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Christian Weidmann, Birgit Reime (Hrsg.): Gesundheits­förderung und Versorgung im ländlichen Raum

Rezensiert von Prof. Dr. Sandra Schütz, 23.06.2021

Cover Christian Weidmann, Birgit Reime (Hrsg.): Gesundheits­förderung und Versorgung im ländlichen Raum ISBN 978-3-456-85979-8

Christian Weidmann, Birgit Reime (Hrsg.): Gesundheitsförderung und Versorgung im ländlichen Raum. Grundlagen, Strategien und Interventionskonzepte. Hogrefe AG (Bern) 2021. 304 Seiten. ISBN 978-3-456-85979-8. D: 44,95 EUR, A: 46,30 EUR, CH: 55,90 sFr.

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Thema

Die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und die damit verbundenen Herausforderungen gewannen haben zwar in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen, allerdings besteht noch großer Entwicklungsbedarf. Der Sammelband beschäftigt sich mit Erklärungsmodellen von Stadt-Land Unterschieden, der Prävention, Gesundheitsförderung, und -versorgung sowie mit exemplarischen Netzwerken im Bereich Gesundheit im ländlichen Raum.

Herausgeber*innen

Herausgeber*innen des Sammelbands sind Christian Weidmann und Birgit Reime – beide Professor*innen an der Hochschule Furtwangen, Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft, Studiengang Angewandte Gesundheitswissenschaften. Der Sammelband beinhaltet insgesamt 20 Beiträge von 58 Autor*innen.

Entstehungshintergrund

Zwar hat in den letzten Jahren die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum an Bedeutung gewonnen. Bislang liegen aber verhältnismäßig wenige Studien und Konzepte zu Prävention, Gesundheitsförderung und Versorgungsstärkung in Deutschland speziell für den ländlichen Raum vor. Die Situation im ländlichen Raum ist durch besondere Bedingungen gekennzeichnet: Das Durchschnittsalter ist, u.a. aufgrund der Urbanisierungstendenzen, höher als im städtischen Raum, der demographische Wandel lässt eine verstärkte Alterung des ländlichen Raums und damit verknüpft eine erhöhte Krankheitsquote für chronische Erkrankungen mit alterstypischem Verlauf erwarten. Zeitgleich droht eine medizinische, pflegerische und therapeutische Unterversorgung. Mit dem Sammelband verfolgen die Herausgeber*innen das Ziel, einen Überblick aktueller empirisch geprüfter Interventionsansätze zu geben und die Aufmerksamkeit für die Gesundheit im ländlichen Raum zu erhöhen.

Aufbau

Der Sammelband umfasst 20 Kapitel und ist in folgende Themenblöcke gegliedert:

  1. Erklärungsansätze für Stadt-Land-Unterschiede,
  2. Prävention und Gesundheitsförderung im ländlichen Raum,
  3. Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und
  4. Netzwerke im ländlichen Raum.

Inhalt

In der Einleitung widmen sich die Herausgeber*innen Weidmann und Reime unter anderem dem Begriff des ländlichen Raums, stellen verschiedene Klassifikationen vor, z.B. die Einteilung der Stadt- und Landkreise in vier siedlungsstrukturelle Kreistypen nach dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, und kritisieren dabei die international uneinheitliche Definition des ländlichen Raums, die zu einer reduzierten Vergleichbarkeit der Studien führt. Des Weiteren geben Sie einen kurzen Einblick in ausgewählte (internationale) Forschungsergebnisse zu Gesundheit und ländlicher Raum.

Der erste Buchteil beschäftigt sich mit Erklärungsansätzen gesundheitlicher Differenz zwischen Stadt und Land, aus soziologischer, epidemiologischer, geographischer und forstwirtschaftlicher Sicht betrachtet. Unter anderem schlagen Schneider und Holzwarth ein interdisziplinäres Modell gesundheitlicher Unterschiede zwischen Stadt und Land vor. Auf die Bedeutung geographischer Perspektiven des Zugangs zur gesundheitlichen Versorgung weisen Augustin, Koller und Maier in ihrem Beitrag hin, wobei Aspekte geografischer Erreichbarkeit, regionale Deprivation und geographische Disparitäten in der Gesundheitsversorgung aufgegriffen werden.

Im zweiten Buchteil werden exemplarische Präventionsansätze aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien vorgestellt. Beispielsweise gehen Haupeltshofer und Seeling darauf ein, wie durch digitales, vernetzendes Bildungsmanagement die Gesundheitskompetenz gestärkt werden kann (Digitale Nurse). Blotenberg und Seeling untersuchen, inwieweit ältere Menschen durch präventive Hausbesuche länger zu Hause wohnen bleiben können. Hofer-Fischanger und Kolleg*innen stellen Projekte zur Bewegungsförderung und aktiver Mobilität im ländlichen Raum vor.

Der dritte Buchteil befasst sich mit der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. Der inhaltliche Schwerpunkt richtet sich auf die Versorgung von Menschen, die mit Demenz leben, sowie ihrer Angehörigen. Dabei werden u.a. die Rolle von Apotheken (Plunger, Heimerl & Tatzer) oder die Etablierung von Zentren für psychische Gesundheit mit aufsuchenden Dienstleistungen (Richter & Zabel) in Beiträgen aufgegriffen. Weitere zentrale Themen stellen u.a. die kultursensible Pflege und Versorgung (Warth et al.) oder E-Health als Integrationsmotor in der ländlichen Krankenversorgung (Bach, Meyer & Müller)dar.

Der vierte Buchteil geht auf Best-Practice Netzwerke im ländlichen Raum ein. Beispielsweise stellen Steinhausen und Rod die Ergebnisse einer Erstellung und Implementierung eines Netzwerkkonzepts zum betrieblichen Gesundheitsmanagement vor (Gesunde Arbeit für Furtwangen). Reime et al. zeigen eine Bedarfserhebung für eine webbasierte Anlaufstelle für junge Menschen in suizidalen Krisen im Schwarzwald.

Diskussion

Der Sammelband stellt ein umfangreiches Werk zu Prävention, Gesundheitsförderung und -versorgung im ländlichen Raum sowie zu Netzwerken im Gesundheitsbereich dar. Es spannt den Bogen von einer theoretischen Einführung mit Erklärungsmodellen zu einer Reihe konkreter Interventionen. Auch wenn die Zusammenstellung der Themen nicht ganz ausgewogen bzw. erschöpfend erscheint – beispielsweise werden spezifische Beiträge zu Versorgung durch Hebammen, Therapien (z.B. Sprachtherapie, Physiotherapie, Ergotherapie) oder Rehabilitation vermisst – leisten die dargestellten empirischen Aufsätze einen wichtigen Beitrag zur evidenzbasierten Praxis in Bezug auf Gesundheit im ländlichen Raum. Die Best Practice Projekte weisen durch ihre regionalen Bezüge eine hohen Grad an Anschaulichkeit auf und können so als Modell für weitere Entwicklungen und für den Transfer auf andere Regionen dienen.

Fazit

Das Sammelwerk stellt eine umfassende Quelle an aktuellen Ansätzen zu Prävention, Gesundheitsförderung und -versorgung und exemplarischen Netzwerken im ländlichen Raum dar. Der Themenschwerpunkt liegt auf älteren Menschen und Demenz. Das Buch ist sowohl für Wissenschaftler*innen und Studierende aus den Sozial- und Gesundheitswissenschaften, als auch für Akteur*innen des Gesundheitssystems, der Sozialwirtschaft sowie der (kommunalen) Sozial- und Gesundheitspolitik zu empfehlen.

Rezension von
Prof. Dr. Sandra Schütz
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
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Es gibt 3 Rezensionen von Sandra Schütz.

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ISSN 2190-9245