Sonja Fröse: Was Sie über Pflegeberatung wissen sollten
Rezensiert von Dr. rer. soc. Gudrun Silberzahn-Jandt, 23.06.2023
Sonja Fröse: Was Sie über Pflegeberatung wissen sollten. Grundlagen, Kompetenzen und professionelle Dokumentation. Mit Extrakapitel zu Palliative Care.
Schlütersche Fachmedien GmbH
(Hannover) 2022.
4., aktualisierte Auflage.
192 Seiten.
ISBN 978-3-8426-0877-1.
D: 34,95 EUR,
A: 36,00 EUR,
CH: 49,90 sFr.
Reihe: Pflege Management.
Thema
Dieses Buch nimmt sich dem Aufgabenbereich der Pflegeberatung an, die insbesondere von Pflegefachkräften in der ambulanten Pflege aber auch den Krankenkassen und den MitarbeiterInnen der Pflegestützpunkte geleistet wird. Neben der Darstellung der gesetzlichen Grundlagen geht es auch um die Beratungskompetenz, die Dokumentation des Prozesses und die Angebotslandschaft.
Autor:in oder Herausgeber:in
Sonja Fröse ist Krankenschwester, Palliative Care Fachkraft und freiberuflich tätig. Sie publiziert als Fachbuchautorin vor allem zu Themen der Beratung und Qualitätssicherung.
Aufbau und Inhalt
In 16 unterschiedlich langen und verschieden gegliederten Kapiteln, mit zum Teil anschaulichen Tabellen widmet sich die Autorin dem Thema der Pflegeberatung.
Ohne in die Struktur des Buches einzuführen startet das Kapitel 1 unter dem Titel „Gesetzliche Grundlagen der Pflegeberatung“. Dort findet sich unter anderem eine Definition des Begriffs der Pflegeberatung wie auch eine tabellarische Übersicht der Beratungsmöglichkeiten, beginnend mit der Palliativberatung und einem Unterkapitel zum präventiven Hausbesuch.
Das knappe 2. Kapitel widmet sich dem Berufsbild der PflegeberaterIn und bezieht sich dabei hauptsächlich auf die Richtlinien des Spitzenverbands der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen.
Im dritten Kapitel werden unter der Überschrift „Pflegeberatung in der täglichen Praxis“ neben den Beratungsmethoden, unter der die Autorin die persönliche Beratung in einem direkten Gegenüber mit den nach Beratung Suchenden, ebenso wie Formen von Gruppenberatung oder der nicht in Präsenz stattfindenden telefonischen und e-mail-Beratung versteht, auch sehr kurz Beratungsmodelle vorgestellt.
Die Digitalisierung steht im Fokus des nächsten Kapitels, wobei der sehr selektive Hinweis auf nur ein Angebot zur Onlineberatung deutlich zeigt, dass hier noch viel auf den Weg gebracht werden muss.
Das umfangreiche fünfte Kapitel stellt zunächst den Pflegebedürftigkeitsbegriff vor, um dann das Antragsverfahren und den Ablauf der Begutachtung einer pflegebedürftigen Person und alle pflegegradspezifischen Module zu beschreiben. Die verschiedenen Leistungen aus dem Sozialgesetzbuch XI und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten, Pflege in stationären Einrichtungen oder in der eigenen Häuslichkeit in Anspruch zu nehmen und finanzielle Unterstützung zu erhalten, werden daran anschließend mit aktuellen Zahlen hinterlegt, aufgeführt. Auch ambulant betreute Wohngemeinschaften und Tages- wie Nachtpflege finden hier Raum.
Aufgezählt und nur knapp erläutert werden im sechsten Kapitel zwölf weitere Hilfsangebote: Beginnend mit der Telefonseelsorge und endend mit der Opferhilfe, die sich der Unterstützung von Opfern einer kriminellen Straftat annimmt.
Mit dem Kapitel zum, im Sozialgesetzbuch XI vorgeschriebenen Beratungsbesuch nimmt Sonja Fröse das zentrale Thema aus der Perspektive der PflegeberaterInnen wieder auf. Sie geht darauf ein, wie damit umzugehen ist, wenn Angehörige oder Pflegebedürftige die Beratung ablehnen, es zu Missverständnissen kommt oder die Pflege gar als gefährlich oder nicht sichergestellt zu bewerten ist. Vorlagen zum Nachweis des Beratungsgesprächs und Checklisten sind zudem hilfreiche Tools in diesem Teil.
Auf die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung, die im Sozialgesetzbuch V formuliert sind, wird im nächsten Kapitel eingegangen. Eingangs verweist Sonja Fröse zu Recht darauf, dass bei einer sozialrechtlichen Beratung weitere, nicht dort geregelte Fragen von Bedeutung sein können, wie die der Sozialhilfe, der Rentenversicherung oder das Betreuungsrecht. Neben einer eher kurzen Behandlung der gesetzlichen Regelungen zu der häuslichen Krankenpflege, Heilmitteln, der Übergangspflege und Zuzahlungsbefreiung wird der Krankenbeförderung und Fragen der Kostenübernahme deutlich mehr Raum eingeräumt.
Die nächsten sieben Kapitel zur Beratung von Eltern mit pflegebedürftigen Kindern, zu Hilfsmitteln und dem Betreuungsrecht und Vorsorgevollmachten, zu Rehabilitationsmaßnahmen, Palliative Care, weiteren Sozialleistungen und der Beantragung des Status als schwerbehinderte Person, fallen ebenfalls sehr knapp aus und wirken lediglich angerissen.
Diskussion
Die vierte und vollständig überarbeitete Auflage zeigt verglichen mit den vorherigen Ausgaben eine gänzlich neue inhaltliche Struktur. Eine hinführende Einleitung, die diesen Aufbau erklärt, hätte dem Buch gutgetan: Wenn unter dem Kapitel „gesetzliche Grundlagen“ kein Abschnitt zu den zentralen Sozialgesetzbüchern erfolgt, und dies erst weitaus später dargelegt wird, erstaunt dies. Die zentralen Themen durchaus gewichtiger und zusammenhängender zu präsentieren und kleine Kapitel, zusammenzuführen, hätte das Lesen erleichtert.
Meist ist die Autorin in der Bearbeitung der Themen mit Grafiken, Datenmaterial, wie auch den aktuellen Leistungen aktuell und präzise, doch es tauchen wiederholt Fehler auf oder es wurde nicht auf neue Entwicklungen aufmerksam gemacht. So fehlt beim Betreuungsrecht der Verweis auf das aktualisierte Betreuungsrecht, oder es wird nicht korrekt formuliert, stationäre Hospize hätten die formale Voraussetzung, dass ÄrztInnen dort arbeiteten. Leider finden sich auch Schreibfehler, wie ein falsches Sozialgesetzbuch in der Überschrift oder die nicht richtig benannte SAPV. Bedauerlich ist, dass das Literaturverzeichnis unvollständig ist und neben einzelnen Büchern die meisten Internetquellen fehlen.
Fazit
Das Buch bietet einen Einstieg in das große Thema der Pflegeberatung und ist vor allem da hilfreich, wo Übersichten oder Checklisten den Text ergänzen oder ersetzen. Es will ein Praxisbuch und kein wissenschaftliches Buch sein, was ihm auch bis auf einige Abstriche gelingt.
Rezension von
Dr. rer. soc. Gudrun Silberzahn-Jandt
Kulturwissenschaftlerin, Referentin beim Caritasverband der Diözese Rottenburg – Stuttgart e.V.
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Es gibt 21 Rezensionen von Gudrun Silberzahn-Jandt.
Zitiervorschlag
Gudrun Silberzahn-Jandt. Rezension vom 23.06.2023 zu:
Sonja Fröse: Was Sie über Pflegeberatung wissen sollten. Grundlagen, Kompetenzen und professionelle Dokumentation. Mit Extrakapitel zu Palliative Care. Schlütersche Fachmedien GmbH
(Hannover) 2022. 4., aktualisierte Auflage.
ISBN 978-3-8426-0877-1.
Reihe: Pflege Management.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29652.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.
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