktionsgestaltung) eigene routinierte Handlungsweisen bewusstgemacht und Handlungsmuster herausgearbeitet werden können. So können alternative Handlungsmöglichkeiten gefunden und das pädagogische Handlungsrepertoire erweitert werden.

  1. „Waschen nach dem Mittagsschlaf“ von Marjan Alemzadeh, Samira Woods & Ayla Ünal (Thematik u.a.: Pflegesituationen, Körpererfahrungen, nonverbaler Ausdruck, sprachliche Begleitung von Pflegesituationen, wechselseitige Beeinflussung, beziehungsvolle Pflege; als Video verfügbar)
  2. „Alltägliche Herausforderungen – Gemeinsam Regenkleidung anziehen“ von Majelle Scholz & Marjan Alemzadeh (Thematik u.a.: Autonomie-Entwicklung, Hilfestellung beim Anziehen, Körperschema, Kommunikation auf verschiedenen Ebenen, sprachliche handlungsleitende Begleitung, kooperativer Handlungsprozess; als Video verfügbar)
  3. „Im Morgenkreis: Wenn Sonne und Mond scheinen“ von Leonie Mohr, Paula Valentin & Marjan Alemzadeh (Thematik u.a.: Alltagsrituale, Gruppenkreissituationen, Körper- und Sinneserfahrungen, Partizipation, dialogische Prozesse, Kommunikation, substained shared thinking; als Video verfügbar)

Der dritte Themenbereich befasst sich in zwei Beispielen mit dem wichtigen und schwierigen Thema der nicht-gelingenden Interaktionen zwischen Fachkraft und Kind. Unter der Überschrift „Wahrnehmendes Beobachten in schwierigen Situationen“ wird vorab die wertschätzende Grundhaltung des Verfahrens für die Kinder wie auch für die Fachkräfte betont und die grundlegende Annahme aller Beteiligten als Lernende wird expliziert. In jedem Beispiel wird zunächst die Wahrnehmende Beobachtung der Szene dargestellt, um dann über verschiedene Perspektiven Zugang zum Verstehen zu erlangen. Immer wird in diesem Zuge die Perspektive des Kindes und die der Fachkraft/des Teams aufgenommen, diese werden durch je nach Situation angepasste theoretische Perspektiven (z.B. neurobiologische Zugänge, Bindungstheorie, Biographiearbeit) ergänzt. Ziel ist jeweils Handlungsoptionen zu erweitern und zu einem professionellen responsiven Verhalten zurück zu finden.

  1. „Paul kann nicht einschlafen“ von Claudia Fleck, Marjan Alemzadeh & Marymar del Monte (Thematik u.a.: schwierige Schlafsituationen, Stressverhalten, Biographiearbeit)
  2. „Ella möchte nicht gewickelt werden“ von Claudia Fleck & Marjan Alemzadeh (Thematik u.a.: Pflegesituationen, responsives Handeln, Bindung)

Eine abschließende Rahmung des Bandes findet durch ein kurzes Schlusswort von Marjan Alemzadeh statt.

Diskussion

„Wahrnehmendes Beobachten in Krippe und Tagespflege. Partizipatorische Didaktik“ schafft einen guten Überblick über das Verfahren der Wahrnehmenden Beobachtung in seiner Entstehung, den Anwendungsmöglichkeiten und der praktischen Umsetzung. Die daraus resultierenden Chancen, Kindern Möglichkeiten der Mitsprache zu geben – im Sinne einer partizipatorischen Didaktik – werden theoretisch fundiert, praxisnah und vielfältig dargestellt.

Bezüge in den Beiträgen der theoretischen Einbettung (Teil 1) werden zu den praktischen Beispielsequenzen in Teil 2 hergestellt und darauf zur Veranschaulichung sowie Vertiefung der theoretischen Inhalte verwiesen.

Generell sind die Texte mit vielen Bildern illustriert, um die Sequenzen und Beispiele zu verdeutlichen. Das Layout ist sehr übersichtlich und ansprechend gestaltet. Zentrale Aussagen sind in einem farblichen Kasten noch einmal extra hervorgehoben. Als Besonderheit gibt es noch die Möglichkeit sich zu einzelnen – der vorgestellten praktischen – Beispielsituationen die ursprüngliche Videobeobachtung anzusehen. Diese kann am Ende des Beispiels durch einen QR-Code einfach abgerufen werden oder ist unter https://www.wahrnehmendes-beobachten.de/beispiele abrufbar (kostenfrei). Die Szenen mit verfügbarem Videomaterial sind im Inhaltsverzeichnis und im entsprechenden Kapitel mit einem Kamera-Symbol gekennzeichnet.

Darüber hinaus kann der verwendete Reflexionsbogen für Schritt zwei des Beobachtungsverfahrens als Wordvorlage kostenlos unter https://www.wahrnehmendes-beobachten.de/downloads heruntergeladen und verwendet werden.

Fazit

Insgesamt liegt mit „Wahrnehmendes Beobachten in Krippe und Tagespflege. Partizipatorische Didaktik“ ein sehr gut verständliches und anschauliches Werk vor, welches für Tätige in pädagogisch-praktischen Zusammenhängen wie auch für Studierende und Lehrende geeignet ist und damit der Zielgruppe und dem eigenen definierten Anspruch in allen Punkten gerecht wird. Es bietet für mit der Wahrnehmenden Beobachtung Vertraute wie auch für Personen, denen das Verfahren noch neu ist, interessante Aspekte, die zum Weiterdenken und Reflektieren einladen. Die breiten Einsatzmöglichkeiten des Verfahrens werden anschaulich aufgezeigt. Besonders bemerkenswert ist, dass es den Autor*innen gelingt, auch „ungemütliche“ Themen wie das der nicht-gelingenden Fachkraft-Kind-Interaktionen sensibel und angemessen aufzugreifen und so zur professionellen Auseinandersetzung jenseits von Bewertung beizutragen.

Rezension von
Dr. phil. Bianca Bloch
staatlich anerkannte Kindheitspädagogin (M.A.); langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Pädagogik der Kindheit der Justus-Liebig-Universität Gießen, aktuell in Elternzeit
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Dipl. Päd. Nicole Dern
Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Justus-Liebig-Universität Gießen
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Es gibt 6 Rezensionen von Bianca Bloch.
Es gibt 8 Rezensionen von Nicole Dern.

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ISSN 2190-9245