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Julian Löhe, Philipp Aldendorff: Grundlagen zum Sozialmanagement

Rezensiert von Prof. Dr. Klaus Grunwald, 10.01.2023

Cover Julian Löhe, Philipp Aldendorff: Grundlagen zum Sozialmanagement ISBN 978-3-525-63408-0

Julian Löhe, Philipp Aldendorff: Grundlagen zum Sozialmanagement. Zentrale Begriffe und Handlungsansätze. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2022. 226 Seiten. ISBN 978-3-525-63408-0. D: 25,00 EUR, A: 26,00 EUR.

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Thema

Die Monografie „Grundlagen zum Sozialmanagement“ ist als Lehrbuch konzipiert, das in „zentrale Begriffe und Handlungsansätze“ des Managements sozialwirtschaftlicher Organisationen einführt. Es ist eine umfassende Darstellung relevanter Themenfelder des Sozialmanagements auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen. Neben Ausführungen zu ‚klassischen Themen‘ wie „Unternehmens- und Trägerformen“, Finanzierung, Rechnungswesen, Organisation, Personal, Qualitätsmanagement und Marketing stehen Kapitel zu den sehr aktuellen Fragen des Umgangs sozialwirtschaftlicher Organisationen mit Digitalisierung und Klimawandel. Der Lehrbuchcharakter wird u.a. deutlich im Entwurf einer fiktiven Organisation, die „durch das Buch begleitet und an der die thematischen Ausführungen beispielhaft dargestellt werden“ (Umschlag). Zudem werden am Ende jeden Kapitels „Lernfragen“ formuliert, die zentrale Inhalte der jeweiligen Kapitel aufgreifen und zu einer eigenständigen Auseinandersetzung mit ihnen einladen. Als Zielgruppe werden „Studierende und Praktiker*innen der Sozialen Arbeit“ genannt, die „sich mit Sozialer Arbeit beschäftigen, sich aber bisher nur wenig mit dem Sozialmanagement auseinandergesetzt haben“ (S. 9).

Zu den Autoren

Dr. Julian Löhe ist laut den Autorenangaben Sozialarbeiter/​Sozialpädagoge, Erzieher, Supervisor und Coach (DGSV). Er ist als Professor an der FH Münster tätig und leitet den dort angesiedelten Masterstudiengang Sozialmanagement. Er verfügt über Berufserfahrungen in der stationären und ambulanten Kinder- und Jugendhilfe sowie im Jugendamt und im Allgemeinen Sozialen Dienst.

Philipp Aldendorff, M.A. Sozialmanagement, ist laut Autorenangaben wissenschaftlicher Mitarbeiter im Masterstudiengang Sozialmanagement an der FH Münster. Er kann auf berufliche Erfahrungen u.a. in der Eingliederungshilfe sowie der professionellen Ehrenamtsarbeit und als Geschäftsführer eines Trägers der Arbeitsförderung zurückgreifen.

Aufbau und Inhalt

Der Band startet mit einer Einführung zu den Grundlagen des Sozialmanagements (Kap. 1), die wichtige „Einflussfaktoren der Sozialmanagement-Debatte“ benennt. Sie nimmt eine Klärung der Grundbegriffe ‚Management‘ und ‚Sozialmanagement‘, eine Beschreibung der Spezifika Sozialer Arbeit und eine Verortung des Sozialmanagements in der professionellen Sozialen Arbeit vor.

Nach der Beschreibung des „Beispiel Komplexträger e.V.“ (Kap. 2) folgen Kapitel zu „Unternehmens- und Trägerformen“, genauer zu öffentlichen und freien Trägern und der Gemeinnützigkeit (Kap. 3), zu Begriff und Formen der Finanzierung (4), zum externen und internen Rechnungswesen (5) und zu Begriff und Theorien der Organisation (6). Die weiteren Kapitel beinhalten differenzierte Ausführungen zum Management von Personal, insbesondere zu „Grundlagen und historische(r) Entwicklung“ (7) und vertiefend zu „Methoden und Instrumente(n)“ (8). Im Kapitel über Qualitätsmanagement (9) wird die Betonung auf „Begründungszusammenhänge“, „Verständnis und Verfahren des Qualitätsmanagements“, „Spannungspotenziale bei der Implementierung des Qualitätsmanagements“ gelegt, bevor einige „Bemerkungen zum Umgang mit Qualitätsmanagement in der Praxis“ gemacht werden. Das nächste Kapitel betrachtet Marketing als „strategisches Konzept“ und als „Finanzierungsinstrument“ (10).

Kapitel 11 widmet sich der „Digitalisierung (in) der Gesellschaft und der Sozialen Arbeit“, den im Wandel befindlichen Arbeitsprinzipien und „Herausforderungen der Digitalisierung“ sowie dem Thema „Revolution oder Evolution: Veränderung von Geschäftsmodellen“. Darauf aufbauend werden in einem weiteren Kapitel zu Digitalisierung „Technische Treiber und Perspektiven auf den digitalen Wandel“ diskutiert (12). Der Klimawandel steht im Mittelpunkt des 13. Kapitels, das die Verbindung von „Nachhaltigkeit, Soziale(r) Arbeit und Sozialmanagement“ verhandelt. Den Schlusspunkt des Buches setzt das Kapitel „Sozialmanagement mit Perspektive: ein Ausblick“ (14), das „Schlüsselkompetenzen für das Sozialmanagement der Zukunft“ formuliert.

Nach dem kurzen Überblick über das vorliegende Buch seien einige Kapitel etwas genauer betrachtet.

Im einführenden Kapitel „Grundlagen zum Sozialmanagement“ werden basale Begriffe geklärt. Die Ausführungen zu den zentralen „Einflussfaktoren der Sozialmanagement-Debatte“ nehmen bereits „aktuelle und zukünftige Herausforderungen (z.B. Silver Society, Digitalisierung, Klimawandel“ auf, die später vertieft werden (S. 13 ff.). Eine Differenzierung zwischen Sozialmanagement und Sozialwirtschaft wird nicht vorgenommen.

Das Kapitel zu Organisationen der Sozialwirtschaft verbindet begriffliche Klärungen, Aussagen zu konkreten Modellen der Aufbauorganisation und Grundlagen der Organisationstheorie mit einer genauen Betrachtung der Organisationskultur, weil die „Kultur einer Organisation (…) als wichtiger Faktor für ihren Erfolg gesehen“ wird (S. 87).

Die Ausdifferenzierung des Themas Personal erfolgt in zwei Kapiteln zu „Grundlagen und historische(r) Entwicklung“ (S. 107 ff.) und zu „Methoden und Instrumenten“ (S. 118 ff.). Die „geschichtliche und fachliche Entwicklung des Personalmanagements“ (S. 108 ff.) diskutiert auch den „Holistic-Individual-Ansatz“ (S. 110 ff.) als wichtige Folie für das Verständnis aktueller Phänomene im Themenbereich von Personalmanagement und Personalführung in der Praxis der Sozialen Arbeit.

Beim Kapitel Qualitätsmanagement fällt der Akzent auf „Spannungspotenziale(n) bei der Implementierung des Qualitätsmanagements“ (S. 138 ff.) auf, der die in der Praxis der Sozialen Arbeit sehr relevante Frage des Einsatzes von Strategien und Verfahren des Qualitätsmanagements betrifft. Der Akzent erleichtert zudem eine kritische Auseinandersetzung mit der Einführung von und der Arbeit mit Qualitätsmanagement in der Praxis von Fach- und Führungskräften der Sozialen Arbeit.

Diskussion

Hier ist zunächst zu betonen, dass sich das vorliegende Werk durch ein hohes Maß an Aktualität der Themenstellungen auszeichnet, ohne dass die ‚klassischen Themen‘ zu kurz kommen würden. So widmen sich zwei Kapitel der Digitalisierung, eines mit Fokus auf den „Wandel im Sozialmanagement“ (S. 163 ff.), ein zweites mit der Diskussion von „technische(n) Treiber(n) und Perspektiven auf den digitalen Wandel“ (S. 179 ff.). Zudem wird das Thema Klimawandel mit der Betonung auf „Nachhaltigkeit, Soziale Arbeit und Sozialmanagement“ aufgegriffen (S. 189 ff.). Dabei werden jeweils sowohl grundlegende Begrifflichkeiten knapp, aber differenziert erläutert, als auch gesellschaftliche Implikationen der Themen und konkrete Konsequenzen für das Management sozialwirtschaftlicher Organisationen benannt. Die genannten Kapitel sind wie viele andere dieses Buches davon geprägt, Thematiken des Sozialmanagements aus der Sicht der Professionalität der Sozialen Arbeit zu argumentieren.

Überzeugend ist auch das Schlusskapitel, das „Schlüsselkompetenzen für das Sozialmanagement der Zukunft“ formuliert (S. 216). Als solche werden Innovationsfähigkeit, die „Fähigkeit zur belastbaren Szenario-Entwicklung“ und die Existenz eines „funktionierenden ethischen Kompass(es)“ genannt (ebd.). Letzterer wird zurück gebunden an den „fachlichen Kompass“ der Sozialarbeitenden, von denen verlangt wird, „sowohl den ethischen als auch den fachlichen Kompass im Blick zu behalten“ (S. 222).

Der vorliegende Band hat den Anspruch, ein „Grundlagenlehrbuch“ für „Studierende und Praktiker*innen der Sozialen Arbeit“ (S. 9) vorzulegen, welches die Vermittlung der relevanten Inhalte mit didaktischen Elementen unterstützt. Die didaktische Aufbereitung der Inhalte mit „Lernfragen“ und „Aufgaben zum Komplexträger e.V.“, die sich durch das ganze Buch zieht, ist sehr gelungen. Die „Lernfragen“ passen sehr genau zu den dargestellten Inhalten und sind für eine differenzierte Verarbeitung der Inhalte durch die Lesenden sehr hilfreich.

Deutlich ist zudem, dass der Band den Duktus einer Einführung auch für Personen, die bislang wenig Kontakt zum Themenkreis des Sozialmanagements hatten, aufgrund seiner sprachlichen Klarheit und inhaltlichen Sorgfalt (siehe beispielsweise die Aussagen zu ‚sozialen‘ Organisationen, S. 12) sehr gut realisiert – aber ohne den Gefahren einer zu starken Vereinfachung in der Darstellung oder einer problematischen Engführung der Inhalte zu erliegen. So werden Inhalte wie z.B. das sozialrechtliche Leistungsdreieck (S. 25 f.) oder Organisationstheorien (S. 95 ff.) inhaltlich sehr gut nachvollziehbar und sprachlich sehr gut verständlich erläutert, ohne dass sie verfälscht oder simplifiziert würden. Zahlreiche Abbildungen sind hilfreich, um Inhalte und Zusammenhänge gut nachvollziehen zu können (z.B. S. 20-22, 25-27).

Die einzelnen Kapitel sind durch vielfältige und sehr hilfreiche Verweise intensiv miteinander verbunden, die es ermöglichen, den roten Faden der Argumentation nicht zu verlieren und die ein vertieftes Verständnis der Zusammenhänge erleichtern. Dennoch sind die Kapitel unabhängig voneinander verständlich und verwendbar und schließen jeweils mit einer Zusammenstellung der im jeweiligen Kapitel verwendeten Literatur. Die insgesamt 14 Kapitel sind in einer einsemestrigen, einführenden Lehrveranstaltung zu Grundlagen des Sozialmanagements sehr gut einzusetzen.

Inhaltlich überzeugt durchgehend, dass das Primat der Sozialen Arbeit gegenüber dem Diskurs zum Themenfeld Sozialmanagement und der Nutzung von und der Arbeit mit Strategien und Methoden des Managements sozialwirtschaftlicher Organisationen immer wieder klar betont wird. So heben die Autoren hervor, „dass die Sozialmanagementdebatte und die Anwendung von Managementmethoden in gemeinnützigen Organisationen der Sozialen Arbeit von Fachkräften der Sozialen Arbeit dominiert werden muss“ (S. 22; aus dem Gesamtzusammenhang wird deutlich, dass dies auch für öffentliche Träger gilt; siehe auch die Ausführungen zum „Triplemandat im Sozialmanagement“ S. 26 ff.). Von diesem Primat einer professionellen Sozialen Arbeit aus werden die Inhalte des Buches zu Grundlagen des Sozialmanagements entfaltet.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Werk „Grundlagen zum Sozialmanagement“ eine gleichermaßen knappe wie fundierte, theoriebasierte und auf Praxis bezogene Einführung in zentrale Fragestellungen des Managements sozialwirtschaftlicher Organisationen mit vielfältigen klugen Hinweisen für die (praktische) Auseinandersetzung mit ihnen verbindet. Es zeichnet sich in besonderer Weise sowohl durch die Aktualität der Themenauswahl als auch durch die Qualität der didaktischen Aufbereitung aus. Es eignet sich gleichermaßen für die individuelle Lektüre von Studierenden sowie Fach- und Führungskräften und für die gemeinsame Bearbeitung in Lehrveranstaltungen. 

Fazit

Der vorliegende Band stellt eine inhaltlich sehr überzeugende und sehr sorgfältig ausgearbeitete Einführung in ‚klassische‘ und aktuelle Themenfelder des Sozialmanagements dar, die zudem didaktisch sehr gelungen ist. Es ist dem Band sehr zu wünschen, dass er eine intensive und breite Verwendung findet.

Rezension von
Prof. Dr. Klaus Grunwald
Diplompädagoge, Professor und Studiengangsleiter an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart, Mitglied in Aufsichtsgremien der Sozialwirtschaft
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Es gibt 1 Rezension von Klaus Grunwald.

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Zitiervorschlag
Klaus Grunwald. Rezension vom 10.01.2023 zu: Julian Löhe, Philipp Aldendorff: Grundlagen zum Sozialmanagement. Zentrale Begriffe und Handlungsansätze. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2022. ISBN 978-3-525-63408-0. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29496.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.


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