Nicole Ott: Erfolgsstrategien für die Mitarbeiterführung in der Pflege
Rezensiert von Prof. Dr. sc.hum. Nina Fleischmann, 02.06.2022

Nicole Ott: Erfolgsstrategien für die Mitarbeiterführung in der Pflege. Vorbehaltsaufgaben zuordnen – Assistenzkräfte einsetzen - Arbeitsbedingungen optimieren.
Schlütersche Fachmedien GmbH
(Hannover) 2021.
128 Seiten.
ISBN 978-3-8426-0860-3.
D: 29,95 EUR,
A: 30,80 EUR,
CH: 43,50 sFr.
Reihe: Pflege Management.
Thema
Mitarbeiterführung in der Pflege ist in Zeiten des Fachkräftemangels wichtiger den je. Mit Strategien aus der Praxis tritt Ott Problemen wie dem Dilemma des Schichtdienstes, der Organisation pflegerischer Vorbehaltsaufgaben und dem Einsatz von Assistenzkräften entgegen.
Herausgeber
Nicole Ott ist Gesundheits- und Krankenpflegerin, Qualitätsmanagerin und weist langjährige Erfahrung als Leitungskraft und Unternehmensberaterin auf. Zudem ist sie Autorin und Dozentin in der Erwachsenenbildung.
Aufbau
Auf 131 Seiten werden acht Kapitel dargelegt:
- Vorbild? Selber!
- Beruf und Familie? Durchaus vereinbar.
- Die pflegerischen Vorbehaltsaufgaben
- Pflegefachkräfte und Assistenzkräfte
- Direkte Mitarbeiterführung im persönlichen Gespräch
- Bewahren Sie Ruhe – auch in stressigen Zeiten.
- Mit der richtigen Strategie zum Erfolg
- Ziele setzen und erreichen.
Inhalt
„Wer sich nicht selbst führt, kann das auch bei anderen nicht tun. Selbstführung tut not.“ Mit diesem Zitat beginnt Ott das erste Kapitel in diesem Buch. Sie zeigt hier die notwendige Entwicklung eines Rollenbewusstseins als Leitungsperson auf und gibt Anregungen für ein Selbstmanagement. Führung versteht sie als aktive Gestaltung mit der damit einhergehenden Verantwortung für das eigene Aufgabengebiet. Kurz findet auch die Fürsorge mit Blick auf die eigene Gesundheit einen Platz. Ott gibt Tipps für einen pünktlichen Feierabend wie beispielsweise die Schaffung richtiger Rahmenbedingungen, eine sinnvolle Eigenorganisation, die Nutzung des Endspurt-Effekts oder das Setzen klarer Grenzen.
Der zweite Abschnitt dreht sich um das Dienstplanmanagement und stellt die zentrale Einsatzplanung als Modell für die Personaleinsatzplanung sowie Dienstplanchecklisten vor. Ergänzend empfiehlt die Autorin Stand-by-Dienste und einen Pool an Aushilfen (aus ungelernten Kräften). Der Einarbeitung werden einige Seiten gewidmet. Rechtliche Rahmenbedingungen oder ein innovativer Skill-Grade-Mix fehlen. Ein Unterabschnitt zeigt kurz den Umgang mit Lebensphasen bei den Mitarbeitenden auf.
Der Abschnitt zu den pflegerischen Vorbehaltsaufgaben greift eine Neuerung des Pflegeberufegesetzes auf, die seit wenigen Jahren besteht. Ott unterscheidet zwischen Organisation, Steuerung und Durchführung und der Beitrag der Vorbehaltsaufgaben zur Rolle beruflich Pflegender und zeigt an einem Beispiel diese Aufgaben auf.
Die gezielte Aufgabenverteilung zwischen Fachkräfte und Assistenzkräften ist Thema des vierten Abschnitts. Strukturierte interne Prozesse, die Ausbildung interner Expertise und das Aufgabenprofil der Pflegedienstleitung werden dabei betrachtet. Der fünfte Abschnitt schaut auf die direkte Mitarbeiterführung im persönlichen Gespräch und schlägt eine Struktur für Personalgespräche vor. Zudem werden der Umgang mit Beschwerden, Angemessenheit in Lob und Kritik, Fehlerkultur und Whistleblowing thematisiert.
Im sechsten Abschnitt geht es um die Stärke und Souveränität der Leitungsperson. Mit mehr Tiefe könne es gelingen, die komplexen Anforderungen zu bewältigen und dabei bei sich selbst zu bleiben und mit Rückschlägen umzugehen. Ott schlägt dafür Inseln in Form eines Rückzugsorts oder tägliche Rituale vor. Sie setzt Bezüge zur Palliativversorgung, die rückblickende Gedanken am Ende eines Lebens zur Stärkung des (Arbeits-) Alltags einsetzt.
Das Thema Motivation steht im Mittelpunkt des siebten Abschnitts, zum einen die Eigenmotivation, aber auch die Motivation des Teams mit der Vermittlung der Sinnhaftigkeit der Arbeit, der Mitarbeiterzufriedenheit und der Einschätzung der beruflichen Handlungskompetenzen (Fachkompetenz, Methoden-, Sozial- und Personalkompetenz). Ein kurzer Unterabschnitt ist auch der Kündigung gewidmet, wobei hier weniger der rechtliche Rahmen, sondern die betriebsbedingte, personenbedingte und verhaltensbedingte Kündigung angerissen werden.
Der achte und letzte Abschnitt schaut auf das Setzen und Erreichen von Zielen. Hier beschreibt die Autorin das Sprechen vor Publikum, die passende Auswahl von Fortbildungen, die SMART-Formel für die persönlichen Ziele, Reflexionsgespräche sowie die sieben Schlüssel der Resilienz.
Diskussion
Das Buch kommt in einem handlichen Format und lesefreundlichem Layout daher, das durch „Tipps“ und „Beispiele“ optisch aufgelockert wird. Vor allem in den Kapiteln, die Reflexion thematisieren, sind Übungen enthalten, die Impulse für einen Einstieg in eine Führungstätigkeit geben.
Das Buch kommt mit wenig Quellenbelegen oder hergestellten Bezügen zu bestehenden Konzepten im Kontext der Mitarbeiterführung aus. Für eine Vertiefung der Inhalte braucht es weitere Literatur, passend wären für das Buch Verweise, mit denen Lesende sich weiter befassen können. In den Beispielen, die überwiegend dem SBG-XI-Bereich entlehnt sind, sind die Personen mit Rolle und Vorname benannt (und zumeist weiblich). Ich hoffe, dass dies in einer neuen Ausgabe einer Überarbeitung erfährt, die einem professionellen Berufsbild zuträglich ist.
Dieses Buch ist geeignet für allererste Schritte als Leitungsperson. Ott versteht es als das „kleine 1x1“, ich würde es eher als basale Kenntnis von Zahlen beschreiben, um im mathematischen Bild zu bleiben. Fachweiterbildung oder Studium liefern weitere, tiefer gehende Inhalte und Anregungen.
Fazit
Gesunde Selbstführung, Integration von Vorbehaltsaufgaben, strategischer Aufbau des Teams, die Durchsetzung von Zielen und weitere Themen der Führung werden in diesem Buch thematisiert. Das Buch kann einige Impulse für Mitarbeiterführung geben – für eine Vertiefung der Themen braucht es Weiteres.
Rezension von
Prof. Dr. sc.hum. Nina Fleischmann
Hochschule Hannover Fakultät V - Diakonie, Gesundheit und Soziales
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