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Ricarda Wullenkord, Barbara (Illustrator) Baumann: Mein Bruder lebt jetzt im Himmel

Rezensiert von Wolfgang Schneider, 30.04.2024

Cover Ricarda Wullenkord, Barbara (Illustrator) Baumann: Mein Bruder lebt jetzt im Himmel ISBN 978-3-99082-097-1

Ricarda Wullenkord, Barbara (Illustrator) Baumann: Mein Bruder lebt jetzt im Himmel - Eine liebevolle Bildergeschichte mit Ritualen für trauernde Familien. edition Riedenburg e.U. (Salzburg) 2022. 60 Seiten. ISBN 978-3-99082-097-1. D: 14,90 EUR, A: 15,40 EUR, CH: 27,50 sFr.
Reihe: Rituale für Familien - 4.

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Thema

In diesem Bilder-Text-Buch geht es um Mika – oder eigentlich eher um seine Familie, die zurückgeblieben ist. Denn Mika ist tot. Dieses Buch begleitet trauernde Familien behutsam auf dem Weg in ein bewusstes Leben nach dem Verlust. Deutliche, kindgerechte Bilder zeigen eine schwere Krankheit mit Todesfolge als Basis für die große Trauer der Eltern, Geschwister und des Umfeldes. Auf Verzweiflung folgt Hoffnung und es wird klar, dass die Liebe zu einer verstorbenen Person weit über den Tod hinaus besteht und ein unsichtbares Band existiert, das nichts und niemand durchtrennen kann. Positive Alltags-Rituale im Anschluss an die Bildergeschichte helfen verwaisten Eltern, Geschwistern und Angehörigen bei der sensiblen Integration des Unfassbaren.

AutorIn oder HerausgeberIn

Dr. Ricarda Wullenkord ist Psychologin, arbeitet in der Forschung und ist Mutter dreier Kinder – zwei an der Hand und eines fest im Herzen. Ihr Sohn Mika erkrankte mit wenigen Monaten an Krebs und erlag der Krankheit kurz darauf. Ihre gesammelten Erfahrungen hat sie unter anderem in diesem Buch verarbeitet, um Familien in ähnlichen Situationen eine Hilfe zu sein und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Mag. (FH) Barbara Baumann ist eine ausgezeichnete Illustratorin und Zeichentutorin aus Österreich. Etliche ihrer Arbeiten wurden bereits in Büchern und Magazinen veröffentlicht und unterstrichen diverse Unternehmens­auftritte. In ihren internationalen Zeichen­kursen unterstützt sie Menschen dabei, sich mit ihrer eigenen Kreativität zu verbinden und die Begeisterung am Zeichnen zu spüren

Aufbau und Inhalt

Im ersten Teil des Buches steht Mika im Fokus – oder viel mehr das, was er für seine kleine Schwester Marlene, die er nie kennengelernt hat, bedeutet und wie sie ihn in ihrem Herzen hat. Mika war nämlich nur viel zu kurz auf der Erde. Dann starb er an einer ganz gemeinen Krankheit, die „Krebs“ heißt. Seine kleine Schwester Marlene konnte Mika deshalb nicht in echt treffen. Doch das ist gar nicht so schlimm, denn Mika bleibt Marlenes Bruder, nur eben im Himmel. Als Mika gestorben ist, flog seine Seele nämlich einfach direkt in den Himmel! Dort lebt Mika jetzt als Schmetterling und passt gut auf seine Familie auf.

Es folgt ein zweiter Abschnitt, der Rituale für die ganze Familie zeigt, wie auch ein verstorbenes Geschwisterkind Teil der Familie bleiben kann und nicht vergessen wird. Dazu wird auf einer Doppelseite zunächst ein kurzer Input gegeben, der das jeweilige Ritual erklärt. Auf der daneben liegenden Seite können die Leser:innen dann eigene Ideen dazu aufmalen oder aufschreiben. Ganz zum Schluss findet sich eine Doppelseite, auf der persönliche Erinnerungen an das verstorbene Kind gesammelt werden können.

Diskussion

Vorstellen kann es sich nur, wer es erlebt hat. Darüber nachdenken oder sprechen ist ohnehin auch für nicht betroffene Menschen immer noch ein großes Tabu. Der (frühe) Verlust eines Kindes, eines Bruders oder einer Schwester. Es ist wohl der tiefste Einschnitt, den man sich in ein Familienleben vorstellen kann. Ein Einschnitt, der Familien und ihre Mitglieder für immer verändert. Die Wege, mit so einem Verlust umzugehen, sind individuell. Menschen trauern grundverschieden. Deshalb ist dieses Buch auch kein Universalrezept zur Bewältigung eines schier unglaublichen Verlusts, sondern vielmehr ein Denkanstoß, wie ein Weiterleben möglich sein könnte. Die Bildergeschichte erklärt in einfachen Texten und prägnanten Bildern, wie es Mikas Familie gelungen ist, mit seinem Tod umzugehen. Dabei ist der Großteil der Geschichte eher dem Danach gewidmet. Das ist niemals kitschig, das macht zu keinem Zeitpunkt falsche Hoffnungen, dass alles wieder gut wird. Aber es zeigt einen Weg auf, wie Trauer um einen nicht in Worte zu fassenden Verlust Teil des Lebens werden kann, ohne ewig nur zurückzublicken. Wie das gelingen kann, zeigen die Rituale, die einen Anstoß bieten sollen. Sie sind so verschieden wie Trauer nun einmal ist. Die Stärke des kleinen aber umso wichtigeren Büchleins liegt aber auch an dieser Stelle daran, dass es nahezu nichts vorgibt, sondern im wahrsten Sinne des Wortes Raum lässt für den individuellen Weg, den jede:r Trauernde geht. Und das macht diesen Titel am Ende fast eher zu einem ganz persönlichen Erinnerungsbuch – das irgendwann einmal vielleicht sogar für ein Lächeln sorgen kann. Und das ist eine großartige Leistung!

Fazit

Dieses Büchlein verströmt eine gewisse Leichtigkeit – trotz des schweren Themas. Es ist nicht nur – wie im Untertitel versprochen – eine liebevolle Bildergeschichte, sondern im besten Fall aufgrund der Möglichkeiten, es selbst zu gestalten ein Begleiter voller liebevoller Erinenrungen für eine trauernde Familie.

Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
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Es gibt 145 Rezensionen von Wolfgang Schneider.

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ISSN 2190-9245