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Christel Schmieling-Burow, Olaf-Axel Burow: Art-Coaching

Rezensiert von Elisabeth Vanderheiden, 25.08.2021

Cover Christel Schmieling-Burow, Olaf-Axel Burow: Art-Coaching ISBN 978-3-407-36719-8

Christel Schmieling-Burow, Olaf-Axel Burow: Art-Coaching. Das Potenzial der inneren Bilder nutzen. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2021. 202 Seiten. ISBN 978-3-407-36719-8. D: 39,95 EUR, A: 41,10 EUR.

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Thema

Anliegen des Buches ist es, das Potenzial von Art-Coaching zu beschreiben und für die Nutzung des in inneren Bildern und Symbolen verdichtete Bildwissen für die Reflexion der eigenen Biographie zu nutzen und bislang ungenutzte kreative Potenziale freizusetzen, Ziele zu klären, Sinn zu finden und die innere Berufung zu entdecken. Die Autor*innen verorten Art-Coaching als künstlerisch-ästhetische und narrative Ausdrucksmöglichkeit für den Coaching-Prozess, sowie für die Personal- und Organisationsentwicklung.

AutorIn

Christel Schmieling-Burow ist Studienrätin für Kunst/​Deutsch, Begründerin und Ausbildnerin des Art-Coaching Verfahrens sowie langjährige Tätigkeit als Lehrbeauftragte an der Universität Kassel.

Prof. Dr. Olaf-Axel Burow lehrt Allgemeine Pädagogik an der Universität Kassel und ist Autor zahlreicher Fachbücher zu Pädagogik, Organisationsentwicklung und Kreativitätsforschung (Alle Angaben sind Verlagsangaben).

Aufbau und Inhalt

Das Buch umfasst drei Teile:

  1. Art-Coaching Theorie
  2. Art-Coaching Praxis
  3. Art-Coaching Seminare.

Unter Art-Coaching verstehen die Autor*innen einen Beratungsansatz, „der Dimensionen der Kunst, bzw. ästhetischer und narrativer Ausdrucksverfahren, für den Coaching-Prozess sowie die Personal- und Organisationsentwicklung erschließt.“ (8). Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie, dem „Lebensskript“ (8), eigenen schöpferischen Prozessen und der Kunst, um das eigenen kreative Potenzial zu entdecken und zu entwickeln, die eigene Berufung zu erkennen und Entwicklungsziele zu definieren. Dabei wird Bezug genommen auf drei Wissensdimensionen:

  • explizites Wissen,
  • implizites Wissen und
  • das in inneren Bildern komprimierte Bildwissen, sog. Pictorial Knowledge, das sich in drei Bereiche ausdifferenziert: Anschauungswissen, Erinnerungswissen und abstrahierendes Wissen.

Art-Coaching nutzt insbesondere Letzteres zur Reflexion und Erschließung der individuellen Ressourcen. Konzeptionell lehnt sich Art-Coaching u.a. an Ergebnisse aus der Hirnforschung, der Gestalttherapie, aber auch die Theorie des Persönlichen Mythos von Dan P. McAdams sowie eine von den Autor*innen entwickelte Theorie der Bildung Kreativer Felder an. Auf der Basis von McAdams Leitfaden zur Biografieanalyse können besonders relevante Schritte der individuellen Biographie und Leitmotive herausgearbeitet werden. In einem weiteren Schritt werden diese Erkenntnisse um sog. Expressive Selbstportraits ergänzt, um so ein persönliches Navigationssystem zu entwickeln, etwa um bislang unerkannte Entwicklungsmöglichkeiten zu erkennen. Dies grenzt – so die Autor*innen – Art-Coaching auch von Therapie ab, da Art-Coaching intentional auf das „Freisetzen bislang ungenutzter Potenziale“ (28-29) abhebt. Es soll dabei durch das Erschließen inneren Bilder, die das individuelle Erleben und Empfinden prägen, eröffnet so „nicht nur einen Zugang zu den Quellen unserer Energie und Leidenschaft, sondern […] durch die Bildung Kreativer Felder zugleich auch die Möglichkeiten, die Macht innerer Bilder, als Anstoß für gemeinsames Schöpfertum zu nutzen.“ (30). Dabei soll auf Deutungen verzichtet werden. Art-Coaching wird von den Autor*innen in die Tradition von Aaran Antonovskys Salutogenese gestellt, da das Herausarbeiten des Persönlichen Mythos und die anschließenden selbstreflexiven kreativen Prozesse den Kohärenzsinn steigern können. Eine wichtige Rolle nimmt nach Erarbeitung des Persönlichen Mythos die künstlerische Auseinandersetzung damit ein, da so das Wissen über das Selbst erweitert werden kann. Es werden „synoptische Orte“ (37) geschaffen, die zur gedeihliche Rahmenbedingungen für die Kreativen Felder führen. Unter Kreativen Feldern verstehen die Autor*innen „Paare, Gruppen oder Teams, in denen aus der Wertschätzung füreinander und dem Dialog mit Akzeptanz der Unterschiedlichkeit synergetische Beziehungen als Grundlage für schöpferische Prozesse entstehen.“ (37-38). Dieser Denkansatz ermöglicht dann auch einen Einsatz von Art-Coaching über die individuelle Ebene hinaus.

Für den Einsatz des Art-Coaching ist ein Drei-Stufen-Modell vorgesehen:

  • die Arbeit mit McAdams Biografie-Leitfaden, um so das bisherige Leben zu reflektieren und den Persönlichen Mythos zu entdecken,
  • dann folgt eine ästhetisch-praktische Selbst-Expression anhand eines Selbstportraits und
  • abschließend die Entwicklung einer persönlichen Zukunftsvision bzw. einesZukunftsskriptes.

Es wird ausführlich beschrieben, wie Art-Coachings mit Einzelpersonen, Gruppen, Teams und in organisationalen Kontexten Realisiert werden kann. Skizzen und Fotos illustrieren die Ausführungen.

Diskussion

Die Autor*innen stellen einen spannenden Ansatz vor, der sich für vielfältige Coachingkontexte anwenden läßt. Der Ansatz wird ausführlich dokumentiert, theoretisch reflektiert und ist in vielfältiger Weise praktisch erprobt. Er kann das bekannte Spektrum biographie-orientierter Ansätze und Methoden um eine wertvolle weitere Zugangsweise ergänzen.

Fazit

Christel Schmieling-Burow und Olaf-Axel Burow stellen in ihrem Buch detailliert den von ihnen entwickelten Ansatz des Art-Coachings vor. Sie nehmen solide theoretische Einordnungen vor und bieten dennoch zugleich vielfältige praktische Anregungen für die Umsetzung. Das Buch ist somit in besonderer Wiese geeignet für pädagogische und psychologische Fachkräfte, Coaches und Berater*innen, bietet aber auch Impulse für die individuelle Anwendung des Ansatzes zur Selbstreflektion und -entwicklung.

Rezension von
Elisabeth Vanderheiden
Pädagogin, Germanistin, Mediatorin; Geschäftsführerin der Katholischen Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz, Leitung zahlreicher Projekte im Kontext von beruflicher Qualifizierung, allgemeiner und politischer Bildung; Herausgeberin zahlreicher Publikationen zu Gender-Fragen und Qualifizierung pädagogischen Personals, Medienpädagogik und aktuellen Themen der allgemeinen berufliche und politischen Bildung
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Es gibt 184 Rezensionen von Elisabeth Vanderheiden.

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ISSN 2190-9245