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Sabine Lück: Transgenerationale Therapie

Rezensiert von Prof. Dr. rer. pol. Jürgen Beushausen, Gina Beushausen, 21.10.2021

Cover Sabine Lück: Transgenerationale Therapie

Sabine Lück: Transgenerationale Therapie. 75 Therapiekarten. Mit 32-seitigem Booklet in hochwertiger Klappkassette. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2021. 75 Seiten.
EAN: 401-917210077-3

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Thema

Vorgestellt wird in dieser Rezension kein Fachbuch, sondern eine Sammlung von 75 Therapiekarten mit denen ressourcenorientiert ermöglicht wird, belastende alte Muster aufzuspüren und Loyalitätsverstrickungen loszulassen. Die kreativen Übungen und Impulse gliedern sich in vier Module: Ressourcenaufbau und Stabilisierung, Ahnenforschung und Biografiearbeit, Transgenerationale Muster erforschen und lösen und Selbstreflexion und Selbstfürsorge für Therapeut*innen.

Patient*innen sollen ihren »Familienschatz« finden sowie eigenes Potenzial entdecken und entwickeln. Zur Vorbeugung einer sekundären Traumatisierung erhalten Therapeut*innen zudem hilfreiche Übungen für die eigene Psychohygiene.

Autorin

Die Diplomsozialpäd., psychologische Psychotherapeutin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Sabine Lück absolvierte eine Weiterbildung in systemischer Therapie. Sie ist als Lehrende für systemische Therapie und Beratung und Systemische Therapeutin (DGSF), Supervisorin und Coach (DGsP) und in der Leitung des Instituts für Transgenerative Prozesse (ITP) Wendeburg tätig. Sie arbeitet zudem als Psychotherapeutin, Dozentin, Supervisorin und an Instituten für die Approbationsausbildung TP und die systemische Therapie.

Inhalt

Das 32-seitige Booklet beinhaltet eine Einführung und das therapeutische Arbeiten mit den Karten. Anschließend werden die 75 Karten im Überblick in den Modulen Ressourcenaufbau und Stabilisierung, Ahnenforschung und Biografiearbeit, Transgenerationale Muster erforschen und auflösen, Selbstreflexion und Selbstfürsorge für Therapeut*innen vorgestellt. Es finden sich Hinweise über die verwendete und weiterführende Literatur, ein Bildnachweis und Angaben über die Autorin.

In der Einführung führt sie in die Bedeutung transgenerationaler Traumata ein. Als »transgenerationales Trauma« bezeichnet sie die Übertragung und den Einfluss von schmerzvollen, nicht verarbeiteten Erfahrungen unserer Vorfahren. In den Ausführungen über das therapeutische Arbeiten mit den Karten benennt Sabine Lück Techniken, mit denen mit den Therapiekarten auf das Thema Transgenerationale Weitergabe aufmerksam gemacht werden kann, auch um stagnierende Therapieprozesse wieder zum Fließen zu bringen und tiefe, ganzheitliche Veränderungsarbeit in Gang zu setzen. Mit dem Kartenset könne sowohl im Einzelsetting als auch mit Paaren, Familien und Gruppen gearbeitet werden. Der Einsatz der Karten im Kontext transgenerationaler Themen sei nicht nur auf den Bereich der Psychotherapie begrenzt, sondern könne auch in der Selbsterfahrung, Beratung und biografischer Arbeit gut eingesetzt werden.

Beispielhaft werden im Folgenden einige Karten aus dem Kartenset vorgestellt:

Aus dem Modul 1: Ressourcenaufbau und Stabilisierung

Karte 1: Das Erbe unserer Ahn*innen.

„Zur Einführung in die transgenerationale Therapie können Sie Ihre Patient*innen mit dieser Karte auf das Thema einstimmen. Die Karte erklärt, was transgenerationale Weitergabe von Traumata ist und welche Auswirkungen diese auf die Entwicklung von Bindungsfähigkeit und Identität hat. Sie zeigt zudem Möglichkeiten für eine lösungsorientierte Bearbeitung transgenerationaler Belastungen auf. Die Fragen unterstützen einen ersten Blick auf die individuelle Ahnengeschichte.“

Karte 2: Ein idealer Garten für den Stammbaum

„Anhand einer Metapher, die den Stammbaum der Familie als realen Baum, welcher als mehrjährige Pflanze zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Bedingungen erlebte, beschreibt, können Sie mit dieser Karte die Auswirkungen und die Bedeutung transgenerationaler Weitergabe von Freud und Leid verdeutlichen. Des Weiteren beinhaltet die Karte eine erste Ressourcenübung, bei der eine passgenaue Versorgung des Stammbaums im idealen Garten visualisiert wird. Das Bild auf der Rückseite kann dabei zusätzlich unterstützen.“

Aus dem Modul 2: Ahnenforschung und Biografiearbeit

Karte 27: Gemeinsam Fotoalben anschauen

„Mit der Idee, gemeinsam alte Fotoalben anzuschauen, können Sie Ihre Patient*innen dazu anregen, sich zusammen mit anderen Familienmitgliedern über vergangene Zeiten, gemeinsame Erfahrungen und andere Familienmitglieder auszutauschen. Gleichzeitig erklärt die Karte, worauf es ankommt, wenn hierbei intensive Gefühle bei einem selbst und anderen auftauchen.“

Karte 33: Familienchronologie

„Mithilfe dieser Karte geben Sie Ihren Patient*innen eine Vorlage für den interessanten Vergleich von Lebensläufen mehrerer Generationen. Zunächst sollte die Patient*in diese Auflistung für sich und die Eltern machen und diese dann mit Ihrer Unterstützung auswerten.“

Modul 3: Transgenerationale Muster erforschen und auflösen

Karte 41: Jeder hat sein Päckchen zu tragen

„Auf dieser Karte wird die Redewendung »Jeder hat sein Päckchen zu tragen« wörtlich genommen und mittels einer Imaginationsarbeit exploriert. So soll ein Bezug zur teils körperlich empfundenen transgenerational übernommenen Last der Ahn*innen hergestellt und bewusst gemacht werden.“

Karte 55: Die mythologische Leitfigur

„Mit dieser Karte gelingt es, Ihren Patient*innen zu vermitteln, wie tief verwurzelt das Gefühl des Kindes für Gerechtigkeit und der Wunsch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sind. Die Herausarbeitung der mythologischen Leitfigur, die durch Vorbilder unterschiedlicher Art im Alter zwischen 4 und 8 Jahren entwickelt wird, hilft dabei, den Drang des inneren Kindes besser zu verstehen und somit der bis heute andauernden Selbstausbeutung entgegenzuwirken.“

Modul 4: Selbstreflexion und Selbstfürsorge für Therapeut*innen

Karte 72: Das Opfer-Täter-Retter-Dreieck auflösen

„Diese Karte ermöglicht es Ihnen, sich selbst zu reflektieren und die eigenen Anteile in Bezug auf Retter-Fantasien und Helfersyndrom zu beleuchten. Diese systemische Sicht hilft dabei, eine neue Sicht der Therapeut*innen-Patient*innen-Beziehung zu entwickeln, kann aber auch bei Patient*innen mit einem Helfersyndrom eingesetzt werden.“

Karte 73: Das omnipotente innere Kind beachten

„Mithilfe dieser Intervention können Sie Kontakt zu Ihrem inneren Kind mit seinem unbewussten Beschluss, die Welt zu retten, aufnehmen. In dem hier beschriebenen Stuhlgespräch kommen Sie Ihrer Mission auf die Spur und können Ihr inneres Kind davor schützen, sich im Rahmen der therapeutischen Arbeit zu sehr zu verausgaben.“

Diskussion

Die Autorin ermöglicht mit ihren Karten ein kreatives Bearbeiten bedeutsamer transgenerationaler Aspekte. Die Karten sind anregend und liebevoll gestaltet. Der vorgegebene rote Faden das Fokussieren auf wichtige Aspekte unterstützt ein zielführendes Arbeiten.

Nicht deutlich formuliert wird jedoch, was die Autorin mit dem Begriff der transgenerationalen Therapie meint. Hier bezieht sie sich zunächst auf die transgenerationale Weitergabe von Traumata, inhaltlich stellt sie jedoch im Wesentlichen Bezüge zur allgemeinen Weitergabe von psychischen Faktoren vor. (Die Bedeutung der Weitergabe sozialer Faktoren wird nicht thematisiert.) Die meisten der vorliegenden Übung sind aus verschiedenen Bereichen und Therapieformen bekannt, werden hier aber noch einmal beschrieben und mit jeweils einem schönen Foto versehen. Insoweit gibt die Autorin viele wertvolle Anregungen für die allgemeine Arbeit in der Beratung und Therapie. Das Kartenset lässt sich auch im Paarkontext, in Familiengesprächen und in Weiterbildungen nutzen.

Fazit

Der Einsatz dieses Kartensets kann Berater*innen und Therapeut*innen als ein nützliches Medium empfohlen werden.

Rezension von
Prof. Dr. rer. pol. Jürgen Beushausen
studierte Soziale Arbeit und Erziehungswissenschaft und absolvierte Ausbildungen als Familientherapeut und Traumatherapeut und arbeitet ab 2021 als Studiendekan im Masterstudiengang „Psychosoziale Beratung in Sozialer Arbeit“ an der DIPLOMA Hochschule
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Gina Beushausen
Diplomsozialpädagogin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Supervisorin, Beraterin der evangelischen Kirche für Menschen, die von sexueller Gewalt im kirchlichen Kontext betroffen sind.

Es gibt 72 Rezensionen von Jürgen Beushausen.
Es gibt 3 Rezensionen von Gina Beushausen.


Zitiervorschlag
Jürgen Beushausen, Gina Beushausen. Rezension vom 21.10.2021 zu: Sabine Lück: Transgenerationale Therapie. 75 Therapiekarten. Mit 32-seitigem Booklet in hochwertiger Klappkassette. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2021. EAN: 401-917210077-3

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über Beltz Verlag. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/28865.php, Datum des Zugriffs 06.11.2024.


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