Melanie Gräßer, Eike Hovermann: In Worten - Trauer
Rezensiert von Dr. Winfried Leisgang, 04.04.2022
Melanie Gräßer, Eike Hovermann: In Worten - Trauer. Kartenset mit 99 Aussagen für Psychotherapie und Beratung.
Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2021.
EAN:4019172100704
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Autoren
Frau Gräßer ist psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) für Kinder- und Jugendliche in eigener Praxis.
Herr Hovermann jun. ist geschäftsführender Gesellschafter der Akademie der Deutschen Wirtschaft.
Aufbau
Der Inhalt der Kassette umfasst ein Booklet mit 8 Seiten und 99 Wortkarten.
Inhalt
Das Booklet beinhaltet eine kurze allgemeine Einführung, wie mit den Karten gearbeitet werden kann. Die Karten bieten Wörter und damit Assoziationen an. „Es sind Aussagen und Kognitionen aus der alltäglichen Lebenswelt, Sprichwörter oder Allgemeinplätze, die jeweils in einem Kartenset ein Thema aufarbeiten“ (2).
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Karten zu nutzen, z.B. zieht die Klient*in eine oder mehrere Karten, der sie/er zustimmt oder auch ablehnt. Im Sinne der Psychoedukation können nur funktionale Kognitionen von Therapeut*innen gelegt werden. Oder man nutzt sie, um eine Collage oder Zeitreise zu legen. Auch als Hausaufgabe und Erinnerungshilfe können sie zum Einsatz kommen. Ziel ist es stets, damit über das Thema ins Gespräch und in die Reflexion zu kommen.
Zum Thema Trauer betonen die Autor*innen, dass die therapeutische Arbeit „nur dann gut gelingen kann, wenn Sie das Thema in seiner gesamten Bandbreite zusammen mit Ihrem Patienten bearbeiten“ (5).
Die Karten
Die 99 Assoziationskarten lassen sich nach verschiedenen Ebenen kategorisieren. Auf der einen Seite Karten, die sich mit dem Tod eines Angehörigen und den damit verbundenen Aufgaben und Verpflichtungen ergeben: „Abschied“, „Beerdigung“, „Beileidsbekundungen“, „Das Grab sollte…“, „Friedhof oder Friedwald?“.
Dann geht es um die Auseinandersetzung mit dem Tod: „Der Tod ist ein heiterer Geselle“, „Der Tod ist ein Teil des Lebens“, „Der Tod ist ein Tor zu einem anderen Leben“, „Der Tod kann eine Befreiung/Erlösung sein“.
Aber auch um die eigene Einstellung zum Tod: „Ich habe auch schon an den Tod gedacht“, „Den Tod verdrängen“, „Dem Tod ins Auge blicken“, „Angst vor dem Tod“.
Ein Teil der Karten erfasst die Gefühle, die mit dem Tod und dem Verlust verbunden sind: „Herzschmerz“, „Ich habe keinen Appetit mehr“, „Ich habe viele schöne Erinnerungen“, „Ich fühle mich niedergeschlagen, taub, starr, bedrückt, gefühllos …“, „Endlich ist er/sie tot!“, und schließlich gibt es noch Karten, die wie Schlagwörter klingen: „Beerdigung“, „Resilienz“ oder „Trauerarbeit“.
Diskussion
Es gibt in unserer Spaßgesellschaft die Tendenz, das Gefühl der Trauer nicht zuzulassen, es zu verdrängen oder nicht wahrnehmen zu wollen. Daher ist es wichtig, dass dazu auch Wortkarten im Angebot des Verlags zu finden sind. Die Karten bieten Assoziationen zu vielen Themen im Umgang mit Trauer. Wenn es gelingt, die mit dem Tod verbundenen Gefühle anzunehmen und ihnen Raum zu geben, kann das Kartenset die Verarbeitung von Trauer unterstützen.
Leider ist der Zugang zu diesem Gefühl fast ausschließlich über den Tod einer Person assoziiert und dargestellt. Dabei gibt es noch viele andere Anlässe, um zu trauern, z.B. die Trennung vom Partner oder der Partnerin, für die keine so passenden Karten im Angebot zu finden sind. Ebenfalls fehlt aus meiner Sicht die Möglichkeit, Trauer und Wut umfassender anzusprechen. Zwei Gefühle, die bei entsprechenden Anlässen doch häufig gemeinsam auftreten. Auch hier ist das Angebot der Karten eher eingeschränkt hilfreich. Dieses Manko begrenzt den Gebrauch der Karten.
Fazit
Die Karten sind beim Verarbeiten des Todes eines Menschen hilfreich, um sich mit dem Rahmen auseinander zu setzen und die damit verbundenen Gefühle wahrzunehmen und zu bearbeiten. Darüber hinaus bleiben sie für andere Traueranlässe Stückwerk.
Rezension von
Dr. Winfried Leisgang
Dipl. Soz.-Päd., Master of Social Work (M.S.W.)
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