Armin Schneider: Wie Kindertagespflege gelingt
Rezensiert von Louisa Moos, 23.11.2021

Armin Schneider: Wie Kindertagespflege gelingt. Qualität - Rahmenbedingungen - Unterstützung. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2021. 120 Seiten. ISBN 978-3-7799-6542-8. D: 24,95 EUR, A: 25,60 EUR.
Thema
Das Thema der Kindertagespflege als gleichwertige Betreuung zu Kindertageseinrichtungen gewinnt auch im Bereich Bildung, Betreuung und Erziehung zunehmend an Bedeutung.
Dabei betrachtet das vorliegende Buch „Wie Kindertagespflege gelingt. Qualität – Rahmenbedingungen – Unterstützung“ mit Hilfe einer multiperspektivischen Studie das Feld der rheinland- pfälzischen Kindertagespflegen, um diese in ihrer besonderen Qualität zu beschreiben. Zugleich macht das Buch auf die notwendigen und hilfreichen Rahmenbedingungen aufmerksam und arbeitet die vorhanden Unterstützungsbedarfe für eine kompetente Kindertagesbetreuung heraus.
Autor
Dr. Armin Schneider ist Professor für empirische Sozialforschung, Sozialmanagement und Wissenschaft der Sozialen Arbeit an der Hochschule Koblenz. Er ist Dekan des Fachbereiches Sozialwissenschaften und Direktor des Institutes für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB)
Entstehungshintergrund
Die Entstehung des vorliegenden Werkes ist auf eine multiperspektivische Studie zurückzuführen, welche sich unter dem Titel „Evaluation der Gelingensbedingungen von Kindertagespflege in Rheinland-Pfalz“ mit diesem Thema auseinandersetzt. Auf bundes- und landesweiter Ebene gilt das Feld der Kindertagespflege als stark heterogen und ist kaum im Fokus wissenschaftlicher Forschung. Finanziert wurde die zugrundeliegende Studie vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium.
Aufbau und Inhalt
Das Werk „Wie Kindertagespflege gelingt.“ umfasst insgesamt 119 Seiten und ist in 11 Kapitel untergliedert. Es schließt mit dem Literaturverzeichnis, Tabellenanhang und Anlagen. Darüber hinaus bietet das Werk noch Online-Material in Form von Fragebögen für die Kindertagespflegepersonen und für die Eltern und Sorgeberechtigten.
- Im 1. Kapitel geht es darum, die Kindertagespflege ins Licht zu rücken. Es dient als kurze Einleitung und arbeitet den aktuellen Stellenwert der Kindertagespflege heraus. Wer sich im Bereich Kindertagespflege noch auf unbekanntem Terrain bewegt, erfährt hier eine Kurzdarstellung über die vorliegende Thematik.
- Es folgt im 2. Kapitel ein theoretischer Teil über die Ausgangssituation. Hier wird anhand von durchgeführten Studien der letzten Jahre aus dem Bereich der Kindertagespflege ein Überblick über die noch dünne Forschungslandschaft aus diesem Bereich dargestellt. Ein Blick auf die fachpolitische Rahmensetzung auf Bundes- und Länderebene sorgt für das Verständnis über die Heterogenität in diesem Bildungsbereich.
- Im 3. Kapitel wird ein Überblick über die Studie gegeben. Hier wird das methodische Vorgehen, sowie der Ablauf der multiperspektivischen Studie vorgestellt. Die Studie besteht aus der Online-Befragung von Kindertagespflegepersonen und Eltern aus Rheinland-Pfalz. Zusätzlich wurden Experteninterviews durchgeführt. Die allgemeinen Daten aus der quantitativen Studie werden mit Hilfe von Diagrammen dargestellt und verglichen.
- Kapitel 4 legt erste Ergebnisse der Studie im Punkto Qualität dar. Diese wird aus den unterschiedlichen Perspektiven in verschiedenen Qualitätsbereichen betrachtet und direkt gegenübergestellt und verglichen. Dieses Kapitel endet mit einer zusammenfassenden Folgerung für die Qualität der Kindertagespflege.
- Im nachfolgenden 5. Kapitel werden die Studienergebnisse zum Rahmen der Kindertagespflege präsentiert. Der Autor legt den Fokus auf Rahmen, Geld und Anerkennung und veranschaulicht anhand der Studienergebnisse Veränderungs- und Regelungsnotwendigkeiten auf kommunaler sowie auf Landesebene.
- Im 6. Kapitel werden die Gelingens- und Erfolgsfaktoren für die Kindertagespflege anhand der Studie herausgearbeitet. Hierzu wurden in der Studie Faktoren identifiziert, die Effekte des Gelingens oder Nichtgelingens haben. Dabei steht die Gewinnung, Entwicklung und Haltung der Kindertagespflegepersonen, sowie die Kooperationspartner Jugendamt und Kindertageseinrichtungen im Fokus. Dieses Kapitel schließt mit den zusammenfassenden Erkenntnissen und Empfehlungen.
- Das 7. Kapitel widmet Armin Schneider den Wünschen für die zukünftige Kindertagespflege. Hier werden die Tagespflegepersonen in der Studie konkret zu ihren Wünschen und Vorstellungen befragt. Die Ergebnisse werden dargelegt und Möglichkeiten der Umsetzungen werden klar herausgestellt.
- Kapitel 8 zeigt Einblicke der Kindertagespflege in Rheinland-Pfalz unter Corona-Einschränkungen. Durch die direkten Gegenüberstellungen der Angaben der Kindertagespflegepersonen und der Eltern wird ein zusammenfassendes Bild von der Arbeit im Krisenmodus aufgezeigt.
- Das 9.Kapitel setzt sich mit den Aussagen zu den Hypothesen auseinander. Dabei werden 7 Hypothesen mit Hilfe der Ergebnisse der durchgeführten Studie fachlich dargelegt und argumentiert.
- Im 10. Kapitel liefert das Werk eine kompakte Zusammenfassung der Studie, welche durch sieben Fragen klar strukturiert ist.
- Das letzte Kapitel 11 zieht ein Fazit und gibt einen Ausblick.
Diskussion
Das vorliegende Buch macht deutlich, dass die Kindertagespflege ein wichtiger Bestandteil im Bereich der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung darstellt und deren qualitativer Ausbau von zahlreichen Faktoren abhängig ist. Dabei können die unterschiedlichen Regelungen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sowohl als Risiko, als auch als Chance für den Ausbau genutzt werden. Dieser Vielfalt versucht das Buch anhand der durchgeführten Studie mit Hilfe klar strukturierter Inhalte und stark argumentierten Empfehlungen einen Zuspruch sowie Anregungen zu geben.
Es kann kritisch angemerkt werden, dass die Studie zum Zeitpunkt der Coronakrise durchgeführt wurde. Viele Kindertagespersonen waren in dieser Zeit von Informationsfluten und sich täglich ändernden Anweisungen und Informationen überlastet. Der Krisenmodus in einigen Bereichen hat als Brennglas fungiert und folglich womöglich die subjektive Wahrnehmung von Problemen seitens der Eltern und Kindertagespflegepersonen beeinflusst. Die Studie hat diesen Faktor zwar berücksichtigt und der Autor hat die ‚Brennglas‘-Problematik klar erwähnt, jedoch gab es bei den Rückläufen der Fragebögen teils unvollständige Fragebögen oder Kindertagespflegepersonen aus einigen Regionen haben erst gar nicht teilgenommen. Ein größerer Rücklauf oder gar Ausweitung der Studie auf Bundesebene wäre im Sinne der Kindertagespflege.
Zusammenfassend bietet der Inhalt des Werkes zahlreiche wissenschaftliche gestützte Anregungen, um eine flächendeckende gelingende Kindertagespflege zu implementieren.
Fazit
Das Buch sei zur Lektüre empfohlen all den Lesern, die im Kontext der Kindertagespflege tätig sind. Dies reicht von der Kindertagespflegeperson selbst, über die Fachberatung bis hin zu MitarbeiterInnen der örtlichen Jugendhilfeträgern. Ebenfalls in fachpolitischen Kreisen kann und sollte dieses Werk Anklang finden. Durch den sehr klaren Aufbau des Werkes und die sehr gute Veranschaulichung der Forschungsergebnisse mit Hilfe von Diagrammen, gelingt es das Buch flüssig zu lesen und inhaltlich nachzuvollziehen.
Ich bin der Überzeugung, dass die Thematik des Buches eine große Bereicherung für das Forschungsgebiet Kindertagespflege darstellt und in Zukunft als valides Vorwissen für weitere Forschungen in diesem Bereich dienen wird.
Rezension von
Louisa Moos
B.A. Kindheitspädagogin, Selbständige im Bereich Kindertagespflege
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