Birte Egloff, Sophia Richter (Hrsg.): Erziehungswissenschaftlich denken und arbeiten
Rezensiert von Monika Jansen, 11.04.2023

Birte Egloff, Sophia Richter (Hrsg.): Erziehungswissenschaftlich denken und arbeiten. Ein Lehr- und Studienbuch. Verlag W. Kohlhammer (Stuttgart) 2022. 303 Seiten. ISBN 978-3-17-041492-1. D: 36,00 EUR, A: 32,90 EUR.
Thema
Die Erwartungen, die an eine wissenschaftliche Ausbildung in der Pädagogik entsprechen oftmals nicht den Erwartungen der Studierenden und schon gar nicht denen der bereits in der Praxistätigen. Oftmals wird die Frage gestellt, was ein erziehungswissenschaftliches Studium in diesem Bereich bewirken kann und welche Studieninhalte einen Mehrwert für die Praxis bringen sollen. Was kann den Einzelnen in seinen pädagogischen Fähigkeiten und Kompetenzen fördern? Warum müssen Theorien die Basis bilden für pädagogische Interventionen?
HerausgeberInnen
Birte Egloff, Dr. phil., ist Akademische Oberrätin am Fachbereich Erziehungswissenschaften im Dekanat der Goethe-Universität Frankfurt am Main und arbeitet neben andern Themen schwerpunktmäßig am Berufsfeldbezug erziehungswissenschaftlicher Studiengänge und Praxisreflexion
Sophia Richter, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Erziehungswissenschaften am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft sowie im Dekanat der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit den Aufgabenfeldern Masterkoordinatorin und Studienfachberaterin.
Entstehungshintergrund
Wissen gilt heutzutage als gesellschaftliches Konstrukt und wird demnach auch auf die pädagogische Berufswelt bezogen. Als Basis dient im Bereich der Pädagogik die Erziehungswissenschaft. Um Studierenden einen Leitfaden für den Einstieg, die Strukturierung und damit für das Gelingen eines individuell zugeschnittenen Studiums an die Hand zu geben haben die Herausgeberinnen viele Einzelbeiträge zusammengestellt die als Handlungsanleitungen dienen können.
Aufbau und Inhalt
Im 1. Kapitel werden Beiträge unterschiedlicher AutorInnen zusammen gefasst die zu den Vorteilen und Wirkungen der Erziehungswissenschaften auf die Praxis hinführen können. Im Fokus steht dabei die Annäherung an das Verhältnis von Pädagogik und erziehungswissenschaftlichem Denken und Handeln.
In 2. Kapitel geben die AutorInnen den Studierenden eine Arbeits- und Umsetzungshilfe an die Hand. Das Forschungstagebuch soll der Strukturierung des Studiums dienen. Ziel ist es ein individuelle Studienportfolie zu erstellen, um die Vielfalt der möglichen Themen und Inhalte des Studiums zu analysieren und zu individualisieren, bzw. auf die persönlichen Bedürfnisse und Notwendigkeiten hin anzupassen. Hiermit können Stärken und Schwächen ausgelotet, entwickelt und fokussiert werden.
Als weitere Hilfestellung werden Erläuterungen zum wissenschaftlichen Schreiben gegeben. Dazu gehört auch das Mittel der Thesenbildung, die als Grundlage für die weitere wissenschaftliche Bearbeitung von Themen im Studium gilt. Denn neben dem Studium selbst spielt nach Ansicht der AutorInnen die Abschlussarbeit eine hervorragende Rolle. Auch dafür stellen sie eine praktische Hilfestellung zur Verfügung, die dabei hilft, alle notwendigen Aspekte zu berücksichtigen, und um im besten Fall nichts Wesentliches zu vergessen.
Im 3. Kapitel entwickeln die AutorInnen das Studium, seine Inhalte und sein Abschluss weiter hin zu einer professionellen Kompetenz im Praxisfeld. Im Zentrum steht hier die Umsetzung von Lehr- und Forschungsinhalte in die Praxis um deren Übersetzung in eine praxisorientiere Handlungskompetenz zu ermöglichen. Diese Inhalte dienen anschließend dazu die erworbenen Fähigkeiten als Basis oder Ausgangslage damit entsprechende Problemlösungsprozesse in der Praxis entwickelt und implementiert werden können.
Im 4. Kapitel fokussieren sich die AutorInnen auf die Analyse und das Erforschen als Grundlage des täglichen Handelns. Hier erhalten die LeserInnen konkrete Hinweise für den Umgang mit Datenmengen und deren Nutzung für die und in der Praxis. Als herausfordernd wird dabei die Aneignung von Forschungsmethoden angesehen. Als best practice wird die Multiperspektivität als Handlungsmethode herausgearbeitet. Die Themen Statistik, statistische Methoden und forschendes Lernen sollen schließlich den Blick erweitern, wenn es um die Nutzung in der Praxis geht.
Im 5. Kapitel geht es abschließend um die Profilbildung und die Professionalisierung im Bereich der Erziehungswissenschaften und der erziehungswissenschaftlichen Praxis. Die AutorInnen skizzieren dazu die Vorzüge der wissenschaftlichen und methodischen Vorgehensweise und betrachten diese als Grundlage für das Studium. Des Weiteren wird das Praktikum während oder nach dem Studium betrachtet und als nächste Reflexionsinstanz in den Blick hervorgehoben.
Im 6. Kapitel werden kurz unterschiedliche Methoden und Techniken der Lehre und des Lernens dargestellt. Im Fokus stehen die positive und sinngebende Gestaltung eines digitalen Lehr- und Lern-Settings, sowie die Begleitung im Studium durch Tutorien als begleitende und strukturierende Einführung in wissenschaftliches Arbeiten.
Diskussion
Das Denken und Handeln in einem erziehungswissenschaftlichen Kontext ist eine noch junge Profession, die erst in den 70er Jahren etabliert wurde. Gleichzeitig wurden in der Verwissenschaftlichung der Pädagogik neue Berufe legitimiert und in der Praxis eingesetzt. Diese Gradwanderung zwischen neuer Wissenschaft und alttradierter Praxis ist und bleibt auch heute noch herausfordernd für alle Akteure.
Durch die Vielfältigkeit der Beiträge im Buch wird eine Lanze für die Notwendigkeit einer erziehungswissenschaftlichen Beschäftigung im pädagogischen Feld und einer theoretischen Konstruktion als Basis und für die Bearbeitung und Weiterentwicklung der Praxis gebrochen.
Fazit
Das vorliegende Lehr und Studienbuch ist ein guter Leitfaden, der durch das Studium der Erziehungswissenschaften leiten kann. Es gibt Hilfestellungen und bietet Strukturen während des Studiums, der Praktikums und der anschließenden Lehr- und Lernpraxis vor Ort.
Rezension von
Monika Jansen
Erziehungswissenschaftlerin (M.A.) und Master of Organizational Management (MoM), ist tätig als Referentin für ambulante Dienste, Bereich Wirtschaft und Statistik eines großen Wohlfahrtsverbandes. Langjährige Berufserfahrung in Führungspositionen der unterschiedlichen Arbeitsfelder der Altenhilfe. Herausgeberin der beiden Werke „Pflege & Management“ und Pflegehandbuch des DUZ-Verlages.
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Es gibt 29 Rezensionen von Monika Jansen.
Zitiervorschlag
Monika Jansen. Rezension vom 11.04.2023 zu:
Birte Egloff, Sophia Richter (Hrsg.): Erziehungswissenschaftlich denken und arbeiten. Ein Lehr- und Studienbuch. Verlag W. Kohlhammer
(Stuttgart) 2022.
ISBN 978-3-17-041492-1.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29689.php, Datum des Zugriffs 07.06.2023.
Urheberrecht
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