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Christiane Hof: Lebenslanges Lernen

Rezensiert von Dipl. Sozialpädagogin Evelin Steinke-Leitz, 04.08.2022

Cover Christiane Hof: Lebenslanges Lernen ISBN 978-3-17-042137-0

Christiane Hof: Lebenslanges Lernen. Eine Einführung. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2022. 2., überarbeitete Auflage. 198 Seiten. ISBN 978-3-17-042137-0. D: 34,00 EUR, A: 35,00 EUR.
Reihe: Grundrisse der Erziehungswissenschaft. Urban-Taschenbücher.

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Thema

Das Thema Lebenslanges Lernen ist seit den 1960er Jahren ein Diskussionspunkt und wurde Ende des 20. Jahrhunderts in der pädagogischen Praxis, wie auch der erziehungswissenschaftlichen Forschung weiter aufgegriffen und vertiefend bearbeitet. Lebenslanges Lernen reicht von der Digitalisierung zur individuellen Kompetenzerweiterung, darüber hinaus geht es auch um gesellschaftliche, technologische, institutionelle und individuelle Faktoren, die die pädagogische Fantasie und Kreativität zur Unterstützung des Lebenslangen Lernen begleiten.

Autor:in

Dr. Christiane Hof, lehrt an der Goethe Universität in Frankfurt am Main, mit dem Schwerpunkt der Lehre und Forschung Erwachsenenbildung/​Weiterbildung zu den Themen: Lernen in Übergängen, Theorie und Empire des Lebenslangen Lernens. Sie ist weiterhin Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats des deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE), seit 2018

Entstehungshintergrund

Der vorliegende Band ist die zweite Auflage der Veröffentlichung 2009. Die Überarbeitung wurde notwendig, um das Thema in seinen vielfältigen Dimensionen weiter zu beleuchten und damit neuere Entwicklungen aufzugreifen. Jedoch vermerkt Hof im Vorwort (S. 8), dass auch dieser Band auf Grund der Breite und Komplexität des Lebenslangen Lernens manche Lücke haben wird.

Aufbau

In sechs Kapiteln wird das Lebenslange Lernen in seinen vielfältigen Dimensionen aufgefächert.

Im ersten Kapitel wird herausgearbeitet, wie die Einbettung des Lebenslangen Lernens in den gesellschaftlichen Kontext eingeordnet wird, wenn die historische Perspektive dazu kommt. Das zweite Kapitel erörtert das Lebenslange Lernen als bildungspolitisches Programm und das dritte Kapitel beschreibt es weiter als Herausforderung für die pädagogische Praxis. Im Kapitel vier und fünf werden empirische Befunde vorgestellt und die theoretischen Herausforderungen beleuchtet. Das sechste Kapitel, das auch den Abschluss bildet, geht um neue berufliche Tätigungsfelder im Feld des Lebenslangen Lernens und will damit auch die erziehungswissenschaftliche Diskussion weiterentwickeln.

Inhalte

Der deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen (DQR) von 2011, legte erstmal einen Rahmen vor, der bildungsübergreifend alle Qualifikationen des deutschen Bildungssystems umfasst und will damit eine Orientierung erleichtern und eine Vergleichbarkeit ermöglichen. Anhand von acht Niveaus werden Kompetenzen beschrieben, die für die Anerkennung der verschiedenen Qualifikationen als erforderlich gelten. Dabei wird zwischen Fachkompetenz (Wissen und Fertigkeit) und personaler Kompetenz (Sozialkompetenz und Selbstständigkeit) unterschieden. (Seite 52 – 59).

Ansatzpunkt für die Umsetzung ist dabei die Biografie des Menschen. Dadurch wird es möglich, die unterschiedlichsten Lernorte, Lernweisen und Begründungen für Lernen einzubeziehen. Lebenslanges Lernen beinhaltet damit sowohl formales Lernen als auch nicht-formales Lernen (was nicht zu Zertifikaten führt) und informelles Lernen, das eingelagert in alltägliche Lebenssituationen stattfindet. Damit wird „der Wert“ des Lernens nicht nur unter der ökonomischen Nutzung gesehen. Jedoch wird das Humankapital als Aus- und Weiterbildung für die Wirtschaft dadurch zum Schwerpunkt, mit der Begründung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen durch ausgebildete, flexible und anpassungsfähige Mitarbeiter ein institutioneller Schwerpunkt. Die Verschiebung der Verantwortung von Weiterbildung, wird von den Betrieben hin zu den Individuen gemacht.

Dies wird im weiteren Verlauf der Ausführungen ausgedehnt; von der zeitlichen Ausdehnung des Lebenslangen Lernens zu einer subjektorientierten Bildungsarbeit über die Konzepte der subjekt- und biografieorientierten Bildungsarbeit zur räumlichen Ausdehnung des Lernens und die Hinwendung zu vielfältigen Lernorten. Damit wird deutlich das Lebenslanges Lernen sich nicht auf institutionalisierte Lehr-Lern-Situationen beschränkt. Man lernt, um Neues zu erfahren, aber auch um alte Erfahrungen neu zu interpretieren. Die Anwendungssituationen können helfen, das alte Wissen zu vergessen und sich neue Fertigkeiten zum Umgang damit anzueignen.

Diskussion

Wenn man das Individuum in seiner Entwicklung in den Mittelpunkt der verschiedenen Handlungs- und Arbeitsfelder rückt, dann wird die Hinwendung zum Lernen im Lebenslauf zunehmend brüchig. Damit werden die Vorgaben von Institutionen- und Bildungszielen nicht mehr zentral. Diese Kompetenzwende macht den Einzelnen zum Gestalter der Weiterbildungsprozesse, aber auch zum individuellen Kompetenzgestalter.

Damit verändert sich auch das Arbeitsfeld des Lebenslangen Lernens für die professionellen Pädagoginnen und nicht nur für die Lernenden, die neue Herausforderungen für alle mit sich bringt.

Die Weiterentwicklung zur ersten Auflage von 2009 und dieser zweiten Auflage von 2022 macht überaus deutlich, dass weitere Entwicklungen des Lebenslangen Lernens sich sicherlich auch in Zukunft nicht ausschließen werden. Das Thema selbst ist aber komplizierter geworden, was auch eine entsprechende Honorierung der Weiterbildner in diesem Bereich notwendig macht. Die organisatorisch bezogenen Kompetenzen, die diese permanente Veränderung benötigt, werden in diesem vorliegenden Buch nicht ausreichend gewürdigt. Die Notwendigkeit sich ständig auf die sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Ziele einzugehend ist der Flexibilität der professionellen Pädagogen in diesem Arbeitsfeld geschuldet und nicht den Vorgaben und Rahmenbedingungen.

Somit bleibt das Lebenslange Lernen ein unabgeschlossenes Projekt.

Fazit

„Lifelong Learning Will Be the New Normal – But Are We Ready?“ (Seite 7). Dieses Zitat als Fazit beschreibt eigentlich die ganze Komplexität der Erwachsenenbildung und des Arbeitsfeldes. Manche sprechen auch schon von der Normalität des Lebenslangen Lernens. Was unserer Gesellschaft vor allem in den verschiedenen Lockdown Phasen verdeutlicht wurde.

Jedoch lässt sich darüber diskutieren, für wen diese neue Auflage geschrieben wurde. Darauf eine adäquate Antwort zu finden, ist sicherlich nicht einfach. Studierende, die sich in dieses Arbeitsfeld einarbeiten möchten, bietet es sicherlich einen guten und kompakten Überblick. Die professionelle Bildungsarbeiter werden sicherlich sich in ihren Handlungsformen der Fachkompetenz, in dem differenziertes Fachwissen und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden wieder finden. Auch der Bereich der Beratungs-Prozesskompetenz, in der es um kommunikative Sensibilität oder z.B. Fragetechniken geht, weisen auf die Vielfältigkeit hin.

Damit wird deutlich, dass das Thema unsere Gesellschaft weiter begleiten wird und diese sich darauf noch besser einstellen sollte, um zukünftige Problemlagen besser zu begegnen.

Rezension von
Dipl. Sozialpädagogin Evelin Steinke-Leitz
M.A. Erwachsenenbildnerin, Erzieherin
Dozentin an einer Fachschule für Sozialpädagogik und Fachschule für Organisation und Führung, Bruchsal
Honorardozentin an der Hochschule St. Gallen, Schweiz
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Es gibt 10 Rezensionen von Evelin Steinke-Leitz.

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Zitiervorschlag
Evelin Steinke-Leitz. Rezension vom 04.08.2022 zu: Christiane Hof: Lebenslanges Lernen. Eine Einführung. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2022. 2., überarbeitete Auflage. ISBN 978-3-17-042137-0. Reihe: Grundrisse der Erziehungswissenschaft. Urban-Taschenbücher. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29414.php, Datum des Zugriffs 07.12.2024.


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