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Bernd Ahrbeck, Margret Dörr u.a. (Hrsg.): Jugendkriminalität

Rezensiert von Dr. phil. Gernot Hahn, 27.01.2022

Cover Bernd Ahrbeck, Margret Dörr u.a. (Hrsg.): Jugendkriminalität ISBN 978-3-8379-3120-4

Bernd Ahrbeck, Margret Dörr, Johannnes Gstach (Hrsg.): Jugendkriminalität. Delinquenz verstehen, pädagogisch antworten. Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 28. Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG (Gießen) 2021. 250 Seiten. ISBN 978-3-8379-3120-4. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR.
Reihe: Jahrbuch für psychoanalytische Pädagogik.

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Thema

Jugendkriminalität ist ein psychosoziales Phänomen, sozial bedingt und mit individuellen Konflikten verwoben, es ist Ausdruck der Sozialisationsgeschichte und der Identitätsbildung junger Menschen. Die psychoanalytische Pädagogik sieht ihre Aufgabe darin, „ein angemessenes Verständnis für die Lebenssituation der Jugendlichen zu finden, das adäquate pädagogische Antworten fernab von überzogenen Strafbedürfnissen, fahrlässigem Wegsehen und kontextfreier individueller Adressierung ermöglicht“ (Klappentext). Dieses Verständnis umfasst auch die Wahrnehmung gesellschaftlicher Prozesse und Rahmenbedingungen („Verwerfungen“), die als mit-ursächlich für das „individuelle“ Phänomen der Devianz bzw. Delinquenz erfasst werden. Ein solches Verständnis ist Basis für die pädagogische Beziehungsgestaltung, um innere Konflikte der Jugendlichen, deren Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung, Bildungserfahrungen, sowie eventuelle Traumatisierungen angemessen berücksichtigen zu können.

Herausgebende

Prof. Dr. phil. habil. Bernd Ahrbeck lehrt Psychoanalytische Pädagogik an der International Psychoanalytic University Berlin, er ist Erziehungswissenschaftler, Diplom-Psychologe und Psychoanalytiker. Prof. Dr. phil. Margret Dörr studierte Sozialpädagogik und Soziologie, sie lehrt an der Katholischen Hochschule Mainz im Fachbereich Soziale Arbeit und Sozialwissenschaften. Mag., Dr. phil., Privatdozent Johannes Gstach absolvierte ein Lehramtsstudium für Hauptschulen, Abschluss in den Fächern Pädagogik/Soziologie. Er ist Assistenzprofessor im Arbeitsbereich Psychoanalytische Pädagogik des Instituts für Bildungswissenschaft der Universität Wien. Die Einzelbeiträge stammen von Vertreter*innen aus dem Bereich Psychoanalyse und Psychoanalytische Pädagogik, u.a. Tilmann Moser, Peter Möhring oder Michaela Stiepel.

Aufbau und Inhalt

Der 28. Band der Jahrbuchreihe Psychoanalytische Pädagogik befasst sich mit dem Schwerpunktthema „Jugendkriminalität“. Die Jahrbücher enthalten neben Texten zum jeweiligen Schwerpunkt freie Beiträge und umfangreiche Rezensionen zu ausgewählten Publikationen aus dem Feld der Psychoanalytischen Pädagogik.

Die Rezension zum vorliegenden Band geht auf die Abschnitte Jugendkriminalität und freie Beiträge ein.

Jugendkriminalität

In ihrem Vorwort skizzieren die Mitherausgeber*innen Bernd Ahrbeck und Margret Dörr den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Phänomen Jugendkriminalität. Diese ist, durch zahlreiche empirische Studien belegt, einerseits verortet als biografisches Übergangsphänomen, das als Ausdruck eines „stets gefährdeten Selbst“ (9) einen Anpassungsprozess im Rahmen der jugendlichen Entwicklung an Normen und Werte darstellt und andererseits Startpunkt einer längerfristigen von Dissozialität und Kriminalität gekennzeichneten Entwicklung im Erwachsenenalter bedeuten kann. Überwinden die meisten Jugendlichen die Phase der Kriminalität durch Orientierung, Anpassung und Identitätsentwicklung (meist) ohne äußere Interventionen und Maßnahmen, benötigt die Gruppe der besonders vulnerablen Frühbeginner, die oft unter ungünstigen Lebensbedingungen und belastenden sozialen Zusammenhängen leiden, individuelle Förderung und Hilfe als auch soziale Maßnahmen der Kommunikation, Vernetzung und Integration. Als Hauptformen pädagogischer Interventionen bei Jugenddelinquenz werden das Soziale Training (als Skilltraining) und das Anti-Aggressivitäts-Training, sowie mit psychoanalytischer Ausrichtung das Denkzeittraining (das sozial-kognitive Erkenntnisse mit psychoanalytischen Beiträgen verbindet) benannt. Reine Bestrafungs- und Disziplinarmaßnahmen erscheinen hingegen wenig angemessen und auch nicht wirksam. Gleichwohl erfahren „harte“ Sanktionsformen (zu nennen wäre etwa der sog. „Warnschussarrest“, vgl. Rezension https://www.socialnet.de/rezensionen/23024.php), deren geringe positive Wirkeffekte zwar nachgewiesen, deren schädliche Effekte belegt sind, allerdings breite Zustimmung in Gesellschaft und Teilen der (i.d.R. nicht pädagogisch-therapeutischen) Fachöffentlichkeit. Aus psychoanalytischer Perspektive erscheint die kulturelle Rahmung (in der Jugendkriminalität als Phänomen auftritt) als Ebene der Vermittlung (z.B. von Normen), als fordernde Macht (die z.B. Triebunterdrückung oder Triebaufschub fordert), aber auch als Integrationseinheit (kulturelles Wachstum), die bereit und in der Lage ist zu integrieren. Aus dieser Perspektive erscheinen rein äußere Verhaltenskorrekturen und Sanktionen als unangemessen, weil sie die Bedürfnislage jugendlicher Straftäter*innen, deren Lebenszusammenhänge und deren soziale Situation schlichtweg ausblenden. Psychoanalytische Pädagogik bei Jugendkriminalität hat, so die Herausgeber*innen, die Aufgabe diese lebensweltlichen Bezüge zu benennen und Verständnis für die Belange jugendlicher Täter*innen zu entwickeln und zu vermitteln. Delinquenz erfordert, dort wo angezeigt, eine pädagogische Intervention, die an den inneren Prozessen der Jugendlichen und an den äußeren Strukturen in doppelter Perspektive ansetzt. Letztlich ist dieser Grundsatz in den strafrechtlichen Grundlagen auch so enthalten, die Sanktionspraxis zeigt indes häufig ein anderes Gesicht.

Aufbauend auf diese Einführung folgt als nächster Beitrag ein Text von Tilmann Moser, der bereits vor über 50 Jahren veröffentlicht wurde (1970) und den historischen Bezug der psychoanalytischen Debatte, hier als „Psychoanalytische Kriminologie“ verortet. Moser hatte in den 1960er-Jahren zum Thema Jugendkriminalität promoviert, sein Beitrag zur Erkundung jugendlicher Kriminalität eröffnete neue Perspektiven für Justiz, Kriminologie, aber auch für die Psychoanalyse selbst. Der frühe Text, der über die vorliegende Publikation wieder zugänglich gemacht wird, führt die beiden Enden innerer Strukturen und Konflikte (der Jugendlichen) und äußerer gesellschaftlicher Anforderungen, Angebote und Zumutungen als psychosoziales Bedingungsgefüge zusammen. Die in diesem Text enthaltenen Überlegungen zu den psychischen Strukturniveaus können als Aspekt der Anschlussfähigkeit und Schlüssel der Erreichbarkeit der Jugendlichen aufgefasst werden und sind, wenn auch schon ein halbes Jahrhundert alt, weiterhin gültig und zutreffend. Als Kritik an der Kriminologie findet sich hier auch eine aus psychoanalytischer Perspektive konzeptionierte Sozialtherapie, welche gleichzeitig Position gegen die traditionelle Strafpraxis (in Gefängnissen) einnimmt und die Einführung von Behandlung und sozialer Integration fordert.

Die Ideen Mosers aufgreifend formuliert im Folgebeitrag Peter Möhring weiter aus:„Kriminalität und Familie. Der Beitrag der Psychoanalyse“ benennt die Soziodynamik in Familiensystemen, welche als Ort der Sozialisation immer auch Aktionsbühne für Spannungen, Konflikte, soziale Realitäten und Teilhabechancen ist. Kriminalität ist für Möhring kein reiner Spiegel innerer Verfasstheit, ist nicht als Ausdruck einer Pathologie zu sehen, sondern ist psycho-soziales Geschehen, das als Abweichung, als unerwünschtes Sozialverhalten wahrgenommen und bewertet wird. Auf Jugendlichen „lasten Rollenzuschreibungen, auf sie wirken psychische Kräfte, die pathogene und auch kriminogene Wirksamkeit haben können“ (39), diese stammen aus den engeren sozialen Bezügen der Familie und den gesellschaftlichen Zuschreibungen und Erwartungen. Anhand einer Fallvignette (eines im rechtsradikalen Spektrum straffällig gewordenen Gewaltstraftäters) beschreibt Möhring die spezifischen Abwehr- und Anpassungsmechanismen des Täters und skizziert ein Rahmenmodell einer an der psychischen und sozialen Struktur dieses Jugendlichen orientierten pädagogischen Intervention, hier im Kontext einer Jugendstrafanstalt.

Im Beitrag „Dissoziale Kinder und Jugendliche“ greift dann Ulrike Fickler-Stang die (frühen) psychoanalytisch-pädagogischen Konzepte von August Aichhorn, Siegfried Bernfeld und Fritz Redl auf und gibt so Antworten auf Fragen zum Umgang mit sog. „Systemsprengern“ im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe und setzt diese in Verbindung mit den „Vier Psychologien der Psychoanalyse“, der Trieb-, Ich-, Objektbeziehungs- und Selbstpsychologie. Im Vordergrund einer so definierten Pädagogik steht, so die Autorin, das innere Erleben der Kinder, deren Bedürfnisstruktur, eine pädagogische Intervention zielt z.B. auf die Verbesserung der Wahrnehmung aufkommender Triebimpulse und die Differenzierung zwischen verschiedenen Affekten. Beide Ebenen sieht Fickler-Stang als Voraussetzung einer besseren „Kontrolle innerer Bewegung … vor allem der aggressiven Bedürfnisse“ (77), ein Ansatz, der hier aus der Psychoanalyse heraus formuliert sich heute auch in verhaltensorientierten Psychotherapien wiederfindet.

Welche Voraussetzungen für nachhaltig integrierte jugendstrafrechtliche Maßnahmen bestehen müssen, um eine derart psychoanalytisch-pädagogische Perspektive in der Praxis umsetzten zu können, erschließt Hans-Joachim Plewig in seinem Beitrag „Devianzpädagogische Diagnose“. Er zeigt die Möglichkeiten und Chancen psychosozialer Diagnostik (mit Bezug auf das hermeneutische Fallverstehen bei Mollenhauer und Uhlendorff) auf und definiert die aus einer solchen Diagnostik abgeleiteten Interventionen, bzw. die durch die Jugendgerichtshilfe erarbeiteten Interventionsvorschläge.

Einen weiteren vertiefenden Blick in die Praxis bieten dann im folgenden Beitrag Rebecca Friedmann und Winnie Plha. Der Text „Geändert habe ich mich eigentlich nicht. Aber die Welt ist netter geworden“ berichtet über die 20-jährigen Erfahrungen in der Arbeit mit Intensivstraftäter*innen im Rahmen des „Denkzeit-Trainings“, ein strukturiertes psychodynamisches Programm mit deutlichen Schwerpunkten in den Bereichen Motivationsförderung, Erleben, Konfliktlösung und Bindung. Die Erfahrungen zeigen, dass auch mit dieser (oft als „schwierig“ eingeschätzten) Zielgruppe Erfolge erzielt werden können, delinquente Karrieren beendet oder zumindest abgeschwächt werden können.

Mischa Engelbracht beschäftigte sich intensiv im Rahmen einer ethnografischen Studie mit jugendlichem Alltagsleben in freiheitsentziehenden Maßnahmen (Engelbracht, 2019). Sein Beitrag erschließt anhand eines Falles (ein elfjähriger Junge, „Niko“) die Konfliktdynamik über die zeitliche Spanne der Vorphase (vor der Heimunterbringung des Kindes), verschiedene Eskalationsphasen im Verlauf des Heimaufenthaltes und verbindet diese Fallanalyse mit dem theoretischen Beitrag aus Böhnischs Lebensbewältigungsansatz (2018). Der beschriebene Kampf zwischen Pädagog*innen und dem Jungen wird als „Streben nach subjektiver Handlungsfähigkeit“ identifiziert – eine Situation, die, wenn sie nicht aufgelöst wird, Sieger und Verlierer hervorbringt, mit allen negativen Auswirkungen, die aus einer solchen Konstellation erwachsen können.

Der letzte Beitrag zum Themenschwerpunkt Jugendkriminalität weist auf einen Missstand im Jugendstrafvollzug hin, wo es unter den dort mittlerweile etablierten Managementstrukturen (New Public Management) zu Konflikten in der Behandlungsplanung hinsichtlich des Einbezugs psychodynamischer Überlegungen und Fallfaktoren kommt. Michaela Stiepel beschreibt anhand einer ausführlichen Fallvignette den Unterbringungsverlauf eines 21 Jahre jungen Mannes, der bei Vorliegen deutlicher psychischer Belastungen seit dem 16. Lebensjahr wiederholt in Jugendstrafanstalten eingewiesen worden war. Die dort üblichen standardisierten, häufig manualisierten Behandlungsprogramme gehen oft am Bedarf der Zielgruppe psychisch belasteter Straftäter*innen vorbei, deren Probleme und Verhaltensauffälligkeiten eher zu Konfrontation und weiterem Sanktionsverhalten (durch die Anstalt) führen, wobei der psychodynamische Hintergrund der Symptome und Verhaltensprobleme nicht erkannt (und in der Konsequenz) nicht behandelt werden. Der Beitrag sensibilisiert für „Psychodynamische Aspekte der Behandlung im Jugendstrafvollzug zwischen … Strafvollzugsgesetzt und dem Habitus des New Public Management“ (151).

Freie Beiträge

Die in diesem Abschnitt versammelten Texte beleuchten gänzlich unterschiedliche Themenbereiche, u.a. psychoanalytische Filmanalyse bezogen auf den thailändischen Thriller „Last Live in The Universe“, dem Aspekt des Erinnerns und Erzählens (als subjektive Re-Konstruktion von Lebensabschnitten), hier bezogen auf Schulgeschichten und einem ausführlichen Bericht zu dem seit 2007 bestehenden internationalen Doktorandenkolloquium psychoanalytischer Forschung, dessen Struktur, Forschungsthemen (mit Überblick zu einzelnen Doktorarbeiten) und Arbeitsweise.

In einem gesonderten Abschnitt finden sich zusätzlich Rezensionen zu fünf aktuellen (Fachbuch-)Neuerscheinungen, Hinweise zu den Mitgliedern der Redaktion des Jahrbuchs für Psychoanalytische Pädagogik sowie eine Übersicht zu den lieferbaren Bänden der Jahrbuchreihe.

Zielgruppe des Buches

Therapeutische und pädagogische Fachkräfte, die sich mit Jugenddelinquenz und psychoanalytischer Pädagogik befassen.

Diskussion

Die Jahrbuchreihe für Psychoanalytische Pädagogik erfasst seit 1989 relevante Themen, Praxisberichte, Methoden- und Anwendungsansätze, Fallgeschichten und kulturpädagogische Analysen, wobei das Themenspektrum über die Jahre ein enorme Bandbreite (von Flucht und Migration, Genderaspekte, psychosozialer Diagnostik über pädagogische Methodik bis hin zu Fragen der Kindeswohlgefährdung und Anschlussaspekte z.B. in Bezug auf Systemtheorie oder die Professionalisierungsdebatte in pädagogischen Arbeitsfeldern) aufweist.

Der vorliegende Band fokussiert auf das Phänomen Jugendkriminalität, das gleichwohl hohe Aufmerksamkeit in Gesellschaft und Fachöffentlichkeit „genießt“, andererseits Sanktionsbedürfnisse und Zuschreibungsmechanismen provoziert, die „dem straffälligen Jugendlichen“ in der Regel nicht gerecht werden und sich (meist) als wenig hilfreich erweisen. Die hier versammelten Texte zeigen zweierlei auf: die Beschäftigung mit dem Phänomen Jugendkriminalität weist in der Psychoanalyse und insbesondere der Psychoanalytischen Pädagogik eine lange Ideengeschichte auf, die Texte umfassen mit dem bereits 1970 erstpublizierten (und inhaltlich immer noch zutreffenden) Text von Tilmann Moser bis hin zu neueren ethno-psychoanalytischen Forschungsarbeiten (von Mischa Engelbracht) eine nicht nur zeitlich große Spanne.

Die Fallzahlen hinsichtlich jugendlicher Delinquenz haben in den vergangenen Jahren nicht zugenommen, nehmen in der Tendenz ab, auch im Bereich der Gewaltdelikte. Dem gegenüber steht ein Sanktionsbedürfnis der Öffentlichkeit („zero tolerance“) das „harte Maßnahmen“ (z.B. Warnschussarrest) und die Einhaltung von Recht und Ordnung fordert. „Die Aufgabe der Psychoanalytischen Pädagogik besteht darin, ein der individuellen Lebenssituation angemessenes Verständnis zu finden, das adäquate pädagogische Antworten ermöglicht, fernab von überzogenen Strafbedürfnissen“ (11); in den Vordergrund rückt -und das belegt die vorliegende Publikation auf beeindruckende Weise- damit die psycho-soziale Struktur der jugendlichen Täter*innen, deren innere Erlebenswelten Ausdruck in deviantem Verhalten finden, womit Fragen der persönlichen Entwicklung, der Person-Umwelt-Passung, der Ressourcenaktivierung und Belastungsbewältigung aufgegriffen werden. Das Jahrbuch zeigt in diesem Zusammenhang den lebendigen Beitrag Psychoanalytischer Pädagogik in der Versorgung jugendlicher Straftäter*innen auf und formuliert damit einen pädagogischen Auftrag jenseits von reiner Verhaltensoptimierung und Skills-Vermittlung. Entsprechend ist der Jahrbuchreihe und insbesondere der aktuellen Ausgabe zur Jugendkriminalität eine breite Leserschaft zu wünschen.

Fazit

Die 28. Band der Jahrbuchreihe versammelt wichtige Erkenntnisse, Methodenbeispiele, Fallgeschichten und Forschungsbefunde zum Themenbereich der Jugendkriminalität. Damit wird sichtbar, dass es sich bei diesem Phänomen um einen psycho-sozialen Effekt handelt, in dem Delinquenz als Ausdruck innerer Strukturen, Bedürfnisse und Konflikte von Jugendlichen verstanden wird und gleichzeitig soziale Kontextfaktoren als äußere Rahmung und bedingende Umgebung sichtbar werden. Ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Jugendkriminalität!

Literatur

Böhnisch, L. (2018). Lebensbewältigung. Ein Konzept für die Soziale Arbeit. Beltz Juventa: Weinheim, Basel

Engelbracht, M. (2019). Jugendliches Alltagsleben in freiheitsentziehenden Maßnahmen: eine rekonstruktive Studie über sozialpädagogische Erziehungsprozesse bei Jugendlichen mit multikomplexen Risikolagen. Springer VS: Wiesbaden

Rezension von
Dr. phil. Gernot Hahn
Diplom Sozialpädagoge (Univ.), Diplom Sozialtherapeut
Leiter der Forensischen Ambulanz der Klinik für Forensische Psychiatrie Erlangen
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Es gibt 171 Rezensionen von Gernot Hahn.

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Zitiervorschlag
Gernot Hahn. Rezension vom 27.01.2022 zu: Bernd Ahrbeck, Margret Dörr, Johannnes Gstach (Hrsg.): Jugendkriminalität. Delinquenz verstehen, pädagogisch antworten. Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik 28. Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG (Gießen) 2021. ISBN 978-3-8379-3120-4. Reihe: Jahrbuch für psychoanalytische Pädagogik. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/28607.php, Datum des Zugriffs 08.12.2023.


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