Peter Schlötter: [...] Systemaufstellungen sind kein Zufallsprodukt
Rezensiert von Prof. Dr. Lilo Schmitz, 06.12.2005
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Peter Schlötter: Vertraute Sprache und ihre Entdeckung. Systemaufstellungen sind kein Zufallsprodukt - der empirische Nachweis. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2005. 215 Seiten. ISBN 978-3-89670-338-5. D: 24,95 EUR, A: 25,70 EUR, CH: 44,00 sFr.
Das Thema
In Aufstellungen - seien es Familien- oder Systemaufstellungen - wird mit der "repräsentierenden Wahrnehmung" von aufgestellten Personen gearbeitet: Unbeteiligte Dritte werden so im Raume positioniert, wie es die aufstellende Person passend findet und geben aus ihrer Position heraus erstaunlich zutreffende Statements zu den Personen und Situationen ab, die sie darstellen. Handelt es sich dabei um ein Zufallsprodukt oder gar um nur esoterisch zu begründende Wissensübertragungen des Feldes? Peter Schlötter geht dieser Frage in einer interessanten Versuchsreihe nach.
Der Autor
Peter Schlötter, ausgebildet als Diplom-Ingenieur, der lange die technische Abteilung eines mittelständischen Konzerns leitete, ist mittlerweile als Unternehmensberater und in eigener (Heilpraktiker-)Praxis für psychotherapeutische Begleitung in Karlsruhe tätig. Die vorliegende Arbeit beruht auf seiner Dissertation zum Thema " Empirische Studie zur Semantik in Systemischen Aufstellungen" im Bereich Wirtschaftswissenschaften an der Privaten Universität Witten/Herdecke.
Der Inhalt
Wenn die oft verblüffend zutreffenden Äußerungen von stellvertretenden Personen auf ihren Aufstellungspositionen kein Zufallsprodukt oder kein allenfalls esoterisch zu begründendes Wissen ist, muss es so etwas wie eine "allgemeingültige nichtverbale Sprache der Stellung von Personen zueinander im Raum" (15) geben, die sich allen Menschen in der gleichen Aufstellungsposition mitteilt. Unterschiedliche Personen müssten also im gleichen Setting auch zu ganz ähnlichen Aussagen kommen. Ausgehend von dieser Hypothese gestaltet Peter Schlötter das Design seiner Experimente: Er stellt reale und gut dokumentierte Aufstellungskonstellationen mit lebensgroßen Figuren nach, führt einzelne Probanden an bestimmte und unterschiedliche Positionen in dieser Aufstellung und veranlasst sie dann, ihre repräsentierende Wahrnehmung zu verbalisieren. Diese vergleicht er dann mit der repräsentierenden Wahrnehmung anderer Versuchspersonen in der gleichen Aufstellungskonstellation. Dabei ordnet Peter Schlötter seine Versuche unterschiedlich an. Die Probanden können sich zum Teil ganz frei äußern, zum Teil wählen sie unter charakteristischen Sätzen aus. In anderen Versuchsreihen stellt Peter Schlötter mit seinen lebensgroßen Figuren die Lösungsaufstellung der realen Aufstellung nach, lässt den Platz einer bestimmten Person frei und bittet die Versuchsperson, sich in dieser Rolle einen passenden Platz zu suchen.
Als Gruppe, die er in seinen Experimenten untersucht, hat Peter Schlötter - jeweils über die Firmenleitungen und Personalbüros - MitarbeiterInnen von Firmen gewonnen, die seinen Untersuchungen positiv gegenüber stehen: zum einen der Firma WEB.DE und zum anderen der Bertelsmann-Stiftung und der Robert Bosch AG. Finanziert wurde das Projekt über die Breuninger-Stiftung.
Seine Probanden stellt Schlötter mit ihren Sozialdaten vor. Da die meisten der Probanden an etlichen Versuchen teilgenommen haben, ergibt sich eine sehr hohe Zahl von einzelnen Aufstellungs-Experimenten. Auch wenn viele der in den Firmen gewonnenen 250 Probanden vielleicht allein durch ihre Firmen-zugehörigkeit zur Teilnahme motiviert waren, beeinträchtigt dies aus Schlötters Sicht nicht das Ergebnis der Forschungen, denn es gab keinerlei Empfehlungen, welche Art Äußerungen der Probanden bei den Testaufstellungen wünschenswert seien. Soweit scheint mir Schlötters Argumentation nachvollziehbar. Wenn allerdings Schlötter so weit geht, das wachsame Auge der organisierenden Personalabteilungen der Firmen als "kritische externe Qualitätskontrolle" (41) der Experimente zu betrachten, kann ich dem nicht mehr folgen.
Sein Vorgehen schildert Peter Schlötter plastisch und detailliert. Die einzelnen Versuchsanordnungen sind interessant und genau beschrieben und gut nachvollziehbar. Auch die Äußerungen der VersuchsteilnehmerInnen sind gut dokumentiert, so dass die gesamten Untersuchungen spannend zu lesen und gut nachvollziehbar sind.
Im Ergebnis ergeben sich hohe Übereinstimmungen in den Äußerungen der Probanden, so dass für Schlötter der Nachweis erbracht ist, "dass die Wahrnehmung der Position im Raum tatsächlich einer allgemein verständlichen Semantik folgt, vergleichbar einer Sprache." (Fritz Simon im Umschlagtext)
Zielgruppen und Fazit
Interessant für alle, die an einer wissenschaftlichen Begründung von Aufstellungen interessiert sind.
Rezension von
Prof. Dr. Lilo Schmitz
Hochschule Düsseldorf (Ruhestand) und ILBB - Institut für Beratung Brühl
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