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Jörg Maywald: Kinderschutz

Rezensiert von Alexandra Großer, 27.10.2022

Cover Jörg Maywald: Kinderschutz ISBN 978-3-7698-2543-5

Jörg Maywald: Kinderschutz. Schritt für Schritt zum Kita-Schutzkonzept : Basiswissen, Fallbeispiele, Reflexionsfragen und Checklisten. Bildkarten & Arbeitsmaterial für Kita-Teams. Weiterbildung zur Gewaltprävention. Don Bosco Verlag (München) 2022. 96 Seiten. ISBN 978-3-7698-2543-5. D: 25,00 EUR, A: 25,70 EUR, CH: 30,00 sFr.
Reihe: Don Bosco Medienpakete für das Kindeswohl.

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Thema

Kindertageseinrichtungen sollen ein sicherer Ort für Kinder sein, indem Kinder geschützt werden, Geborgenheit finden, gewaltfrei aufwachsen. Jede Kita und jede Krippe ist gesetzlich verpflichtet ein Kinderschutzkonzept zu erarbeiten. Das Materialpaket unterstützt bei der Erarbeitung eines Kinderschutzkonzepts. Es stellt Hintergründe vor und klärt die Fragen, was ein Kinderschutzkonzept ist, warum jede Kita und Krippe ein individuelles Kinderschutzkonzept braucht, wie dieses Schritt für Schritt erarbeitet werden kann, was Kindeswohlgefährdung ist und was bei Verdachtsfällen zu tun ist.

AutorIn oder HerausgeberIn

Jörg Maywald ist Experte für Kinderrechte und Kinderschutz. Von 1995 bis 2021 war er Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind. Von 2002 bis 2022 war er Sprecher der National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Seit 2011 ist er an der Fachhochschule Potsdam Honorarprofessor.

Aufbau

Das Materialpaket besteht aus einem Booklet und 35 Bildkarten. Die Karten sind in drei Kategorien eingeteilt, die sich farblich voneinander unterscheiden. Das Booklet enthält neben der Einleitung fünf Kapitel, die Hintergrundwissen zum Schutz der Kinder vor Gewalt beinhalten. Jedes Kapitel enthält zu Beginn einen farbigen Kasten in dem aufgeführt wird, was die Leser*innen erwartet. Am Ende jedes Kapitels enthält ein weiterer farbiger Kasten eine Zusammenfassung des Kapitels. Zum Materialpaket gehören weitere Materialien, die über einen Downloadcode des Verlags zum Herunterladen bereitstehen.

Inhalt

In der „Einführung“ geht Maywald auf die unterschiedlichen Definitionsfassungen von Kinderschutz ein sowie auf die Ziele des Materialpakets, die Zielgruppe und die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Materialpakets.

In diesem Kapitel „Hinweise zum Einsatz der Karten und des Downloadmaterials“ werden die Einsatzbereiche der unterschiedlichen Karten besprochen. Insgesamt gibt es drei verschiedenen Kartenkategorien: Reflexions-, Diskussions- und Fallbeispielkarten. Alle Karten dienen der Reflexion, dem Austausch und Auseinandersetzung mit dem Thema Kinderschutz. Die Karten können zur Einzelarbeit, im Team oder in der Fortbildung in Kleingruppen eingesetzt werden. Laut Maywald bieten die Fallbeispielkarten die Chance einer gemeinsamen Erstellung „eines praxisnahen Schutzkonzepts“ (S. 12). Er fordert die pädagogischen Fachkräfte bei den Praxisbeispielen auf auch nach den möglichen Bedürfnissen der jeweiligen Protagonist*innen zu fragen sowie „sich mehrere Handlungsalternativen“ (S. 13) zu überlegen. Das Downloadmaterial besteht aus 14 Arbeitspapieren.

Mit dem Kapitel „Das Recht des Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung“ beleuchtet Maywald in einem kurzen Abriss zunächst die geschichtliche Entwicklung zur gewaltfreien Erziehung. Angefangen bei den Römern bis hin ins 20. Jahrhundert zur Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention im Jahr 1989 und seiner Verankerung im Bundesgesetzbuch im Jahr 2000. Im weiteren Verlauf zeigt der Autor die rechtlichen Rahmenbedingungen auf und gibt einen Einblick in die verschiedenen Gesetze, in denen der Kinderschutz und das Wohl des Kindes eingebettet sind.

Im Kapitel „Der Schutzauftrag von Kitas bei Kindeswohlgefährdung“ werden die verschiedenen Formen der Gewalt in den Blick genommen. Anschließend geht der Autor auf die Ursachen und Folgen von Gewalt gegen Kinder ein. Unterschiedliche Risikofaktoren können zu Gewalt gegen Kinder führen. Die Folgen von Gewalt können für Kinder ebenso vielfältig sein wie die Formen (S. 35). „Unterschieden werden können körperliche Verletzungen, psychosomatische Störungen, intellektuelle-kognitive Beeinträchtigungen, seelische Störungen, unspezifische Beeinträchtigungen und posttraumatische Belastungsstörungen“ (S. 37). Maywald warnt bei Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung vor blinden Aktionismus, stattdessen ist es wichtiger in Ruhe zu überlegen, sich mit den Kolleg*innen auszutauschen sowie planvoll vorzugehen. Damit dies gelingt hat der Autor verschiedene Faktoren zur Vorbereitung und Durchführung eines Elterngesprächs zusammengestellt. Im Anschluss verweist er auf verschiedene Gewaltpräventionsmaßnahmen.

Der Autor geht in diesem Kapitel „Die Kita als sicherer Ort für Kinder“ auf Formen, Ursachen und Folgen von Gewalt durch pädagogische Fachkräfte in der Kita ein. Besonders häufig kommen in pädagogischen Beziehungen seelische Verletzungen vor (S. 52). Begünstigt wird Fehlverhalten und Gewalt in Kitas durch Wegschauen und ein fehlendes Kinderschutzkonzept. Die Ursachen können vielschichtig sein und sich wechselseitig bedingen. „Häufig spielen Überforderung und individuelles Versagen, fehlende Unterstützung im Team oder durch die Leitung, Ausbildungsmängel sowie strukturelle Ursachen eine Rolle“ (S. 54). Neben negativen Folgen „für das Team, die gesamte Einrichtung und den Träger“ (S. 58) haben Fehlverhalten und Gewalt von pädagogischen Fachkräften vor allem Folgen auf das Kind, die Gruppe und alle Kinder in der Kita sowie die Eltern. In seinen Ausführungen geht Maywald explizit auf die vielfältigen Folgen ein. Des Weiteren zeigt der Autor die weitere Vorgehensweise nach Fehlverhalten auf. „Je nach Situation“ (S. 62) kann dies „von einem kollegialen Gespräch über eine Beratung im Team, die Einbeziehung der Leitung und Gespräche mit dem Kind und den Eltern bis hin zur Inanspruchnahme externer Unterstützung, der Information des Trägers, einer Meldung an das Landesjugendamt oder arbeits- und strafrechtliche Maßnahmen reichen“ (ebd.). Als präventive Maßnahmen nennt Maywald die Beteiligung der Kinder bei allen sie betreffenden Entscheidungen, die Fortbildung von pädagogischen Fachkräften zu Themen des Kinderschutzes und Kinderrechten sowie die Selbstreflexion der eigenen Biografie und Verhaltens. Doch auch die Teamkultur und Solidarität unter den Fachkräften gehört dazu, wie auch die Weiterentwicklung des institutionellen Kinderschutzes auf allen Ebenen.

Mit dem Kapitel „Das Kinderschutzkonzept für die Kita“ führt der Autor die Leser*innen durch die Konzeptbausteine und Schritte der Entwicklung eines Kinderschutzkonzepts. Im Anschluss geht er auf die Bedeutung des Kinderrechtsansatzes in der Arbeit mit Kindern und dessen Prinzipien ein. Mit den ethischen Leitlinien der „Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen“ (S. 85) beendet der Autor das Kapitel.

Das Kartenset besteht aus 14 Karten mit Fallbeispielen, 11 Karten mit Reflexionsfragen und 10 Diskussionskarten. Die Diskussionskarten enthalten Aussagen zu verschiedenen Themen, die zu einem Austausch im Team einladen und die durchaus zu kontroversen Diskussionen führen können. Die Reflexionskarten enthalten Fragen, die zum einen zur Selbstreflexion anregen und zum anderen, sich zu überlegen, was bereits in der Kita zum Schutz der Kinder getan wird. Welche Präventionsangebote es beispielsweise gibt oder welchen Umgang es mit Konflikten gibt. Die Fallbeispiele enden alle mit einer Frage, die zum Austausch im Team anregen. Gleichzeitig geht es immer auch darum zu überlegen, welche Konsequenzen nötig sind beziehungsweise, was die Kita jetzt tun muss.

Das Downloadmaterial enthält 14 Arbeitspapiere zum Thema Kinderschutz. Darunter finden sich beispielsweise Gesprächsleitfäden, ein Beschwerdegesprächsprotokoll, ein Notfallfahrplan bei Verdacht auf Fehlverhalten, eine Liste mit den Schritten zum Kinderschutzkonzept.

Diskussion

Das Kartenset dient der vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Thema Kinderschutz in der Kita sowie der Reflexion der eigenen Haltung. Mit den Hinweisen im Booklet zur Arbeit mit den Karten, haben Teams die Möglichkeit Veränderungsprozesse anzustoßen und sich aktiv mit dem Thema Kinderschutz auseinanderzusetzen. Denn es geht nicht nur darum ein Kinderschutzkonzept anhand des Leitfadens zu schreiben, sondern dieses mit Leben zu füllen und aktiv zu beschreiben, wie das Team, wie jede einzelne pädagogische Fachkraft, die Grenzen der Kinder wahrt und sie vor übergriffigen Verhalten schützt. Unabdingbar ist dabei die Auseinandersetzung und Etablierung einer Feedbackkultur und von Beschwerdeverfahren. Im Booklet finden sich viele Hintergrundinformationen rund um das Thema Kinderschutz und Kinderrechte. Maywald zeigt vor allem auch auf, welche Konsequenzen es für Kinder, Eltern und Kita hat, wenn es in der Kita zu übergriffigen Verhalten durch pädagogische Fachkräfte kommt. Indem Jörg Maywald auch auf die verschiedenen Formen der Gewalt eingeht, sensibilisiert er für besonders für dieses Thema, nicht zuletzt auch durch die Arbeit mit dem Kartenset.

Fazit

Jede Kita muss ein Kinderschutzkonzept vorweisen können. Wer sich auf den Weg macht, Kinderschutz nicht nur auf dem Papier festzuhalten, sondern auch durch Auseinandersetzung und Reflexion im Team, sich selbst, sein Verhalten und seine Haltung zu hinterfragen, und sich so Schritt für Schritt ein mit Leben gefülltes individuelles auf die Einrichtung passgenaues Kinderschutzkonzept erstellt, hat mit dem Materialpaket ein gutes Unterstützungsinstrument zur Hand. Mit der Erstellung eines Schutzkonzepts leisten Kitas einen wertvollen Beitrag zur Qualitätsentwicklung ihrer pädagogischen Arbeit.

Rezension von
Alexandra Großer
Fortbildnerin, päd. Prozessbegleiterin, systemische Beraterin
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Es gibt 54 Rezensionen von Alexandra Großer.

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Zitiervorschlag
Alexandra Großer. Rezension vom 27.10.2022 zu: Jörg Maywald: Kinderschutz. Schritt für Schritt zum Kita-Schutzkonzept : Basiswissen, Fallbeispiele, Reflexionsfragen und Checklisten. Bildkarten & Arbeitsmaterial für Kita-Teams. Weiterbildung zur Gewaltprävention. Don Bosco Verlag (München) 2022. ISBN 978-3-7698-2543-5. Reihe: Don Bosco Medienpakete für das Kindeswohl. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/29749.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.


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