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Andreas Patrzek, Stefan Scholer: Die Kraft des Fragens

Rezensiert von Isabell Mayer, 12.05.2023

Cover Andreas Patrzek, Stefan Scholer: Die Kraft des Fragens ISBN 978-3-407-36812-6

Andreas Patrzek, Stefan Scholer: Die Kraft des Fragens. Schlüsselkompetenz für Teams, Coaching und Führung. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2022. 162 Seiten. ISBN 978-3-407-36812-6. D: 24,95 EUR, A: 25,60 EUR.

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Thema

Das vorliegende Buch befasst sich mit den verschiedenen Fragearten und legt dar, warum die Autoren Fragen als Schlüsselkompetenz für Coaching und Führung aber auch für gelungene Teamarbeit erachten.

Autoren

Andreas Patrzek ist Diplom Psychologe und Diplom-Betriebswirt und seit 30 Jahren als Trainer, Autor und Dozent (u.a. an der TU-München) tätig. Sein Schwerpunktthema ist die Fragekompetenz und die Gesprächsführung. Er ist Gründer und Leiter des Instituts Question und berät in dieser Funktion Organisationen und Firmen zu den oben genannten Themen. Andreas Patrzek gilt als Spezialist und führender Experte auf dem Gebiet der Fragetechniken.

Stefan Scholer hat mit Andreas Patrzek bereits ein Buch mit dem Titel Systematische Fragen in der kollegialen Fallberatung“ veröffentlicht, sowie als alleiniger Autor u.a. das Buch „Führen im öffentlichen Dienst“. Er ist Diplom-Sozialwissenschaftler, mit 25-jähriger beruflicher Tätigkeit in Führungs- und Managementfunktionen sowie systemischer Management Coach und zertifizierter professioneller Coach und leitet ein Service-Center für das Top-Management.

Entstehungshintergrund

Wer fragt weiß wenig. Diese Denkweise ist immer noch in durchgängig allen Führungsebenen verbreitet. Die beiden Autoren sind aber der Meinung, dass gerade Fragen unsere Gesellschaft weiterbringen, Mitarbeiter motivieren, sie wertschätzen. In unserer schnelllebigen Zeit kann niemand mehr alle wichtigen Informationen und Quellen erfassen. Wir sind darauf angewiesen – durch Fragen – wichtige Informationen zu generieren. Deshalb möchten die Autoren mit ihrem Buch animieren, verschiedene Fragetechniken in die eigene Gesprächsführung zu integrieren um dadurch mehr Wissen zu erlangen und in einen wahren Austausch zu gehen.

Zielgruppe

Die beiden Autoren möchten mit ihrem Buch „Führungskräfte und Menschen in Schlüsselpositionen dazu ermuntern zu fragen und weißen schon zu Beginn des Buches darauf hin, dass Fragen die Würze eines Gespräches sind. Ohne Fragen kein Tiefgang, keine Generierung von Wissen, keine echte Kommunikation. Sie vertreten die These, dass Fragekompetenz die Kernkompetenz der Zukunft im Managementbereich und im generellen Zusammenleben sein wird. Deshalb schlagen sie auch immer die Brücke und geben Input und Beispiele für private Gespräche. Somit ist dieses Buch nicht nur für Führungskräfte und Coaches interessant, sondern für alle Menschen, die an Kommunikation interessiert sind.

Aufbau

Das vorliegende Buch unterteilt sich in eine Einleitung, einen Schluss und 29 kurze Einzelkapitel, in denen jeweils eine Fragetechnik behandelt wird. Jedes dieser Kapitel beginnt mit einem realen Beispiel aus der Praxis, leitet dann über in den theoretischen Teil und schließt mit einem „Frage üben“ Kasten, in dem ganz konkrete Aufgaben in Form von Bullet Points für die Leserschaft formuliert sind.

Zusätzlich verfügt das Buch über 13 Bildseiten, die jeweils mit einem Zitat über Fragen gestaltet sind und deren Ziel es sein soll die Leserschaft auf einer anderen Ebene für Fragen zu begeistern, zu polarisieren oder auch zu irritieren – genau wie gesprochene Fragen es vermögen.

Inhalt

Nachdem die Einleitung sich mit der Bedeutung und dem Gewicht von Fragen und gut formulierten Fragen auseinandergesetzt hat, steigen die Autoren mit folgendem Kapitel ein: „Eine Frage verändert die Welt“. In diesem Kapitel, das mit dem Beispiel der Pressekonferenz zum neuen Reisegesetz der damaligen DDR beginnt, wird sofort die Macht und die Auswirkung einer guten Frage dargestellt. Die damalige Frage „wann das neue Reisegesetzt in Kraft trete“ startete den Mauerfall. Ein geschichtliches Großereignis, dass vielen Lesern noch bekannt sein wird. An diesem Beispiel verdeutlichen die Autoren wie wichtig es ist die richtigen Fragen zu stellen. Sie zeigen auch was Fragen bewirken können und stellen klar, dass fragen durchaus Mut benötigt. Es werden darüber hinaus die essenziellen Vorteile aufgeführt, die ein Fragender hat und erklären welche Vorteile es hat zu fragen und nicht nur der Antwortende zu sein. „Gute Fragen geben die Richtung vor, in die sich ein Gespräch entwickelt“(S. 19). Nach diesem ersten Kapitel widmen sich die Autoren in jedem folgenden Kapitel einer anderen Frageform. Es werden Fragemöglichkeiten wie die Wunderfrage, die Affentreppe, Skalierungsfragen und andere Methoden kurz und prägnant beschrieben und Lösungshinweise gegeben. Die Autoren erörtern warum offene Fragen ein enormes Potenzial bieten Gespräche zu lenken und tatsächlich etwas über das Gegenüber zu erfahren.

Die Kapitel „Personalauswahl: Kritische Ereignisse“ und „Mit Fragen Motivation auslösen“ bieten den Leser:innen vielfältige Handlungsstrategien und einen Fragenkatalog an, der von der Leserschaft sofort für zukünftige Mitarbeitergespräche und Einstellungsgespräche genutzt werden kann. Auch wird darauf hingewiesen, das gute Fragen in einem Mitarbeitergespräch die Motivation fördern können und eine gute Frage durchaus ein Ausdruck von Wertschätzung sein kann. Das Mitarbeitergespräch bekommt so einen neuen Fokus und die Kraft von guten Fragen wird auch hier eindrücklich geschildert.

Einzelne Kapitel des Buches widmen sich auch Fragetechniken und Gesprächsformen die es zu vermeiden gilt. Der Leserschaft wird im Kapitel „Inquisition vermeiden“ verdeutlicht, warum man sich bestimmte Arten von Fragen abgewöhnen sollte und welche guten Alternativen es stattdessen gibt. Ebenso wird im Kapitel „Warum Fragen“ und „Suggestivfragen“ behandelt warum sie zu vermeiden sind und eine Konversation eher ins Stocken bringen als diese zu fördern.

Das Kapitel 27 stellt der Leserschaft die Frage: „Welcher Frage-Typ sind sie?“. Hier wird verstärkt auf die Eigenreflexion eingegangen und zum Analysieren des eigenen Fragestils aufgefordert. Im „Fragen üben“ Kasten am Ende werden hierzu nochmals vertiefende und hilfreiche Fragen aufgeführt, die deutlich machen, wie wichtig es ist, den eigenen Kommunikationsstil zu kennen um ihn gezielt zu ändern oder einzusetzen. Diese mit Bullet Points markierten Fragelisten am Ende jedes Kapitels regen zur Eigenreflexion an, geben Tipps zum üben und zum Einsatz der jeweiligen Fragetechnik.

In Kapitel 29 widmen sich die Autoren einer relativ neuen Thematik: „Online-Meetings – Fragen im virtuellen Kontext“. Hier bekommt die Leserschaft wichtige Hinweise auf die Schwierigkeiten, die der virtuelle Kontext bietet. Im „Fragen üben“ Kasten werden hilfreiche Handreichungen gegeben, um auch im virtuellen Kontext gute Fragen stellen zu können und die Kommunikation in einem Online-Meeting zu verbessern.

Im Letzten Kapitel „Schluss: Lernen von Sokrates“ wird darauf hingewiesen, wie wenig Platz für offene Fragen in der immer mehr dominierenden „Social Media Welt“ bleibt. Die Leserschaft wird dazu aufgerufen in diesem Kontext offene Fragen zu stellen und zu beobachten, was passiert. Die Autoren rufen dazu auf den Drang zu entwickeln neue, „wirkliche“ Erkenntnisse zu gewinnen und weißen gleichzeitig darauf hin, dass es nur Sinn macht die beschriebenen Fragen zu nutzen, wenn man dieses Interesse an wirklichen Erkenntnissen über das Gegenüber auch hat.

Als letzten Hinweis geben die Autoren der Leserschaft noch folgenden Satz, den es zu bedenken gilt, mit auf den Weg: „Gute Fragen zu stellen – und die Voraussetzung dafür, bitte auch dies nicht vergessen, ist gut zuhören zu können-, ist nicht von heute auf morgen, nicht durch Knopfdruck erreichbar.“ (S. 161)

Diskussion

Der Aufbau des Buches ist übersichtlich gestaltet und ermöglicht es schnell nachzuschlagen, nachzulesen oder während des Lesens zurückzuspringen. Dies ist vor allem deshalb sehr sinnvoll, da es sich bei diesem Buch nicht nur um ein reines Wissenswerk, sondern um ein praktisches Arbeitsbuch handelt. Die Aufgabenkästchen am Ende eines jeden Kapitels fordern dazu auf sich intensiv mit der vorher behandelten Fragetechnik auseinander zu setzen. Sich ggf. selbst Aufgaben zu stellen wo im Alltag man das Gelesene wie anbringen möchte. Die Autoren fordern dazu auf Fragen zu leben, denn nur gefragte Fragen sind gute Fragen.

Die Beispiele, die bis Kapitel 25 die Kapitel einleiten, sind sehr anschaulich und praxisnah gewählt und versetzen die Leser, sofern sie schon über Berufserfahrung verfügen, sofort in ihren Alltag. Man könnte also sagen, die Leserschaft wird direkt an ihrem Arbeitsplatz abgeholt. Handlungsweisen und Möglichkeiten werden erklärt und dann im Anschluss, wie oben erwähnt, zur Eigenreflexion und zur praktischen Anwendung aufgefordert.

Die Kapitel sind auf das Wesentliche reduziert und in ihrer Kürze sehr ansprechend geschrieben. Die Autoren haben es geschafft den Umfang des Buches, trotz der 29 Kapitel, auf 162 Seiten zu beschränken. Allerdings ist zu erwähnen, dass sich der von Kapitel 26 bis 28 befindende, Themenkomplex, der sich hauptsächlich mit der Persönlichkeit der Leserschaft und ihrer Art zu Fragen beschäftigt, eingeschoben wirkt, da in Kapitel 29 wieder auf Fragetechniken in Online-Meetings eingegangen wird.

Da dieses Buch einleitend auf die Zukunftsträchtigkeit von Fragekompetenz hinweist, wäre eine andere Platzierung und gegebenenfalls eine Erweiterung des Themas Fragen in Online-Meetings wünschenswert, da sie in der heutigen Zeit einen Großteil der „Sitzungskultur“ einnehmen.

Fazit

Ein Buch, das Führungskräfte und Menschen in Schlüsselfunktionen in ihrem praktischen Alltag abholt und sie mit kurzen und gut gewählten Beispielen und fundiertem Fachwissen dazu befähigt, die eigene Fragekompetenz zu erweitern und zu vertiefen.

Rezension von
Isabell Mayer
Studenin an der FH Koblenz, Fachrichtung Kindheits- und Sozialwissenschaften Schwerpunkt Management und Beratung
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Es gibt 1 Rezension von Isabell Mayer.

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ISSN 2190-9245