Tanja Jungmann, Christiane Miosga: Lehrersprache und Gesprächsführung in der inklusiven Grundschule
Rezensiert von Dr. Christoph Schiefele, 11.08.2021

Tanja Jungmann, Christiane Miosga: Lehrersprache und Gesprächsführung in der inklusiven Grundschule. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2021. 172 Seiten. ISBN 978-3-497-03030-9. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR.
Thema
Das vorliegende Buch thematisiert Formen, Methoden und konzeptionelle Ausgangslagen rund um den Themenkomplex der LehrerInnensprache. Neben theoretischen Begriffsklärungen und Kontextualisierungen werden zentrale Handlungsfelder sprachpädagogischen Handelns aufgearbeitet und methodisch konkretisiert.
Autorinnen
Dr. Tanja Jungmann ist Professorin im Bereich „Sprache und Kommunikation und ihre sonderpädagogische Förderung unter besonderer Berücksichtigung inklusiver Bildungsprozesse“ am Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg.
Dr. Christiane Miosga ist außerplanmäßige Professorin in der Abteilung „Sprach-Pädagogik und -Therapie“ am Institut für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover.
Dr. Sandra Neumann ist Professorin für Inklusive Bildungsprozesse bei Beeinträchtigungen von Sprache und Kommunikation an der Universität Erfurt.
Aufbau
Das Buch gliedert sich inhaltlich in fünf Kapitel. Innerhalbe jedes Kapitels werden fachwissenschaftliche Definitionen eingeführt und entsprechend graphisch hervorgehoben. Auch inhaltbezogene Beispielsituationen sowie wiederkehrende „Tipps“ (z.B. Reflexionsaufgaben oder Beobachtungsimpulse) sind als Inhaltselemente in allen Kapiteln zu finden. Zusätzlich werden auf der Verlagshomepage Online-Materialien zum Download bereitgestellt. Diese beinhalten neben Linksammlungen und einem Beobachtungsbogen auch praktische Arbeits- und Praxismaterialien zu den linguistischen Bereichen der Aussprache, Grammatik, Pragmatik und des Wortschatzes. Den formalen Abschluss des Buches bilden ein Literaturverzeichnis sowie ein Sachregister.
Inhalt
Das erste Kapitel liefert unter dem Motto „10 Gründe, dieses Buch zu lesen“ einen Überblick über die konzeptionelle Grundlage der Publikation und verdeutlicht einen Kerngedanken des Buches, dass darin nicht die „richtige LehrerInnensprache“ vermittelt werde, sondern Impulse zu einer reflexiven Theorie-Praxis-Perspektive im Umgang mit eigenem und fremden Sprachhandeln präsentiert werden.
Im zweiten Kapitel werden zuerst zentrale Begrifflichkeiten und terminologische Differenzierungen, z.B. die Unterscheidung von para-, non- und extraverbaler Kommunikation aufgeführt, bevor spezifische Professionalisierungsbereiche im Sinne einer multimodalen (Unterrichts-)Kommunikation skizziert und auf inklusive Kontexte transferiert werden.
Kapitel 3 fokussiert den Professionalisierungsschwerpunkt der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften mit den Kernthemen der Gesprächsführungskompetenzen und des sprachlich-kommunikativen LehrerInnenhandelns. Nach der dreigliedrigen Verortung in die Bereiche Persönlichkeit, Professionalisierungsanalyse und Interaktionskompetenzen schließt das dritte Kapitel mit einem „Beobachtungsbogen zur Beschreibung und Interpretation des personalen Sprechstils“ (S. 31 f.), deren Konzeption durch Aufgaben- und Reflexionsimpulse vertieft wird.
Der Schwerpunkt des vierten Kapitels liegt in der Aufarbeitung des Unterrichtsgesprächs als zentrales Element des schulischen Alltags. Unter Rückgriff auf die drei Diskurspraktiken Erzählen, Erklären und Argumentieren werden mit Hilfe von Beispielsituationen und -analysen die Spezifika unterschiedlicher Gesprächssituationen und -anlässe skizziert. Im letzten Teilkapitel werden dran anknüpfend konkrete Methode der Gesprächsführung in Heterogenitätskontexten vorgestellt, unter anderem konzeptionelle Aspekte sprachsensiblen (Fach-)Unterrichts sowie proaktive und reaktive Strategien.
Kapitel 5 als Letztes und umfangreichstes Großkapitel bündelt die in den ersten vier Kapiteln aus- und aufgearbeiteten Aspekte mit einer klar erkennbaren Praxisausrichtung, die anhand der Titulierung „Methodensammlung“ praxisbezogen ausgewiesen ist. Die skizzierten Handlungsfelder des bewussten und gezielten LehrerInnensprachhandelns erstrecken sich vom Elementarbereich bis in die Primarschulstufe und bedienen neben Unterrichtskontexten auch sprachförder- sowie sprachtherapeutische Ausgangspunkte. Inhaltlicher werden dabei die linguistischen Ebenen der Phonetik/​Phonologie, der Morphologie/​Syntax, der Semantik sowie der Pragmatik abgehandelt.
Diskussion
Die inhaltliche Auswahl der thematischen Schwerpunkte spiegelt einen sinnhaften Aufbau für die angesprochene Zielgruppe wider. Neben (auch graphisch markierten) relevanten Begriffsklärungen zeugen die vielen interessanten und verdeutlichenden Beispielsituationen von der inhaltlichen Relevanz des thematischen Ausgangspunkts. Diese Kombination ermöglicht neben theoretischer Fundierung auch zielführende Transferperspektiven für die Praxis.
Fazit
Das beschriebene Buch eignet sich anhand seines Aufbaus sowie seiner Inhalte für Aus- und Weiterbildungskontexte und bedient hier schwerpunktmäßig Fachkräfte und Auszubildende/​Studierende. Neben inklusiven Aspekten werden immer wieder fachwissenschaftliche wie fachdidaktische Aspekte des Förderschwerpunkts Sprache sowie eines sprachsensiblen und sprachberücksichtigenden Unterrichts herausgearbeitet. Die bereitgestellten Downloadmaterialien unterstützen einen naheliegenden Theorie-Praxis-Transfer und entsprechen damit dem formulierten Anspruch der Autorinnen, nicht die „richtige LehrerInnensprache“ zu lehren, sondern hilfreiche Impulse und Reflexionsanlässe aufzuzeigen.
Rezension von
Dr. Christoph Schiefele
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