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Lothar Laux (Hrsg.): Originell und kreativ

Rezensiert von Gertrude Henn, 20.12.2022

Cover Lothar Laux (Hrsg.): Originell und kreativ ISBN 978-3-456-86111-1

Lothar Laux (Hrsg.): Originell und kreativ. Vom göttlichen Funken bis zur künstlichen Intelligenz. Hogrefe AG (Bern) 2022. 317 Seiten. ISBN 978-3-456-86111-1. D: 44,95 EUR, A: 46,30 EUR, CH: 55,90 sFr.

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Thema

Das vorliegende Buch führt in die zentralen Begriffe und Themen der Kreativitätsforschung ein. Es will den LeserInnen die Faszination brillanter Ideen oder kreativer Produkte gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Hintergrund der Kreativitätsforschung nahebringen. Gleichzeitig will es einladen, die eigenen kreativen Möglichkeiten zu entdecken.

AutorInnen

Prof. Dr. Lothar Laux war bis 2010 Inhaber des Lehrstuhls für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik an der Universität Bamberg. Er ist dort weiterhin als Senior Researcher tätig.

MitautorInnen einzelner Kapitel sind Lisa Gäbelein, Dr. Nora-Corinna Jakob, Anja S. Postler, alle Diplom-Psychologinnen mit Forschungs- und Praxisbezug zum Thema Kreativität. Lucas Laux ist Medienwissenschaftler und betreut die Öffentlichkeitsarbeit des KI Campus des BMBF.

Entstehungshintergrund

Die AutorInnen stellen ein Missverhältnis zwischen wissenschaftlicher Literatur zu Kreativität und anwendungsbezogener Literatur zu Kreativitätstechniken fest. Häufig werden nach ihrer Sicht Methoden gedankenlos eingesetzt. Dieses Missverhältnis möchten sie mit dem vorgelegten Werk aufheben und die Methoden von einer theoretischen Basis aus beleuchten.

Aufbau

Das Buch umfasst 317 Seiten.

Es startet mit einer Einleitung zu Kreativität als Faszination, Methoden der Ideenfindung, einem inhaltlichen Schnelldurchgang und den inhaltlichen Schwerpunkten.

Die anschließenden vier Teile widmen sich unterschiedlichen Aspekten, untergliedert in 13 Kapitel. Jedes Kapitel schließt mit einem Literaturverzeichnis.

In Teil I – Kreativität und Originalität – werden wichtige Begriffe und Theorien als Basis für alle nachfolgenden Teile angesprochen.

In Teil II – Theorie und Anwendung von Methoden der Ideenfindung – wird versucht, die „Kluft zu überwinden … zwischen wissenschaftlicher Literatur zu Kreativität und anwendungsbezogener Literatur zu Kreativitätstechniken“ (S. 17).

In Teil III – Über gängige Kreativitätstechniken hinaus – sollen Ansätze vermittelt werden, mit denen sich Kreativität und Originalität von Ideen steigern lassen.

In Teil IV – Kreativität und Persönlichkeit – steht die (kreative) Individualität im Fokus.

Als Schlüsselkonzept zieht sich das Thema Transformation durch alle Teile des Buchs. Im Epilog fließen die Erkenntnisse hierzu noch einmal zusammen. Weiterhin werden – unter dem Aspekt der Individualisierung von Maßnahmen – Empfehlungen für die Praxis gegeben.

Den Abschluss bildet ein ausführliches Sachwortregister.

Inhalt

Teil I Kreativität und Originalität

Die AutorInnen definieren Kreativität und ihre Komponenten. Zu ihnen zählen sie Ideenflüssigkeit, Flexibilität und Originalität. Für Letztere plädieren sie als Kernkonzept und qualitatives Merkmal von Kreativität. Originalität beinhaltet für sie die schöpferische Umwandlung von Herkömmlichem zu etwas Neuem und damit nach ihrem Verständnis gleichzeitig eine Transformation. Sie stellen das 4 C Modell der Kreativität von Kaufmann und Beghetto vor und illustrieren es mit Beispielen. Sie erläutern Eigenschaften kreativer Produkte und welche Wirkung sie im Sinne ästhetisch-emotionaler Reaktionen hervorrufen, z.B. Überraschung oder Stimulation. Ein eigenes Kapitel widmet sich Filmen von Wes Anderson. Es dient der Veranschaulichung der Konzepte.

Teil II Theorie und Anwendung von Methoden der Ideenfindung

Die AutorInnen gehen der Frage nach, durch welche systematischen Strategien sich Kreativität und Originalität – und damit Transformation – fördern lassen. Unabhängig von der Vielzahl der Methoden und Techniken, teils „hemdsärmelig aus dem Stand entwickelt“, teils als „konsequente Anwendungen elaborierter Kreativitätstheorien“ (S. 91) vermitteln sie als „Grundprinzip schöpferischen Denkens“ die „Verknüpfung voneinander unabhängiger Wissenselemente oder Erfahrungsinhalte zu neuen Ideen“ (S. 91). Als einheitliche theoretische Basis legen sie das Verständnis von Bisoziation nach der Theorie Arthur Köstlers zugrunde. Beschriebene Techniken werden veranschaulicht mittels Fragestellungen aus der Coaching- und Workshop Praxis der AutorInnen.

Teil III Über gängige Kreativitätstechniken hinaus

Wie lassen sich Kreativität und Originalität steigern? „Verfahren, die das Verlassen einer vorgegebenen gedanklichen Ordnung fördern oder sogar erzwingen“ (S. 18), sehen die AutorInnen als besonders wirksam an. Auch und gerade wenn skurrile Ideen entstehen, bieten sich Ansatzpunkte für ungewöhnliche Lösungen. Sie schlagen vor, im Rahmen eines „Originalität-Plus Modells“ Kreativitätstechniken nach dem Grad ihrer Wirksamkeit zu ordnen. Sie beleuchten, welche Rolle die fünf Entdeckerqualitäten – Hinterfragen – Beobachten – Experimentieren – Vernetzen und Verknüpfen – von Dyer, Gregersen und Christensen bei der Kreativitätsförderung spielen können und ordnen sie in ein Prozessmodell der Kreativität nach Nora Jacobs ein.

Teil IV Kreativität und Persönlichkeit

„Kreativität drückt sich“ nach Ansicht der AutorInnen „in jedem Individuum in einmaliger unverwechselbarer Weise aus“ (S. 18). Um kreative Leistungen vergleichen zu können,schlagen sie angelehnt an Runyan ein Drei-Ebenen-Modell der Kreativität vor. Anschaulich wird es anhand genialer Persönlichkeiten (u.a. Einstein, Picasso, Gandhi) angewandt. Sie ergänzen ihre Ausführungen um das achtstufige Antriebsmodell von Sternberg et. al. Es beschreibt, wie man „mit verschiedenen Formen von kreativen Beiträgen die Entwicklung … vorantreibt.“ (S. 220). Das Besondere dieses Modells sehen die AutorInnen darin, dass es den „Transformationssprung“ von der Vorläuferidee zur neuen Idee abbildet. Den Bogen zur Arbeitswelt schlagen sie mit einem Leitfaden für die individuelle Kreativitätsförderung am Arbeitsplatz. Mitautorin Anja Postler hat dazu ein „personzentriertes Kreativitäts-Intensiv-Training“ entwickelt. Im vorletzten Kapitel wird untersucht, welche Bedeutung Originalität und Transformation in neuen Theaterformen wie dem Regietheater spielen, beispielhaft am Werk des Regisseurs Frank Castorf. Zum Abschluss widmen sich die AutorInnen der Künstlichen Intelligenz. Sie gehen unter anderem der Frage nach, ob die von KI-Programmen erzeugten Werke als kreativ gelten können.

Diskussion

Die AutorInnen vermitteln wichtige Theorien und Begriffe der Kreativitätsforschung auf anschauliche Weise. Sie nutzen dazu Beispiele aus unterschiedlichsten Anwendungsbereichen, z.B. Kunst, Film, Theater, Architektur, Produktentwicklung. Ihre Faszination für das Thema und für originelle Ideen und Persönlichkeiten wird dabei deutlich.

Wer mehr über Hintergründe und Theorien der Kreativitätsforschung und die sehr unterschiedlichen Anwendungsbereiche erfahren möchte, findet eine Fülle an Material. Teilweise überfordernd kann das Buch für diejenigen sein, deren Leseintention sich weniger auf wissenschaftliche Erforschung des Themas, sondern auf die Anwendung von Kreativitätstechniken richtet. So ist es beispielsweise der Rezensentin – als „Fachfremde“ – ergangen.

Fazit

Das vorliegende Buch bringt seinen LeserInnen auf abwechslungsreiche Weise die vielfältigen Aspekte der Kreativitätsforschung nahe.

Rezension von
Gertrude Henn
Diplom-Sozialpädagogin, Entspannungs- & Stressmanagement-Trainerin
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Es gibt 12 Rezensionen von Gertrude Henn.

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ISSN 2190-9245