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Birger Dulz, Mathias Lohmer u.a.: Borderline Persönlichkeitsstörung

Rezensiert von Prof. Dr. phil. Peter Olm, 01.08.2023

Cover Birger Dulz, Mathias Lohmer u.a.: Borderline Persönlichkeitsstörung ISBN 978-3-8017-2588-4

Birger Dulz, Mathias Lohmer, Otto F. Kernberg, Olga Wlodarczyk, Gerhard Dammann: Borderline-Persönlichkeitsstörung. Stationäre Übertragungsfokussierte Psychotherapie. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG (Göttingen) 2022. 130 Seiten. ISBN 978-3-8017-2588-4. D: 24,95 EUR, A: 25,70 EUR, CH: 35,02 sFr.
Reihe: Praxis der psychodynamischen Psychotherapie – analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie - Band.

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Thema

Das Buch geht ausführlich auf die stationäre Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung ein. Praxisnah werden wesentliche Aspekte (u.a. Diagnostik, Therapievereinbarung, Behandlungsphasen, Therapiefokus) erläutert und die Autoren beschreiben das Arbeiten im interdisziplinären Team. Relevante Komorbiditäten und spezifische Komplikationen (wie Suizidalität, Agieren) werden thematisiert.

Autor:innen

Das Werk erschien als Band 13 in der Reihe „Praxis der psychodynamischen Psychotherapie – analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und wird herausgegeben von Beutel, Manfred E.; Doering, Stephan; Leichsenring, Falk; Reich, Günter. Sämtliche Autorinnen und Autoren des Werkes sind seit vielen Jahren psychotherapeutisch tätig.

Aufbau

Ein sehr übersichtlich gegliedertes Werk. Nach der Beschreibung der Störung folgen theoretische Grundlagen sowie Indikationen für eine stationäre Behandlung, Ablauf und Phasen der stationären Behandlung werden ausführlich beschrieben. Auf Komorbiditäten, Komplikationen und Supervision wird eingegangen. Mit einem kurzen Beitrag über die Wirksamkeit der Methode endet das Buch.

Inhalt

Wie der Titel schon besagt, geht es in diesem Buch in erster Linie um die Methode der Übertragungsfokussierten Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, im stationären Setting. In den ersten beiden Kapiteln wird die Störung, der psychoanalytische Hintergrund sowie die Methode der TFP (Transference-Focussed Psychotherapie) erläutert.

In den dann drei folgenden Kapiteln wird eine stationäre Behandlung beschrieben. Beginnend mit der Frage der Indikation, gefolgt von einer detaillierten Beschreibung der Behandlungsphasen sowie der einzelnen Behandlungselemente.

1. Beschreibung der Störung

Hier werden die diagnostischen Kriterien vorgestellt. Dabei wird der DSM5 dem ICD10 gegenübergestellt. Epidemiologische Daten sowie Erläuterungen der Ätiologie runden das Kapitel ab.

2. Grundlagen

In diesem Kapitel wird zunächst die psychoanalytische Objektbeziehungstheorie kurz erläutert, um dann die übertragungsfokussierte Psychotherapie, mit den Interventionsebenen darzustellen.

3. Indikation und Voraussetzungen für eine stationäre TFP-Behandlung

Die Voraussetzungen einer stationären Behandlung werden auf knapp neun Seiten beschrieben und einer ambulanten Behandlung gegenüber abgegrenzt.

4. Ablauf und Phasen der stationären TFP-Behandlung

Im vierten und fünften Kapitel wird das Setting sowie der Ablauf einer stationären Behandlung, mit all den verschiedenen Behandlungselementen vorgestellt.

5. Bestandteile der stationären TPP-Behandlung

6. Komorbiditäten und Untergruppen

Das sechste Kapitel benennt Komorbiditäten und zeigt Auswirkungen auf die Behandlung auf. So wird u.a. auf die Themen Alkoholismus, PTBS sowie pathologische Regression eingegangen.

7. Komplikationen

Hier werden Komplikationen im stationären Setting beschrieben. Unter anderem wird auf das Thema Suizidalität eingegangen.

8. Supervision

Die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Supervision wird aufgezeigt. Hierbei wird sowohl auf die Wahl eines geeigneten Supervisors als auch auf die Rolle der Leitung im Supervisionsprozess eingegangen.

9. Wirksamkeit der Methode

Zahlreiche Wirksamkeitsstudien werden angeführt und kurz dargestellt. Dies sowohl für die stationäre Behandlung als auch für das ambulante Setting.

Diskussion

Das Werk ist in erster Linie für psychodynamisch arbeitende bzw. interessierte Leser. Auf knapp 126 Seiten wird in erster Linie die stationäre Behandlung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung mithilfe der TFP-Methode erläutert. Für ambulant tätige Psychotherapeuten, vor allem wenn sie nicht psychodynamisch arbeiten, scheint mir das Werk weniger interessant. Auch die Beschreibung des stationären Settings mag für in der Klinik tätige interessant, aber manche Klinikkonzepte sind da sinnvoller. Leider kommt ICD11 zu kurz. Es wird zwar erwähnt, aber hier hätte ich mir eine detailliertere Beschreibung der Neuerungen gewünscht. Auch sind die einzelnen Beschreibungen der Bestandteile einer stationären Behandlung sehr oberflächlich. So wird die Rolle der Sozialarbeit auf die „…personifizierte Verbindung zwischen dem stationären Leben des Patienten und dessen außerklinischem Leben.“ reduziert. Hier formuliert jemand, der anscheinend ein sehr eingeschränktes Verständnis von Sozialarbeit hat.

Fazit

Die Autoren legen mit diesem Werk eine Praxishilfe für den Klinikalltag vor. Für tiefenpsychologisch ausgerichtete Berufseinsteiger:innen bietet dieses Werk einen guten Einblick in die stationäre Behandlung. Manches (wie der ICD11) kommt leider zu kurz.

Rezension von
Prof. Dr. phil. Peter Olm
Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Evangelische Hochschule Nürnberg
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Es gibt 9 Rezensionen von Peter Olm.

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Zitiervorschlag
Peter Olm. Rezension vom 01.08.2023 zu: Birger Dulz, Mathias Lohmer, Otto F. Kernberg, Olga Wlodarczyk, Gerhard Dammann: Borderline-Persönlichkeitsstörung. Stationäre Übertragungsfokussierte Psychotherapie. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG (Göttingen) 2022. ISBN 978-3-8017-2588-4. Reihe: Praxis der psychodynamischen Psychotherapie – analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie - Band. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29138.php, Datum des Zugriffs 03.12.2023.


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