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Thomas Hegemann, Birgit Dissertori Psenner (Hrsg.): „Ich schaffs!“ in der Schule

Rezensiert von Dipl. Soz. Päd. Detlef Rüsch, 14.02.2022

Cover Thomas Hegemann, Birgit Dissertori Psenner (Hrsg.): „Ich schaffs!“ in der Schule ISBN 978-3-8497-0247-2

Thomas Hegemann, Birgit Dissertori Psenner (Hrsg.): „Ich schaffs!“ in der Schule. Das lösungsfokussierte 15-Schritte-Programm für den schulischen Alltag. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2018. 287 Seiten. ISBN 978-3-8497-0247-2. D: 24,95 EUR, A: 25,70 EUR.
Reihe: Systemische Pädagogik.

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Thema

In diesem Sammelband geht es um unterschiedliche Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten des „Ich schaffs!“- Programms – speziell im schulischen Kontext. Das vom finnischen Psychiater Ben Furman entwickelte lösungsfokussierte „Ich schaffs!“-Programm wird hier äußerst breit dargestellt – und zwar mit Beiträgen von insgesamt weiteren 21 Autorinnen und Autoren.

Herausgebende

Der Herausgeber Dr. med. Thomas Hegemann ist Facharzt für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Familientherapeut,lehrender Coach (SG) und Vorstand der ISTOB-Management-Akademie, des Bayerischen Zentrums für Transkulturelle Medizin und des „Ich schaffs!“-Instituts. Er ist Lehrbeauftragter an der Hochschule für Philosophie (SJ) in München. Er war von 2003 – 2007 Vorstandsmitglied der Systemischen Gesellschaft (SG) und war u.a. in England, Ghana, Spanien und Israel tätig.

Die Herausgeberin Birgit Dissertori Psenner ist studierte Theologin, ausgebildete Erwachsenbildnerin, systemische Supervisorin und Coach, zertifizierte „Ich schaffs!“-Coach/Ambassador, Lehrtrainerin für „Ich schaffs!“, Dozentin für Systemische Beratung (SG)und Lehrende für Systemische Supervision (SG). Zudem ist sie seit dem 01.01.2022 Leiterin von InCuM-Intercultura in München 

Entstehungshintergrund

Das vorliegende Buch hat als Basis die langjährige Erfahrung als Lehrende und Trainer für Beratungslehrkräfte und Schulpsychologinnen sowie als Supervisoren für Schulen.

Aufbau

Das Buch ist in vier Kapitel eingeteilt. Nach einer Einleitung mit einer zusammenfassenden Darstellung des „Ich schaffs!“-Programms unter besonderer Berücksichtigung der Lösungsfokussierung geht es im 2. Kapitel um die „systemisch-lösungsfokussierte Schule“, ehe im Großkapitel 3 insgesamt zwanzig Praxisberichte die Umsetzungsmöglichkeiten darstellen. Im letzten Kapitelgibt es eine Zusammenfassung, ein ausführliches Literaturverzeichnis sowie eine Darstellung des Herausgeberpaars und der Hintergründe der einzelnen Autorinnen und Autoren.

Inhalt

Nach einem Geleitwort des finnischen „Ich schaffs!“- Gründers Ben Furman gibt es eine Einleitung von Dr. med. Thomas Hegemann und Birgit Dissertori Psenner mit einzelnen Darlegungen zum Buchhintergrund und -aufbau. In der folgenden Einleitung wird die Lösungsfokussierung vor den Hintergründen der Systemtheorie und insbesondere der Entwickler des lösungsfokussierten Ansatzes Steve de Shazer und Insoo Kim Berg beschrieben. Hierbei werden die wichtigsten Leitsätze benannt und vor allem verdeutlicht, welche Punkte für eine lösungsorientierte Haltung wichtig sind. Mit Unterstützung von Grafiken wird die Besonderheit für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen veranschaulicht, ehe das 15- Schritte-„Ich schaffs!“- Programm in prägnanter Form beschrieben und mit anschaulichen Illustrationen erläutert wird.

Der mit dem System Schule sich verknüpfende Ansatz wird dann im Kapitel „Die systemisch- lösungsfokussierte Schule“ dargelegt. Hier wird erklärt, dass es sowohl auf die praktische Anwendung im Schulalltag als auch auf eine lösungsfokussierte Gestaltung und Leitung einer Schule ankommt, wobei Wertschätzung, Anteilnahme und das Feiern von Erfolgen besonders hervorgehoben werden sowie eine konstruktive Kritik. Hieran schließt ein Interview mit Martin Rederlechner an, der eine „Ich schaffs!“- Schule leitet. Danach werden grundlegende Punkte beschrieben, die zur Etablierung einer „Ich schaffs!“- Schule günstig sind, sowohl in Bezug auf die Schülerinnen und Schüler als auch auf die Erziehungsberechtigten und die Lehrerinnen und Lehrer.

Das wesentliche Buchkapitel folgt daraufhin mit der Überschrift „Aus der Praxis für die Praxis“, wo nach einer kurzen Erläuterung der Anforderungen in unterschiedlichen Schulformen Erfahrungsberichte aus Deutschland, der Schweiz und Südtirol vorgelegt werden. Dabei kommt die Phase vom Kindergarten in die Grundschule genauso vor wie die Verbesserung des Arbeitsverhaltens, die besonderen Anforderungen an die Arbeit in einer Mittelschule oder der Umgang mit Leistungsdruck. Die Übertrittszeit aufs Gymnasium wird ebenso aufgegriffen wie auch die besonderen Bedingungen in einer Berufsschule oder einer Schule für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche. Die Selbstwirksamkeit bei jungen Menschen mit einer Körperbehinderung oder der Einbezug eines Migrationshintergrundes spielt in zwei Praxisberichten eine bedeutende Rolle. Wie auch der Übergang in eine Ausbildung mit dem „Ich schaffs!“- Programm gestaltet werden, zeigt ein Bericht. Selbst die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule wird in einem Bericht aufgegriffen genauso wie auch die besondere Herausforderung, wenn Kinder und Jugendliche vor- und nachmittags eine Schule besuchen. Die besondere Praxisnähe der immer wieder mittels passender Graphiken und Fotos veranschaulichten Berichte wird beim Bericht über die Kompetenzstärkung junger Flüchtlinge bei der Berufsorientierung fokussiert. Das umfassende Praxisberichtkapitel schließt mit der Vorstellung von fünf Elternabenden über das „Ich schaffs!“-Programm ab sowie mit einem Trainingsmodul in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Bei der Auflistung der Autorinnen und Autoren wird die Bandbreite der Studienhintergründe und Praxisbereiche deutlich, denn die Autorinnen und Autoren sind beruflich unterschiedlich sozialisiert und entstammen sowohl der Sozialen Arbeit, dem Unterricht, der Therapie und Beratung als auch der Schulpsychologie, dem Schulmanagement oder auch der Bildungspolitik.

Diskussion

Das Buch ist naturgemäß auf Überzeugung ausgelegt und hebt vor allem die positiven Effekte des „Ich schaffs!“-Programms hervor. So könnte man das Buch als eine kleine Werbung für ein jahrelang bewährtes Konzept ansehen. Zugleich sind die Ausführungen aber vor allem als Ermutigung angelegt und sollten unterstützen, die Möglichkeitsräume von Schulen und ihren Akteuren zu erweitern. Außerdem weist das Werk über die oftmals praktizierte „Einzelkonzeption“ hinaus und lässt die institutionelle und strukturelle Ebene stärker in den Vordergrund treten. Die einzelnen Praxisbeispiele sind trotz der unterschiedlichen Kontexte ausgesprochen anschaulich dargestellt und geben vor allem einen Ansporn, selbst das „Ich schaffs!“- Programm weiter zu entwickeln und dessen Umsetzung in die Praxis stärker voranzutreiben.

Fazit

Ausgesprochen divers werden in diesem Band die Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten des Programms in verschiedenen schulischen Einrichtungen vorgestellt. Die hohe Qualität des Konzeptes wird in dem Buch passend präsentiert und es wird ermutigt, scheinbar ausweglose Situationen zu bewältigen. Zugleich wird bei aller scheinbaren Einfachheit des Einsatzes die klare Vorgehensweise und die wichtige professionelle Haltung betont. Dr. med. Thomas Hegemann und Birgit Dissertori Psenner haben es geschafft, eine unglaublich farbenfrohe Palette an erfolgreichen Beispielen zum Einsatz des „Ich schaffs!“-Programms zusammenzustellen. Ein anregender, ansteckender, ermutigender Sammelband.

Rezension von
Dipl. Soz. Päd. Detlef Rüsch
Dipl.Soz.päd., systemischer Familientherapeut, Jugendsozialarbeiter an einer Mittelschule, Kinderschutzfachberater
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Es gibt 67 Rezensionen von Detlef Rüsch.

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Zitiervorschlag
Detlef Rüsch. Rezension vom 14.02.2022 zu: Thomas Hegemann, Birgit Dissertori Psenner (Hrsg.): „Ich schaffs!“ in der Schule. Das lösungsfokussierte 15-Schritte-Programm für den schulischen Alltag. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2018. ISBN 978-3-8497-0247-2. Reihe: Systemische Pädagogik. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/28099.php, Datum des Zugriffs 11.11.2024.


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