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Sven Klaiber: Grundfragen der Gruppenpädagogik

Rezensiert von Reinhard Heinetsberger, 02.02.2023

Cover Sven Klaiber: Grundfragen der Gruppenpädagogik ISBN 978-3-8325-5411-8

Sven Klaiber: Grundfragen der Gruppenpädagogik. Anregungen für die Entwicklung individueller "Grundsätze der Arbeit mit Gruppen" aus der Sichtweise der Erwachsenenbildung. Logos Verlag (Berlin) 2022. 175 Seiten. ISBN 978-3-8325-5411-8. D: 24,00 EUR, A: 24,70 EUR.

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Thema

Das vorliegende Buch von Sven Klaiber (2022) gibt zahlreiche Anregungen für die Entwicklung eigener Grundsätze für die Arbeit mit Gruppen in der Erwachsenbildung.

Autor

Der Autor Sven Klaiber ist Hochschulmitarbeiter in einem BA – Studiengang Erziehungswissenschaft/​Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung. Gleichlautend dem Buchtitel, widmet er sich auch dort den Grundfragen und Theorien der Gruppenpädagogik. Externe Seminartätigkeiten als Erwachsenenbildner erweitern seinen Erfahrungshintergrund in der Gestaltung von Bildungsprozessen in Gruppen (Klaiber 2022, S. 9f).

Entstehungshintergrund

Zu Beginn hält der Autor fest, dass trotz der Allgegenwärtigkeit von Gruppen im Alltag die Gruppenpädagogik in wissenschaftlichen Publikationen kaum Beachtung findet. In den wenigen aktuelleren Werken, bleibt insbesondere der Blick auf deren Bedeutung für die Erwachsenenbildung lediglich eine Randnotiz. Im Austausch mit anderen Erwachsenbildner*innen konnte der Autor durchaus eine Reihe von Haltungen und Leitlinien des Handelns erkennen und beobachten, vermisste dabei aber die Ausformulierung viabler Leitsätze. Die Zielsetzung des vorliegenden Buches ist es daher, Theorien und Modelle sowie aus der Praxis generierte Erfahrungen in strukturierter Form zusammenzuführen, um Praktiker*innen als Anregung und Hilfestellung zur Entwicklung eigener Grundsätze für die Arbeit mit Gruppen nützlich zu sein (Klaiber 2022, S. 10).

Aufbau

Das vorliegende Buch gliedert sich nach der Einleitung in fünf Hauptkapitel, zusätzlich einem Kapitel, in dem ein Praxisbeispiel erörtert wird und schließt mit dem Fazit und Ausblick. Der Autor führt sehr leser*innenfreundlich stets sowohl grafisch als auch textlich in jedes Kapitel ein und schließt dieses jeweils mit einem Zwischenresümee.

Inhalt

In der Einleitung verdeutlicht der Autor wie oben bereits angeführt, die Entstehung des Buches. In einem nächsten Schritt wird die Gliederung des Buches dargelegt. Folgend definiert der Autor als Zielgruppe seines Werkes Personen, welche an der Theorie von Gruppenpädagogik und Erwachsenenbildung interessiert sind, als auch Praktiker*innen aus dem Bereich der Erwachsenenbildung/​Weiterbildung. Zuletzt wird in der Einleitung noch die Relevanz des Themas für die Erwachsenenbildung/​Weiterbildung ausgeführt (vgl. Klaiber 2022, S. 9ff).

Kapitel 2

Zur Einleitung des Kapitels „Gruppe und Gruppenpädagogik – Eine erste Bestimmung“ (Klaiber 2022, S. 17 - 41) stellt der Autor wie oben angeführt textergänzend einen grafischen Überblick zur Verfügung. Der Abschnitt 2.1 widmet sich anhand der Definitionselemente – „Gruppengröße, gemeinsame Ziele, (direkte) Kommunikation, Normen, Rollen, Wir-Gefühl“ (Klaiber 2022, S. 18) der Frage, was eine Gruppe ist. Abschnitt 2.2 geht der Frage nach, welche Arten von Gruppen es gibt und Abschnitt 2.3. widmet sich den Chancen und Risiken von Gruppenarbeit und Gruppenmitgliedschaften. Das darauffolgende Kapitel 2.4 betrachtet die Gruppe, ihre Eigenschaften und die daraus resultierenden Konsequenzen aus systemtheoretischer Perspektive. Es folgt mit dem Abschnitt 2.5 eine Auseinandersetzung mit der Gruppendynamik. Hier differenziert der Autor zwischen der Gruppendynamik als Forschungsrichtung, der Gruppendynamik als Arbeitsform und der Gruppendynamik als Sammelbegriff für die in einer Gruppe wirksamen Kräfte. Unter dem Punkt 2.6 erfolgt „eine erste Umschreibung und Einordnung des Begriffs der Gruppenpädagogik“ (Klaiber 2022, S. 34), auf Grundlage dessen im weiteren Verlauf des Buches das Konzept des Autors verfeinert werden soll. Das Kapitel endet mit dem Abschnitt 2.7, welcher der Frage nachgeht: „Welches Verständnis von Lernen kann der Gruppenpädagogik zugrunde gelegt werden?“ (Klaiber 2022, S. 37).

Kapitel 3

Dieses Kapitel widmet der Autor der „Geschichte der Gruppenpädagogik“ (Klaiber 2022, S. 43 – 55). Abschnitt 3.1 und 3.2 beleuchten die Entwicklung der Gruppenpädagogik vor und nach 1945. Der Autor weist explizit darauf, dass es zur Darstellung der Historie erforderlich war, sowohl die Perspektive der Gruppenpädagogik als auch die Perspektive der sozialen Arbeit/​Sozialpädagogik einzunehmen. Deutliche Überschneidungen zeigen, dass das eine nicht ohne das andere gedacht werden kann (vgl. Klaiber 2022, S. 43). Der Abschnitt 3.3 handelt von der Professionalisierung und Etablierung der Gruppenpädagogik in den 1960er Jahren, Abschnitt 3.4 von einer in den 1970er Jahren beginnenden Phase der fachlichen und auch gesellschaftlichen Kritik und Abschnitt 3.5 skizziert kurz neuere Ansätze der Gruppenarbeit. Zuletzt würdigt der Autor im Abschnitt 3.6 mit Kurt Lewin und Magda Kelber zwei Personen, die die Gruppenpädagogik besonders geprägt haben.

Kapitel 4

Im Zentrum dieses Kapitels steht die „Gruppenpädagogik heute: Anwendungs- und Handlungsfelder in der Erwachsenenbildung“ (Klaiber 2022, S. 57 – 83). Zusammen mit der Vorstellung dieser Anwendungs- und Handlungsfelder erfolgen erste methodische Hinweise für die Praxis. Nach der Kapiteleinführung werden im Abschnitt 4.1 Überlegungen zum Einsatz der Gruppenpädagogik im Kontext von Schulungen und Trainings erörtert. Hierbei wird konkret auf die Phasen „zum Kennenlernen, für den Einstieg in ein Thema, zur Vermittlung von Lerninhalten, zum Transfer und für den Bereich Feedback/​Evaluierung“ (Klaiber 2022, S. 58f) eingegangen. Der Abschnitt 4.2 handelt von Gruppen in beratenden Settings und setzt sich in der Folge näher mit Selbsthilfegruppen, der kollegialen Fallberatung/dem Gruppencoaching, der Mediation und der Supervision auseinander. Es folgt mit Abschnitt 4.3 die Betrachtung der Erlebnispädagogik als ein weiteres Handlungsfeld der Gruppenpädagogik. Der Autor definiert zunächst den Begriff des Erlebens, widmet sich dann der Historie der Erlebnispädagogik bis in die Gegenwart und zeigt einige „Methoden moderner Erlebnispädagogik“ (Klaiber 2022, S. 74) auf. Abschnitt 4.4 greift die Möglichkeiten der Gruppenpädagogik in Organisationen auf. Hierbei wird auf die Begriffe Personal- und Organisationsentwicklung eingegangen und im Anschluss daran, werden konkrete Maßnahmen und Konzepte für diesen Kontext tabellarisch samt weiterführender Literaturhinweise vorgestellt.

Kapitel 5

Das Kapitel widmet sich „Grundlegenden Konzepten der Arbeit mit Gruppen und Implikationen für die Erwachsenenbildung“ (Klaiber 2022, S. 85 – 141). Wie der Autor in der Einleitung seines Buches erwähnt, ist es ihm ein Anliegen, dass Praktiker*innen eigene Grundsätze – eine eigene Philosophie – ihrer Gruppenpädagogik finden und entwickeln (vgl. Klaiber 2022, S. 10/S. 85); das Kapitel 5 soll dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Abschnitt 5.1 widmet sich dem Gedanken der eigenen Philosophie für die Arbeit mit Gruppen. 5.2 befasst sich mit dem Entwicklungsmodell einer Gruppe von B. Tuckman. Hierzu werden die einzelnen Phasen Forming, Stroming, Norming, Performing, Reforming erklärt und im Anschluss daran im Hinblick auf dessen Anwendung in der Erwachsenenbildung kritisch beleuchtet. Abschnitt 5.3 behandelt die Modelle des horizontalen und des vertikalen Schnitts nach König & Schattenhofer (2016, S. 23f) und deren Bedeutung für die Erwachsenenbildung. 5.4 fokussiert die Aspekte Führung, Leitung und Moderation, 5.5 die Konzepte zum Thema Rollen und deren Bedeutung in Gruppen. Der Abschnitt 5.6. widmet sich der Kommunikation in Gruppen. Dabei werden das Konzept der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth Cohn, die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg behandelt. Der Abschnitt 5.7 finalisiert dieses große Kapitel, indem sich der Autor den „gruppenpädagogischen Prinzipien nach Magda Kelber“ (Klaiber 2022, S. 132) zuwendet.

Kapitel 6

Um den Lesenden auf dem Weg zur „Entwicklung einer Philosophie der Arbeit mit Gruppen“ (Klaiber 2022, S. 143 – 152) zu unterstützen, stellt Sven Klaiber in diesem Kapitel seine eigenen Leitlinien und Grundsätze der Arbeit mit Gruppen als Praxisbeispiel zur Verfügung.

Kapitel 7

Im Fazit und Ausblick des Buches rekapituliert der Autor nochmals alle Abschnitte seines Werkes. Mit einer Sammlung der noch offenen Fragen, der Benennung verschiedener Einschränkungen schließt dieser mit den „Zentralen Erkenntnissen der Untersuchung“ (Klaiber 2022, S. 161). Demnach gilt es in der Praxis nach individuell zu entwickelnden Grundsätzen zu handeln. Diese sollen reflektiert aus verschiedenen Theorien, Ansätzen und den eigenen Erfahrungen abgeleitet, schriftlich erfasst und weiterentwickelt werden (vgl. Klaiber 2022, S. 161). 

Diskussion

Das vorliegende Buch „Grundfragen der Gruppenpädagogik“ von Sven Klaiber (2022) bietet ausgehend vom Gedanken, dass es für die Arbeit mit Gruppen in der Erwachsenenbildung wichtig ist, eigene Grundsätze und eine eigene Philosophie zu entwickeln, gut strukturiertes und anregendes Material. Der Autor widmet sich dazu der Bestimmung dessen, was eine Gruppe und die Gruppenpädagogik ist, erörtert die geschichtliche Entwicklung der Gruppenpädagogik sowie deren Anwendungs- und Handlungsfelder in der Erwachsenbildung. Weiters, werden grundlegende Konzepte für die Arbeit mit Gruppen sowie Implikationen für die Erwachsenbildung behandelt. Als Praxisbeispiel macht der Autor seine eigenen verschriftlichen Grundsätze für die Arbeit mit Gruppen sichtbar und animiert damit die Lesenden, die eigene Praxis ebenso zu reflektieren sowie zu konkretisieren.

Fazit

Sven Klaiber (2022) gelingt es in diesem Buch Theorie und Praxis gut nachvollziehbar zu verschränken. Die Idee, dass es sinnvoll oder sogar erforderlich ist, eine eigene Philosophie der Gruppenarbeit zu entwickeln, eröffnet Gruppenarbeiter*innen einen weiten kreativen Raum, die eigene Praxis individuell zu gestalten; gleichzeitig bedeutet es, Verantwortung für das eigene professionelle Tun zu übernehmen. Das Buch beinhaltet jede Menge gut strukturiert aufbereitetes Material für die Arbeit an den eigenen Grundsätzen und animiert wie vom Autor empfohlen zu dessen schriftlicher Konkretisierung.

Rezension von
Reinhard Heinetsberger
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Es gibt 1 Rezension von Reinhard Heinetsberger.

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Zitiervorschlag
Reinhard Heinetsberger. Rezension vom 02.02.2023 zu: Sven Klaiber: Grundfragen der Gruppenpädagogik. Anregungen für die Entwicklung individueller "Grundsätze der Arbeit mit Gruppen" aus der Sichtweise der Erwachsenenbildung. Logos Verlag (Berlin) 2022. ISBN 978-3-8325-5411-8. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29706.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.


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