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David Matusiewicz, Jochen A. Werner (Hrsg.): Future Skills in Medizin und Gesundheit

Rezensiert von Prof. Dr. Paul Brandl, 12.07.2021

Cover David Matusiewicz, Jochen A. Werner (Hrsg.): Future Skills in Medizin und Gesundheit ISBN 978-3-95466-594-5

David Matusiewicz, Jochen A. Werner (Hrsg.): Future Skills in Medizin und Gesundheit. Kompetenzen. Stärken. Menschen. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (Berlin) 2021. 242 Seiten. ISBN 978-3-95466-594-5. D: 39,95 EUR, A: 41,15 EUR, CH: 48,00 sFr.
Mit einem Geleitwort von Martin Christian Hirsch.

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Herausgeber und zahlreiche AutorInnen

David Matusiewicz ist Dekan und Direktor des Instituts für Gesundheit und Soziales (ifgs) sowie Professor für Medizinmanagement an der Hochschule für Ökonomie und Management Essen – FOM. Er ist Gründer bzw. Business Angel technologiegetriebener Start Ups im Gesundheitswesen. Zudem ist er in mehreren Aufsichtsräten und Investor von Unternehmen, die sich mit digitaler Transformation im Gesundheitswesen beschäftigen.

Jochen A. Werner war bis 1998 als Mediziner tätig und bis 2004 Professor und Direktor der Marburger HNO-Klinik sowie bis 2006 Prodekan der Medizinischen Fakultät. 2011 – 2015 Geschäftsführer der Universitätskliniken Gießen und Marburg, 2011 Aufnahme in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina. Seit 2015 widmet er sich als Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsizender an der Universitätsmedizin Essen der Digitalisierung in der Medizin und der Transformation der Universitätsmedizin Essen in ein Smart Hospital.

43 weitere AutorInnen steuern jeweils einen Artikel bei.

Thema und Zielsetzung

Ein professionelles Agieren in einer digitalisierten Welt erfordert erweiterte Fähigkeiten auf der personalen, sozialen und methodischen Ebene. Darunter subsummieren sich Future Skills, die im Zuge der digitalen Transformation unerlässlich sind. Neben einem grundlegenden Verständnis von Digitalisierung und einer unternehmerischen Einstellung werden prädigitale Fähigkeiten in einen digitalen Kontext gesetzt. Die Basisqualifikation wie hier die Medizin vorausgesetzt.

Inhalt

Die Herausgeber ordnen Skills nach den Kriterien „Classic Skills“, „New Work Skills“ und „Digital Skills“ an. Nachfolgend werden die entsprechend zugeordneten Skill-Artikel mit je einem Satz pointiert vorgestellt:

Classic Skills

Der Artikel zu „Charisma“ setzt bei der charismatisch-transformationalen Führung und der Kompetenz der Selbstführung an. „Ehrlichkeit“ wird als Tugend verstanden, die es etwa ermöglicht, PatientInnen in angemessener Form die Wahrheit zu sagen. „Empathie“ wird als Fähigkeit verstanden, die Emotionen eines anderen Menschen wahrzunehmen und dessen Gedanken und Vorstellungen zu verstehen. „Freundlichkeit“ bezeichnet man als anerkennendes, respektvolles und wohlwollendes Verhalten eines Menschen. „Gelassenheit“ wird folgend verstanden: einmal in Richtung Selbstorganisation, einmal interaktiv zur Führung des Teams und einmal in Richtung der Zusammenarbeit des Teams. „Humor“ wird als Konstrukt der Positiven Psychologie gesehen. Für „Inspiration“ sind zusätzlich zu den Technokraten auch Visionäre gefragt. „Intuition“ lasst sich als Fähigkeit dann verbessern, wenn sie angewendet wird. „Kreativität“ kann sich auch in zwei Dimensionen zeigen: Beim Optimieren der Prozesse und bei der Produkt- oder Dienstleistungsentwicklung mit dem Spielen mit Ideen. „Kulturelle Kompetenz“: Kulturelle Vielfalt wird als Grundlage unserer Gesellschaft gesehen. „Patientenorientierung“ als Umsetzung des Grundbedürfnisses nach Menschlichkeit. „Respekt“ ist eine Qualität, die täglich aufs neue gelebt werden will. „Selbstreflexion“ braucht ein Mindset: nach innen gerichtete Aufmerksamket, Selbstzugang und kritisch-systematisches Denken, Sprachbewusstheit und Metakommunikation. Bandura unterscheidet zwei Komponenten der Verhaltenssteuerung: Ergebnis oder Konsequenzerwartung einerseits und „Selbstwirksamkeitserwartung“ andererseits. „Vertrauen“: Ich bin bereit, die Kontrolle eines anderen zu reduzieren, weil ich erwarte, dass der andere kompetent, integer und wohlwollend ist.

New Work Skills

Auch hier zu den einzelnen Artikeln jeweils ein Satz: „Achtsamkeit“ ermöglicht einen Perspektivewechsel: Nicht nur wie gewohnt reagieren, sondern auch innehalten. Das bringt zusätzliche Handlungsalternativen. „Adaptionsfähigkeit“ wird in einer sich schnell wandelnden Welt gefordert. Es gilt nicht nur flink, wendig sondern auch beweglich zu sein – einfach agil zu werden. Begründet wird der Bedarf an „Agilität“ mit den zunehmenden Veränderungen in der Umwelt und der sich daraus ergebenden Veränderungen und Anpassungen. „Flexibilität“: Flexible Organisationsstrukturen und um flexible Arbeitsmodelle sind das Ergebnis eines flexiblen Denkens. Im Zuge von „New Leadership“ gilt es, die zu Grunde liegende Vision des Unternehmens zu kommunizieren und die MitarbeiterInnen zu begeistern. „Gesundheitskompetenz“ als Fähigkeit, mündig und reflektiert für die eigene Gesundheit zu sorgen. „Innovationsfähigkeit“ hat als Basis die Förderung eines kontinuierlichen Verbesserungs- und Lernprozesses mit Blick über den Tellerrand. „Kollaboration“ als übergreifende Zusammenarbeit, Einbeziehung und Verantwortung aller am Projekt beteiligten MitarbeiterInnen. „Kommunikation“ umfasst auch die digitale Kommunikation incl. den Chancen zur digitalen Transformation. Risikokompetenz als Basis „kritischen Denkens“. Steigerung des „Qualitätsbewusstseins“ durch Digital Health vom Telemonitoring bis hin zu Digital Health. Zur „Sinnorientierung“ braucht es eine hohe Passion für den Beruf und einen übergeordneten Zweck. Beim „unternehmerischen Denken“ braucht es in den nächsten Jahren besonders Adaptionsfähigkeit, Kreativität und Durchhaltevermögen.

Digital Skills

Als Ergänzung zu den „New Work“-Skills braucht es noch den technologischen Anteil an Kompetenzen. Die „Blockchain-Kompetenz“ stellt hier auf die Anwendung ab. Das „Cloud Computing“ als neue Massenspeicher lässt die Bedeutung des Datenschutzes steigen. Cybersecurity wird zum Teamwork und Basis für den Erfolg. Data Literacy wird neben Lesen und Schreiben eine weitere Kompetenz im Umgang mit Daten. „Deep Dive: Smart Hardware/​Robotic Knowledge“ unterstützt beim Nutzen assistierender Systeme. „Deep Dive: Virtual and Augmentes Reality Knowledge“ bietet Unterstützung bei Ausbildung, Diagnose, Operationen und Therapie. „Digital Leadership Excellence“ wird als Teil im Kompetenzmodel der reflexiven Führungskraft, selbstwirksame VerändererInnen, smarte EntscheiderInnen und digitale KuratorInnen gesehen. Die „digitale Lernkompetenz“ wird zum Zentrum der digitalen Gesellschaft. Ethik bildet den Abschluss als eine Art Handlungsleitfaden.

Diskussion

Skills lässt sich übersetzen als „Kompetenzen“. Es stellt sich somit auch die Frage nach dem Erlernen der oben angeführten Kompetenzen – auch wenn die jeweils subsummierten Erklärungsansätze in den Artikeln Anlässe zum Weiterdenken bieten. Als bereits versierte/r Leser/in könnte man der U-Prozedur (Glasl) bzw. der U-Theorie (Scharmer) folgen und auf der Basis der Klassischen Kompetenzen aufbauen und weiterführend die technologisch orientierten „Digital Skills“ sowie die „New Work Skills“ integrieren. Interessant wäre es auch zu erfahren, in welchem Begründungszusammenhang die einzelnen Begriffe unter dieser Überschrift stehen und wie die einzelnen Begriffe zusammenhängen – auch wenn die Ausführungen zu den einzelnen Begriffen durchaus nachvollziehbar und erklärend sind. Damit könnte der Verdacht von Willkürlichkeit der Auswahl von Begriffen schnell entkräftet werden.

Fazit

Das Buch versucht einen interessanten Brückenschlag von Technik und Humanität. Dazu beeindrucken die drei Perspektiven von klassischen Skills neu interpretiert zusammen mit den Digital Skills und denen von New Work. Eine kritische Anmerkung sei gestattet: Ein einleitendes Kapitel zur durchaus nachvollziehbaren Dreiteilung sowie eine für die darunter angeführten Skills wären durchaus hilfreich. Der damit verbundene Paradigmen- und Kulturwechsel wird schrittweise deutlich. Es erschließt sich jedoch nicht immer die Frage, wie derartige Skills gelehrt und gelernt werden können.

Rezension von
Prof. Dr. Paul Brandl
war Professor für Organisationsentwicklung und Prozessmanagement an der FH Oberösterreich, Department für Sozial- und Verwaltungsmanagement und ist Berater insbesondere für die prozessbasierte Optimierung und Neugestaltung von sozialen Dienstleistern
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Es gibt 127 Rezensionen von Paul Brandl.

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ISSN 2190-9245