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German Quernheim, Angelika Zegelin: Berufsstolz in der Pflege

Rezensiert von Dr. phil. Hubert Kolling, 26.11.2021

Cover German Quernheim, Angelika Zegelin: Berufsstolz in der Pflege ISBN 978-3-456-85999-6

German Quernheim, Angelika Zegelin: Berufsstolz in der Pflege. Das Mutmachbuch. Hogrefe AG (Bern) 2021. 342 Seiten. ISBN 978-3-456-85999-6. D: 26,95 EUR, A: 27,80 EUR, CH: 35,90 sFr.

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Thema

Vor dem Hintergrund, dass sich Berufsstolz in der Pflege weder verordnen noch kaufen lässt, zeigen German Quernheim und Angelika Zegelin in ihrem Buch „Berufsstolz in der Pflege“, wie wichtig Berufsstolz für Pflegende in Ausbildung, Lehre und Praxis ist. Die Autoren, die ihre Schrift als „Mutmachbuch“ verstehen, klären dabei nicht nur, welche Mechanismen und Strategien helfen, um diese Haltung zu entwickeln, sondern beschreiben auch die vielseitigen Facetten des Berufsstolzes mit Identität, Individualität, Leidenschaft, Motivation, Mut, Selbstwertgefühl, Sinnhaftigkeit, Wissen und Bildung. Zugleich vermitteln sie Grundlagen der Lobbyarbeit im Pflegeberuf, ebenso wie Möglichkeiten für Pflegende, mit denen sie sich erfolgreich darstellen und Selbstbewusstsein nach außen vermitteln und verkörpern können.

Autoren

Dr. rer. medic. German Quernheim (Jahrgang 1964) ist Gesundheits- und Krankenpfleger, Diplom-Pflegepädagoge (FH) und Pflegewissenschaftler. Der Autor, der über langjährige Erfahrungen als Praxisanleiter, Pflegelehrer und Schulleiter verfügt, ist seit 2008 freiberuflicher Dozent in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Neben zahlreichen Artikeln in Fachzeitschriften wie „Dr. med. Mabuse“ und „Die Schwester/Der Pfleger“ veröffentlichte er auch mehrere Bücher, darunter „Warten und Durchhalten. Das Patientenerleben bei OP-Verzögerung und -Verschiebung“ (Bern 2013), (gemeinsam mit Maria Schreier) „Betriebsstörung. Burnout- und Stressprophylaxe für Physio- und Ergotherapeuten“ (Berlin 2014), „Warten, aber richtig! Praxishandbuch zum Management wartender Patienten“ (Bern 2017), „Nicht ärgern – ändern! Gelassenheit statt Burnout“ (Berlin 2018), „Und jetzt Sie! Selbst- und Zeitmanagement in Gesundheitsberufen“ (Berlin 2018), „Arbeitgeber Patient. Kundenorientierung in Gesundheitsberufen“ (Berlin 2019) und „Spielend anleiten und beraten. Praktische Pflegeausbildung kompetent gestalten“ (München 2021). Seine (kostenpflichtige) „SuperNurse – Die Quiz-App für Pflegende“ (https://supernurse.de/), die mehr als 6.200 Fragen zu über 45 Fachthemen mit 400 erklärten Fachbegriffen beinhaltet, die regelmäßig auf dem neusten Stand der Wissenschaft aktualisiert werden, integrierte er in sein E-Learning Programm.

Prof. Dr. phil. Angelika Zegelin, Jahrgang 1952, ist Krankenschwester sowie Erziehungs- und Pflegewissenschaftlerin. Nach langjähriger Tätigkeit als Pflegelehrerin leitete sie von 1993 bis 1996 am Bildungszentrum Essen (DBfK) Fort- und Weiterbildungen, bevor sie von 1996 bis zu ihrem Ruhestand 2015 als Curriculums-Beauftragte im Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten/​Herdecke tätig war. Ihre Arbeitsschwerpunkte umfassen die Entwicklung von Pflegewissenschaft, den Aufbau einer pflegeorientierten Patienten- und Familienedukation, die Interaktion in der Pflege, die Praxisentwicklung, Aktivitäten im Bereich Demenz sowie die Prävention von Bettlägerigkeit. Darüber hinaus begründete sie das Feld „Sprache und Pflege“ und beschäftigte sich mit zahlreichen Pflegethemen wie Thrombose, Dekubitus, Demenz, Hoffnung, Unterstützung pflegender Angehöriger, Biografieorientierung und Quartiersarbeit durch Pflege. Die Liste ihrer Fachzeitschriftenartikel, darunter in „Altenpflege“, „Die Schwester/Der Pfleger“, „Deutsche Krankenpflegezeitschrift“, „Altenpflegeforum“, „Pflege aktuell“, „Heilberufe“, „Pflege & Gesellschaft“, „Pflegezeitschrift“, „Forum Sozialstation“, „Pflegen Ambulant“, „Pflegewissenschaft“, „Padua“, „Pflege“, „Dr. med. Mabuse“ und „Angehörige pflegen“, ebenso wie die ihrer Herausgeberschaft und Buchbeiträge, ist imposant. Zudem legte die Autorin, die 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2013 mit dem Pflegepublizistik-Preis ausgezeichnet wurde, zahlreiche Bücher vor, darunter „Festgenagelt sein. Der Prozess des Bettlägerigwerdens“ (Bern 2005) (https://www.socialnet.de/rezensionen/3654.php), (gemeinsam mit Martin W. Schnell Hrsg.) „Sprache und Pflege“ (Bern 2005) (https://www.socialnet.de/rezensionen/3748.php), (gemeinsam mit Martin W. Schnell Hrsg.) „Die Sprachen der Pflege. Interdisziplinäre Beiträge aus Pflegewissenschaft, Medizin, Linguistik und Philosophie“ (Hannover 2006) (https://www.socialnet.de/rezensionen/4764.php), (gemeinsam mit Andreas Büscher Hrsg.) „Der Pflege eine Stimme geben. Was Pflegende wie öffentlich kommunizieren müssen“ (Bern 2006) „Patienteninformationszentren als pflegerisches Handlungsfeld. Aufbau und Gestaltung“ (Hannover 2007), (gemeinsam mit Sabine Bohnet-Joschko und Tanja Segmüller) „Quartiersnahe Unterstützung pflegender Angehöriger. Herausforderungen und Chancen für Kommunen und Pflege-Unternehmen“ (Hannover 2017) (https://www.socialnet.de/rezensionen/​22386.php) und (gemeinsam mit Christa Büker und Martin Schieron) „Patientenedukation und Familienedukation in der Pflege. Praxishandbuch zur Information, Schulung und Beratung“ (Bern 2021).

Entstehungshintergrund

Wie Angelika Zegelin schreibt, trug sie schon seit vielen Jahren die Idee mit sich herum, etwas zum Thema „Berufsstolz“ zu machen, weil sie „einfach die Leisetreterei und Bescheidenheit in der Pflege ärgert“. Eine wichtige Rolle dabei spielte Bernice Buresh, US-Journalistin und Fachbuchautorin, und deren (gemeinsam mit Suzanne Gordon verfasstes) Buch „Der Pflege eine Stimme geben“ (Bern 2006). Gemeinsam mit German Quernheim, den sie als Doktorand an der Universität Witten/​Herdecke und von seinem Film mit der Lift-Szene zum „Elevator Pitch“ her kannte, sei das vorliegende Buch in einer Rekordzeit von einem Jahr angefertigt worden, von einem Treffen im Sommer 2018 bis zur gemeinsamen Endredaktion im Sommer 2019.

In ihrer Danksagung, in der sie auch der DRK-Schwesternschaft Bonn für einen Produktionskostenzuschuss für die erste Auflage dieses Buches danken, schreiben die Autoren unter anderem: „An unserem Buch haben viele Menschen mitgeholfen: erfahrene und weitergebildete Praktikerinnen und Praktiker, viele Expertinnen und Experten auch mit Studienabschlüssen.“

Aufbau

Nach einer Einführung gliedert sich das Buch in insgesamt 42 Kapitel mit zahlreichen Unterkapiteln, die den folgenden fünf Teilen zugeordnet sind:

  1. I. Berufsstolz (1. Pflegekunst; 2. Berufsstolz und Pflegestolz; 3. Facetten des Berufsstolzes; 4. Auswirkungen des erlebten Stolzes)
  2. II. Pflege als Beruf (5. Das Wesen der Pflege; 6. Fundierte Ausbildung; 7. Aspekte der Pflegearbeit; 8. Berufsfelder; 9. Fort- und Weiterbildungen; 10.Pflege neu denken und studieren; 11. Arbeitssituation im Ausland; 12. Interprofessionalität)
  3. III. Belastende Arbeitsbedingungen (13. Widerstand regt sich; 14. Ökonomisierung; 15. Angst vor Pflegebedürftigkeit wegen Personalmangel; 16. Verbesserungsfähige Ausbildung; 17. Image-Sexobjekt; 18. Inkompetente Führung; 19. Mangelnde Organisationsbereitschaft; 20. Und nun?)
  4. IV. Was können wir tun? (21. Selbstverständnis; 22. Sprache und Ausdruck; 23. Aus der Stille die Stimme geben; 24. Botschaften; 25. Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit; 26. Projekte und Kampagnen; 27. Organisiert Euch!; 28. Zivilcourage zeigen und Mut entwickeln; 29. Betriebliche Einflussfaktoren; 30. Arbeitgebermarkenbildung (Employer Branding))
  5. V. Was können Sie selbst tun? (31. Selbstwertgefühl/Selbstbild analysieren; 32. Selbstwertgefühl stärken; 33. Aktives Mitglied werden; 34. Halten Sie sich „Up To Date“; 35. Einstellungen, Haltung und Werte; 36. Körpersprache – Embodiment und ihr Auftreten; 37. Vorstellung, Namensschild und Visitenkarte; 38. Emotionsarbeit; 39. Selbstmarketing; 40. Sich distanzieren und schützen; 41. Schlussbemerkung; 42. Nach-Corona-Wort).

Ergänzt wird die Darstellung durch einen Anhang, der eine Handreichung für Lehrende, Anleitende und Führende der Pflegeberufe, Hinweise zu den Autoren sowie ein Abbildungs-, Tabellen- und Stichwortverzeichnis enthält.

Inhalt

In der Einführung zu ihrem Buch, zu dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ein Grußwort sowie Franz Wagner, Präsident Deutscher Pflegerat und Bundesgeschäftsführer Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (BDfK), und Sophie Ley, Präsidentin des Schweizer Berufsverbandes der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK), Geleitworte beigesteuert haben, weisen German Quernheim und Angelika Zegelin zunächst darauf hin, dass sich die Pflege durchaus sehen lassen kann. Die Vergütung nach Berufsabschlussprüfung und während der Ausbildung sei gar nicht so schlecht. Und kaum ein anderer Beruf stelle einen solchen Wachstumsmarkt dar und biete zugleich eine so hohe Zukunftssicherheit. Ganz anders als bei Berufen, die durch neue Technologien ersetzt werden können, hätten auch diejenigen, die jetzt eine Pflegeausbildung oder ein Pflegestudium absolvierten, tolle Aussichten auf attraktive Stellen, eine große Auswahl an Weiterbildungen und Studienmöglichkeiten im Markt der Zukunft und die Wahl, sich die besten Arbeitgeber auszusuchen. Gleichwohl würden viele Kolleginnen und Kollegen den Beruf frühzeitig verlassen. Überstunden, eine außerordentlich hohe Anzahl an Krankheitstagen im Vergleich mit anderen Berufen und eine geringe Wertschätzung ließen den Berufsausstieg als einzigen Weg aus einem manchmal jahrelang quälenden Dilemma erscheinen. Die Arbeitsbedingungen seien vielerorts desolat und unzumutbar, das dürfe nicht verschwiegen werden.

Vor diesem Hintergrund schreiben die Autoren zur Bedeutung und Intention ihre Veröffentlichung: „Mit diesem Buch möchten wir Sie ermutigen, echten und gesunden Berufsstolz zu entwickeln, sich auf den Kern der Pflege auszurichten, Ihre Arbeitsbedingungen zu reflektieren, und wenn nötig, zu verändern und erfolgreich, gesund und zufrieden Ihren Beruf zu genießen. Ferner möchten wir die frühzeitig aus dem Beruf Ausgeschiedenen bestärken, Pflege wohlwollend zu überdenken, ihre Berufsmotivation zu reaktivieren und einen neuen Versuch in einer spannenden und sinnvollen Tätigkeit zu wagen“ (S. 20).

Zugleich möchten German Quernheim und Angelika Zegelin Pflegende dazu anspornen, „proaktiv eine Akteurin oder ein Akteur unseres wundervollen und gewichtigen Berufes zu werden. Praktizieren Sie für sich selbst und für unsere Berufsgruppe Lobbyarbeit und entfalten Sie damit echte politische Kraft. Wir brauchen Interessenvertretungen und Öffentlichkeitsarbeit durch Kolleginnen und Kollegen am Bett. Wer, wenn nicht wir, die Pflegefachpersonen, sind die Botschafterinnen und Botschafter unserer eigenen Professionalität?“ (ebd.).

Der erste Teil des Buches „Berufsstolz“ (S. 23-62) geht zunächst der Frage nach, was unter Berufsstolz zu verstehen ist. Sodann setzt er sich mit der „Pflegekunst“ auseinander und vergleicht vor dem Hintergrund der Themen Scham und Berufswahl sowie Respekt (Symbole und Dienstkleidung der Pflege; Berühmte Pflegende, Pflegende in Romanen, Filmen und Serien) die Begriffe „Berufsstolz und Pflegestolz“ miteinander. Schließlich werden Facetten des Berufsstolzes (Selbstwertgefühl, Leidenschaft, Sinnhaftigkeit, Mut und Motivation, Identität und Individualität sowie Wisse und Bildung) und die Auswirkungen des erlebten Stolzes vorgestellt.

Der zweite Teil „Pflege als Beruf“ (S. 63-140) beschäftigt sich mit wesentlichen Elementen der Pflege. Beschrieben wird dabei das Wesen und die Inhalte der Pflege, ihre Orientierung an der Alltags- und Lebenswelt der Pflegeempfänger sowie die Notwendigkeit einer fundierten Ausbildung. Zudem werden die abwechslungsreichen Berufsfelder und Einsatzgebiete der Pflege skizziert, ebenso wie Aspekte der Zukunftssicherheit, Fort- und Weiterbildungen sowie die Akademisierung der Pflege.

Um „Belastende Arbeitsbedingungen“ (S. 141-181) in der Pflege geht es im dritten Teil, wobei sich die Autoren hierbei aber nicht dem allgemeinen „Jammerkonzert“ anschließen möchten. Vielmehr lenken sie den Blick auf die Ökonomisierung des Gesundheitswesens, die Rolle des Pflegepersonals, das Ungleichgewicht in der heutigen Machtverteilung von Pflege und Medizin, die Angst vor Pflegebedürftigkeit wegen Personalmangel, eine verbesserungsfähige Ausbildung, inkompetente Führungen und die mangende Organisationsbereitschaft. Damit der „Caredrain oder Pflexit (die Berufsflucht aus der Pflege)“ nicht weiterhin stattfindet, müssten sich grundsätzliche Strukturen im Gesundheitswesen und im Beruf ändern. Viele würden den Kopf nicht in den Sand stecken oder kurzerhand den Beruf verlassen, sondern sich ihre Nische suchen und dort auch gerne zu ihrer Arbeit kommen. Andere hingegen würden im Jammerkreislauf und in Lethargie versinken und meinen, selbst als „kleines Licht“ doch nichts bewirken zu können. Diese Ansicht weisen German Quernheim und Angelika Zegelin nicht nur entschieden zurück, sondern zeigen auch Perspektiven auf: „Organisieren Sie sich, treten Sie den pflegerischen Berufsverbänden und/oder den Gewerkschaften bei und tun Sie etwas für sich und uns alle. Auch durch Ihre Mitgliedschaft in den Pflegekammern steuern Sie Ressourcen bei, die uns gemeinsam Flagge zeigen lassen. […] Sie sind nicht schuld an den schlechten Arbeitsbedingungen – aber akzeptable Rahmenbedingungen fallen nicht vom Himmel, sondern müssen manchmal erkämpft werden. Lassen Sie es uns gemeinsam angehen!“ (S. 177).

Während im vierten Teil „Was können wir tun?“ (S. 183-257) viele Möglichkeiten der Berufsstolz-Entwicklung aufgezeigt werden, wobei es konkret um Selbstverständnis, Sprache, ethische Grundlagen, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, Organisation, Projekte und Kampagnen sowie die eigene Gesunderhaltung geht, stellt der fünfte Teil „Was können Sie selbst tun?“ (S. 259-318) hilfreiche Tools vor, mit denen Pflegende Veränderungen bewirken können. Zur Sprache gelangen dabei insbesondere die Themen Selbstwertgefühl/Selbstbild analysieren; Selbstwertgefühl stärken; Aktives Mitglied werden; Sich „Up To Date“ halten; Einstellungen, Haltung und Werte; Körpersprache – Embodiment; Vorstellung, Namensschild und Visitenkarte; Emotionsarbeit; Selbstmarketing; sowie Sich distanzieren und schützen.

Um ihren Text anschaulicher, verständlicher und interessanter zu gestalten, haben die Autoren im Buch verschiedene Strukturelemente – 8 Arbeitsportraits (Berichte von Kolleginnen und Kollegen), 6 Steckbriefe (Aussagen von Pflegenden aus der Praxis) und 5 Statements von berufserfahrenen und namhaften „Prominenten“ aus der Pflege – eingefügt. Während es Arbeitsportraits und die dabei erforderlichen Kompetenzen zu den Themen „Schichtablauf in einer Hausgemeinschaft“ (S. 29-36), „Praxisanleitung“ (S. 93-95), „Neonatologie“ (S. 108-110), „Palliative Pflege“ (S. 110-114), „Endoskopie“ (S. 196-198), „Intensivstation“ (S. 228-230), „Beratung/​Krisenintervention“ (S. 264-268) und „Psychiatrische Pflege“ (S. 292-296) gibt, betreffen die Steckbriefe Kurzbeschreibungen der Tätigkeitsfelder „Notaufnahme“ (S. 107), „Onkologische Pflege“ (S. 107), „Ambulante Pflege“ (S. 115-116), „Heimbeatmung“ (S. 116), „Privatpflege“ (S. 117) und „Tagespflege“ (S. 216-217).

Die Statements stammen unterdessen von Prof. Dr. Sabine Hahn, Leiterin Abteilung Pflege sowie angewandte Forschung und Entwicklung Pflege, Co-Präsidentin der Akademischen Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege, und Sabin Zürcher, MScN, Leiterin Fachentwicklung Pflege, Lindenhofgruppe, Bern (S. 55-56), Markus Golla, MScN, Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, IMC Campus Krems, Studiengangsleiter und Verleger „Pflege Professionell“ Österreich (S. 59-60), Peter Bechtel, Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegedirektor Universitätsherzzentrum Freiburg-Bad Krozingen, Geschäftsführer Theresienklinik Bad Krozingen, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Pflegemanagement (S. 136-137), Prof. Dr. phil. Gabriele Meyer, Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle an der Saale (S. 178-179) und Universitäts-Prof. Mag. Dr. Hanna Mayer, Institutsvorständin, Institut für Pflegewissenschaft, Universität Wien – Fakultät für Sozialwissenschaften (S. 253-254).

Darüber hinaus haben German Quernheim und Angelika Zegelin 62 (einzeln durchnummerierte) Aufgaben in ihr Buch eingeflochten, zu deren Lösung sie ihre Leserschaft einladen möchten, damit sich diese ihrer beruflichen Angelegenheiten bewusster werden. Im Einzelnen geht es dabei um Denkaufgaben, Recherchen oder Befragungen – die Aufgaben bieten aber auch Möglichkeiten, sich innerhalb einer Gruppe (bei Lernenden die Mitschüler oder Kommilitonen und bei den ausgebildeten Pflegenden die eigenen Teammitglieder) damit auseinanderzusetzen.

Der „Anhang“ enthält eine „Handreichung für Lehrende, Anleitende und Führende der Pflegeberufe“ (S. 322-328) zusammen mit Strategien und Ideen, um das Buch im Unterricht einzubauen.

In ihrer „Schlussbemerkung“ bringen die Autoren nochmals ihren Wunsch und ihre Hoffnung zu Ausdruck, dass sich stolze Gefühle der Pflegenden ausdehnen und sowohl von der Berufsgruppe der Pflegenden, als auch von den Unternehmen, Verbänden, Kammern und Institutionen vielerlei Aktionen unternommen werden, die Thematik in den Köpfen der Pflegenden und in die Lehrpläne der Schulen und Hochschulen, auf die Tagesordnungspunkte der Teamsitzungen, auf Kongresse und Fortbildungsveranstaltungen zu bringen und dort fest zu verankern. Ihr Buch soll dabei „Mut machen, zu beginnen und aktiv zu werden.“ Mit dem Hinweis auf die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die mit ihren Aktionen als Einzelperson innerhalb eines Jahres eine weltweite Bewegung auslöste, halten sie hierzu wörtlich weiter fest: „Sie sind zwar nur eine/r von Millionen Pflegenden, aber wenn sie starten und wir uns zusammenschließen und dadurch die Pflege- und Arbeitsbedingungen deutlich verbessern, stärkt es unseren Berufsstolz“ (S. 311).

Diskussion

Jahr für Jahr werden Pflegende in Meinungsumfragen bei Vertrauen und ethischen Standards weltweit – auch in Deutschland – an die Spitze der Berufe gewählt. Zugleich fällt es aber vielen Pflegenden schwer, stolz auf den eigenen Beruf zu sein. Während die Gründe hierfür vielfältig sein mögen, fand eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema bisher nicht statt. Angesichts dieser Situation ist es sehr begrüßenswert, dass German Quernheim und Angelika Zegelin das Buch „Berufsstolz in der Pflege“ vorgelegt haben und darin aufzeigen, wie wichtig Berufsstolz für Pflegende in Ausbildung, Lehre und Praxis ist. Mit ihrer Schrift, die sich gleichermaßen an Auszubildende, Studierende und tätige Pflegepraktiker wendet, möchten sie professionell Pflegende stärken und ihnen Mut machen, gegen chronische Belastungen und ethische Dilemmata aktiv vorzugehen und unwürdige Situationen zu ändern. Daher klären die Autoren nicht nur, welche Mechanismen und Strategien helfen, um eine entsprechende Haltung zu entwickeln, sondern beschreiben auch die vielseitigen Facetten des Berufsstolzes mit Identität, Individualität, Leidenschaft, Motivation, Mut, Selbstwertgefühl, Sinnhaftigkeit, Wissen und Bildung. Zugleich vermitteln sie anschaulich Grundlagen der Lobbyarbeit im Pflegeberuf, ebenso wie Möglichkeiten für Pflegende, mit denen sie sich erfolgreich darstellen und Selbstbewusstsein nach außen vermitteln und verkörpern können. Dem gleichen Ziel dienen auch die in den Text eingestreuten Arbeitsportraits und Steckbriefe, die einen guten Überblick und Kurzbeschreibungen zu diversen Tätigkeitsfeldern mit den dabei erforderlichen Kompetenzen bieten.

Der zu Recht gewählte Untertitel „Das Mutmachbuch“ hätte auch „Das Mut- und Mitmachbuch“ heißen können, weil die Pflegenden im Verlauf der Darstellung immer wieder dazu aufgefordert werden, kleinere Aufgaben aus ihrem beruflichen Kontext zu bearbeiten beziehungsweise zu lösen. So sollen sie beispielsweise darüber nachdenken, was ihre Eltern/​Schulkameraden zu ihrer Berufswahl gesagt haben (Aufgabe 1) oder welche zeitgenössischen Personen aus der Pflegewelt mit wichtigen Beiträgen ihnen einfallen (Aufgabe 4).

Erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass German Quernheim und Angelika Zegelin bei ihren Überlegungen zum „Berufsstolz und Pflegestolz“ auch auf Symbole und Dienstkleidung der Pflege, Pflegende in Romanen, Filmen und Serien und nicht zuletzt – unter Hinweis auf das von Horst-Peter Wolff (nicht wie angegeben „Hans Peter Wolf“) und Hubert Kolling herausgegebene mehrbändige „Biographische Lexikon zur Pflegegeschichte“ (https://www.socialnet.de/rezensionen/​11459.php; https://www.socialnet.de/rezensionen/​14183.php; https://www.socialnet.de/rezensionen/​19819.php) – auf berühmte Pflegende hinweisen. Eine Auseinandersetzung mit den Protagonisten der eigenen Berufsgeschichte, davon ist der Rezensent fest überzeugt, leistet sicherlich einen wertvollen Beitrag zum Berufsstolz in der Pflege. Genau dies geschieht bisher jedoch – im Gegensatz etwa zur Medizin, wo es eine Vielzahl medizinhistorischer Lehrstühle und Institute gibt – nicht, indem die Pflegegeschichte sowohl in der Ausbildung als auch in den zahlreichen Pflegestudiengänge lediglich eine Randerscheinung ist und ein absolutes Schattendasein führt. Von daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass das besagte Lexikon seit Jahren auf einer außeruniversitären Initiative beruht und lediglich in Mikroauflage erscheint, weil die entsprechenden Ausbildungseinrichtungen bisher so gut wie kein Interesse daran haben.

Bleibt zu hoffen, dass sich möglichst viele Pflegepersonen mit den zahlreichen Anregungen, die das Buch „Berufsstolz in der Pflege“ bietet, intensiv auseinandersetzen, damit sie so – gestärkt und mutig – dazu beizutragen, dass die Pflege in der Öffentlichkeit endlich den Stellenwert bekommt, den sie verdient.

Fazit

„Berufsstolz in der Pflege“ ist ein interessantes und spannend zu lesendes Buch, dem man – nicht nur im Interesse der Pflegenden selbst, sondern letztlich aller pflegebedürftigen Menschen – eine weite Verbreitung wünscht.

Rezension von
Dr. phil. Hubert Kolling
Krankenpfleger, Diplom-Pädagoge und Diplom-Politologe
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ISSN 2190-9245