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Annette Drüner: Kinder bis drei - geborgen und frei

Rezensiert von Helia Schneider, 01.07.2021

Cover Annette Drüner: Kinder bis drei - geborgen und frei ISBN 978-3-525-70304-5

Annette Drüner: Kinder bis drei - geborgen und frei. Dialogisch arbeiten in der Frühpädagogik. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2021. 158 Seiten. ISBN 978-3-525-70304-5. D: 20,00 EUR, A: 21,00 EUR.

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Thema

In Annette Drüners Buch erhält die Leser*in einen guten Einblick in die wichtigsten Themen für die frühpädagogische Arbeit mit jungen Kindern unter drei Jahren: Vom vorgeburtlichen Ursprung und der frühkindlichen Entwicklung, über das Thema Bindung und Beziehung, der Bedeutung von beziehungsvoller Pflege, dem Thema Spielen und Lernen, aber auch den Themen Tagesstruktur und Partizipation, Raumgestaltung, Sprache und Konflikte. Sowohl auf Haltungs- und Selbstreflexionsebene, aber auch durch entwicklungspsychologisches und fachliches Wissen wird die Leser*in informiert. Ergänzt wird dies durch konkrete Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für den Alltag.

Autorin

Die Autorin Annette Drüner, Diplom-Sozialarbeiterin und – pädagogin, Supervisorin, Coach und Fortbildnerin, hat ihr eigenes Aus- und Fortbildungskonzept mit dem gleichen Titel erstellt. In verschiedenen Formaten (Teaminhouse, Crash-Kurs, Langzeitfortbildung) können sich pädagogische Fachkräfte zum Thema Kleinstkindpädagogik von ihr fortbilden und begleiten lassen.

Entstehungshintergrund

In ihrem Vorwort betont die Autorin, dass sich der Erziehungs- und Bildungsauftrag für die jungen Kinder stark von dem älterer Kinder unterscheidet. Das Bewusstsein hierfür ist noch nicht flächendeckend angekommen. Mit ihrem Buch möchte sie die Bedeutung der Gestaltung der Beziehung und für die Bedürfnisse der Jüngsten in den Fokus stellen und den Leser*innen eine weitere Sicht ermöglichen. Dafür lädt sie die Leser*innen immer wieder ein, sich mithilfe von Übungen und verschiedenen Fragestellungen zu reflektieren. Auf diese Art können sie eine neue, mit fachlichem Wissen ergänzte Haltung entwickeln, um das dialogische Zusammensein mit den Kindern vor dem Hintergrund eines neuen Verstehens zu gestalten.

Aufbau

Das Buch umfasst sieben verschiedene Kapitel. In den meisten finden sich zusätzlich Anregungen, Einfühlungsübungen, Fragen zur Selbstreflexion, Beispielhafte Elternbriefe u verschiedensten Themen, selbst beobachtete und erlebte oder von Praktiker*innen geschilderte Praxisbeispiele mit Kindern und Erfahrungsberichten von Erzieher*innen. Auch mit 24 schwarz-weiß Fotos unterschiedlichster Art wird das Buch aufgewertet. Zu sehen sind Kinder in Pflegesituationen, in einer 1:1 Interaktion mit Bezugspersonen, im Spiel, mit Bewegungsmaterialien von Elfriede Hengstenberg/Emmi Pikler (Sprossendreieck mit Rutsche). Aber auch die räumliche Ausstattung des Wickelbereichs, die Garderobe einer Kita und eine Vorrichtung, an der Kinder sich selbstständig nach den Mahlzeiten an einer Art Stuhl vor einem Spiegel mit einem feuchten Lappen Hände und Gesicht säubern können, Übergangsobjekte oder ein müdes Kind sind abgebildet.

Der Schreibstil von Annette Drüner ist angenehm. Nicht zu wissenschaftlich, nicht zu lange Sätze. Man kann gut folgen und die immer wieder gewählten Aufzählungszeichen sind dabei auch hilfreich

Inhalt

  1. Wo die kleinen Kinder herkommen: Sozialer Uterus, Menschenbild und Entwicklungspsychologie der Frühpädagogik
  2. Mut zur Nähe und Respekt: Bindungsverhalten erkennen und gute Beziehungen gestalten
  3. Heute schon gelacht? Beziehungsvolle Pflege und Versorgung aufmerksam realisieren
  4. Lernen die schon oder spielen sie noch? Bildung durch Lernen bei freier Bewegung und freiem Spiel ermöglichen
  5. Leben im Rhythmus oder getaktet von Angebotsplanung? Tagesstrukturen und Partizipation entwicklungsnah gestalten
  6. Das Lied von Chaos und Ordnung: Kindgerechte Räume einrichten, vorbereiten, aufräumen
  7. Meins! Nein! Partizipation? Durch Sprache feinfühlig handeln und Konflikte begleiten

Im ersten Kapitel entführt die Autorin die Leser*in in die vorgeburtliche Welt von Kindern. Mit einer Einfühlungsübungen ermöglicht sie, in die pränatale Erlebenswelt eines noch nicht geborenen Wesens hinein zu spüren und schlägt anschließend den Bogen zu dem wichtigen Thema „Verbundenheit“. Auf nur wenigen Seiten vermag sie es zu beschreiben, wie die ersten Lebensmonate für ein Kind aussehen, was es braucht, was seiner Entwicklung dienlich ist und wie wichtig es ist, sich selbst immer wieder zu hinterfragen, zu reflektieren und eigene Erfahrungen in Beziehung zu setzen mit dem heutigen Verhalten. Über alle diese Themen wird in anderen Büchern seitenlang geschrieben. Bei Annette Drüner fällt auf, dass sie in komprimierter Form das wesentlichste formuliert.

Im zweiten Kapitel geht es um Bindung und Beziehung und ihre Wichtigkeit im Aufwachsen und der Entwicklung von Kindern. Sowohl die Selbstreflexion wird wieder angeregt als auch mit Einfühlungsübungen der Leser*in zu Selbsterkenntnissen verholfen.

Konsequenterweise geht die Autorin auf die beiden bekanntesten Eingewöhnungsmodelle (Berliner und Münchner Modell) ein, ergänzt aber, dass Eingewöhnung im Allgemeinen nur individuell sein kann. Was hier noch eine schöne und zeitgemäße Ergänzung gewesen wäre: die kultursensible Eingewöhnung in den Blick zu nehmen. Geschickt lässt die Autorin auch immer wieder wie „nebenbei“ wichtige entwicklungspsychologisches Grundlagenwissen einfließen, in diesem Kapitel zum Beispiel die Objektpermanenz. Sie beschreibt sehr konkret und vorstellbar, wie das Verständnis junger Kinder von der neuen Welt ist und dass Wiederholungen und wiederkehrende Sätze und Handlungen hilfreich sind in dieser neuen Situation.

Mit Reflexionsfragen an die Pädagog*in unterstütz die Autorin den Blick auf die individuelle Eingewöhnung und gibt auch einige Beispiele, worauf es zu achten gilt. Ebenso benennt sie die wichtigsten Verhaltensweisen der Pädagog*innen während der Eingewöhnung (beobachten, Beziehung aufbauen, Spielangebote, Trost, Gefühle benennen, Stress mildern, Hilfe geben, Körperkontakt anbieten, das Kind soll sich sicher fühlen und Vertrauen entwickeln können…).

Eine leicht kritische Bemerkung macht die Autorin, als sie an einer Stelle fragt, was das ritualisierte „rausschmeißen“ der Eltern nach dem morgendlichen Bringen für eine Botschaft hat: sie fragt, ob da nicht eine Ordnung auf den Kopf gestellt wird und mögliche Abschiedsgefühle vertuscht werden und über Traurigkeit hinweggegangen wird und die Erwachsenen sich in diesem Moment nicht über das Kind lustig machen? Eine berechtigte Frage, die zum Reflektieren und überdenken anregt!

Zum Abschluss des Kapitels wird kurz nochmal das Thema Trennung im Allgemeinen angeschnitten und in diesem Zusammenhang die Mikrotransitionen (kleine Übergänge im Alltag) aufgezählt, da diesen Abschieden, Trennungen und Neuanfängen eine hohe Bedeutung zukommt.

Das dritte Kapitel dreht sich um das Thema Pflege und Fürsorge. Sowohl mit Einfühlungsübungen (die an dieser Stelle zum Teil auch zu Selbsterfahrung ermutigen, wie z.B. von einem Löffel zu essen, den ein anderer einem anreicht), als auch mit einem Gedicht aus Kindersicht, dem Vorschlag für einen Elternbrief zum Thema Sauberkeitsentwicklung und Schlafen und Ruhen und hilfreichen Reflexionsfragen, nähert sich die Autorin dem breitgefächerten Thema an. Dabei wird zunächst die allgemeine Ebene von Pflege beschrieben. Im Verlauf des Kapitels geht es dann um die Pflegesituationen in der Kita wie Wickeln, Anziehen, Essen und Schlafen. Mit vielen sehr konkreten Hinweisen beschreibt sie eine Situation nach der anderen und lässt immer wieder mit einigen Sätzen wichtige, hilfreiche fachliche Informationen einfließen, wie z.B. die Phase der Neophobie (Angst vor neuem, in Bezug auf Lebensmittel), eine von der Evolution geprägte Phase in der kindlichen Essentwicklung, die einem verstehen hilft, warum junge Kinder bisweilen neue, unbekannte, auch grüne Lebensmittel verweigern. Immer wieder berichtet die Autorin auch, was sie mit ihren Teilnehmenden in Seminaren oder Workshops erarbeitet und welche Antworten auf diverse Fragen zu diesem Thema sie erhält. So zum Beispiel, wieviel Prozent der Umfang des Arbeitsbereichs Pflege im Kita Alltag ausmacht: es sind 80 %! Sie macht damit deutlich, dass die Fachkraft in einer Kita mit jungen Kindern auch einen Pflegeberuf ausübt. Ihr geht es darum, dies zu würdigen. Gleichzeitig weist sie durch das zitieren der Ergebnisse der NUBBEK- Studie darauf hin, wie schlecht insgesamt dieser Bereich abschneidet. Natürlich fehlt ein Bezug zu Emmi Pikler an dieser Stelle nicht! Es wird sehr konkret beschrieben, wie wichtig die beziehungsorientierte Pflege in allen Bereichen ist, welche Bildungspotenzale hier beinhaltet sind und welche Priorität die Gestaltung und die Qualität dieser Schlüsselsituationen im Alltag haben sollten.

Im vierten Kapitel beleuchtet die Autorin das Thema Bildung durch Lernen bei freier Bewegung und freiem Spiel. Ausgehend von der Bindungstheorie (Bindungsverhaltens- und Explorationsverhaltenssystem) immer wieder mit Bezug zu den Beobachtungen und Erkenntnissen von Emmi Pikler, aber auch dem Transfer zur Neurowissenschaft und Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie stellt sie dar, wie Kinder sich die Welt erschließen und welche Rolle die Erwachsenen hierbei haben. Ebenfalls listet sie die verschiedenen Spielthemen der Kinder und das dazu passende Material („Zeug zum Spielen“) auf. Hilfreich ist auch der Abschnitt, in dem sie den Zusammenhang zwischen Sinneserfahrung und Begriffsbildung deutlich macht. Hier kommt der Fachkraft die Aufgabe der spielbegleitenden, alltagsintegrierten Sprachbildung zu. Schön zu lesen ist in diesem Kapitel, dass die Autorin beschreibt, WIE junge Kinder in ihrem Spiel und ihrer Exploration vorgehen, man kann sie förmlich vor dem inneren Auge sehen, wenn man diese Zeilen liest. Auch in diesem Kapitel sind Einfühlungsübungen, Reflexionsfragen und ein beispielhafter Elternbrief zum Thema „Bekleidung der Kinder im Sinne der Ermöglichung der freien Bewegungsentwicklung“ beinhaltet. Des weiteren stellt Annette Drüner anhand von kleinen Fotos, auf denen ein ca 12–14 Monate altes Kind das Sprossendreieck mit Rutsche erkundet, die dazugehörigen Bewegungen und „Leistungen“ des Kindes in dieser Situation dar und zählt beispielhafte Sätze auf, welche begleitenden Wort durch Erwachsene in der Situation dienlich sein könnten. Abschließend lenkt die Autorin den Blick auf Aspekte, die das freie Spiel und die freie Bewegungsentwicklung der Kinder einschränken können (z.B. Anforderungen von Seitens der Eltern oder des Trägers, Bildungsangebote in Form von Projekten oder Angeboten, damit die Kinder auf die Schule vorbereitet werden) und macht Mut, sich als Pädagog*in und auch als Team in Bezug auf die Art und Bedeutung von kindlichem Lernen zu positionieren. Sie rät hier dazu, den alltäglichen Selbstbildungsprozessen der Kinder auf der Basis guter Beziehungen den größten Stellenwert einzuräumen und dies als Botschaft zu transportieren und auch nach außen darzustellen.

Konsequenterweise folgt nun im fünften Kapitel der Blick auf Partizipation im Zusammenhang mit einem getakteten von Erwachsenen erdachten Tagesplan mit Angeboten und Struktur. Die Sicht der Kinder auf das Erleben von Zeit ist hilfreich, da heißt es „wann holt Mama mich ab?“ oder „noch drei Mal schlafen“. Dass eine für junge Kinder verstehbare Tagesstruktur mit einem guten Maß an Ritualen, gut gestalteten Mikrotransitionen und einer gewissen Flexibilität gut und wichtig ist, betont sie. Jedoch fordert sie auf, Tagesabläufe, Rituale, Regeln und Strukturen immer wieder auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen auch vor dem Hintergrund der jeweiligen Kindergruppe. Die Partizipation und das Anerkennen der Kinder in ihrer Individualität ist hier ein wichtiges Kriterium. Wohltuend kann der Satz sein: „wenn man bedenkt, dass Kinder sich nicht nach Uhrzeiten richten, könnten starre Zeiteinteilungen gelockert werden. Leichte Zeitverschiebungen stören kein Kind, es schaut ja nicht auf die Uhr. Pädagog*innen können sich damit allerdings Stress nehmen und mehr auf die Kinder als auf die Uhr schauen“. Im Laufe des Kapitels stellt die Autorin Themen und Aktivitäten dar, die junge Kinder – neben den selbstgestalteten Selbstbildungsprozessen während dem Spiel – interessieren, so z.B. die nahegelegene Baustelle, (freiwillige) Mithilfe bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, aber auch die Natur, der Wald, der Bauernhof mit Tieren. Auch ein Weg während eines Spaziergangs kann das Ziel sein, da gibt es viel zu entdecken!

Auch sensibilisiert sie für das Thema (verpflichtender) „Stuhlkreis“ und zeigt hier sehr gute, nachvollziehbare Gründe aus der Sicht junger Kinder auf, warum dieser und die Forderung „Kinder müssen aber lernen, still zu sitzen!“ in Frage gestellt werden dürfen und wie eine Alternative aussehen kann.

Im weiteren Verlauf des Kapitels beleuchtet die Autorin unter dem Blickwinkel der Partizipation mit starken Bezug zu Emmi Pikler die Bedeutung der Hände und des Dialogs und sensibilisiert dafür, dass Partizipation auch vor dem Hintergrund entwicklungspsychologischen Wissens umgesetzt werden muss. Eine Betonung, dass Partizipation ein Grundrecht von Kindern ist und sein sollte, hätte noch eine gute Ergänzung des Themas gegeben.

Der nun folgende Blick der Autorin im sechsten Kapitel richtet sich auf die Gestaltung der Räume und das Materialangebot für junge Kinder. Wie müssen diese ausfallen, um Wohlempfinden und Bedürfnisbefriedigung, Lernen in verschiedenen Entwicklungsstufen und für unterschiedliche Interessen, Innen und Außen abgrenzen, Eigenes und Gemeinsames ermöglichen und Beziehungen zu Menschen und Dingen herstellen und erfahren zu können?

Auf alle diese Aspekte und noch weiter geht sie ein und stellt auch deutlich heraus, was Kinder in diesem Alter NICHT brauchen (z.B. einen „Kindergarten in klein“, „Vier-Ecken-Pädagogik“, zu kleine Räume, Räume die keinerlei Partizipation ermöglichen). Sie stellt den Transfer zu der Art und Weise her, wie Kinder spielerisch und neugierig ihre Welt erforschen, dabei auch Räume und Material. Ebenso was dabei hinderlich und was förderlich ist und wie sie darin unterstützt werden können (z.B. Räume für beziehungsvolle Pflege, für Ruhe und Rückzug, für Spiel und Bewegung).

Sie spricht jedoch auch die verschiedenen Räume und Orte an und gibt konkrete Tipps zu deren Gestaltung und Ausstattung, so z.B. die Garderobe, den Gruppenraum, den Essbereich mit der „Station“, an der sich Kinder nach den Mahlzeiten säubern, den Wickel- und den Schlafbereich, aber auch dem Außengelände. Intensiv widmet sie sich dem Bereich Bewegungsmöglichkeiten und welche Materialien diesem natürlichen Entwicklungsbedürfnis von Kindern dienlich sein können. Abschließend geht sie auf die Themen „Mitbringen von Spielsachen von zuhause“ und „Chaos, Ordnung und Aufräumen“ ein. Hier argumentiert sie nachvollziehbar entwicklungspsychologisch und benennt klar die Aufgabe der Pädagogi*innen.

Das siebte und letzte Kapitel beginnt die Autorin mit dem Satz, dass es ihr sehr am Herzen liegt. Es geht um die Themen „durch Sprache feinfühlig handeln und Konflikte begleiten“. Zu Beginn geht es viel um die pädagogische Grundhaltung und wie Demokratiefähigkeit entsteht und welchen Stellenwert Partizipation schon in der Arbeit mit den jungen Kindern haben sollte. Im Anschluss beschreibt sie das Thema Konflikte (unter Erwachsenen) auf recht allgemeiner Eben, um dann anhand eines Praxisbeispiels eines Erziehers das Thema „Empathie unter jungen Kindern“ zu beleuchten. Konsequenterweise folgt das entwicklungspsychologische Grundlagenwissen zur emotionalen Entwicklung in Bezug auf Konfliktstrategien und dem pädagogischen Umgang damit. Die ein oder andere Angabe von dem jeweiligen Lebensalter des Kindes (ungefähr), wäre zur Orientierung für „unwissende“ an dieser Stelle vielleicht hilfreich gewesen (z.B. Autonomiephase, die Entdeckung des „Ich“). Auch „übersetzt“ sie beschreibend kindliche nonverbale Verhaltensweisen verständnisvoll und gibt damit wichtige Hilfestellungen für Menschen, die junge Kinder als Ko-Regulator*in in Konflikten begleiten. Kurz umreißt sie das ebenfalls wichtige Thema „Konsequenzen“ und „Strafen“ (und wie das aussehen kann) und warum dieses Verhalten durch Erwachsene entwicklungsunangemessen ist und je nach dem sogar (seelische) Gewalt ist. Mit dem Thema Beißen und einem „Konfliktleitfaden“ beendet sie das Kapitel. Die Bedeutung der Begleitung durch den Erwachsenen und auch der Sprache des Erwachsenen zieht sich konsequent durch das Kapitel.

Diskussion

Positiv fällt auf, dass die Autorin immer wieder in einer gut lesbaren Sprache viele hilfreiche, konkrete und nachvollziehbare Dinge in wenige Sätze fasst und dabei weder den „moralischen Zeigefinger“ hebt noch zu wissenschaftlich und theoretisch formuliert. Durch die Einfühlungsübungen ermöglicht sie wiederholt die so wichtige Selbstreflexion und schafft es auch, die Ebene und Perspektive der Kinder überzeugend darzustellen. Ein Buch, in dem auf insgesamt wenigen Seiten sehr wertvoller Inhalt für die Arbeit und das Zusammensein mit jungen Kindern zusammengefasst ist. Sowohl die Grundlagen der Beziehung- und Bindung, als auch der Blick auf die Pflegesituationen im Alltag, bis hin zu den wichtigen Themen Bildung, Spielen und Lernen, Bewegung, Tagesstruktur, Partizipation, Raumgestaltung, Sprache und Konflikte werden alle Inhalte in diesem Stil behandelt.

In der Literaturliste fällt auf, mit wie wenig Büchern Frau Drüner ausgekommen ist. Auch sind viele der aufgelisteten Bücher „gute, alte Standardwerke“ und die ein oder andere Leser*in mag geneigt sein, sich zu fragen: Warum zitiert sie nicht aus aktuellerer Literatur? Dies ist jedoch beeindruckend und zeigt in positiver Weise, wie sehr die Inhalte des Buches der Überzeugung und Haltung der Autorin entsprechen.

Fazit

Ein gutes Fachbuch, was in kompakter Form die wichtigsten Inhalte der Arbeit mit jungen Kindern darstellt, dabei nicht an Aktualität einbüßt. Es ist leicht zu lesen und durch Reflexionsfragen, Einfühlungsübungen und viele konkreten Praxistipps für alle Personen, die mit jungen Kindern arbeiten und in Beziehung sind, gut geeignet.

Rezension von
Helia Schneider
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Es gibt 1 Rezension von Helia Schneider.

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ISSN 2190-9245