Leandra Vogt: Uns haut so schnell nichts um
Rezensiert von Prof. Dr. habil. Gisela Thiele, 09.09.2021

Leandra Vogt: Uns haut so schnell nichts um. 8 Schlüssel der Resilienz für dein Kind und dich.
Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2021.
272 Seiten.
ISBN 978-3-407-86664-6.
D: 20,00 EUR,
A: 20,60 EUR.
Mit einem Vorwort von Jeannine Mik.
Thema und Autorin
Resilienz hilft uns und Kindern ebenso in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren und Problem-Situationen souverän zu meistern. Wie stärken wir Eltern unser Kind für Krisen und Herausforderungen? Wie kräftigen wir sein Selbstbewusstsein und seine Selbstliebe, wenn es in der Kita oder Schule Ausgrenzung erfährt? Was können wir für uns selbst tun, wenn uns manchmal die Kraft, Zuversicht und das Vertrauen fehlen? Die Autorin zeigt praxisnah, welche enorme Schutzwirkung die 8 Schlüsselfähigkeiten der Resilienz in Familien entfalten können, wie zum Beispiel: Akzeptieren können, was ist. Erkennen, was man selbst ändern kann.
Autorin des Bandes ist Leandra Vogt, Kindheitspädagogin und Resilienztrainerin.
Aufbau und Inhalt
Das Buch ist neben einem Vorwort von Jeannine Mik in drei Teile mit in zwölf Kapitel mit Unterkapiteln in unterschiedlicher Länge gegliedert.
In der „Einleitung“ wird betont, dass das Buch ein Begleiter sein sollte auf dem Weg von Eltern und Kindern, ein Kompass, um Orientierung zu finden.
Kapitel eins widmet sich dem Thema „Erste Schritte“ und beginnt mit einem Kapitel über „Unsere Elternschaft – Herausforderung und Chance zugleich“. Die acht Schlüssel zur Resilienz sollen uns zu all jenen Fähigkeiten, Haltungen und Eigenschaften führen, die wir brauchen, um Lebensfreude zu kultivieren und zu innerer Kraft zu gelangen. Resilienz bedeute, seinen Mitmenschen auf Augenhöhte zu begegnen und verlässliche, liebevolle Beziehungen zu gestalten. Sie bedeute ebenso, die Realität wahrzunehmen und ressourcenorientiert zu denken. Der Grundstein für die Ausbildung der persönlichen Resilienz werde in der Kindheit gelegt.
„Resilienz – was ist das?“ wird zu Beginn des zweiten Kapitels gefragt. Resilienz meine nach vielen Rückschlägen, trotzdem wieder aufzustehen, den Lebensmut und die innere Stärke, dazu zu finden. Resilienz suche gezielt nach den Umständen, Eigenschaften und Auslösern, die zur Gesundheit führen. Resilienz sei dynamisch, zeige sich nach erfolgreicher Krisenbewältigung, es sei das Immunsystem der Seele und sie sei trainierbar. Risikofaktoren würden als krankheitsbegünstigende und entwicklungshemmende Merkmale definiert, von denen potenziell eine Gefährdung der gesunden Entwicklung des Kindes ausgehe. Je mehr Risikofaktoren im Leben eines Kindes auftreten, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass seine innere Stärke den Belastungen nicht mehr standhalten könne. Die Dauer der Belastung beeinflusse spürbar unsere innere Stärke, das heißt, eine Herausforderung, die einmalig auftrete und nur kurze Zeit anhalte, beeinflusst weniger als eine permanente. Bedeutungsvoll sei auch, in welcher Entwicklungsphase sich das Kind befinde. Bei so genannten Statuspassagen oder Übergängen wie der Kitawechsel und der Eintritt in die Schule müsse besonders viel Kraft aufgebracht werden, um neue Eindrücke verarbeiten zu können.
Der zweite Teil ist mit dem Titel „8 Schlüssel der Resilienz für dein Kind und dich“ überschrieben und wird mit einem Kapitel „1. Akzeptanz – dem Leben zustimmen“ eingeleitet. Der erste Schlüssel zur inneren Stärke sei die Akzeptanz. Resiliente Menschen erlangten durch ihre Fähigkeit zur Akzeptanz Klarheit darüber, ob sie selbst aktiv etwas tun könnten, um ein Problem zu beseitigen. Akzeptanz bedeute, durch unseren Schmerz hindurchzugehen, um die Ursache zu finden. Gefühle und Emotionen seien wichtige Leuchttürme, die uns unsere Bedürfnisse und Überzeugungen offenlegten. Resiliente Menschen akzeptierten, was ist und wägten ab, ob sie Einfluss auf die Situation nehmen könnten, und wenn ja, welchen.
Das zweite Kapitel „2. Optimismus – Blick in Richtung Licht“ setzt sich mit dem zweiten Resilienz Schlüssel – dem Optimismus auseinander. Menschen, die optimistisch in die Zukunft blicken und sich auf die positiven Aspekte des Lebens fokussieren, entwickelten tendenziell eher die Fähigkeit zur Resilienz. Optimismus sei eine Strategie, keine Eigenschaft, das heißt, die Realität anzunehmen und den Fokus auf die Chancen zu richten.
Die Autorin beschreibt im folgenden Kapitel „3. Selbstwirksamkeit – Ich kann etwas ändern“. Die Überzeugung, selbst etwas im Leben bewirken zu können, stelle den grundlegenden Faktor der Resilienz dar. Die Selbstwirksamkeitsüberzeugung treibe uns dazu an, aus eigener Kraft nach Lösungen für ein Problem zu suchen. Begünstigen könnten diese Entwicklung eigene positive Erlebnisse, Mitmenschen als Orientierung zu suchen, positiver Zuspruch und Selbstregulationsmöglichkeiten. Das Wichtigste aber sei seine Grenzen zu kennen und sich auf seine Stärken zu verlassen.
Der vierte Schlüssel sei „4. Verantwortung übernehmen – Umgang mit Fehlern“. Wir alle hätten Verantwortung für den Umgang mit unseren Erlebnissen. Dein Kind sei niemals verantwortlich dafür, wie du dich fühlst, sondern nur du selbst. Wenn immer du Kritik äußerst: Bleib handlungsbezogen, äußere sie nicht personenbezogen.
Das fünfte Kapitel widmet sich dem Problem „5. Beziehungen gestalten – Ich bin nicht allein“. Resiliente Menschen scheuten sich nicht, Hilfe einzufordern. Wir als erwachsene Menschen könnten aktiv mitgestalten, welche Menschen unser Leben beeinflussen. Wenn wir uns soziale Kompetenzen wie Empathie, Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit wünschen, dürfen wir diese vorleben.
„6. Lösungsorientierung – Was uns weiterbringt“ ist die nächste Überschrift und auch der 6. Schlüssel der Resilienz. Resiliente Menschen denken über Lösungen nach – nicht über Probleme. Neugier, Offenheit und Kreativität lägen der Fähigkeit, lösungsorientiert zu denken, zugrunde.
Mit dem Titel „7. Zukunft planen – die Fülle des Lebens einladen“ ist das siebente Kapitel überschrieben. Resiliente Menschen hätten Visionen und richteten ihr Leben nach ihnen aus, sie planten ihre Zukunft und gestalteten sie aktiv mit, denn wir brauchen Klarheit über unsere eigenen Werte.
Das letzte Kapitel „8. Kohärenzgefühl – Vertrauen“ beschäftigt sich mit der Verbundenheit mit „allem, was ist“. Wir brauchten das Gefühl, das alles das, was wir tun, sinnvoll ist und wie wollen verstehen, was gerade in unserem Leben passiert und warum. Unter Kohärenz verstehe man das Gefühl von Stimmigkeit. Das Kohärenzgefühl setze sich aus dem Gefühl der Verstehbarkeit, der Handhabbarkeit und der Sinnhaftigkeit zusammen.
Die Autorin schreibt ihren dritten Teil zur Frage der „Resilienz im Familienalltag“ und überschreibt ihr erstes Kapitel darin mit „Die 8 Schlüssel im Alltag mit deinem Kind“. Hier versucht die Autorin anhand von Beispielen aus dem Familienalltag aufzuzeigen, wie die 8 Schlüssel der Resilienz angewandt werden können. So geht es beispielsweise um Radau im Kinderzimmer und wie die Nachbarn darauf reagieren, um Medienkonsum und das bekannte Szenario vor der Kasse, wenn diese noch eine Süßigkeit erhaschen wollen.
Diskussion
Der Titel des Buches ist gut gewählt und hält, was es verspricht. Die acht Schlüssel der Resilienz werden herausgearbeitet, es wird mit verschiedenen Methoden verdeutlicht, wie diese anzuwenden sind. Dazu fließen Erfahrungen aus der eigenen Praxis ein, es werden differenzierte Spiele und Anwendungen, die die Handhabbarkeit der Resilienz verdeutlichen sollen, eingebracht und es gibt einen Resssourcenkoffer sowie Fragenküsse, die uns veranlassen sollen, über die entsprechenden Situationen und Ereignisse zu reflektieren. Es ist auch gut, einen solchen Ratgeber zu schreiben, um Eltern und ihre Kinder in ihrer Resilienz zu stärken und dazu gibt es wirklich sehr gute Mitttel, um eine stressfreie oder zumindest stressarme Erziehung zu ermöglichen. Besonders gut und treffend sind die Merkzettel gelungen, die in kurzer und prägnanter Form auf die wichtigsten Aussagen im jeweiligen Kapitel hinweisen und das Gesagte zusammenfassen.
Allein die Art und Weise, wie dieses Buch geschrieben ist, hat mich als Rezensentin etwas gestört. Es ist in der Du – Form geschrieben und ich hatte immer das Gefühl, dass ich in einer fast kindgerechten Sprache belehrt werde. Es ist vordergründig darauf angelegt, mich als Mutter oder Vater belehren zu wollen oder auch als Opa oder Oma. Wenn ich berücksichtige, was in diesem Ratgeber steht, dann könne ich mich als solche hervortun. Ehrlich gesagt fühle ich mich durch theoretisch begründete Informationen sicherer und informierter.
Fazit
Es ist eine Publikation, die sehr einfach zu lesen ist. Es werden kaum Fachtermini verwandt, sodass eine breite Leserschaft davon profitieren kann. Wer mit einer belehrenden Art nicht umgehen kann, sollte zu einem Buch greifen, das nicht vordergründig die eigene (Un)fehlbarkeit angreift.
Rezension von
Prof. Dr. habil. Gisela Thiele
Hochschule Zittau/Görlitz (FH)
Berufungsgebiete Soziologie, Empirische
Sozialforschung und Gerontologie
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Zitiervorschlag
Gisela Thiele. Rezension vom 09.09.2021 zu:
Leandra Vogt: Uns haut so schnell nichts um. 8 Schlüssel der Resilienz für dein Kind und dich. Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2021.
ISBN 978-3-407-86664-6.
Mit einem Vorwort von Jeannine Mik.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/28684.php, Datum des Zugriffs 04.12.2023.
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