Marianne Friese (Hrsg.): Care Work 4.0
Rezensiert von Prof. Dr. Harald Christa, 16.06.2023

Marianne Friese (Hrsg.): Care Work 4.0. Digitalisierung in der beruflichen & akademischen Bildung für personenbezogene Dienstleistungsberufe.
wbv
(Bielefeld) 2021.
ISBN 978-3-7639-6054-5.
49,90 EUR.
Reihe: Berufsbildung, Arbeit und Innovation.
Thema
Natürlich geht die Digitalisierung der Welt nicht an dem Sektor der personenbezogenen Dienstleistungen vorbei. Wir begegnen dabei neben einer Vielfalt an mehr oder weniger smarten Ansätzen auch die eine oder andere große Erwartung, die mit der IT in den Bereichen Pflege und Gesundheit, aber auch in der Sozialen Arbeit und der Sozialpädagogik verbunden ist. Für Hochschulen und berufsausbildenden Institutionen stellt sich zudem die Frage, wie Studierende und Auszubildende strukturiert auf eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt vorbereitet werden können.
Entstehungshintergrund
Der von Marianne Friese herausgegebene Sammelband widmet sich Perspektiven der Digitalisierung personenbezogener Sozialdienstleistungen im Studium und der beruflichen Ausbildung. In den Beiträgen sollen differenzierte Einblicke in die Folgen der Digitalisierung für die berufliche Bildung und die Berufspädagogik in der Pflege, der Gesundheitswirtschaft sowie der Sozialpädagogik und der Sozialen Arbeit gegeben werden.
Herausgeberin
Marianne Friese ist Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Gießen. Derzeit forscht sie unter anderem zu Fragen der Neuerungen in der beruflichen Bildung und Lehramtsausbildung.
Aufbau und Inhalte
Die Publikation enthält 17 Beiträge in sechs Abschnitten.
Im ersten Abschnitt erfolgt eine Einführung von Marianne Friese zu der Thematik und ein Überblick über den Band und seine Beiträge.
Im zweiten Abschnitt Berufsfeld Gesundheit lesen wir zunächst einen Beitrag von Ursula Walkenhorst und Tim Herzig zur Entwicklung von Digitalkompetenz in der beruflichen Lehrer:innenausbildung. Sie skizzieren die Bedeutung der Digitalkompetenz in diesem Feld und verweisen auf die Verknüpfung zwischen Bildungs- und Arbeitswelt. Matthias Bonse-Roman entwirft daraufhin Perspektiven der Digitalisierung in Studiengängen der Gesundheits- und Pflegeberufe. Dabei werden durchaus kritisch auch Bedingungen an Hochschulen für die Digitalisierung von Studiengängen betrachtet. Monja Pohley und Evelyn Wittmann stellen anschließend unter der Überschrift „Domänenspezifische IT- Grundausbildung für angehende Lehrkräfte im Bereich Pflege und Gesundheit“ ein kooperatives Studienmodell vor, welches eine Ausbildung mit Bezug auf digitale Transformation ermöglichen soll. Wilhelm Koschel, Ulrike Weyland und Marisa Kaufhold schließen mit ihrem Beitrag zum agilen Lernen im Kontext betrieblicher Bildungsarbeit diesen Abschnitt ab.
Der dritte Abschnitt ist explizit bezogen auf das Berufsfeld Pflege. Michaela Evans und Denise Becka umreißen neue Herausforderungen für Personalentwicklung und berufliche Bildung in der Pflege. Auf die „Pflege 4.0“ und ihre „unentdeckten Chancen für Praxis und Wissenschaft“ beziehen sich daraufhin Isabelle Riedlinger, Karin Reiber und Katarina Planer. Digital unterstütztes Lernen in der pflegebezogenen Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung diskutieren daran anschließend Ingrid Darmann-Fink und Claudia Schepers. Den Abschluss dieses thematischen Feldes bildet schließlich Anja Walter mit einem Erfahrungsbericht zur digitalen Netzwerkarbeit zur Begleitung der Reform der Pflegeausbildung.
Der vierte Abschnitt thematisiert das Berufsfeld Altenpflege. Hier lesen wir neben einem Beitrag von Ulrike Buchmann zum Bauhaus als Inspiration für die professionelle Arbeit mit Seniorinnen und Senioren einen Artikel von Martina Schröder und Sonja Köhler zu Transformationsverwerfungen in der Senior:innenhilfe.
Der fünfte Abschnitt ist bezogen auf das Berufsfeld Ernährung und Hauswirtschaft. Er wird eingeleitet mit einem Artikel von Silke Bartsch und Melanie Stilz, der unter der Überschrift „Verantwortlich entscheiden (lassen)“ Bezug nimmt auf die Smart-Home-Anwendungen im privaten Haushalt. Julia Kastrup und Alexandra Brutzer analysieren daraufhin aktuelle Diskurse der Digitalisierung im Feld der Ernährung und der Hauswirtschaft. Markus Gitter und Clemens Hafner beschließen den Abschnitt mit einer Analyse der Darstellung hauswirtschaftliche Dienstleistungen auf YouTube.
Der sechste und letzte Abschnitt thematisiert das Berufsfeld Soziale Arbeit und Sozialpädagogik. Rita Braches-Chyrek erörtert zunächst die kritische Schnittmenge Soziale Arbeit und Digitalisierung“. Nina Göddertz und Anke Karber umreißen dann digitale Lehr-Lern- Räume in der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik, den Abschluss bilden Manuela Liebig und Sarah Hauswald mit einer berufspraktischen Reflexion des digitalen Wandels in der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik.
Diskussion
In diesem Sammelband finden wir durchweg fundierte Skizzen des aktuellen Stands im Feld der Berufsqualifikation bzw. der Hochschulausbildung in Bezug auf die Digitalisierung in der Pflege, in der Gesundheitsversorgung sowie der Sozialpädagogik bzw. Sozialen Arbeit vor. Die übersichtlich gegliederte Publikation schlägt einen weiten Bogen von den Transformationen und den Chancen der Digitalisierung in den benannten Arbeitsbereichen bis hin zu den Herausforderungen und Möglichkeiten, Studierende und Auszubildende auf die digitalisierte Berufswelt vorzubereiten. Ein besonderes Augenmerk galt in vielen der Beiträge neben der technischen Anwendung auch der Frage der reflexiven wie kritischen Kompetenz im Umgang mit weit fortgeschrittenen intelligenten Technologien. Sowohl für Lehrerinnen und Lehrer in der Hochschule als auch in der Berufsqualifikation bieten sich gute Einblicke in die durchaus komplexen Entwicklungen und Entwicklungsoptionen, wobei reflexive und didaktische Aspekte nicht außer Acht gelassen worden sind.
Fazit
Ein lesenswerter Sammelband mit wissenschaftlich fundierten Beiträgen zum Stand der Herausforderungen, Optionen und Chancen der digitalen Transformation in personenbezogenen Dienstleistungen mit Fokus auf Hochschullehre und beruflicher Ausbildung.
Rezension von
Prof. Dr. Harald Christa
Professor für Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden mit Schwerpunkt Sozio-Marketing, Strategisches Management, Qualitätsmanagement/ fachliches Controlling.
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