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Marcel Thiel: Wieder mächtig werden

Rezensiert von Prof. Dr. Christa Paulini, 03.05.2024

Cover Marcel Thiel: Wieder mächtig werden ISBN 978-3-593-51562-5

Marcel Thiel: Wieder mächtig werden. Gewerkschaftliche Erneuerung durch bedingungsgebundene Tarifarbeit? Campus Verlag (Frankfurt) 2022. 552 Seiten. ISBN 978-3-593-51562-5. D: 59,00 EUR, A: 60,70 EUR.
Reihe: International labour studies - Band 32.

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Thema

Das Buch beschäftigt sich mit Gewerkschaften und deren soziale Repräsentationskrise. Diese Krise zeigt sich u.a. dadurch, dass die Gewerkschaften alleine in den Jahren zwischen 2001 und 2017 einem Mitgliederverlust von 1,8 Millionen zu verzeichnen hatten. Der Autor beschäftigt sich mit dem Ansatz der bedingungsgebundenen Tarifarbeit als eine Möglichkeit und die Chancen, die sich daraus für die Gewerkschaften entwickeln könnten.

Autor und Entstehungshintergrund

Marcel Thiel, Dipl.-Psych., Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMU Institut Berlin. „Die IMU-Institut Berlin GmbH ist eine interdisziplinäre, arbeitsorientierte Forschungs- und Beratungseinrichtung“. Er berät Betriebsräte und Gewerkschaften aus arbeitsorientierter Perspektive. Er ist seit Jahren im Bereich der Schulung und Beratung von Betriebsräten tätig. Er ist Diplom-Psychologe und promovierter Arbeitssoziologe. Seit 2024 ist er zertifizierter Ersthelfer für psychische Gesundheit (MHFA). Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen im Bereich der Industriellen Beziehungen und der Erforschung gewerkschaftlicher Erneuerungsansätze. Seine Veröffentlichungen thematisieren unterschiedliche Aspekte gewerkschaftlichen und/oder beruflicher Perspektiven und reichen von der inhaltsanalytischen Analyse von Klassikern in der Pflegeausbildung bis zur Fahrzeugindustrie Berlin-Brandenburgs im Sog der Mobilitätswende und der Digitalisierung als qualitative Kurzstudie. Er hat 2021 seine Promotion im Fach Soziologie bei Prof. Dr. Klaus Dörre und Prof. Dr. Ulrich Brinkmann abgeschlossen. Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um die leicht überarbeitete Fassung einer Dissertation, die 2021 an der Friedrich-Schiller-Universität in Juni angenommen wurde.

Aufbau und Inhalt

Das Buch umfasst 503 Seiten Text, im Anhang finden sich neben Abkürzungs-, Tabellen und Abbildungsverzeichnis, das Literaturverzeichnis von 34 Seiten sowie noch vier Seiten Tabellenanhang.

Der Autor beschäftigt sich mit der Mitgliederkrise der Gewerkschaften und wie gewerkschaftliche Erneuerung durch bedingungsgebundene Tarifarbeit möglich ist. Er schreibt: „Die Mitgliederkrise der Gewerkschaften weist darauf hin, dass die Identifikation mit Gewerkschaften bei vielen Lohnabhängigen brüchig geworden ist oder ihre Selbstverständlichkeit verloren hat“ (S. 17). „Die Krise der deutschen Gewerkschaften hat zwei arbeitssoziologische Diskurse hervorgebracht – die eher einzelfallorientierte gewerkschaftliche Revitalisierungsforschung einerseits und die eher makrosoziologisch angelegte Debatte um den Wandel des deutschen Modells der Arbeitsbeziehungen andererseits.“ (S. 20). Die Revitalisierungsperspektive ist Ankerpunkt für die vorliegende Untersuchung.

Für die weitere Analyse entscheidet sich Marcel Thiel zwei Modelle für die Untersuchung genauer zu betrachten. Dabei handelt es sich um die Bedingungsgebundene Tarifarbeit nach dem Konzept von Oliver Dilcher (Ver.di) und dem Modell der Bedingungsgebundenen Tarifarbeit in der NGG. Der Autor begründet diese Auswahl u.a. damit, dass beide Varianten genügend formalisiert sind und in den jeweiligen Organisationen prominent diskutiert werden. Im Kapitel zwei arbeitet der Autor im Kern die Konzeptionen bedingungsgebundener Tarifarbeit in Ver.di und NGG genauer heraus. Beide Modelle zielen auf der konzeptionellen Ebene darauf ab die „Identitäts- bzw. Mitgliederkrise der Gewerkschaften.“ (S. 64) zu lösen.

Im Kapitel drei wird näher auf die Revitalisierungsforschung eingegangen d.h. ob und wie es den Gewerkschaften gelingen kann, sich zu erneuern. Die Forschung in Deutschland bearbeitet überwiegend die Ursachen der Krise, während es im angelsächsischen Bereich mehr um die Frage geht, „ob und wie es den Gewerkschaften gelingen kann, sich zu erneuern“. Dazu stellt der Autor zentrale Befunde der umfangreichen internationalen Forschung zu Organizing vor (S. 69). Neben dieser Diskussion gibt es ebenso die Mitgliedernahe Tarifarbeit und die Bedingungsgebundene Tarifarbeit, die innerhalb und außerhalb von Ver.di erhebliche Bekanntheit erlangt hat.

Im Kapitel vier wird genauer herausgearbeitet, welche Chancen und Gefahren bestehen, wenn im tradierten Modell deutscher Arbeitsbeziehungen mit innovativen, beteiligungsorientierten Organisationsstrategien experimentiert wird.

Im Kapitel fünf wird die beschriebene Forschungsperspektive zu einer analytischen Forschungsheuristik weiterentwickelt. „Nimmt man die Mobilization Theory als Fundament und erweitert diese um Grundgedanken des Machtressourcen-Ansatzes und aus dem Feld der Soziologie der Repräsentation, dann entsteht ein theoretisch elaborierter Rahmen, um Fallstudien bedingungsgebundener Tarifarbeit zu analysieren.“ (S. 128).

Im Kapitel sechs wird die Argumentation zu den analytischen Grundlagen zusammengefasst und dargelegt welche konkreten Fragestellungen und Thesen diese Untersuchung leiten. Für die Untersuchung wird formuliert: Warum ist die bedingungsgebundene Tarifarbeit ein wirkungsvoller Organisationsansatz? Wie sind die unterschiedlichen Verläufe (positive oder negative Entwicklung zu erklären? Wo behindern sich die innovativen partizipativen Erneuerungsstrategie bedingungsgebundener Tarifarbeit und der traditionelle interessenpolitische Pfad der deutschen Arbeitsbeziehungen in ihrer Wirkung? (S. 134)

Im Kapitel sieben wird das Untersuchungsdesign, die Auswahlstrategie sowie die Fallbetriebe näher beschrieben. Grundlage dabei sind vertiefende Betriebsfallstudien zur Umsetzung der bedingungsgebundenen Tarifarbeit. Sieben Intensiv und drei Kurzfallstudien sind dabei die Grundlage. Durchgeführt wurden Leitfadeninterviews (Experten- und Problemzentrierte Interviews) und weitere Datenquellen (Dokumentenanalyse) wurden eingearbeitet. Außerdem ergänzte ein standardisierter Online-Fragebogen, der sich an alle Beschäftigten richtete, die Untersuchung.

Die Organisationserfolge und -rückschläge wurden vornehmlich auf der Basis von 70 Interviews rekonstruiert. „Die vorliegende Studie zielt demnach in erster Linie auf die Rekonstruktion sozialer Prozesse. Das Handeln der befragten Akteure, deren Begründungen und Deutungen werden rekonstruiert, um darüber die gewerkschaftlichen Handlungsvoraussetzungen und die eingeschlagene Organisationsstrategie nachzuvollziehen und theoretisch wie empirisch fundierte Erklärungen für die Effekte dieser Strategie zu gewinnen.“ (S. 138) Bei der Auswahl der Betriebsfälle wurde darauf geachtet durch den Vergleich von Fällen, die in wichtigen Merkmalen variieren, Kausalmechanismen identifizieren zu können. In der Auswahl werden verschiedene Varianten betrieblicher Organisationsmacht (mehrheitlich-stabil, Fragmentarisch – fragil, Marginal-implodierend) unterschieden.

Im Kapitel acht wird der Kontext der Betriebsfallstudien (Akut- und Rehakliniken, Nahrungsmittelindustrie) d.h. die Veränderungen durch Privatisierungen, geänderten Abrechnungsmodi etc. genauer dargestellt.

Im Kapitel neun werden vom Autor drei Typen unterschieden wie bedingungsgebundener Tarifarbeit umgesetzt wird: als kollektiver Prozess, verstärkte Stellvertretung und Tauschgeschäft. „Jeder Typus markiert eine eigene soziale Logik gewerkschaftlicher Organisierung. Sie ist durch je spezifische Ausprägungen des wahrgenommenen Framings der Mindestorangisationsgrad-Bedingungen und dem Beteiligungsmodell charakterisiert“. Die Fallstudien sind den jeweiligen Punkten zugeordnet. Betriebliche Organisationsmacht (S. 294) entsteht folgendermaßen: Erstens wird die Kollektivmacht ins Zentrum der Belegschaftsansprache gestellt. Als zweitens erfolgt die Fakten- und vergleichsbasierte Mobilisierung. Dies bedeutet, dass die Beschäftigten durch Überzeugungsarbeit mittels Fakten und Vergleichen zu gewerkschaftlichen Verhalten bewegt werden. Als drittes erfolgt die faktische Einbindung eines Großteils der Mitglieder durch direkte Partizipation. Dies beinhaltet „Umfragen, freie Wahl und Bestätigungen der Tarifkommissionsmitglieder, Versammlungen, Mitgliedervoten, umfassende Flugblätter, kollektive Aktionen und direkte Gespräche zwischen gewerkschaftlichen Repräsentanten und Beschäftigten bzw. Mitgliedern.“ (S. 298). Bedingungsgebundene Tarifarbeit als kollektiver Prozess begünstigt den Aufbau betrieblicher Organisationsmacht besonders, da diese durch abgestufte intensive Beteiligungsprozesse die Teilung zwischen gewerkschaftlichen Repräsentanten und gewerkschaftlich Repräsentierten aufheben kann.

Das zehnte Kapitel bearbeitet u.a. die Thematik „Bedingungsgebundene Tarifarbeit im Spiegel der Zeit aber auch als Garant hoher und stabiler betrieblicher Organisationsmacht. Die Aussagen zum gewerkschaftlichen Handeln werden jeweils in Verbindung gesetzt mit den Erfahrungen aus den Fallbeispielen, die teilweise über negative, teilweise über positive Entwicklung berichten. Diese Beispiele zeigen, dass auch ein positiver Trend kein Selbstläufer darstellt, sondern dass positive Erfahrungen auch schnell „verspielt“ werden können.

Im elften Kapitel werden die Fallstudien im Lichte alternativer Erklärungen diskutiert u.a. die interessenspolitische Ausgangssituation, der Druck des Arbeitgebers, strukturelle Machtressourcen-Gefälle etc.

Im Kapitel zwölf werden die Friktionen und Folgewirkungen bei „bedingungsgebundene Tarifarbeit und das deutsche Modell der Arbeitsbeziehungen näher betrachtet. Am Anfang war die Überlegung bzw. Frage, ob ein gewerkschaftlicher Revitalisierungsansatz daran scheitern oder in seiner Wirkung bzw. Nachhaltigkeit begrenzt sein kann, wenn dieser nicht mit dem traditionellen interessenpolitischen Pfad der deutschen Arbeitsbeziehungen harmoniert. Diese Annahme wird faktisch nicht bestätigt. Am Ende des Kapitels kommt es zu folgenden Zwischenergebnissen. Das erste beschäftigt sich mit den betrieblichen Tarifkommissionen als gewerkschaftliche Grenzinstitutionen (S. 455), einen Begriff mit dem Friedrich Fürstenberg 1958 die soziale Position von Betriebsräten beschrieben hatte. Außerdem wird das Verhältnis Gewerkschaft und betrieblicher Mitbestimmung als Ordnungsfaktoren angesprochen. Der Autor kommt zum Ergebnis, dass es zwar durchaus zu Spannungen zwischen aktivierten Mitgliedern und Gewerkschaftsorganisationen oder Tarifkommissionen geben kann, diese aber nicht auf grundsätzliche Friktionen in dem traditionellen Pfad der Interessensrepräsentation zurückzuführen.

Kapitel dreizehn fasst zentrale Ergebnisse zusammen, und gibt damit Antwort auf die Frage, worin die Chancen bedingungsgebundene Tarifarbeit bei der Erneuerung der gewerkschaftlichen Repräsentationsfähigkeit liegen. „Die Chance zu gewerkschaftlicher Revitalisierung durch bedingungsgebundene Tarifarbeit ergibt sich den Fallstudien zufolge aus drei zentralen Wirkfaktoren (vgl. Kap.9.4.), die von Fall zu Fall und von Typ zu Typ unterschiedlich zum Tragen kommen. Diese sind Mindestorganisationsgrade als Hebel in der Ansprache der Belegschaften, eine fakten- und vergleichsbasierte Mobilisierungsarbeit und die faktische Einbindung eines Großteils der Mitglieder durch direkte Partizipation. „Die Fallananalysen sprechen dafür, dass es die bedingungsgebundene Tarifarbeit als kollektiver Prozess ist, die potenziell mit einem höheren und auf die Jahre hin gesehen stabileren Aufbau betrieblicher Organisationsmacht einhergeht.“

Im Kapitel vierzehn werden die Forschungsheuristik aus Kapitel fünf reflektiert, die besonders lohnenswerte Felder zukünftiger Forschung zu bedingungsgebundener Tarifarbeit beleuchtet und kommentiert, worauf Gewerkschaften achten sollten, wenn sich Gewerkschaften neben dem Aufbau betrieblicher Organisationsmacht durch staatliche Unterstützungsleistung zu stärken versuchen. Im Abschlusskommentar betont der Autor, dass betriebsnahe Tarifarbeit im Allgemeinen und bedingungsgebundene Tarifarbeit im Speziellen kein Allheilmittel sind, mit deren Hilfe die Gewerkschaften wieder zu „spirit of the age“ werden, um die Defensive der Gewerkschaften hinter sich zu lassen. „Staatliche Schützenhilfe“ ist in vielen Formen möglich. Aus der Untersuchung lässt sich ableiten, wie diese Hilfe zu priorisieren und zu konkretisieren wäre. „Staatliche Schützenhilfe – wie eine erleichte AVE [1] – müssten sich daran messen, ob sie auf lange Sicht Organisierungsdynamiken und damit auch die Chance auf gewerkschaftliche Selbstwirksamkeitserfahrungen befördern oder erschweren“.

Zielgruppen

Generell gehören zur Zielgruppe dieses Buches Menschen, die sich mit Fragen gewerkschaftlicher Interessensvertretung beschäftigen und die daran interessiert sind, neuere Ansätze einer wirksamen Interessensvertretung kennenzulernen. Dazu gehören neben den Hauptamtlichen in der Gewerkschaftsarbeit ebenso Beschäftigte aus allen Bereichen, die überlegen, ob und wie weit sie sich für ihre Interessen – auch hinsichtlich einer gewerkschaftlichen Organisation – einsetzen wollen und/oder sollen. Beispielsweise für Lehrer*innen aus dem Bereich Sozialkunde, Geschichte kann dieses Buch die Kenntnisse zu gewerkschaftlichen Themen vertiefen und verbreitern. Insgesamt sind die Fallbeispiele ab Kapitel 9ff interessant, da sie letztendlich Handlungswissen weitergeben. Insgesamt aber brauchen Leser*innen ein gutes Durchhaltevermögen beim Studium dieses Buches, da es doch oft im Duktus einer wissenschaftlichen Abhandlung verbleibt.

Die Auseinandersetzung mit der Thematik wie gewerkschaftliches Handeln wieder effektiver sein kann – oder wie der Titel es ausdrückt „Wieder mächtig werden“ – stellt eine spannende Frage dar. Das Buch bietet letztendlich Antworten darauf, wie die Wirksamkeit gewerkschaftlicher Vertretung erhöht werden kann. Es vermittelt aber auch einen Blick auf die Schwierigkeiten der Gewerkschaften ihre Strategien zu verändern und neue Wege der Mitgliederwerbung wie stärkeren Einbezug der Mitglieder etc. zu gehen.

Als eine weitere Zielgruppe sehe ich Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen – von Betriebs- und Volkswirtschaft, Lehramtsstudierende bis zu Studierende der Sozialen Arbeit, aber ebenso Studierende der unterschiedlichen Gesundheitsberufe. Sie sollten sich mit diesem Thema einer erfolgreichen Interessensvertretung vertraut machen. Diese Aussage bezieht sich vor allem auf den niedrigen Organisationsgrad im Bereich der Sozialen Arbeit, der leider auf eine lange Tradition der Nicht-Mitgliedschaft in Gewerkschaften beruht und auf die Schwierigkeiten der Berufsgruppe von Sozialarbeiter*innen/​Sozialpädagog*innen verweist sich für ihre eigenen Interessen stark zu machen und nicht nur die Interessen ihrer Klienten zu vertreten. Die Entwicklung – auch die eigenen Interessen zu vertreten ist noch am Anfang; dies zeigt die Beteiligung dieser Berufsgruppe an Streiks in den letzten Jahren.

Diskussion

Der Titel des Buches „Wieder mächtig werden“ greift die Lage der Gewerkschaften auf, die allein zwischen 2001 und 2007 1,8 Millionen Mitglieder verloren haben. Mit einem Brutto-Organisationsgrad von 14 % sind die DGB-Gewerkschaften 2020 auf einen historischen Tiefpunkt angelangt. Diese Mitgliederkrise ist mit einem erheblichen Macht- und Einflussverlust in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft verbunden. In diesem Zusammenhang sind folgende Punkte erstaunlich. Eine Information über die Anzahl der ausgetretenen Mitglieder, die die Gewerkschaften verlassen haben, zu erhalten war bis vor einigen Jahren nur hinter „vorgehaltener Hand“ überhaupt möglich. Vor diesem Hintergrund verwundert es umso mehr, dass positive gewerkschaftliche Handlungsansätze so wenig bekannt sind und auch bisher nur im geringen Maße wissenschaftlich ausgewertet wurden. Forschung könnte einen Beitrag leisten, das demoskopische Potential zu nutzen (d.h. die positive Stimmung gegenüber Gewerkschaften zu nützen) und die Organisierungslücke zu schließen. Beispielsweise indem Erneuerungsansätze dahingehend untersucht werden, inwiefern sie dazu taugen, gewerkschaftliche Präsenz und Mächtigkeit im Betrieb aufzubauen, und woran es liegt, dass neu gewonnene Mitglieder dabeibleiben oder sich enttäuscht abwenden.“ (16).

Die intensive Beschäftigung mit der Thematik der bedingungsgebundenen Tarifarbeit stellt eine solche Möglichkeit dar. Fragen im Rahmen der Untersuchung, wie beispielsweise „Bedingungsgebundene Tarifarbeit und das deutsche Modell der Arbeitsbeziehungen“ könnten auch auf organisatorische Widerstände innerhalb der Organisation verweisen.

Fazit

Es handelt sich um ein Buch, dass für die oben genannten Zielgruppen geeignet ist und viel Wissen über Gewerkschaften und gewerkschaftliches Arbeiten vermittelt. Leser*innen, die nicht so vertraut sind mit gewerkschaftlichen Handeln, Organisationsstruktur etc. erhalten hier viele wichtige Informationen. Sehr interessant sind die Fallbeispiele (ab Kap. 9). Das Buch kann gut als Nachschlagewerk genützt werden, da die zugrundeliegende Dissertation nur geringfügig gekürzt wurde. Die Leser*in benötigt dazu Durchhaltevermögen und Interesse.


[1] Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen

Rezension von
Prof. Dr. Christa Paulini
HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit
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Es gibt 16 Rezensionen von Christa Paulini.

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ISSN 2190-9245